BauertothePeople (B2P) - Der Podcast hinter den Kulissen von deinem Essen

Interview | Blauzungenkrankheit

Episode Summary

Einblicke aus Sicht eines betroffenen Landwirten

Episode Notes

Eine Woche war Dirk Berkhout im August 2024 auf Urlaub. Seit langem das erste mal. Und genau in dieser Woche bekam eines seiner Tiere die ersten Symptome. Mit rund 70 Ziegen und 50 Kühen stellt Dirk in seiner hofeigenen Käserei seit 40 Jahren Kuh- und Ziegenkäse her. Die überschüssige Milch lieferte er an die Molkerei. Aktuell schaut die Situation aufgrund der Blauzungenkrankheit völlig anders aus. Ein großer Teil seiner Herde ist infiziert.

Für den Menschen ist die Krankheit, wie er sagt, noch völlig ungefährlich. Wie sich das Virus entwickelt, kann man aber nicht vorhersagen.

Im Gespräch mit Willy erklärt er ganz offen, worum es sich bei dieser Krankheit handelt und wie er hier in Ostfriesland damit umgeht.

Dieses Interview gibt einen ersten Einblick zu einem Thema, das aktuell (Oktober 2024) immer öfter in den Medien auftaucht. Und es soll dazu beitragen, dieses Thema besser zu verstehen und einordnen zu können.

INFOS ZUR FOLGE
Käse-Hof-Laden Pilsum
www.kaesehofladen.de
Info AT von der AGES
www.ages.at/mensch/krankheit/krankheitserreger-von-a-bis-z/blauzungenkrankheit
Info DE vom BMEL
www.bmel.de/DE/themen/tiere/tiergesundheit/tierseuchen/blauzungenkrankheit.html

Episode Transcription

Willy:

[0:02] Das BauertothePeople-Interview. Aktuelle Themen, die uns alle betreffen. Aus einer Welt, die uns bewegt.

 

Music:

[0:13] Music

 

Willy:

[0:23] Grüß euch miteinander, euer neues BauertothePeople-Interview. Ich bin in Ostfriesland, in Deutschland, ganz im Norden, beim Käsehof Rosenberg in Bilsum. Das ist nicht weit von der Nordsee. Wer bist du?

 

Dirk:

[0:39] Mein Name ist Dirk Berkhout.

 

Willy:

[0:41] Und du machst schon seit einigen Jahren Käse hier?

 

Dirk:

[0:44] Ja, wir machen schon seit 40 Jahren Käse.

 

Willy:

[0:46] Seit 40 Jahren? Ja. Wie kann ich mir deinen Betrieb, den du hier hast, vorstellen? stellen?

 

Dirk:

[0:52] Ja, wir haben rein Milchbetrieb, rein Ziegenmilch und viel mit Touristik zu tun und viel weiter.

 

Willy:

[1:04] Viel weiter. Ist hier Ziegen, hinter mir noch ein paar Kühe. Ihr verarbeitet die ganze Produktion zu Käse oder was produziert ihr?

 

Dirk:

[1:11] Jetzt momentan, ja. Und Ziegenmilch auch. Tja, und durch die ganze Blauzunge-Geschichte ist es mehr geworden, dass wir es selbst verarbeiten. Wir haben keine Käse mehr.

 

Willy:

[1:23] Du sprichst genau das Thema an, warum wir heute hier sind, nämlich das Thema Blauzungen. Danke, dass du mich heute hier reinlässt und mit mir über das Thema redest. Das Ziel soll es sein, dass unsere Hörerinnen und Hörer ein bisschen was zu dem Thema Blauzunge erfahren, was es bedeutet, was die Blauzungenkrankheit ist und auch was das für Auswirkungen hat. Vielleicht erklärst du, wann war bei dir der erste Vorfall von Blauzungen? Wie hast du das überhaupt erkannt?

 

Dirk:

[1:49] Also ich war mal, das war Mitte August, da war ich mal ein Wochenende weg gewesen.

 

Willy:

[1:55] Dieses Jahr?

 

Dirk:

[1:56] Dieses Jahr, ja, im August. Das ist der erste Wochenende, den ich gemacht habe. Und ich kam wieder. Ich habe nur geschaut, was ist denn hier los? Und da waren schon welche Kühe am Quengeln, die hatten schon Schmerzen gehabt, die konnten nicht mehr aufstehen. Ich habe nur eins gesagt, du, du, du, schnell raus. Raus aus dem Stall, raus nach draußen, frische Luft, Sonnenschein, aber das war zu viel Sonne. Die Kühe, die haben sich gefreut, dass ich sie herausgetrieben habe, aber das Freuden war nicht lange. Die Kühe waren sehr krank gewesen. Durch den Schmerz konnte sie nicht mehr stehen und nicht mehr laufen. Die Milch war weg. Und versuchte den noch zu füttern, weil man das als Bauer ja sowieso macht, zweimal täglich die Tiere füttern. Die wollen kein Wasser haben, die wollen kein Gras füttern, nichts. Ich sage, okay, Tierarzt anrufen. Ja, Tierarzt festgestellt, Blauzunge. Aber wir machen jetzt nochmal Blutprobe und durch die Blutprobe sind wir da richtig amtlich festgestellt, Blauzunge.

