BauertothePeople (B2P)

Wilhelm Geiger

B2P100 Willy Geiger - Rollentausch | Im Gespräch mit Barbara Stöckl

23.06.2024 73 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

Es ist die Folge 100 der ausführlichen Podcast-Gespräche bei BauertothePeople. Was soll man da machen? Antwort: Einen Rollentausch. Und so hat Willy einfach mal bei Barbara Stöckl nachgefragt, ob sie sich Zeit für ein Gespräch nehmen würde? Und Barbara hat "Ja" gesagt! 

Die Rolle tauscht in diesem Fall nur Willy. Barbara macht das, was sie vermutlich so gut kann, wie kaum eine andere. Fragen stellen und zuhören. Und so konnte Willy auch gleich noch etwas lernen. Wenn er nicht gerade nervös war und auf dieser ungewohnten Seite des Tisches nach Antworten suchte. 

Normalerweise heißt es ja bei BauertothePeople "Wir geben Antworten, indem wir Fragen stellen". Heute war es genau umgekehrt. Willy erzählt von sich, seine Kindheit und wie all das letztlich doch sehr viel mit BauertothePeople zu tun hat. Und darüber, dass die Suche nach der Wahrheit ein gleichwohl lustvoller, aber auch unendlicher Weg ist, auf dem man bestenfalls kurz zum Stehen kommt. 

Es war ein sehr schönes Gespräch und eine spannende Erfahrung. Beim nächsten Mal sitzt Willy dann aber wieder auf der Seite des Tisches, auf der er auch die für die kommenden 100 Folgen des Podcasts Platz nehmen wird. Auf Barbaras Seite, beim Zuhören und Fragen stellen.

Transkript

Am Nacho kannst du kommen, du hast viel versäumt. Oder hast du uns zugehört die ganze Zeit? Ich habe euch ein paar von der Küche und von ihr ein bisschen zugehört. Das ist ja fast eine Doktorarbeit. Was heißt fast eine Doktorarbeit? Das ist ein doppelter Doktor. Leute, halt zusammen, sonst dauert es nicht mehr recht lang. Music. Auf einmal tut es einen gescheiten Schäberer und dann kracht alles zusammen. Power to the People, der Podcast für Perspektiven rund um Essen, Menschen und Landwirtschaft. Weil nur durchs Reden kommen die Leute zusammen. Music. Grüße. In dieser Ausgabe des Power to the People Podcast gibt es etwas zu feiern. Und zu diesem Anlass habe ich mir etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Ja, in der Medien- und Podcastwelt muss man ja auch ständig darüber nachdenken, wie man sich und seine Formate weiterentwickeln kann. Und mit ein bisschen Glück kann man dann auch andere ein wenig inspirieren. Vulgo Influenzen, wie es so schön heißt, es einem dann auch gleich zu tun. Auf Neudeutsch spricht man dann auch von Impact und es freut mich sehr, wenn wir da ab und an auch einmal etwas beitragen können. Mein Leitsatz für Bauer to the People ist ja, wir geben Antworten, indem wir Fragen stellen. Das heißt dann aber auch im Umkehrschluss, dass man sich selbst im Gespräch nicht zu wichtig nimmt natürlich und seinen Redeanteil im Gespräch auf Zuhören und Fragen reduziert und nicht dieser dauerhaften Versuchung des Co-Referates anheimfällt. Warum erwähne ich das? Weil ich heute den Spieß umgedreht habe. 99 unserer langen Podcast-Folgen sind bisher entstanden. Das sind fast 300 Stunden an Gesprächen, wo immer wieder Menschen am Tisch saßen, die aus ihrem Leben und von ihren Tätigkeiten gesprochen haben. Und jetzt wollt ihr auch mal wissen, wie sich diese Seite des Tisches anfühlt. Eins kann ich gleich vorwegnehmen, ich bleib beim Fragen stellen und beim Zuhören, da hängt mein. Auch wenn die Barbara gemeint hat, dass es eigentlich ein sehr schönes Gespräch war. Die Barbara, das ist die Stöckel-Barbara und die hat sogar ihre eigene Fernsehsendung. Ich würde sogar sagen, die Stöckel ist eine Institution. Und wenn jemand weiß, wie man auf eine sehr persönliche Art und Weise Fragen stellt und Gespräche führt, dann die Stöckel. Ich habe die Barbara einfach gefragt, ob sie das machen würde und sie hat Ja gesagt. Was soll ich sagen, hin und wieder hast du einfach einen Klick, auch wenn es meistens ein Vogel ist. Ich habe mich auf jeden Fall an kompletten Haxen ausgefreut und an dieser Stelle noch einmal ein ganz großes Danke, liebe Barbara, dass du dir die Zeit genommen hast. Ja und ich war nicht der Willi, wenn ich es trotz dreifacher Kontrolle meiner Ausrüstung, wenn ich da nicht wieder einen Teil daheim vergessen hätte. Und da kommt dann der Benno ins Spiel. Der Benno ist quasi mein polnischer Schutz- und Improvisationsengel und die gute Seele im Hause Stöckl. Special Thanks und fette Credits an dich, Benno. Danke dir. Und es hat sich auch wieder mal gezeigt, dass man mit Gaffer-Tape und Kabelbindern so ziemlich alles reparieren kann und ein guter Pfusch auch manchmal besser ist als das Original. Ich rede natürlich von Benno seiner Konstruktion und nicht von mir und von der Stöckl. Von der kann der Pfusch nämlich ich noch so einiges lernen. Und das hatte er, Ulgo ich, das habe ich auch vor. Ja, und wie gesagt, ab der nächsten Folge findet ihr mich dann wieder dort, wo ich hingehe. Nämlich auf die andere Seite des Tisches, beim Zuhören und Fragen stellen. Jetzt aber viel Spaß mit der aktuellen Etwas-Vertreten-Folge. Du musst jetzt mich einmal einschulen. Beim Podcasten? Ja, weil, beginnt irgendwas? Einen speziellen Beginn? Ja, ich habe mir genau nichts überlegt. Aber hast du immer einen gleichen oder so? Nein, so wie jetzt. Ich glaube, wir sind jetzt gerade wieder live in den Podcast eingestiegen. Wir sind live in den Podcast eingestiegen. Und normalerweise fange jetzt ich zum Reden an. Jetzt bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich jetzt zum Reden anfange. Nein, du rätst einmal nicht, weil es ist nämlich anlässlich des 100. Podcasts heute so, dass es mir eine Freude und eine Ehre ist, dass ich den Willi Geiger vorstellen darf oder zum Gespräch bitten darf. Darf ich? Naja, aber die Menschen sollen ja mal wissen, den ganzen Namen. Ja, also damit einmal das Formale. Dann machen wir gleich mit Formalitäten weiter. Daten, Zahlen, Daten, Fakten. Schuhgröße. 46. Das ist ziemlich groß. Ja, ich lebe auf großem Fuß. Ja, großer Fußabdruck. Aber nur so podcasttechnisch, nicht ökologisch. Nicht ökologisch, gut. Du bist der Kopf hinter dem Projekt Power to the Bibel. Wenn du jetzt so zurückdrehst, das Rad der Zeit, mit welcher Intention, mit welcher Idee bist du da hineingestolpert? Was wolltest du eigentlich? Danke für die Frage, die ist zentral, die habe ich mir selbst fast 40 Jahre lang gestellt. Ich habe tatsächlich, ich finde es jetzt lustig, dass ich jetzt endlich mal auf der anderen Seite sitze, das ist ein kammeltschräger Zustand gerade. Ich habe eigentlich mein Leben lang nicht gewusst, was ich machen soll. Also ich habe Koch gelernt mit 15, aber auch nur, weil ich nach dem Poli nicht gewusst habe, was ich tun soll und weil irgendwie Lehrberuf so das einzige Thema war, was auf meiner Agenda realistisch gestanden ist. Habe dann Koch gelernt, wieder nicht gewusst, was ich tue. Das war nichts für mich, ich war einfach zu sensibel. Ich war einfach ein total unsicheres Kind damals. Und es waren drei, drei harte Lehrjahre. Und die nächsten, ich bin jetzt 44, danke, ich weiß, man sieht es nicht. Aber ich habe bis 40 gebraucht, herauszufinden, was ich eigentlich wirklich machen will. Und es war immer so, ich war in jedem Job, den ich gemacht habe, immer so zwei, drei Jahre drinnen, drei Jahre, wenn es wirklich lang war. Und ich habe schon fast ein bisschen das Gefühl gehabt, ich bin verloren und es gibt keinen Platz für mich irgendwo auf dieser Welt. Und dann ist Corona gekommen eigentlich. Ich war damals wieder in einem zweijährigen Job als Innovationsmanager und bin dann halt bei meinem Freund, dem Christian, dem Christian Bachler oben gesessen, den ich jetzt habe, ich habe nachgeschaut, den ich seit 2017 kenne, und habe dort oben Hof-Office gemacht und irgendwie so beim Reden mit dem Christian und beim Sudern und allem möglichen bei Hopfen-Smoothie ist dann irgendwann das Wort Bauer to the Bibel gefallen. So was, Wortwitz, ich liebe schlechte Wortwitze, das ist glaube ich eine meiner einzigen und großen Fähigkeiten, die ich habe. Und da ist einfach mal alles zusammengekommen. Und dann hat es irgendwie Sinn gemacht. Ich habe Soziologie studiert, Also Koch, Soziologie, Sozioökonomie und Essen, Menschen und Gesellschaft und dann 20, 25 Jahre Suche nach dem, was mir liegt. Und mit der vollen Verzweiflung bin ich auf einmal bei Bauer zu der Bibel gelandet. Und dann war noch ein deutscher Freund da, der hat gesagt Podcast und zwei Wochen später wurde die erste Folge aufgezeichnet. Und dann bist du sozusagen mitten hineingesprungen, aber ein bisschen mehr würde ich gerne noch von davor wissen. Du stammst aus Salzburg? Ja, ich bin aus Salzburg. Ich bin ein halber Lungauer und ein halber Pinzgauer. Das heißt, wie dürfen wir uns vorstellen, wie bist du aufgewachsen? Wo hat die Suche begonnen? Wie bin ich aufgewachsen? Zwischen Mama und Papa. Also der Beginn meiner Suche ist eigentlich ein bisschen... In der Scheidung von meinen Eltern irgendwo ein bisschen begründet, was mir lange nicht klar war. Bei mir hat es irgendwann mal vor zwei, drei Jahren so einen Klick, so einen Aha-Moment gegeben. Aha-Momente liebe ich ja sehr. Wo ich drauf gekommen bin, woher eigentlich dieses Suchen nach Antworten, dieses Menschen verstehen wollen kommt. Und irgendwie, jetzt weiß ich nicht, ob es wahr ist oder nicht, aber ich büte es mir ein, dass meine Eltern haben sich scheiden lassen, da war ich fünf Jahre alt. Und wie es so ist bei Scheidungen, du stehst auf einmal zwischen zwei Wörtern. Der Papa sagt, Mama ist schuld, Mama sagt, Papa ist schuld. Um das jetzt pauschal darzustellen, ist natürlich jetzt kein Eltern-Bashing oder sowas. Liebe Mama, lieber Papa, ich habe euch lieb