BauertothePeople (B2P)

Wilhelm Geiger

B2P Interview | Schnecken aus Wien - Andreas Gugumuck

Mann mit Kappe macht Schnecke in Stadt

31.12.2024 10 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

Andreas Gugumuck hatte einen Hof und suchte eine Idee. In einer Zeitschrift fand er diese dann auch: Schnecken. Wer, wie, was, warum ... erzählt er im B2P-Interview mit Bianca Blasl.

Ihr könnt Andreas in Folge 74 unseres Podcasts besser kennenlernen.

VERNETZEN 
 
MUSIK 
Leit hoits zamm – Haindling 
Power to the People – Junior Kelly 
 
… und ein bisserl selbst gesungen 😊 
 
Durchs Reden kommen die Leut´ zamm! 

Transkript

Wir stehen hier neben der schnellsten Schnecke in ganz Wien, nämlich neben Andreas Gugumuck. Das ist Bauer to the People, hinter den Kulissen von den Wiener Schnecken und sag mal, wie kommt man auf die Idee in Wien Schnecken zu züchten? Ja, also Wien war ja einst eine weltweite Schneckenmetropole. Also, ich weiß nicht, ob man das sieht hier in der Kamera. Das ist ein Kupferstich aus den Jahren 1810 vom berühmten Wiener Schneckenmarkt und ich habe mir gedacht, dieser Tradition ist es wert, wiederbelebt zu werden. Und ja, wir sind hier auf unserem Eigengrund in Rot-Neusiedl und hatte gedacht, perfekte Voraussetzungen. Das Wiener Becken ist sehr kaltkältig. Also wir waren ja vor eine Million Jahren am Boden des Wiener Urmeers und der ganze Kalk ist natürlich von den Muscheln von damals noch und das ist perfekt für die Schnecken. Wir haben einen Brunnen da, eben das Hausfeld, also es war eigentlich perfekt, um hier mit einer Schneckenzucht zu starten. Hat auch sehr gut funktioniert, also die Schnecken fühlen sich wirklich hier sehr wohl. Auch die Mediterranen von Jahr zu Jahr besser, also der Klimawandel ist da und wir arbeiten hier auch natürlich mit den Schnecken. Also wir versuchen nicht gegen die Natur zu arbeiten, sondern die Natur ist wie sie ist und wir lernen von Jahr zu Jahr, wie eine Schneckenzucht besser geht. Jetzt aber mal ehrlich, du bist zwar hier aufgewachsen, Andreas, aber du kommst eigentlich aus der IT-Branche. Nach Schnecken, die hat keiner gefragt, ob du das machst, das hat keiner gebraucht. Wieso stehst du heute immer noch hier? Ja, also wir haben uns ein Produkt ausgesucht und einen Markt erschaffen. Den Markt für Schnecken gab es nicht. Wenn ich zu den Gastronomen gegangen wäre, ich habe es in der Zeitung gelesen, da würde es nächstes Jahr mit den Schnecken anfangen, also hätten mich alle rausgehauen. Darum habe ich einfach mutig die Entscheidung getroffen, ich starte hier mit der Schneckenzucht und entwickle einen Markt. Mir war klar, über den Handel wird es nicht gehen, sondern eher über die gehobene Gastronomie und so war es dann über die Spitzengastronomie, haben wir dann im Jahr 2009 die ersten Schnecken, die wir hier gezüchtet haben, auch vertrieben. Das war Guerilla-Vertrieb. Ich bin ins Turm hinaufgefahren, da war gerade der Bernie Rieder, Chefkoch, und hab gesagt, Bernie, komm mal zum Fenster her. Da drüben, der Isot-Neusiedl, und da züchte ich gerade Schnecken. Und der ist mit seinem Geschäftsführer mitgefahren und hat die ersten tausend Stück bestellt. Klimawandel. Du hast gesagt, das Klima ändert sich, die neuen Schneckenarten, die du hier züchtest, die Medizeralien, die mögen es. Wie ändert sich das und kannst du damit den Schnecken überhaupt weitermachen? Ja, also die Schnecke ist ja sehr genügsam. Also wir