 

Willy:

[3:04] Das heißt, die Frage, wie Blauzunge in Krankheit diagnostiziert wird, ist mit einem Bluttest?

 

Dirk:

[3:08] Ja, nur mit Blut festzustellen.

 

Willy:

[3:11] Hast du schon die Vermutung gehabt, dass es Blauzungen sind?

 

Dirk:

[3:14] Nein, so schnell nicht. Also es wurde eine Warnung zu spät her, uns informiert, pass auf, dass ihr hier Blauzungen kriegt. Als ich das gewusst habe, habe ich schon im Umkreis von meinen Kollegen Bescheid gesagt, pass auf, Blauzungen.

 

Willy:

[3:29] Woher kommt die Blauzungenkrankheit und wie wird die auch übertragen?

 

Dirk:

[3:33] Also die Blauzungen selber, die kommt aus Südafrika, sagt man. oder asiatische Gegend. Und die werden hauptsächlich durch Mücken übertragen. Das heißt, in der Augustzeit ist ja Hitze da, es ist feuchte Luft, Regen und es ist die ideale Brutstelle für die Mücken, um sich zu vermehren. Und somit überträgst du auch die Viren zu den anderen Standorten, um da die Tiere zu ärgern.

 

Willy:

[4:01] Sind das eine spezielle Art von Mücken oder sind das generell alle Mücken, die es übertragen hat?

 

Dirk:

[4:04] Nein, das sind spezielle Mücken.

 

Willy:

[4:06] Wie heißen die?

 

Dirk:

[4:07] Da muss man mich nicht nachfragen. Ich weiß es nicht mehr so genau.

 

Willy:

[4:11] Finden wir raus. Aber es sind Mücken.

 

Dirk:

[4:13] Das sind Mücken.

 

Willy:

[4:16] Wie lange habt ihr das jetzt seit Mitte August? Seit Anfang August habt ihr es am Hof?

 

Dirk:

[4:20] Ja.

 

Willy:

[4:22] Jetzt hast du wahrscheinlich ein bisschen leidvolle Erfahrungen gemacht mit dem, woran erkennt man denn die Blauzungenkrankheit? Also was hat die für ein Krankheitsbild? Und wie ist der Krankheitsverlauf dieser Krankheit?

 

Dirk:

[4:32] Also wenn man den Verlauf sieht, kann man das an dem Gesicht sehen, an den Augen. Da haben die solchen dicken Balleraugen. Man kann es auch an den Maulen sehen, wenn es rötlich ist. Man kann es auch sehen, die Tiere sind Unlust. Also überhaupt keine Frieden, Eierkuchen. Und so wie du es hörst, das machen sie auch nicht. Die legen nur rum und sie sehen zu, dass sie das loswerden.

 

Willy:

[4:57] Ist es eine Art Entzündung, die sie haben, weil du schreibst große Augen, Rotbrot beim Mund?

 

Dirk:

[5:02] Das ist keine Entzündung, das ist eine Schwellung. Einfach die Tiere, das muss irgendwie heraus und so. Und wenn das um die Augen ist, da kommt es als Schwellung vor. Es gibt ja gewisse Sachen, die kommen nur da heraus. Muss man nicht fragen, wieso. Aber man kann es als Tierarzt auch gesagt haben, ja, das kannst du daran sehen, das kannst du daran sehen. Der hat Blauzunge. Fertig.

 

Willy:

[5:23] Es heißt jetzt Blauzungenkrankheit, du hast jetzt aber geschwollene Augen. Mit auch.

 

Dirk:

[5:28] Das ist mit auch. Das kann auch sein, dass die Kühe das auf die Klauen kriegen.

 

Willy:

[5:33] Also es ist keine blaue Zunge, die jedes Mal ein Tier kriegt?

 

Dirk:

[5:36] Nein, nein, nein. Also der Tierarzt hat ein Auge dafür, der hat eine Blauzunge. Dann frage ich, woran siehst du das? Ja, hauptsächlich ist das die Kriterien, wo du es erkennst. Aber wenn du weiter nachschaust, Flanke ist eingebrochen, also von beiden Seiten ziemlich ausgemagert. Es kann auch sein, dass es auf die Klauen geht. Das heißt, die Kuh kann nicht mehr laufen durch Schmerzen. Das sind alle Symptome zu Blauzungen.