natürlich. Aber das hat mich schon schwer verunsichert damals. Und irgendwie musstest du dann als Kind auf irgendeine Seite hauen. Du hast das Gefühl, du musst dich auf eine Seite hauen. Und da habe ich schon lang mehr oder weniger darunter gelitten, wenn man so will, bis ich irgendwann einmal draufgekommen bin, dass es ja gar nicht notwendig ist, dass man sich auf der Seite hat, sondern dass irgendwo beide Recht und beide Unrecht gehabt haben und dass Wahrheit ja irgendwo meistens dazwischen liegt und Perspektiven. Und deswegen ist Power to the People ja irgendwo so die Antwort auf diese Suche ein bisschen. Es gibt nicht Wahrheiten, sondern es gibt vorübergehende Perspektiven, und die man einnehmen kann und wenn man offen bleibt, dann kommt auf einmal wieder eine neue Perspektive, die diese alte Wahrheit wieder über den Haufen haut. Und wenn man das einmal anerkennt, dass das so ist. Wie Ehrenvorwärts sozusagen. Wie Ehrenvorwärts, mein Motto ist sogar Vorwärts scheitern auf meinem Business-Profil mehr oder weniger. Ich rede immer in meinem Fall von einer fluiden oder liquiden Identität, weil für mich ist der Begriff Identität total wichtig geworden, weil ich glaube, Identität ist irgendwas, wo du dich einfach festlegst für eine Antwort, festlegst für eine Wahrheit. Dann kriegst du zwar eine stabile Identität für dich selbst, weil es Ruhe schafft und es ist ja kein Vorwurf von irgendjemandem, es schafft ja innere Ruhe, wenn du Antworten auf Fragen hast. Aber für mich ist eher die Erkenntnis im Vordergrund, dass jede Frage nur vorläufig ist, so ein bisschen wie das von Karl Popper, ein bisschen abgeleitet oder so. Und das schafft irgendwie totale Unruhe im Leben, macht das Leben aber auch irgendwo total aufregend und ist für meinen Job Ich glaube, jetzt als Podcaster, den ich mir jetzt irgendwie selber geschaffen habe, wahrscheinlich der beste Zustand für ein stabiles Leben. Wahrscheinlich ein mischguter Zustand, aber für den Job ist es eigentlich gut. Wobei, muss es dann ein Entweder-Oder sein? Also gibt es nicht einfach auch Fragen und Themen, wo man sagt, da ist man weniger fluid? Das ist dann der sogenannte Kern, den man mit sich trägt und der einen auch stabilisiert. Und in anderen Fragen ist man eben ungefähr. Ja, ich habe ein paar, aber das sind echt gute Fragen. Also das ist eben komisch, dass ich mich auf der anderen Seite sitze. Stimmt, ich habe ein ziemlich starkes Gerechtigkeitsbewusstsein, das ist so ein bisschen der stabile Kern meiner Identität, wenn man so will, und das, was mich aber dann wieder unrund macht, weil die Suche nach, weiß nicht woher das kommt, dieser Gerechtigkeitsbewusstsein, Aber mir ist es total wichtig, dass Dinge halt gerecht sind. Wobei das natürlich auch wieder sehr, was ist gerecht? Also, na klar, man soll keinen Menschen, man soll nicht stehlen, man soll nicht töten etc. Aber ich habe das Gefühl, das ist so ein diffuses Gefühl von Gerechtigkeit, das man einfach hat und nach dem man irgendwo sucht. Aber wenn es mir jetzt im Moment total schwerfällt, das irgendwie in Worte zu fassen, Sag einmal, fangen wir von vorne an. Wenn wir nicht weiter wissen, dann nehmen wir die Chronologie. Du hast gesagt Koch. Es war keine andere Alternative als ein Lehrberuf und Koch. Warum? Was war die Intention? War das der Tipp der Eltern, des Vaters, der Mutter, der Großeltern? Hat es sich selber irgendwie interessiert? Hast du davor schon einen Bezug zu Lebensmitteln, zu Essen, Trinken, Kochen gehabt? Hast du geholfen in der Küche? Ich glaube, ich war der, der aus der Mama dann hin und wieder mal versucht hat, Eierspeise zu kochen. Und das habe ich, glaube ich, gemacht mit einer Pikantwurst, die ich einfach irgendwie in der Pfanne angerestet habe. Also es ist nicht quasi aus meiner Biografie und aus dem, was ich gemacht habe, ableitbar gewesen, dass ich ein guter Koch werden könnte. Also garantiert nicht. Es war bei mir, wir waren eine ganz normale Arbeiterfamilie und es war nie das Thema studieren, nie das Thema Matura zu machen, das war irgendwie nicht auf meiner Biografie. Und das ist so, wenn du, wie soll ich sagen, das ist so eine Art Lebenswelt, oder? Wenn du in so eine Lebenswelt hineingeboren wirst, dann gibt es Dinge, die sind dir näher, das tun die Menschen dann mehr in deinem Umfeld, Mauern, Lehrberufe, etc., Arbeiter, Und in diese Lebenswelt bin ich hineingeboren worden und aus dieser Perspektive heraus habe ich dann natürlich auch geschaut, wie schaut meine Biografie aus und das war Lehre machen, Job und halt im Job bleiben, das war in den 90er Jahren, da war das noch ein bisschen, sage ich mal, linearer vor der Biografie und vor der Biografieplanung, wie es heute ist. Was gab es zu essen zu Hause? Zu essen? Boah, jetzt bist du mir wieder so, jetzt bin ich wieder fortgeschritten. Gibt es Speisen deiner Kindheit, Düfte von Gerichten, die… Ja, jeder der mich kennt weiß, ich liebe Schnitzel. Das ist halt einfach so, ich bin halt so ein klassischer österreichischer Schnitzeltiger. Und so eine Piccata Milanese war sowas. Und ich kann mich an eine Speise erinnern, die hat meine Oma damals gegessen in Seufeln beim Wirten. Das hat mich total umgehauen, das war irgendwie so ein Rindfleisch mit einer Currysauce. Das habe ich einmal bei meiner Oma gegessen und da waren Bananen drinnen. Nein. Also ganz, ganz schräg. Das ist ja total Extended Cuisine. Das war Ende der 80er Jahre. Das war damals, glaube ich, schon richtig, richtig Avantgarde. Und das war geil. Und das habe ich heute noch im Kopf, dieses Gericht. Aber ich habe es nie wieder gefunden. Was hast du als Koch gekocht? Was kochst du heute? Was kannst du? Gibt es so etwas wie eine Willi-Spezialität? Willi-Spezialität? Eigentlich nein. Ich habe ein Talent für Buschetta. da. Das ist gar nicht so leicht, weil da muss man die richtigen Tomaten, das richtige Brot, das richtige, das ist, manchmal sind die einfachsten Gerichte oft die schwierigsten, aber ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe großen Respekt vor Köchinnen und Köchen, vor dem Handwerk, weil ich weiß, ich kann es nicht. Ich habe ein Gespür fürs Kochen, ich habe ein Gespür, was ich tue und ich weiß oft nicht, und das ist vielleicht mein großes Talent und das kommt vielleicht beim Podcast noch ein bisschen raus, ich weiß oft noch nicht, wenn ich vorne am Herd stehe, ein Öl drin ist und es heiß wird, weiß ich immer noch nicht genau, was ich koche. Dann mache ich dann noch meinen Kühlschrank auf, schaue, was finde ich und dann habe ich da mein Bredl und mein Messer und dann wird halt zusammengeschnitten und improvisiert und dann am Ende kommt meistens irgendwas raus, das man eigentlich ganz gut essen kann. Wann war das erste Mal so die Frage, was ist das für ein Schnitzel oder wo kommt das Schnitzel her, was ja eine ganz zentrale Frage für Bauer zu der Bibel dann später geworden ist. Die Tomate, die du da reinschneidest ins Bruschetta, das Schnitzel, das du gerne isst, woher stammt das? Die Frage habe ich mir eigentlich nie so wirklich gestellt. Das war für mich gar nicht so, ich hoffe, das erschreckt jetzt die Leute nicht, aber das war gar nicht so der Vordergrund, was mich so interessiert. Also wo kommt das Lebensmittel jetzt her oder was ist das für Lebensmittel, sondern eher, warum gibt es denn so große Diskussionen über diese Herkunft? Warum ist das so ein großes Thema? Warum streiten Menschen so stark darüber? Muss es jetzt österreichisch sein? Oder die große Regionalitätsdebatte. Muss es regional sein? Ist regional österreichisch? Oder ist es aus der Region und darf es über die Grenze drüber gehen? Wo im Hintergrund ja dann auch wieder eher so ein Nationalismus steht. Weil oft ist ja Deutschland, wenn du in Vorarlberg bist, viel näher wie Wien. Aber da ist dann Regionalität auf einmal österreichisch. Also da vermischen sich dann so viele Dimensionen in einer Diskussion um einen vermeintlich einfachen Begriff, dass mit diesen Themen, also diesen sozialen, soziologischen Themen, immer viel, viel mehr interessiert haben, wie quasi das Ding an sich, weil aus meiner Sicht immer dieses Ding an sich die Konsequenz von Entscheidungen ist und von Menschen, die halt aus irgendeinem Grund handeln. Und ich wollte immer das, ich habe immer das Gefühl gehabt, ich muss die Menschen verstehen und woher sie kommen und was sie tun, dann verstehe ich ja, was rauskommt am Ende vom Tag. Und das war eher das, was mir Du hast mir mal gesagt, dass dir die Toni Spira dich auch sehr inspiriert hat, mit ihren Alltagsgeschichten, mit dieser Art und Weise ins Leben hineinzuschauen, den Menschen nahe zu sein. In welcher Art und Weise? Ja, einfach diese Nähe, die sie geschaffen hat, diese, das Wort ist furchtbar, Authentizität, dass sie es rausbringt, das ist wie so angewandte soziologische, empirische Sozialforschung, so direkt an den Menschen dran. Sie hat einfach Fragen gestellt und dann sind Antworten gekommen. Ja, hin und wieder war es, sagen wir mal, leicht voyeuristisch oder so, vielleicht ein bisschen drüber, aber... Die Dinge, was da gekommen sind, die haben die Menschen bewegt. Und sie hat nicht viel gemacht, sie hat nicht viel Kameras gehabt, sie hat kein großes Team oder so. Und hat einfach wirklich Menschen aus dem Alltag und ihrem Charakter, die Seele der Menschen teilweise ein bisschen beschrieben. Und das halte ich einfach für große Kunst. Übrigens nicht nur die Spiris, sondern auch der Forcher. Sepp Forcher, leider vor zwei Jahren, glaube ich, verstorben. Ich bin gerade dran gewesen, dass ich schaue, dass ich das vom Podcast kriege. Der hat das auch irgendwie geschafft. Also es war zwar immer am Ohrensessel von meinem Opa im Lungau drinnen, wo dann der klingende Österreich und was er da gemacht hat immer gelaufen ist, aber das ist mir picken geblieben. Also die Art und Weise, wie er aufmarschiert und dann wieder mit einem am Tisch sitzt und mit einem redet. Das hat irgendwas gehabt, zusammen mit dieser, was ihn für mich dann authentisch gemacht hat, die sie verbunden hat mit seiner Frau, weil es ist ja seine Frau und dann merkt man, da war einfach extrem was da. Das macht ihn menschlich und das ist das, was mich einfach bei bei der Spira, beim Forch, aber auch bei anderen Menschen. Das ist das, dieses Kennenlernen und Verstehenlernen. 