brauchen ja nicht viel Wasser, sondern es geht nur um die Benetzung in der Nacht, also feinen Sprühnebel. Da ist ja ganz wenig Wasserverbrauch, aber ich brauche natürlich eine feuchte Oberfläche. Also bei mir geht es natürlich auch um Leistung und ich brauche dafür ein Paradies für die Schnecken. Und eine tropische Nacht oder Meere, so wie es jetzt letztes Jahr war, kann. Ich mir nicht leisten. Deswegen unterstützen wir das Ganze. Ich habe einen Automaten, der alle paar Stunden einen feinen Sprühnebel gibt bis um drei in der Früh. Und wenn die Sonne dann hier im Osten steigt, dann suchen die Schnecken eine Möglichkeit, sich von der Sonne zu verstecken. Und die sind dann alle hier auf den Holzscheiteln oben. Und was man da jetzt so blinken sieht, das sind CDs, weil die Schnecken sind natürlich auch ein perfektes Futter für die Vögel. Und man glaubt ja gar nicht, wie Corona eine Auswirkung auf einen Schneckenzüchter hat. Also ganz kuril, also wir haben da drüben schwächert, auf einmal gab es keine Flugzeuge mehr und auf einmal hatten. Wir noch nie, gab es Starre. Ein Schwarm von Starren war hier drinnen und hat Schnecken verschmaust. Erstens Corona keine Abnehmer, dann sehr viele Babyschnecken weg. Dann habe ich mir gedacht, im nächsten Jahr, ich mache es besser. Ich spanne ein 2000 Quadratmeter Vogelnetz. Alles in einem Stück. Also kannst du dir vorstellen, 2000 Quadratmeter in einem Stück, das Aufrollen über sehr viele Steher da drüber. Aber ich habe nicht ganz mit der Natur gedacht. Wir hatten ein anderes Problem, Nagetiere, Mäuse und so weiter, weil die Falken, die hätten die Mäuse weggepickt. Durch das Vogelnetz hatte ich da noch ein viel größeres Problem. Also man sieht als Schneckenzüchter, so trivial ist das nicht. Man muss agil und beweglich bleiben wie beim Boxen und immer schauen, wie man weiter lernt und wir lernen von Jahr zu Jahr, wie man es besser macht. Apropos Schnecken snacken. Ein Mensch wie ich, der grundsätzlich sehr affin ist. Essen super. Also ich habe bei einer Schnecke gedacht, Was sagst du mir, wie verkaufst du mir das? Probier's! Wie bringst du mich dazu? Ich habe da drüben unsere Gartenbar und ich glaube niederschwelliger geht es nicht mehr. Du kannst nicht einfacher in das Schneckenuniversum einsteigen als hier bei uns in der Gartenbar. Es gibt nirgendwo eine Schnecke, der Futter schaut aus wie eine Schnecke, aber sonst heißt es Gartenbar. Wir haben hier vom Schnittlauchbrot Deluxe, selbst eingelegtes Kimchi, fermentiert, Selbstgeräusche des Pastrami und dazu gibt es zum Beispiel neben Fisch und Chips auch Snail and Chips. Die Schnecken so wie Backfleisch mit Crenn und Senf mariniert und. Mit schönen Chips und einem fantastischen Trüffelmayo oder ein Flammkuchen. Ein Flammkuchen mit Balsamico Schnecken, die sind sogar süß. Und wenn du dich dann drüber traust, also ich weiß, dass dir das schmecken wird. Der Klassiker der Klassik ist natürlich die Schneckenpfanne und da haben wir jetzt drei verschiedene Buttervarianten oben und in die wir dich verlieben. Also das sind einfach ein Gedicht zum reinköpfeln. Aber der erste Schritt ist einmal es zu probieren und du wirst sie nachher lieben. Journalisten die wir sind werden wir genau das dann tun, aber vorher noch, du bist vielleicht das eine oder andere Mal auch echt auf die Pappen gefallen mit dem was du machst. Mit jemanden, der neu mit etwas anfängt und auf die Goschen fällt und aufgeben