 

Willy:

[6:03] Welche Tiere sind von der Blauzungenkrankheit denn hauptsächlich betroffen Und wie ist da der Krankheitsverlauf? Von der Infektion bis dann zum Tod, oder?

 

Dirk:

[6:11] Also hauptsächliche Anfälligkeit ist bei den Schafen und bei den Ziegen. Wenn die jetzt gestochen worden sind, von eins bis drei Tagen, dann sind sie tot.

 

Willy:

[6:20] Von der Infektion bis zum Tod?

 

Dirk:

[6:22] Ja, bis zum Tod. Eins bis drei Tage.

 

Willy:

[6:24] Wow, das ist wirklich schnell.

 

Dirk:

[6:26] Das geht ganz schnell. So, und bei den Kühen ist es wieder ganz anders, weil das große, schwere Tiere sind, braucht es Infektion länger. Irgendwann führt das auch zum Tod. Aber das dauert zu lange und das ist Tierköhlerei. Das heißt, ich frage den Tierarzt, bitte erlöse mein Tier, weil das hat keinen Sinn.

 

Willy:

[6:48] Wie kann man denn die Blauzungenkrankheit behandeln? Was kann man denn da machen?

 

Dirk:

[6:53] Eins, was ich machen kann, ist, das sagt der Tierarzt auch klar und deutlich, du kannst es nur mit Schmerzmitteln machen. Es gibt verschiedene Arten von Schmerzmitteln. Es gibt Schmerzmittel, da darfst du die Milch abliefern zur Molkerei oder bei mir in der Hofkäserei. Das haben wir hauptsächlich genommen. Da ist die Wirkung wieder ganz anders als andere Schmerzmittel, womit du als Blutverdünner die Zirkulation erleichtert. Das ist genau wie bei Leuten mit Herzinfarkt. Die kriegen Blutverdünner, damit das Herz ruhig weiter pumpen kann. Das muss man sich auch vorstellen bei der Kuh. Blutverdünner.

 

Willy:

[7:31] Mit welchen Kosten rechne ich jetzt rein, nur für die Behandlung? Pro Tier, pro Kuh, pro Schaf, was rechnet man da?

 

Dirk:

[7:41] Also bei den Ziegen hast du keine Chance mit Schmerzmitteln. Bei den großen Kühen gehst du mal von 200 Euro aus. Wenn man es richtig akribisch, die Tiere, versucht das Leben zu erhalten, aber das tut kein Mensch. Wenn das Tier nicht mehr aufstehen kann, dann muss ich das Tier erlösen. Auch wenn es sehr hart klingt, ist es so. Ich habe auch Tiere gehabt, das waren sechs Stück, die hatten auch die Klauen gehabt. Ich habe sehr schnell die Tiere herausgenommen, ich habe die Klauenbehandlung gemacht. Da kam ein eitriger Segment raus und da habe ich Glück gehabt. Die Tiere haben es geschafft, aber keine Milch.

 

Willy:

[8:30] Okay, das heißt dann zwar gesunde oder wieder gesunde Tiere? Das Kuh ist gesund,

 

Dirk:

[8:35] Ich sage nicht gesund, aber es ist damit zurechtgekommen. Was jetzt wieder geht, wir haben heute alle Tiere untersucht, die haben das Kalb abgestoßen. Bei den sechs Kühen, die ich jetzt auch gemacht habe, sind die Kälber auch abgestoßen worden.

 

Willy:

[8:50] Das heißt für euch als Käse produzierender Betrieb?

 

Dirk:

[8:53] Habe ich für nächstes Jahr verspätet die Käse, was ich verkaufen kann. Oder ich habe keine Milch. Das kann ganz komisch laufen.

 

Willy:

[9:03] Gibt es irgendwelche Möglichkeiten? Seid ihr dagegen versichert? Oder habt ihr das alles allein zu tragen?

 

Dirk:

[9:09] Diejenigen, die eine Ertragsversicherung haben oder eine Viehversicherung haben, die können damit hoffen, dass sie damit über die Runde kommen. Ich habe es auch abgeschlossen. Alle, die es nicht haben, weiß ich nicht, wie es da weiterläuft.

 

Willy:

[9:26] Wie viele Betriebe sind denn von der Blauzungenkrankheit da in der Region betroffen?

 

Dirk:

[9:30] Alle.

 

Willy:

[9:32] Alle?

 

Dirk:

[9:32] Alle. So oder so. So, eine haben das gut überstanden, welche haben das sehr schlecht überstanden. Also ich kann sagen, alle Tiere gehen dadurch.

 

Willy:

[9:43] Verschwindet diese Seuche, ist es eine Seuche? Verschwindet die dann auch wieder?