2017, du hast gesagt, du bist als Praktikant zum Christian Bachler, der damals noch nicht bekannt war als der Wutbauer. Also du bist sozusagen der Urpraktikant. Der Honke. Noch lang bevor Florian Klenk und die ganze Bobo- und Bauergeschichte begonnen hat. Der Christian Bachler, der in der Krakau-Ebene einen Hof hat, also einen Bergbauernhof. Damals schon Praktikanten gesucht, genommen hat. Wie bist du hingekommen? Naja, ich war nicht einmal wirklich ein Praktikant, sondern ich habe damals mit meinen Freunden im Lungau drinnen oft Urlaub gemacht. Über den Berg von meiner Großhütte ist der Christian quasi daheim. Aber das ist so ein. Tor ganz hinten drinnen. Da kommt man nicht hin, wenn man nicht hin muss oder sowas. Oder wenn man nicht, wie ich und die Evel damals auf Airbnb schauen, was gibt es da hinten für Leute. Und da sind wir haben zufällig 2017, ich habe geschaut, es war im Dezember, quasi zugelaufen und, Ja, wir waren, glaube ich, von Minute eins weg, Freunde, weil wir sind damals zubegefahren mit dem Auto. Meine Freunde und meine Freundin sagten mir, und der Christian auch, es war ein heller Tag, es war Sonne, es war so ein schöner, heller Dezember-Wintertag in meiner Geschichte und ich habe wirklich, glaube ich, nachträglich, ich habe immer gesagt, wir sind zubegefahren, es war neblig und es war finst und vor uns hat sich dann auf einmal am Ende der Welt ein Hof aufgetan und der Christian hat damals gerade, glaube ich, irgendein Revier, sagt man das jetzt auf gescheit, damit mich die Jäger nicht schimpfen, aus der Decke geschlagen, glaube ich, oder sowas. Und ich war mir nicht sicher, bist du der bei dem Ende der Welt? Irgendwie ein Typ im Lichtkegel seines Traktors. Drama wiederum. So habe ich sie irgendwie im Nachhinein im Schädel gehabt. In Wirklichkeit war es schön, aber in dem Moment, wo ich ausgestiegen bin, war ich ein bisschen skeptisch, wenn ich da jetzt treffe. Und er hat dann sofort erklärt, das tut er, das tut er und da. Mega interessant. Und ab dem Zeitpunkt waren wir irgendwie Freunde. Du hast damals eigentlich keine Ahnung gehabt, von welcher Herausforderung Bauern in Österreich und Bäuerinnen so haben. Hast du damals im Hofleben schon ein bisschen was mitgekriegt, wo die Wundenpunkte liegen? Ja, aber die wunden Punkte. Das Schöne, was entstanden ist beim Christian oben, ist einfach, dass man so einen familiären Zugang gehabt hat. Und das meistens, wenn man halt über Bauern redet oder Bäuerinnen und die trifft, dann trifft man es halt im Hofladen oder man sieht es im Fernsehen. Und dann kriegt man immer so ein, ich will kein Klischee sagen, sondern eher so ein Schablon, so ein 2D Bild von einem Menschen, wo halt dann schnell einmal die wichtigsten Sachen abgehandelt werden. Aber sobald du so einen Familienanschluss hast, wie beim Christian und bei der Maria, wo du dann mit der einer in der Stube sitzt und sie dann auch kennenlernst, und mit der Maria, mit seiner Mama, ganz ein lieber Mensch, also einer der liebsten Menschen, die es gibt, und mit denen dann auch reden kannst und dann auch mithilfst, und das über Wochen oder vielleicht zwei Wochen hinweg, dann merkst du einfach, da kommt eine gewisse, da merkst du einfach, wie das Leben dahinter funktioniert. Da kriegst du diese Schablone, auf einmal wieder so eine dritte Dimension. Da wird ein Mensch wieder draus. und ich war Wir sitzen unverkennbar in der Einflugschneise was man gerade hört sonst in einem lauschigen Garten im Schatten an diesem Sommertag. Ja und es geht der Wind das ist total super aber da kriegen die Menschen einfach eine Dimension und das war das, was mich dann irgendwie interessiert hat, weil dann spielst du die Leute und ich habe relativ schnell dann gemerkt ich habe immer gedacht, Landwirtschaft ist toll und es hat keine Ahnung von Landwirtschaft gehabt und. Habe dann schnell bemerkt, ich will sicher kein Landwirt Das ist für mich garantiert nichts. Ich finde die Welt spannend, ich interessiere mich, was sie tun, aber ich habe für mich selber dann schnell erkannt, dass mit dem Wissen, das ich dann gehabt habe, dass das für mich nichts ist, weil da steckt schon sehr, sehr viel dahinter. Das ist jetzt sieben Jahre her und am anderen Ende dieser sieben Jahre, nämlich am letzten Wochenende, hat der Christian dich gebeten, kurz mal ein paar Tage auf seinen Hof aufzupassen. Da kommst du gerade her. Ein großer Vertrauensbeweis, muss man schon sagen. Danke, Christian. Ich glaube, ich hoffe hoffentlich nichts. Ein großer Vertrauensbeweis. schon. Ja, Wie war es? Nein, es ist ja eh nichts dabei. Es ist zum Glück eine Zeit, wo eh die meisten Viecher schon auf der Alm sind, wo der Hang nicht wirklich viel verkehrt machen kann. Aber es ist trotzdem so, ein Hof ist doch das ganze Leben von einem Menschen, von einem Bauern, von einer Bäuerin. Und dass man sagt, okay, es kann zwar eh nicht wirklich was passieren, ich weiß eh, dass du ein Städter bist und so richtig zwei linke Hände hast auch, aber dass das Vertrauen da ist, zu sagen, okay, wir sind jetzt weg und du bist jetzt da und du und Praktikantin und Gäste noch im Haus. Das war schon schön, das hat mich schon irgendwo sehr, sehr gefreut irgendwo. Also dort auf diesem Hof vom Christian Bachler war die Idee Bauer to the Bibel geboren, die im Titel ja eigentlich schon alles drinsteckt. Wir müssen die Menschen, also die Konsumenten und Konsumentinnen zusammenbringen mit den Landwirten und Landwirtinnen, weil die voneinander zu wenig wissen, vor allem in die eine Richtung zu wenig ich wissen. Natürlich der Titel knackig, Power to the People, angelehnt an Power to the People, also an die revolutionäre Black Panther Bewegung der 60er und 70er Jahre. Das löst gleich was aus, die Idee von einer Revolution. Ist es auch ein revolutionäres Projekt? Also war das schon mit die Intention? Was ist eine Revolution? Ich hoffe schon, dass es eine langsame, schleichende Revolution auslöst, weil Revolution von heute auf morgen bringt selten gute Dinge dann auch hervor. Aber, ich, wie soll ich sagen. Ich glaube, ja, so wie ich es jetzt gerade gesagt habe, es muss eher langsam gehen. Also es bringt nichts, weil Revolution heißt ja immer irgendwas abschaffen. Und ich möchte ja nicht irgendwas abschaffen und sagen, das ist schlecht und jetzt machen wir was besser. Da wäre es eh schon immer wieder im Ideologischen drinnen, sondern eher die Dinge zu verstehen und aus dem Verständnis der Dinge heraus dann Dinge anders zu machen, aber aus einem eigenen Bewusstsein heraus. Revolution ist ja oft so, aber es wird einem ja auch aufdrängt, weil es gibt ein paar Revolutionäre und die meisten werden mitrevolutioniert in so einer Revolution. Aber dann nennen wir es doch sanfte Veränderung und selbst die ist ja sehr schwierig, wie man zum Beispiel an der derzeitigen politischen Diskussion, und das Renaturierungsgesetz sieht, am Ende des Tages müssen Entscheidungen getroffen werden und am Ende des Tages, bei aller Gestaltbarkeit und Ausgestaltbarkeit, gibt es zwei Positionen, gibt es verschiedene Perspektiven, verschiedene Funktionen auch, aber dann doch am Ende einfach einen Wert, den man... In dem Fall Naturschützen und auch wieder Dinge sozusagen eben zurückgängig machen. Du hast jetzt so viele Landwirte, Landwirtinnen in diesem Bereich, Forstwirte, weiß ich nicht, auch getroffen. Wie blickst du so auf so eine Diskussion zum Beispiel, gerade mit diesem Offensein für alle Perspektiven? Ja, eben, das ist eine sehr einseitige Diskussion, also zweiseitig eigentlich, entweder ja oder nein. Also ich habe mit Bauern und Bäuerinnen geredet über dieses Thema. Ich habe mit Menschen geredet, die das sehr, sehr positiv sehen, das Renaturierungsgesetz. Ich finde, beide Seiten haben recht. Ich verstehe die Bauern, Bäuerinnen, die was einfach Angst haben. Die meisten haben Angst vor Bürokratie. Also so wie ich es verstanden habe, die haben keine Angst vor Renaturierung, weil es ist ja eigentlich auch eine ureigene Tätigkeit in der Landwirtschaft. Sie haben Angst vor dem, dass die Renaturierung ihnen aufgezwungen wird und dass da quasi wieder irgendwelche Regeln kommen, die schwer zum Umsetzen sind. Also da ist natürlich die Angst vor Brüssel. Und auf der anderen Seite, dieses Pauschale zu sagen, das muss jetzt so sein. Da treffen dann einfach zwei Pole wieder aufeinander, da kracht es, aber man findet in der Mitte nichts. Wenn du da mit den Menschen redest, was wirklich ihre Sorgen sind, ich habe es gerade gesagt, mit der Bürokratie, ich habe irgendwann einmal ein Gesetz gegeben, ich sage es jetzt garantiert falsch, aber plakativ, du darfst bis zum, sagen wir mal, 26. Oktober ins Viertel fahren. Danach nicht mehr, weil du darfst nicht mehr spritzen, darfst nichts mehr machen drinnen. Jetzt ist es am 26. Aber knallfeucht, du kannst mit dem Traktor nicht reinfahren, weil du uns den Boden versinkst und nach diesem 26. kannst du erst nicht mehr reinfahren. Das habe ich gehabt. Jetzt bräuchte man im Endeffekt so etwas, wo man sich in der Mitte trifft, wo man sagt, okay, auf