will, was sagst du dem? Es ist zu früh. Durchhalten, durchhalten, durchhalten, lästig sein, weitermachen und du wirst gewinnen. Im Endeffekt wirst du gewinnen, aber du hast eine Entscheidung getroffen, was zu machen. Entscheidern ist nur eine Entscheidung zum falschen Moment aufzugeben. Ja, weitermachen und dann wirst du Erfolg haben. Du rotierst hier zwischen Veranstaltungen, Bar, Schneckenproduktion, Zukunftshof. Was motiviert dich jeden Tag aufzustehen und weiterzumachen? Die kurzen Wege hier. Eine Stadt der kurzen Wege. Das ist natürlich auch das Dilemma, wenn man am selben Hof wohnt, dann gibt es keinen Abstand. Das ist schon ein Dilemma, weil du arbeitest rund um die Uhr, empfindest das aber nicht so als Arbeit. Das ist schon ein bisschen das Dilemma. Auf der anderen Seite ist es wirklich eine Stadt für mich der kurzen Wege, also ich bin in der Stadt, wohne dort, arbeite dort, gehe über die Straßen, habe das eine Projekt, über die anderen Straßen das andere, also ja, dadurch auch sehr viele Synergien. Andreas, was macht dich zum Wiener? Ja, also mir wurde der Dialekt tatsächlich in der Volksschule abgewohnt. Gewohnt. Offenbar habe ich wirklich noch davor im Dialekt gesprochen, aber das hat man mir dann in der Volksschule irgendwie abgewöhnt. Oder nein, im Kindergarten eigentlich wieder abgewöhnt. Aber vom Denken her und vom Tun, vom Schmähführen, also ich bin glaube ich schon ein Urwiener. Also seit 300 Jahren ist meine Familie da, das lässt sich nicht leugnen. Also ich fühle mich als Wiener und bin stolz auch ein Favoritner zu sein. Also allein Favoriten. Wir sind die drittgrößte Gemeinde Österreichs, Wien, Graz, Favoriten, dann kommt erst Linz. Also wir haben letztes Jahr Linz überholt und natürlich hier in Rot-Neuersiedl, wenn man da rausschaut, bis zum Horitz und noch Felder und diese Stadt wollen wir aktiv mitgestalten und ich fühle mich als stolzer Rot-Neu-Siedler-Favorit und auch Wiener. Und sag mal, wie schaut Landwirtschaft in Wien in 30 Jahren aus? So, was man gar nicht weiß, 14 Prozent der jetzigen, also wir schreiben das Jahr 2023, ich weiß nicht wann das ausgestrahlt wird, aber wahrscheinlich schon noch heuer, also 2023, 14 Prozent unserer Fläche Wiens wird landwirtschaftlich genutzt. Was kennen wir in Wien? Den Wein. Aber kein Mensch weiß, dass man in Wien mehr Weizen anbaut als in Salzburg, Tirol, Vorarlberg gemeinsam. Und das in Wien. Also Wien zählt zu den besten Weizenbaugebieten auch Europas. Also Wien, Niederösterreich, dieses Grätzl, man sieht es auch hier, ein schönes Weizenfeld. In 20, 25 Jahren sind alle unsere utopischen Ideen einer Stadtlandeschaft Wirklichkeit geworden. Wir haben die Architektur beeinflusst. Jedes Haus hat Schmutzräume unten, wo man die Sachen, die in der Gemeinschaft im Bau produziert werden, auch verarbeiten kann. Man hat Gemeinschaftsküchen, die Dächer sind. Da gibt es nicht nur Photovoltaik, nein, es gibt essbare Gärten. Das Zwischengrün ist nicht nur Wiese mit totem Boden darunter, sondern das ist lebendiges Leben und wir haben es geschafft, eine Ernährungswende beizuführen, ein erfülltes Leben, wo wir selbstbewusst entscheiden können, was wir essen, von wem wir es essen, weil es ist ganz transparent. Es kommt aus Rot-Neuersiedl. Joan Dreers, vielen Dank. Das war Power to the People und die schnellste Schnecke von Wien aus Rot-Neuersiedl. Schneckenkuss!

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