lokaler Ebene macht man dann halt mit der Gemeinde, wo auch so beim nächsten trockenen Tag darf ich auch noch fahren. Also, dass man diese Diskussion dort nimmt und lösungsorientiert ansetzt, zu sagen, okay, da gibt es ein Problem, die Bürokratie hat ihre Schwachstellen, suchen wir doch eine Lösung. Und diesen Lösungssuchweg, den sehe ich nicht. Die einen sagen, die anderen sind deppert, die anderen sagen, die anderen sind deppert und dann trifft man sie irgendwie nicht und dann wird das irgendwie politisch verarbeitet. Aber dass man sich in der Mitte dann trifft und sagt, okay, was ist jetzt das Problem, was könnte man dagegen tun? Das ist teilweise, es war so leicht, denke ich mir. Passiert das nicht sehr wohl? Also heißt nicht dieses Ringen um Kompromisse. Dieses Suchen einer gemeinsamen Lösung, ist das nicht Politik? Und passiert da nicht Nicht vieles. Also ich sage mal, dieses Politiker- und Politikerinnen-Bashing und Brüssel überhaupt, dass alles nicht gut ist. Also tun wir uns damit selbst und den demokratischen Systemen gut, weil ja tatsächlich auch vieles passiert. Also da gibt es ja auch ganz viele Menschen, die tagtäglich ringen um diese, lasst uns eine gemeinsame Lösung finden. Nur wir stellen uns dann hin und sagen, gemeinsame Lösung, wo man kann. A oder B. Einer muss recht haben. Also übersehen wir das nicht auch? Und schätzen es auch zu wenig, was an Dingen da auf den Weg gebracht wird? Ist Politik einfach immer nur böse? Nein, auf gar keinen Fall. Und wenn du dann mit den einzelnen Menschen und wir sprechen ja auch mit Politikern. Wenn man dann hört, wie im Hintergrund gearbeitet wird und wo wirklich konstruktiv gearbeitet wird, dann sieht man schon wieder, dass politische Arbeit sehr, sehr wichtig ist und dass dort auch sehr, sagen wir mal, kompromissfähige Menschen, aber dann gibt es wieder diese Showbühne. Und das ist so meine klassische Kritik an der Politik. Also ich bin jetzt nicht immer neutral, aber überall dort, wo es Power to the People und das, was wir erreichen, betrifft, darf ich mich ein bisschen positionieren. Und wir haben in den Medien, aber auch in der Politik, das Problem, dass wir auf der Medienseite müssen wir Geld verdienen. Das können wir machen über Reichweite. Wie erreicht man Reichweite? Ja, selten mit sachlichen Argumenten, sondern eher mit, sagen wir mal, lauten Argumenten, mit polarisierenden, mit Angst etc. Und in der Politik muss ich auch schauen, wie erreiche ich dann die Wählerinnen und Wähler zu dem Zeitpunkt X, wenn es dann wieder so weit ist. Und da haben wir einfach ein Dilemma, dass wir aus diesem Radl nicht rauskommen, von dieser Showbühne nicht wegkommen. Weil im Hintergrund, die Menschen arbeiten ja, die sitzen ja nicht nur im Parlament und streiten da oder im Nationalrat und streiten da, sondern die arbeiten im Hintergrund ja in die Ausschüsse und privat und etc. Die hauen ja wirklich erlebend auf die Schiene. Aber wenn du jetzt sagst, es gibt einfach immer unterschiedliche Perspektiven, je nachdem, wo man genau den Fokus hinrichtet und mit wem man sich beschäftigt, dann wird es Veränderungen nicht geben. wenn man alle versteht. Also politische Entscheidung heißt doch dann am Ende des Tages Entscheidungen treffen, Prioritäten setzen, Entscheidungen treffen, wo wird das Budget, wo wird das Geld hingegeben, welche Gesetze werden wie formuliert. Das sind ja dann Entscheidungen, wo es eben nicht mehr darum geht, beide Perspektiven zu benennen. Kommen wir mit dieser, wir verstehen alle Sicht, weiter für gesellschaftliche Veränderung? Aus politischer Sicht wahrscheinlich nicht, also man muss ja Entscheidungen treffen, die Frage ist halt nur bin ich dann bereit, diese Entscheidung auch wieder zu ändern und stehe ich dann, Ich muss das ja nicht absolut setzen. Ich kann ja eine Entscheidung unter Unsicherheit treffen, oder? Und die Frage ist, wenn ich in der Verantwortung bin, ich treffe eine Entscheidung, dann habe ich ja sofort wieder die pauschale Showbühne, jetzt sind wir wieder auf der Showbühne, Gegenreaktion, dass das falsch sein muss, weil das Gegenüber ja sagen muss auf der Showbühne, dass es nicht geht. Und das führt, und da sind wir jetzt wieder ein bisschen zurück, jetzt bin ich wieder das Kind, das Scheidungskind, wo du dann nie rauskommst. Ich mache jetzt keinen Vorwurf an die Eltern, aber das verunsichert dich, Weil immer wenn A was Gutes macht oder vermeintlich was Gutes macht, verkauft es natürlich als gut und B ist natürlich eine Gegenreaktion, es ist schlecht. Und du stehst dazwischen als Bürgerin, als Bürger und denkst dir jetzt, ja was ist jetzt wieder wahr? Und das zerreißt dich dann wieder und das führt dann glaube ich irgendwo schon zu diesem Zustand, dass diese Vertrauenswerte und Zufriedenheitswerte, dass die einfach nach und nach einfach runtergehen, weil da irgendwo so im Kern, da bin ich wieder bei der Gerechtigkeit, was ich vorher gehabt habe, so ein gewisses Verantwortungsbewusstsein. Das ist ja auch Gerechtigkeit verloren gegangen ist zur Reichweiten oder zur Wähler- oder zur Nutzenmaximierung, die halt ein bisschen diese gesellschaftlichen Basis ein bisschen verloren hat. Das ist so ein bisschen das Problem, was ich hinter all diesen Dingen sehe. Also Wähler und Wählerinnen sind Scheidungskinder, psychologisch gesehen. Sie werden psychologisch gesehen ein bisschen behandelt wie Scheidungskinder, sage ich mal, weil wie willst du dich entscheiden? Entweder du entscheidest dich pauschal, du sagst, es ist so und dann ignorierst du mal alle anderen Punkte, aber oft hat man einfach den Eindruck, dass es nicht um die Sache geht, um die es ja gehen sollte, sondern dass es eher um Taktiererei geht, dass ihnen was vorgegeben wird, was ist. Was aber in Wirklichkeit nicht sein sollte. Und das ist ein bisschen das, was, glaube ich, langfristig jetzt über die letzten Jahrzehnte speziell, ich finde, das ist da jetzt wahrscheinlich schon dynamischer worden, dazu geführt hat, dass wir eben diese Entsolidarisierung in der Gesellschaft sehen, diese Entfremdung, das ist also quasi der Ausgangspunkt von Power to the People, dieser Entfremdung und diesem also mit dem Fremdungsprozess in der Gesellschaft entgegenzuwirken, mit positiven Beispielen, mit Sachlichkeit. Und ich glaube, dass da viel passiert ist in den letzten Jahren, dass wir dagegen arbeiten müssen. Du hast aber vorher die Medien angesprochen und als Podcaster bist du ja dann auch selbst ein Medium. Richtig. Da herrscht im Moment Erregung, Aufregung, Emotionalisierung vor, wenn man seine Hörer und Hörerinnen erreichen möchte. Was hast du da am Anfang auch lernen und dazulernen müssen? Von technischen Dingen, wie mache ich einen Podcast überhaupt, bis zur Ausrichtung, wie erreiche ich einen Hörer, eine Hörerin? Puh, ja, schwierig. Man sieht es jetzt nicht, weil ihr uns seht, aber da stehen jetzt gerade drei Kameras, von denen ich gespannt bin, wie viele am Ende dann wirklich noch laufen. Also Technik ist wirklich... Also wie viel Zeit ich investiert habe in, wie Mikros funktionieren, wie Kameras funktionieren, wie ich das Ganze dann schneide, wie ich das in einen Podcast reinbringe und so weiter. Unglaublich. Also wenn man jetzt bedenkt, dass wir das jetzt drei Jahre machen, Power to the People, was ich in der Zeit alles gelernt habe, von der technischen, von der journalistischen etc. Unglaublich. Webseiten haben wir auch noch gebaut, Social Media und so weiter. Es ist unglaublich, was man da alles lernen muss. was du heute als Journalist, als Journalistin im Prinzip, wenn du jetzt allein unterwegs bist und kein Team hast, was du da alles abdecken musst, um überhaupt einmal Richtung Wahrnehmungsgrenze dich zu bewegen, wenn du jetzt nicht von Haus aus irgendwie prominent oder schon irgendwelche Startvorteile oder sowas mitbringst. Das ist das eine. Und Menschen zu erreichen, ich habe es letztens einmal so gesagt, die Definition von Wahnsinn nach Einstein ist es ja immer wieder dasselbe, zu tun und zu hoffen, dass sich im Ergebnis substanziell irgendwas ändert. Und ich arbeite schon wirklich konstant und mit hartnäckigem Trauen, die Reichweite nicht zu maximieren. Mit Podcast-Formaten, die zweieinhalb Stunden dauern und wo jeder Berater, jede Beraterin permanent sagt, Willi, du musst arbeiten, das ist zu lang. Aber ich finde halt einfach, dass alles das, was ich jetzt vorher ein bisschen kritisiert habe, zum Leben gehören einfach die Zwischentöne zum Pausen, Abschweifen, hin und wieder mal den Faden verlieren, das gehört halt dazu und das Gespräch geht weiter all diese Möglichkeiten bietet dir das Podcast-Format das hast du im linearen Fernsehen nicht, da hast du einfach die 50 Minuten Zeit oder die Viertelstunde, die 5 Minuten wo du das unterbringen musst und diese Freiheit hat Podcasts geboten, einfach diese Zwischentöne und lang miteinander zu reden und das will man nicht nehmen lassen. Auch wenn man jetzt schon wieder merkt, dass selbst jetzt diese Freiheit des Podcasts wird jetzt wieder so rücklinearisiert. Bei Amazon waren es das so, jetzt spielen sie wieder Werbung rein, also jetzt kommt quasi das lineare Fernsehen hinten wieder bei der Tür, bei der Anbieterei und beim Podcasting ist es auch so, dass wieder so eine Maximierungslogik im Hintergrund wieder so eine Vereinheitlichung des Marktes produziert, wo dann alle so zwischen 45 und 50 Minuten drinnen sind und alle so einer ähnlichen Logik. Und es funktioniert ja. Es ist ja nicht so, dass das nicht funktioniert, aber bis zu einem gewissen Grad war Bauer to the People immer schon so ein bisschen das Bestehende hinterfragen und nicht einfach nur etwas machen, weil etwas funktioniert, weil das ist aus meiner Sicht der falsche Zugang. Also mit Konsequenz und Eigensinn sozusagen auch Punkten. Ja, ganz stark. Ich würde nicht als naiv abgetan werden vielleicht von irgendjemandem. Mir ist schon bewusst, dass zweieinhalb Stunden weniger Leute erreichen. Aber irgendwo habe ich das Gefühl... Es ist notwendig, auch wenn du dir wirklich schwerer tust, dann Menschen zu finden, die dich finanzieren, Anzeigen zu verkaufen oder generell Reichweite aufzubauen, was ja dann auch wieder in irgendwelchen Formen dann zu Erfolg führen könnte. Also es ist nicht naiv von mir, ich mache es bewusst und ich leide sehr darunter, dass zu wenig weitergeht in die Reichweitenrichtung. Ich möchte ja Menschen erreichen, mit denen muss ich tun. Und das ist einfach ein Dilemma, das ich jeden Tag habe. Also in dem Leben drinnen. Noch so ein schwieriges Thema. Es war dir von Anfang an bis heute sehr wichtig, unabhängig zu sein. Was heißt das für dich, Unabhängigkeit? Wie unabhängig kann man tatsächlich überhaupt sein? Also hauptsächlich geht es bei Unabhängigkeit um Geld. Weil im Endeffekt muss jeder Mensch am Ende von seinem Tag, außer er ist schwervermögend, seine Rechnungen zahlen. Er hat eine Wohnung oder Familie, einen Kredit, was auch immer. Man muss essen, möchte mal Urlaub fahren, du musst Rechnungen zahlen, das heißt, du musst dir Geld verdienen. Und irgendwoher muss das Geld kommen. Und es gibt immer das Innenverhältnis, sage ich von der Abhängigkeit oder Unabhängigkeit und das Außenverhältnis. Das Innenverhältnis ist das, was dieses Geld und das Geld, woher es kommt, mit dir macht, unabhängig davon, was andere sehen. Und das Außenverhältnis ist das, was deine Finanzierungsstruktur anscheinend erweckt, wer jetzt bei dir mitredet, im Außenverhältnis. ist. Und ich habe mir von Tag 1 wirklich darüber Gedanken gemacht, deswegen ist der Vorteil, wenn man mit 40 erst dann anfängt, dann hat man über viele Dinge schon fünfmal nachgedacht und ist zu einem Schluss halbwegs gekommen. Es muss sowohl das Innen- als auch das Außenverhältnis passen. Und im Außenverhältnis versuche ich es so, ich würde Geld nehmen von Raiffeisen, von Rewe, Spar, Lidl, Hofer etc. Natürlich, weil ich rede ja mit denen auch. Ich würde ja mit denen auch reden, ich würde denen eine Perspektive haben und vom kleinen Biopowern, von der Schweinebörse und von der veganen Gesellschaft Österreich. Also ich würde von allen Seiten Geld nehmen. Das ist jetzt vielleicht der wie will ich jetzt die Nase rümpfen, ich würde aber von allen nicht zu viel nehmen. Also ich hätte gerne von allen einen kleinen Teil. In Summe macht das halt dann eine sehr stabile Plattform aus. Ja, aber kann man von wem Geld nehmen, mit dem man redet? Ja, muss ja. Weil wenn ich mit allen reden würde, dann könnte ich von keinem mehr Geld nehmen. Also ich würde ja dann quasi die Partner ausschließen. Das was bei uns glaube ich bis zu einem gewissen Grad muss muss man da auch den handelnden Personen vertrauen. Also muss man dann mir auch vertrauen. Aber das ist das Gegenteil von Unabhängigkeit. Wie meinst du das? Von jemandem Geld nehmen und dann den zu einem Gespräch zu bitten, ist kein unabhängiges Gespräch. Ja, natürlich. Also wenn du sagst, Gespräch gegen Leistung, die Gespräche, meistens hat man die Menschen erst kennengelernt beim Podcast. Du lernst den Menschen mal kennen, machst den Podcast leistungsunabhängig. Und irgendwann kommst du ins Reden, du hast dich kennengelernt, dann ist ein Vertrauensverhältnis da. Und irgendwann sagt man, möchtest du Partner von einer Plattform werden? Und die sagen dann ja oder nein. Bis jetzt haben wir 17 Partner auf der Plattform. Wir haben nicht mit allen Podcasts gemacht, mit ein paar davon. Und das Schöne oder das Interessante ist, es sind keine großen Beträge. Also jeder Euro ist ein Euro und auch 100 Euro sind viel Geld. Aber es sind für die jeweiligen Unternehmen keine Beträge, die jetzt im Kontext ihrer Geschäftstätigkeit große Beträge wären. Und wir haben auch oben hin einen Deckel eingezogen. Ich glaube, das größte Unternehmen der Welt, das uns unterstützen dürfte, sage ich jetzt mal pauschal, darf uns im Jahr 10.000 Euro geben. Und der kleinste kann uns von mir aus 100 geben. Es geht mir nicht ums Geld, aber es gibt irgendwo eine Obergrenze, weil sobald eine Kugel, die da drunter liegt unter dieser Plattform, zu groß wird und die würde dann wegfallen. Und wenn du das und das jetzt nicht machst, dann kriegst du nächstes Jahr kein Geld mehr. Dann sage ich, danke, schön, aber tschüss, macht nichts. Wobei deine Intention ist ja auch, keine Partner oder potenzielle Gäste zu kritisieren, sondern du willst eigentlich verstehen. Ja, also kritisieren im Sinne von, wir sind keine investigative Plattform. Bauer2DieBüppel ist nicht investigativ. Es gibt kritische Fragen, jeder kriegt kritische Fragen. Ob das jetzt der vegane Philosoph ist oder die vegane Leberkäs-Produzentin, die demnächst auch im Podcast ist, oder die Schweinebörse. Es ist völlig egal, wer da sitzt. Es gibt zu jedem eine Kritik. weil es gibt ja überall Gegenüber. Das heißt, kritische Fragen gibt es auf jeden Fall. Es ist aber nicht das Ziel von Bauer to the People. Dinge aufzudecken. Für das gibt es andere. Das war ja immer schon so die Idee von Bauer, ich möchte nicht wieder etwas machen, wo eher ein Supermarkt da ist. Momentan ist ja investigativ quasi fast jeden zweiten Tag eine neue Investigativplattform, die jetzt tätig wird. Ich glaube, der Markt ist gut abgedeckt und der ist auch notwendig, weil man muss schon aufzeigen, wo Dinge nicht passen. Aber zwischendrin gibt es einfach einen Bereich in dem Dialogjournalismus, da gibt es irgendwann mal einen Journalisten, Haller, glaube ich, heißt der, Dialogjournalismus, wo es einfach eher darum geht, die Menschen zusammenzubringen, Perspektiven darzustellen, zu beschreiben, so wie du vorher gesagt hast. Da haben wir gesagt, das ist die Spira. Die war ja auch nicht investigativ. Das ist sicher eine investigative, wenn man so viele Elemente drinnen in dem, was ich gemacht habe, aber ihr... Ihre Arbeit war es eher darzustellen, zu beschreiben, zu zeigen und die Meinung darüber, was da jetzt gerade gezeigt wurde, demjenigen zu überlassen, der das jetzt gerade gehört hat. Deswegen sage ich immer, wir geben Antworten, indem wir Fragen stellen. Und ja, dann hast du Kontakt aufgenommen mit Bauern, Bäuerinnen, mit Produzenten, Produzentinnen, Konsumenten, Konsumentinnen und die haben alle gesagt, hurra, kommt's? Tatsächlich ja, eigentlich schon also, bis jetzt hin und wieder hat es ein bisschen dauert ich glaube hin und wieder muss man ein bisschen Vertrauen aufbauen, mit gewissen Menschen hätten uns am Anfang wahrscheinlich noch nicht mit uns geredet, die haben aber dann gemerkt auf Basis der Arbeit, wie Power to the People arbeitet mit diesem sachlichen eher wertschätzenden Zugang, wo dann einfach ein Vertrauensverhältnis entstanden ist und die Leute hätte dann wirklich gesagt, ja, du kannst kommen, du darfst kommen, ich rede mit dir. Aber das hat man sich auch erarbeiten müssen. Jedes einzelne Gespräch hat dich in andere Welten geführt, hat berührt, beeindruckt, informiert. Das heißt, es gibt jetzt natürlich nach 100 Podcasts nicht die eine Erkenntnis. Aber gibt es so ein, zwei, drei Erkenntnisse, wo du sagst, das habe ich davor über diese Welt alles nicht gewusst. Also gibt es auch so Momente, ja, diese Aha-Momente jetzt für dich persönlich? Ja, aber das sind total trivial. Das sind wirklich die ganz Trivialen. Das hört mich jetzt jeder wahrscheinlich dumm, aber das ist das, wo etwas, ein Wissen in deinem Kopf, das latent irgendwo rüberliegt, auf einmal wieder in so ein bewusstes Wissen gerückt wird, wo auf einmal ein Zusammenhang wieder entsteht. Zum Beispiel? Milch. Eine Kuh muss trächtig sein, damit sie da Milch gibt, dass das zusammenhängt. Muss er Kalb kriegen, dass er dann eine Milch gibt. Und dann irgendwie so, ah ja genau, eh klar. Dann denkst du, das ist immer so im Hinterkopf so drinnen und auf einmal, ah ja, stimmt. Und dann, da ist ja dann das Kalb. Und wo geht das Kalb denn hin? Und auf einmal wird es greifbar und sagst, okay, das hat was mit meiner Welt zu tun. Und das sind so diese Aha-Momente. Oder der Eisprung bei den Hühnern. Dass quasi jeden Tag ein Eisprung ist. Und das, ah ja, stimmt, das ist ja auch und es sind so kleine Dinge, die die Wörter dann auf einmal wieder merkst und das ist das, was Resonanz, einer meiner Lieblingsbegriffe, Hartmut Rosa, mein absoluter Lieblingssoziologe, wo du dann wieder auf einmal in so ein Resonanzverhältnis mit der Welt trittst, weil vorher ist es da, wie ich vorher gesagt habe, diese 2D-Schablone, jetzt gehe ich gerade richtig. Diese 2D-Schablone, wo einfach nur ein Bild von einer Welt da ist Und auf einmal kriegt es diese Dimension und diese Dimension, die es dann kriegt und dieses Bewusstsein, dass es mit mir ja auch was zum Tun hat und dass da Ähnlichkeiten bestehen und so weiter, das ist dann diese Resonanz und wenn diese Resonanz eintritt, das ist ja wie, wenn du dann wieder Brücken baust zwischen den Bubbles, in denen wir leben, dann merkst du, okay, es ist nicht wurscht, ob du da bist oder nicht, sondern wir hucken beide irgendwie im gleichen Boot. Brotgesellschaft, Brotlebensmittelsystem, Brotfamilie oder was auch immer das Brot dann ist. Aber du merkst auf einmal, es ist nicht wurscht, ob der oder die da drüben da ist oder nicht, sondern es ist wichtig. Da hat Mottrosa plädiert dafür, dass wir durch diese Resonanzerlebnisse uns die Welt anverwandeln, wie er sagt. Das finde ich ein sehr schönes Wort und auch ein sehr schönes Bild, weil wir da nichts festhalten, weil uns nichts gehört, sondern weil uns diese Momente, diese Erkenntnisse, diese Einblicke in andere Welten tatsächlich verwandeln. Das heißt, wir müssen uns anverwandeln das ist ein sehr schönes Bild was hast du da was hat dich verwandelt? Hast du heute mehr Respekt, mehr Ehrfurcht vor Landwirten? Oder sagst du ja, mal so, mal so Mal so, mal so wahrscheinlich eher, weil Respekt ich glaube Respekt habe ich damals auch schon gehabt aber was immer Respekt ist, aber das ist eine andere Diskussion, aber... Ich habe jetzt einfach ein bisschen ein besseres Verständnis vielleicht für die Welt der Landwirtinnen und Landwirte. Aber man muss dann auch aufpassen, speziell in meiner Position auch, dass man nicht ein Überverständnis wieder bekommt. Also man muss schon irgendwo, das ist auch schwierig und meine Herausforderung oder meine Aufgabe auch, diese Äquidistanz dann auch zu wahren, weil in jeder Welt, ob es jetzt die der Landwirtinnen und Landwirte, ob es jetzt in den Medien wäre oder auf einmal in der Politik, wenn du zu sehr in einer Welt drinnen stehst Und mein Leben war eigentlich immer ein Wandeln zwischen den Welten. Ich war nie irgendwo mal so richtig in so einer sozialen Kohorte drinnen, in so einem Milieu. Dann übernimmt dich diese Lebenswelt. Das ist gar kein Vorwurf, sondern da muss man wirklich, glaube ich, gerade als Journalist, Journalistin, aufpassen, dass man diese Grenze zur Überidentifikation mit einer Lebenswelt nicht überschreitet. Und das ist aber so ein fließender Prozess, den du einfach jeden Tag, wenn du in der U-Bahn oder unter der Dusche stehst, du musst permanent immer ein bisschen reflektieren, wo du selber jetzt gerade stehst. Ich glaube, das gelingt mir ganz gut. Jetzt ist das Essen natürlich ein gutes Thema, ein so essentielles Thema für jeden. Essentiell, ja. Essentiell, genau, es ist essentiell. Und es führt uns in Lebensweisen und Lebenswelten, von denen wir alle recht wenig Ahnung haben. Das ist das Grundkonzept von Power to the Bible. Gleichzeitig ist Essen wahnsinnig kompliziert geworden in der Welt, in der wir leben. Ja, man kann keine Menschen mehr an einem Tisch versammeln, weil jeder was anderes isst oder nicht isst. Also verkopfen wir es da auch zu sehr, machen wir es uns selber zu kompliziert. Weil ja dann doch am Ende das Butterbrot mit einem Radieschen eh besser ist. Ach, da sind so viele Dimensionen drinnen in der Frage und ich kann ja wieder nur so verkauft. Also im Butterbrot mit den Radieschen liegt ja ganz viel Einfachheit dann auch wieder drinnen. Das ist ja dann oft wieder die Flucht aus der Komplexität der Angebote, die jetzt da ist. Aber brauchen wir die nicht, diese Flucht in die Einfachheit wieder? Ja, die haben wir ja. Also unsere Blasen, das habe ich ja vorher gesagt, wenn wir uns unsere Identität schaffen. Das Butterbrot hängt ja mit deiner Persönlichkeitsentwicklung extrem zusammen. Und ob da Radieschen drauf ist oder ob es Automaten ist oder so, das hat ja ganz viele Parallelen im Endeffekt, die ja total spannend sind. Wir müssen uns in einer Welt, die unendlich komplex worden ist, müssen uns wie Inseln der Ruhe schaffen, weil sonst wird man mit diesem Alltag einfach durchtrennen. Und das Butterbrot mit dem Radieschen ist einfach nichts anderes wie die verkulinarisierte. Realitätsflucht auf einfachere Dinge. Und genauso macht man es ja, glaube ich, auch wenn man in einer Bubble lebt und sagt, okay, so ist meine politische Einstellung, so ist das, so ist das, so ist das. Das ist wie ein Butterbrot mit Radieschen. Das ist schön, da kenne ich mich aus, da weiß ich, was ich kriege. Aber hin und wieder wäre es halt gut, weil du kannst nicht dein ganzes Leben lang Butterbrot mit Radieschen essen. Also gut, also nichts gegen Butter, nichts gegen Brot, nichts gegen Radieschen natürlich. Aber Aber es wird erst spannend, wenn du dann mal was anderes dazulegst, weil du dann einen Vergleich hast. Ah, schmeckt mir das vielleicht besser, dann schmeckt mir das eine Zeit lang. Also ich verstehe das und generell haben wir heutzutage ja immer, du hast die Kulinarik jetzt genannt, diese unendliche Vielfalt an. Die ganze Welt ist jetzt bei uns am Teller. Also dann kommt wieder die Lokalität. Dann müsst ihr eigentlich wieder ultra regional und ultra lokal machen, wie es der Andreas Döllerer macht in Gollingen mit der Alpinkusine. Dann gibt es wieder Köche, die eher international kochen und diese Schranken wieder wegwerfen und du kriegst so unendlich viele Angebote, genauso wie es in anderen Lebensbereichen ist, dass du einfach vollkommen, überfordert bist, da drinnen jetzt für dich noch einen Geschmack zu finden oder eine Entscheidung zu treffen, was mag ich denn jetzt eigentlich? Und wie du selber gesagt hast, an einem Tisch Menschen zusammenzubringen, wenn es überhaupt nur einen Tisch gibt, den Tisch gibt es ja auch schon immer, die meisten ist die Couch. Essen findet ja lang nicht mehr am Tisch statt, außer wenn man versucht wieder Ordnung reinzubringen und sagt, wir treffen uns erst um 12 Uhr am Mittagstisch und das ist zum Beispiel was total schönes, was man bei. Ich will es jetzt nicht verallgemeinern aber zumindest bei vielen Landwirtinnen und Landwirten hat, die ich kenne da ist diese Tradition noch viel stärker da und das um 12 Uhr essen, Und da ist es so zwischen 5 vor und 5 nach 12 und wenn es halb eins wird, dann fängt schon einer zum Schwitzen an und wird schon nervös, weil die Leute noch nicht beim Essen sitzen. Und das ist total schön, weil es total viel Ruhe und Ordnung in den Alltag schafft. Und dann um 2 nach dem Kaffee und um 5 nach dem Jaußen. Also das ist auch wieder total schön. Auf der anderen Seite denkst du, ich habe in 12 eigentlich noch gar keinen Hunger und manchmal würdest du ja gerne um 2 essen. Also da siehst du wieder zwei Dinge, die da aufeinander, Tradition und Ordnung ein bisschen und Freiheit, Freiheitsangebote, aber dann eine totale Verunsicherung, was tust du jetzt mit dieser Freiheit? Und das ist so, ich glaube, das geht eher auf Popper zurück, offene und geschlossene Gesellschaft und so weiter. Diese Pole, die bekämpfen sich ja permanent. Du hast zu viel Freiheit, du willst mehr Ordnung, du hast zu viel Ordnung, du willst mehr Freiheit. Und ich glaube, da dazwischen, das war jetzt wieder eine sehr verkopfte Antwort auf eine sehr einfache Frage. Ja, aber so funktioniert man hier in Bauer zu der Bibel. Dein Freund Christian Bachler, der sozusagen in der Geburtsstunde von Bauer zu der Bibel eine große Rolle spielt, wurde ja dann durch seine Wutrede zum Protagonisten einer weiteren Geschichte, die in diesem Feld sehr erfolgreich erzählt wurde, nämlich die Geschichte der Bauer und der Bobo. Florian Klenk, der als Städter sich dieser Sache angenommen hat und genauer in diese Welt geschaut hat. Die Geschichte hat auch deshalb so viel Erfolg, weil sie so viele Ebenen hat. Sie ist eine sehr persönliche Geschichte, gleichzeitig eine sehr politische Geschichte. Sie führt uns in ökonomische Abhängigkeiten und Situationen. Sie führt uns in kulinarische, in Themen der Ökologie, der Klimagerechtigkeit, des Klimawandels. Ja, in all diese Dimensionen, die wir vielleicht auf den ersten Blick mit der Bauer gar nicht identifizieren oder sehen. Aus deiner Erfahrung und den vielen Gesprächen, die du nun geführt hast, Was sind denn die größten Nöte, die die Bauern im Moment haben in einer Zeit, in der es immer schwieriger ist, Höfe zu übergeben, Nachfolger zu finden? Das überhaupt fortzuführen, was da alles passiert. Wie viel Zeit hast du noch? Du hast gesagt, zwei Stunden auf der Podcast-Aufbahn. Du darfst übrigens auch einmal trinken. Du musst nicht verdursten, wenn du mal Gast bist. Nein, ich finde deine Stimme super. Danke. Ich finde deine auch super. Aber jetzt trinken wir uns mal. Ah ja, mit was? Puh. Es gibt so viele Dimensionen, die in der Landwirtschaft eine Rolle spielen, die ich in den letzten Jahren wahrgenommen habe und wo, es kommt immer darauf an, wer du bist, ob du jetzt kurz vor der Hofübernahme stehst, in welchem Bereich der Landwirtschaft du tätig bist, in welcher Gunstlage oder Nicht-Gunstlage, ob du im Haupt oder im Neben- oder im Vollerwerb bist, aber wir haben einen extremen gesellschaftlichen Wandel. Ich glaube, gerade junge Landwirtinnen und Landwirte im Tierhaltungsbereich. Nehmen einfach einen großen gesellschaftlichen Druck. Da ist es speziell, am Anfang war es mit den Hühnern, jetzt ist es bei den Schweinen, es wird wahrscheinlich irgendwann nochmal weitergehen auf die Rinder, weil die stellen ja auch Spaltenböden, jetzt hat man bei den Schweinen Spaltenböden im Visier gehabt, aber das geht ja wahrscheinlich dann auch noch weiter. Das führt dann zusammen mit dieser gesellschaftlichen Diskussion um Tierwohl, Tierethik, wo geht es hin bei Menschen einfach zu einer großen Verunsicherung, wie geht es weiter bei mir, was tue ich mit meinem Hof, wie ich das überhaupt weitermache und wie komme ich aus dieser Babel raus, darf ich das überhaupt ansprechen, wenn ich sage, okay, ich möchte ich möchte mit den Tieren jetzt aufhören, ich würde jetzt lieber was anders machen. Da sind so viele Dimensionen drinnen, dass es auf der einen Seite fast nicht zum Begreifen ist und ich glaube für jeden, für jede Hofübernehmerin, und das ist eher dort, wo die was uns dann auch hören, glaube ich, individuell ist. Dann ist das Thema, was mich total geschreckt hat, Suizid in der Landwirtschaft. Einfach ein Riesenthema, über das immer noch, also der Christian hat damals ein bisschen auch, über Burnout gesprochen. Es gibt eher ein paar, die schon. Rausgegangen sind mit ihren Lebensgeschichten und ihren Erlebnissen. Aber es wird immer noch wenig geredet und das ist wirklich ein Riesenthema. Wie das dann auch korreliert ist zum Beispiel, was mich sehr geschreckt hat, mit der Förderstruktur. Ich habe einmal ein Alleswohlfahrt gehabt, der über den Bauern als Urkapitalisten geredet hat und den freien Bauern, die freien Bäuerinnen, und gleichzeitig dann sagt man, okay, du bist teilweise zu 30, 40, 50, 60 Prozent abhängig von Fördergeldern. Das heißt, du bist völlig fremddominiert. Und das dürfte ein großer, ein wichtiger Teil sein für. Psychische Erkrankungen oder psychische Störungen, die dann teilweise auch in suizidalen Ereignissen dann sich niederschlägt. Und diese Zusammenhänge zu verstehen, es ist einfach wirklich, aber das ist jetzt nichts, Bauernspezifisches, es ist halt Bauer to the people, es gibt übrigens auch die Domain People to the Bauer, die habe ich gleich am gleichen Tag mitgekauft, um vom Tag 1 quasi beweisen zu können, das Ding wird in beide Richtungen gedacht, weil zu sehr oft die Bauern zwar ein bisschen als romantische Projektionsfläche. Verwendet werden, wo man dann halt auch ein paar negative Sachen finden, ein paar traurige Sachen, aber es geht meistens eher so von der Stadt aufs Land. Klar, die volkswirtschaftliche Leistung in Österreich sind 2% glaube ich noch Landwirtschaft und der Rest dann halt auch dann als Prozentsinn nicht Landwirtschaft. Aber hat sich das Agrarsystem, nämlich auch das gesellschaftspolitische, das ökonomische, entsprechend mitentwickelt? Also wir haben glaube ich mittlerweile vergessen, was einfach Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg bedeutet hat und wie zentral die Rolle war für die Lebensmittelversorgung der Menschen. Und darauf basiert ja zu einem guten Teil auch die Art und Weise der Unterstützung, der Förderung der Möglichkeiten, der Rahmenbedingungen, die überlebenswichtig waren. Jetzt sind wir aber Jahrzehnte später. Die Herausforderungen sind komplex, wir haben sie alle benannt. Die Systeme haben sich aber nicht entsprechend mitentwickelt. Also müssen wir sozusagen Landwirtschaft im 21. Jahrhundert nicht neu denken? Ich denke schon. Also ich denke schon, dass man offen sein muss für neue Denkansätze. Und das ist ja auch unglaublich spannend, weil du das gesagt hast, wenn man Landwirtschaft betrachtet, nach dem Weltkrieg, seit wann gibt es Biolandwirtschaft? Immer schon eigentlich. Die Nicht-Biolandwirtschaft ist ja eigentlich erst gekommen mit den chemisch-synthetischen Düngern etc. Vorher war ja alles theoretisch bio. Und das ist ja das Spannende, wenn man den Blick weit genug zurückwirft, Dann merkt man erst einmal, wie besonders diese Zeit, die du jetzt gerade beschrieben hast, nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute rein, die Industrialisierung in der Landwirtschaft, wie besonders diese Zeit ist und wie außergewöhnlich die eigentlich im Gesamtkontext ist. Ein anderes Beispiel, was mir immer wieder einfällt, ist die Vollspaltenböden. Ich habe es vorher schon einmal kurz angesprochen. Sie sind jetzt unter Kritik, extrem unter Kritik. Ich würde es jetzt auch nicht werten. Sind beim Auslaufen, aber wenn du dann jetzt, die Großmutter war mal beim Podcast und dann hat die Großmutter gesagt, weil die Kinder wieder Strohhaltung machen wollten und die Großmutter sagt, na Satzi ist deppert, so sinngemäß. Ich glaube, sie hat es fast wirklich so gesagt. Warum tatsächlich denn? Satzi hat den völlig verrückt, weil die haben damals diese Tiefstreuböden gehabt, wo quasi Schweine mit Mist aufgewachsen sind, das hast du wieder rausbringen müssen und das war für die einfach unglaublich viel Arbeit, Schweinehaltung. Dann ist der Vollspaltenboden gekommen und der hat sich dann einfach Faktor 5, Faktor 6, Faktor 7 von Arbeit entlastet. Das heißt, wir haben Ressourcen gehabt in unserem Leben, was sie für ihr Leben wieder verwenden können und waren nicht die ganze Zeit im Stall. Und wenn man diese Perspektive mit betrachtet, dann versteht man vielleicht ein bisschen besser oft, warum heute bei älteren Menschen vielleicht oder bei anderen, Räser und die Maus sind gegen das Aus der Vollspaltenböden. Ohne dieses historische Verständnis, das Davor-Hinschauen. Bietet doch viele Möglichkeiten, um die Gegenwart besser einordnen zu können und die Kritik auch differenzierter. Man muss ja nicht dafür sein und sich gemein machen, wie ich dann sage, aber man kriegt eine differenziertere Diskussion, wenn man weiß, woher das kommt. Und das ist ganz wichtig, weil die Vergangenheit hat viele Antworten für die Zukunft, finde ich. Weil früher haben sie im Einklang mit der Natur, wann haben sie geschlachtet, hat uns ein Bauer mal im Podcast sogar erzählt, im Winter. Weil du hast einfach von Haus aus war es kalt. Früher war es im Winter auch noch kalt. Da hat man schlachten können. Das Fleisch hat dann länger gehalten, etc. Da sind die Kinder noch umeinander gehufft vom Misthaufen in den nächsten Misthaufen ein paar Fuß, weil es einfach warm war. Und solche Geschichten, wenn du das hörst, dann kann man das irgendwie in die Gegenwart wieder reinziehen und dann versteht man das ganze Gespül, muss ich sagen, einfach irgendwo ein bisschen besser. Also ich glaube, wir haben gezeichnet, dass das ein extrem komplexes System ist. Wir können das jetzt nicht alle Themen durchbesprechen. Dafür kann man sich ja alle Podcasts anhören. Und die nächsten 100 noch, oder? Und die nächsten 100, wenn man da Einblicke haben will. Ich glaube, das ist wichtiger, aber es ist ja wichtig sozusagen, was es auch mit dir getan hat. Gab es denn, und mit der Bianca Blasl, die ja auch Teil dieses Projekts ist und viele dieser Gespräche geführt hat. Zwei Jahre ist ein sehr, sehr wichtiger Teil. Du hast aber nicht nur mit den Bauern und Bäuerinnen, mit den Produzenten und Produzentinnen gesprochen, sondern auch mit Konsumenten. Was sind denn, und da auch mit Städtern, nicht nur, aber auch, was sind so diese grundlegenden Erwartungen, die wir mit Landwirtschaft haben als Konsumenten? Also muss es billig sein, muss es gut sein? Welche Vorurteile sind da immer wiedergekommen? Sagt dir der Consumer Citizen Gap was? Ja. Das ist so ein bisschen das Thema und da nehme ich mich selber auch nicht aus. Also ich bin selber die Repräsentation des Städters. Ja. Ich kaufe nicht nur Bio-Lebensmittel, weil viele Leute interessiert sind, wenn sie mir sehen, dass ich auf einmal bei McDonalds stehe oder dass ich Fleisch esse oder dass ich dieses und jenes tue. Es gibt das Bewusstsein dafür, was sinnvoll scheinbar ist in der Landwirtschaft oder was hochwertige Lebensmittel sind oder was nachhaltige Lebensmittel sind. Das ist bei sehr, sehr vielen Menschen da. Die Kaufbereitschaft am Ende vom Tag ist halt dann Consumer. Da sieht es ein Weißes, die Bürgerin weiß es, was scheinbar gut ist. Aber die Konsumentin, genau, die Konsumentin spricht die gleiche Person als Konsumentin in ihrer Rolle, kauft dann aber anders ein. Teils aus Gewohnheit, teils aus. Finanzieller Möglichkeit, also aus mangelnden Möglichkeiten etc. Aber da ist einfach ein riesen Gap da. Das heißt, wir wissen eigentlich sehr, sehr gut über Landwirtschaft bzw. Über die Realität Bescheid, natürlich nicht im Detail, aber man darf quasi die Kaufentscheidung nicht mit Bewusstsein für verwechseln. Und das ist so ein bisschen das Problem. Man sieht das dann als Widerspruch. Ich glaube, der Mensch ist einfach widersprüchlich. Wir versuchen immer, diesen Widerspruch aufzulösen und scheitern immer wieder kläglich daran, dass wir uns eigentlich anders verhalten, wie wir denken oder wie wir wüssten. Vielleicht, weil wir nichts mehr aushalten. Wieso das? Ja, wir wollen alles überwinden, verändern, schnell beseitigen und vieles muss man einfach aushalten. Das gehört auch dazu. Okay. Glaubst du, wir sind zu wenig leidensfähig? Nein, das ist ja nicht gleich Leidensfähigkeit, aber Dinge auch erwarten. Mit einer Psychologin kürzlich geredet über die größte Veränderung in der Erziehung von Kindern. Und sie meint, die größte, einschnittendste Veränderung ist, dass Kinder heute gleich alles bekommen. Und das wird dieses Erwarten, diese Spannung nicht mehr ertragen. Und das meine ich auch mit Aushalten. Das meine ich jetzt nicht mit Leidungsfähigkeit, sondern dann meine ich eine Spannung, auch Widersprüche auszuhalten, auch stehen zu lassen, einen Punkt zu machen. Das, glaube ich, ist eine wichtige Fähigkeit. Dafür muss man auch zuhören können. Ja, das ist jetzt schwierig. Ich merke es ja bei mir selber. Jetzt mit dem Alter kommt es wieder eher, dass ich die Vorfreude zulasse oder dass ich die Vorfreude genießen kann. Weil die Vorfreude war ja früher eher ein Vorleid. Bis ich es dann gehabt habe, das Geschenk, was es auch immer war, habe ich eigentlich nur gelitten. Ich habe mich nicht freuen können, dass ich es vielleicht bekomme, sondern es war einfach nur eine Phase des Leides. Und die haben wir natürlich wahrscheinlich abgekürzt, aber ich jetzt mit zunehmendem Alter, jetzt bin ich 44, jetzt kann ich mich schon wieder ein bisschen gefallen. Also das kommt dann vielleicht auch wieder zurück. Aber ich verstehe, was du meinst, weil es ist halt alles sehr, sehr schnell verfügbar. Aber das ist ein generelles Dilemma, das betrifft jetzt nicht nur Lebensmittel und Landwirtschaft, das ist glaube ich ein generelles gesellschaftliches Problem. Hast denn du als Konsument deine Konsumverhalten verändert, seit du Power to the People machst? Nein, nicht wirklich. Aber du hast viele Erkenntnisse gewonnen. Das hat nichts verändert? Es verändert... Ja, schon. Aber nicht unbedingt in meinem Verhalten. Ich würde jetzt auch nicht sagen, dass es jetzt mehr oder weniger Fleisch ist. Nein. Das ist irgendwo so... Wir haben ja ein Buch geschrieben vor zwei Jahren und da habe ich ein Kapitel geschrieben, darf man Tiere töten. Bianca hat das geschrieben, das Buch haben die Bianca und ich gemeinsam geschrieben und wir haben beide so ein Kapitel geschrieben, darf man Tiere töten, um sie zu essen. Und meine Antwort war, ich komme kulturell gesehen, also wieder verkopft, wie ich halt gern tue, zu dem Schluss, dass es nicht mehr notwendig ist, dass wir, um unseren Hunger zu stillen, also Kalorien zu decken, dass wir Tiere töten müssten. Das ist nicht mehr notwendig. Also das kann man kompensieren. Ich tue es aber trotzdem. Was überhaupt keinen Sinn macht. Wenn wir da mit Freunden reden, manche sind Veganer, manche sind eben keine Veganer. Die Veganer sagen, sagen, das macht überhaupt keinen Sinn, was du sagst. Und die anderen sagen, das macht auch irgendwie überhaupt keinen Sinn. Du bist da völlig widersprüchlich. Und meine Antwort ist da irgendwo, ja, vielleicht ist genau der Widerspruch die Antwort. Das habe ich vorher schon ein bisschen versucht zu sagen. Wir versuchen immer irgendwie hin zu einem Ideal, zu einer Wahrheit, einen Widerspruch aufzulösen. Das ist aber ein Prozess. Ich weiß, es ist nicht notwendig, zumindest bei uns jetzt in Österreich, bleiben wir mal in Österreich, dass wir jetzt unbedingt Tiere töten, damit man es essen will, das könnte man anders anmachen, klimatisch kannst du dann auch über alles diskutieren. Wir tun es aber trotzdem und ich tue es trotzdem, obwohl ich zu der Erkenntnis gekommen bin. Wie kann das sein? Wie kann das sein, dass ich jetzt da sitze und einfach einen Widerspruch verteidige? Und das ist irgendwo, auch wenn es jetzt schon wieder so abstrakt irgendwo klingt, das ist für mich irgendwie so ein bisschen die Antwort. Das heißt ja nicht, dass ich nicht irgendwann einmal zu irgendeiner Entscheidung komme, aber ich erstens brauche die Zeit dafür, dass ich diesen Widerspruch auch lebe und mit diesem Widerspruch lebt und ich möchte mich frei dafür entscheiden können, was ich dann tue und ich möchte nicht, dass ich mich auf Basis einer Fremdmeinung. Das mache ich jetzt, weil dann war es nicht meine Entscheidung, meine bewusste Entscheidung, sondern die von meinem Anderen. Und die ist dann aber auch nicht stabil, weil dann kommt wieder irgendwer, den mag ich mehr oder den mag ich lieber oder von dem bin ich abhängiger. Und dann endet meine Meinung wieder. Und der Weg hin zu einer vorläufigen Wahrheit ist der Widerspruch, der permanente. Und durch den gehe ich halt bei dem Thema durch und bei vielen, vielen anderen Themen halt auch. Und das ist, wie gesagt, beim Podcast ein gar kein schlechter Zustand. Weil du halt dann wirklich immer in deiner Seele oder in deiner Brust halt einfach beide Sachen gleichwertig mittragst und Verständnis für beide Welten hast, immer wieder auf der Suche nach, ob die Mama oder der Papa recht gehabt hat, um dann zu erkennen, eigentlich beide und beide nicht. Bauer, du die Bibel gibt es nicht nur im Podcast-Format und im Buch, sondern neuerdings zunehmend auch in Form von Tafelrunden, wo eben verschiedene Akteure an den Tisch gebeten werden. Da wirst du auch zunehmend eingeladen, engagiert, Live-Podcasts zu machen. Mit welchen Reaktionen? Was gibt es da schon für Beispiele? Ja, ich finde das Format extrem geil. Also Live-Podcast ist im Endeffekt zwei freie Stühle, zwei freie Mikros und eine Diskussion, an der man dann einfach teilnehmen kann. Auf Technisch hast du das ganze Fischball, wenn man es nachlesen will. Extrem engagierte Menschen. Menschen. Am Anfang immer ein bisschen so Unsicherheit, du hucke mich jetzt am Tisch, aber wenn man keine Bühne macht und nicht von oben herab diskutiert, sondern in die Mitte von den Leuten reingeht, dann baut man da Barrieren ab und diese Diskussionen, die da rauskommen, Menschen sind diskussionsbereit, die sind nicht alle deppert, weil das ist ja oft so, alle anderen sind deppert und man zeigt mit dem Finger auf den anderen. Nein, die meisten Menschen, die da dabei sind und die Möglichkeit haben, ihre Punkte zu machen, die können auch in so einer Diskussion und extrem mitmachen. Und an diesen Tischen entstehen total spannende Diskussionen. Man kommt zwar nicht so in die Tiefe beim Thema, weil einfach, wenn fünf Leute am Tisch sitzen, du einfach ein Thema eher so auf der Oberfläche diskutierst, aber du kannst viele Perspektiven dann auf einmal zusammenbringen. Und das ist schon sehr, sehr geil. Und dann gibt es halt meistens eh noch ein Bier oder eine Frukade oder Fruchtsaft oder sonst was. Und da kann man dann eh noch weiter diskutieren. Was war die aufregendste Anreise, die spektakulärste sozusagen Produktion eines Podcasts? Spektakulär. Naja, wir waren einmal auf einer Alm in Vorarlberg. Wir sind gewandert, da hat es zum Glück Seilwinden gegeben, da haben sie das Zeug aufgetan. Oben war dann ein Pferd. Ein Pferd, das Zeug dann eine halbe Stunde lang über Stock und Stein im Berg dann noch quasi hinübergezogen hat. Martin Hager, grüß dich. Bimmelalm, Bimmelbimmel. Er wird mich morgen hauen. Aber so ähnlich hat es geheißen in Vorarlberg. Und da waren wir dann, glaube ich, drei Tage oben, haben einen Podcast gemacht, haben mitgearbeitet, auch ein bisschen. Also es ist immer dieses, städtische Mitarbeiten. Wenn du irgendwo bist, dann bist du ganz stolz, dass du mal einen Tag irgendwo auf einem Bauernhof, in dem Fall auf einer Alm, irgendwie mitgearbeitet hast und sagst, schau, da habe ich einen Schramme und da habe ich mir den Finger wehgetan. Aber es war wirklich arg, weil die haben eine Alm und wenn du nichts tust, wächst die Alm zu. Mit lauter so Streicher. Und da haben wir einmal einen halben Tag Streicher ausgerissen. Also ich war dann stolz, nach zwei Stunden habe ich ungefähr einen Quadratmeter Almrinder wieder der Landwirtschaft zugefügt. Das haben wir dann oben gleich verbrennt. Das ist eine Hocken. Wahnsinn. Und wenn du das, und das ist schon ein bisschen klischeehaft, aber wenn du das einmal machst und siehst, was das für Arbeit ist, oder du baust Zaun in 45 Grad Gefälle, dort wo es halt gerade so ist, dass man anstürzen kommt, also immer Der Zaun ist immer an der Grenze irgendwo, wo es dann gefährlich wird oder sonst was. Mach das einmal und wenn du dann erkennst, hallo, das sind nicht 200 Meter Zaun, musst du eh schon denken, 200 Meter Zaun, das ist schon viel. Das sind 20 Kilometer Zaunteile, was die da in dem Gelände umherstehen. Und wenn du das, ich entscheide mich gegen Landwirtschaft. Gegen Landwirtschaft und gegen Politik, habe ich gelernt. Ja, für den Podcast. Jeder muss das tun, was er am besten kann, hoffentlich. Für die Widersprüche. Du hast mal in einem Fragebogen auf die Frage, wen du gerne treffen würdest, Stefan Hessel genannt, der bekanntlich das Büchlein Empört euch geschrieben hat. Eigentlich ein sehr politisches Buch natürlich, warum ihn? Weil dieser Mensch so eine unglaubliche Lebensfreude ausgestrahlt hat. Also Intellektualität auf der einen Seite, aber... Er hat sich aufregen können, also er empört euch, aber auf eine Art und Weise, die freundlich war. Also er war hart in der Sache, irgendwo. Also du hast schon gemerkt, er hat einen harten Kern, also spielen brauchst du im Medium nicht, wenn es darauf ankommt. Aber er war einfach so freundlich und so positiv, in dem wie er es gesagt hat. Und einfach so ein Sir auch ein bisschen. Und dann hat er mich auch in seiner Gesamtheit, da habe ich gekreiert, Das war irgendeine Diskussion auf ARD oder Bayern 3 oder irgendwo und das hat mich so tief bewegt. Ich habe mich fünfmal angeschaut, glaube ich. Er hat von Gedichtlein, Aufsagen, Könnt ihr leben und solche Sachen gesagt. Er war mindestens schon 140 Jahre alt bei dem Interview. Also er hat diese Seniorität auch noch gehabt. Es war einfach, ach den Menschen nicht. Aber ich wäre gerne mal mit der Spira unterwegs gewesen oder mit dem Forcher auf der Alm gewesen. Das sind so Dinge. Im selbigen Fragebogen hast du als Lebensmotto den Satz von Rainer Maria Rilke genannt. Der erscheint mir als der Größte, der zu keiner Fahne schwört. Und weil er vom Teil sich löste, der ganzen Welt gehört. Warum hast du das ausgewählt? In welcher Weise ist das für dich und dein Leben richtungsweisend? Das hast du ausgraben, war unglaublich. Es ist der schönste Sprüchel, der es gibt auf der Welt und es sagt so viel aus. Was bedeutet das für dich? Sich nicht gemein machen, sich vom Teil lösen und dann irgendwo, das ist das, was Bauer to the Bibel macht. Löse dich vom Teil, löse dich von einer Wahrheit und versuch die Welt zu begreifen. Es wird dir nie gelingen und du bist permanent auf der Reise und du wirst gnadenlos scheitern bis zu deinem letzten Tag. Aber das ist dann der ganzen Weltgehör. Das ist dieses mit jedem reden, nicht jeden verstehen, den, aber einfach offen sein und weltoffen sein, der ganzen Welt gehören oder sich vom Teil lösen, sich von der Ideologie lösen. Also ich weiß nicht, ist ja völlig wurscht, was er damit gemeint, was damit gemeint war oder so, sondern was ich darunter, ich sage oft so, in der Kunst, oder? Die Malerin, der Maler hat irgendwas zeichnet, der andere sieht es, für den ist das Weltbedeutend, dabei hat er es völlig falsch interpretiert, aber funktioniert es trotzdem. Und ungefähr so ist es bei diesem Spruch und weil er es vom Teil sich löst, der nun der ganzen Welt gehört. Also jedes Mal, wenn ich das. Schön, oder? Willi Kager, wir machen da jetzt einen Punkt. Ich danke dir für das Gespräch. Ich danke dir. Music.

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