 

Dirk:

[9:47] Jetzt ist es kalt. Wir haben jetzt keine Mücken. Ab und zu, dass es eine Mücke eine Klatsche geben muss, das sind ja die normalen eigenen Mücken, die wir alle so kennen. Aber sonst?

 

Willy:

[9:58] Das heißt, die hofft auf einen kalten Winter, dass möglichst die Mückenpopulation wieder zurückgeht.

 

Dirk:

[10:03] Richtig, das heißt besser Frost. dann sind die Mücken weg. Aber wenn wir die milde Klima behalten, dann bleiben die Mücken auch da. Die bekriechen sich jetzt durch die Kälte. Und wenn es wieder ein warmer Tag ist, kommen sie wieder raus und gehen wieder von vorne raus.

 

Willy:

[10:21] Jetzt hören wir natürlich über die Blauzungenkrankheit. Viele Konsumentinnen und Konsumenten, was im Fernsehen, sind vielleicht ein bisschen verunsichert. Ist diese Krankheit für den Menschen gefährlich? Was heißt es für die Produkte? Und wie muss man mit den Produkten umgehen?

 

Dirk:

[10:35] Also die Milch ist nicht übertragbar auf Menschen, also die Krankheit nicht übertragbar. Was ich wohl sagen kann, ist, die Milch ist gestresst. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Wenn man Käse herstellt, man sieht andere Eigenschaften, die sowieso nicht so gewohnt sind. Also das ist ja. Also wenn eine stressige Milch, den zu verarbeiten ist nicht immer so leicht.

 

Willy:

[11:01] Also es geht auf die Qualität des Produktes?

 

Dirk:

[11:03] Ja, das heißt einfach der Zeitlimit. Das muss man einfach so sehen. Es ist eine größere Zeitüberschreitung, bis fünf bis zehn Minuten. Das ist manchmal für uns zu viel. Aber wir können daraus noch Käse machen.

 

Willy:

[11:17] Und die Krankheit selbst, ist die auf den Menschen übertragbar?

 

Dirk:

[11:20] Nein, überhaupt nicht. Nach dem heutigen Stand, nein.

 

Willy:

[11:23] Also völlig ungefährlich?

 

Dirk:

[11:25] Ich sage ja, nach dem heutigen Stand ist es noch nicht übertragbar. Aber die Viren sind ja auch nicht dumm. Irgendwann mal wird etwas passieren, na ja. Und wir haben jetzt eine Sicherheit eingebaut durch andere Eigenschaften, was durch die Klimabedingungen geändert hat. ist, ich pasteurisiere alle Milch. Weil die Bakterien, die auf der Weide sind, die verändern auch den Geschmack der Käse. Und manchmal ist es eine, nicht so ein schöner Geschmack von Käse, sondern das überherrscht sich dann. Und dann sage ich, liebe Leute, ihr mögt den Käse so nicht, wir pasteurisieren. Also ich bin jetzt seit drei Jahren nur am Pasteurisieren.

 

Willy:

[12:07] Was sagen denn deine, wie gesagt, heute war schon sehr, sehr viel los bei dir im Käseladen, der da hinter uns ist, also Das ist ein reger Betrieb. Schaut so aus, als würden die Kunden nach wie vor kommen. Was sagen denn die zu dem Thema? Was sind die Fragen, die die Kunden stellen?

 

Dirk:

[12:21] Die Kunden, die sind, glaube ich, über diese Thematik nicht so richtig befasst. Weil es nicht so groß öffentlich, publik gemacht wird. Finde ich schade.

 

Willy:

[12:32] Findest du schade?

 

Dirk:

[12:33] Ja, ich finde es schade. Ich meine, man soll einfach so verstehen, die Betriebe, die sind damit zu kämpfen, um die Tiere wieder gesund zu kriegen. Und auf dem Hintergrund wissen wir, das dauert sehr lange, bis die gesund werden. Und das ist für uns ein Kraftakt, was nicht eingeplant ist.

 

Willy:

[12:53] Also du hoffst, wenn die Konsumenten es wissen würden, dann würden sie euch wahrscheinlich auch durch eine schwerere Zeit begleiten, aus Verständnis, aus Wissen heraus. Richtig.

 

Dirk:

[13:01] Würde ich einfach so sagen, ja. Du weißt ja, alle Menschen, alle in eine Hand packen. Wir gehen nach vor, aber das fordert uns. Um damit zurechtzukommen, dass wir mit den Tieren das versuchen, dass sie wieder gesund werden und weiterzumachen.

 

Willy:

[13:19] Warum wissen das die Konsumenten bei euch noch nicht? Weil es ist ja permanent ein Thema. Du sagst, alle Bauern, die diese Tiere halten, sind betroffen. Das ist ja erstaunlich, dass da noch nicht sehr viel Wissen da ist.

 

Dirk:

[13:30] Ja, das liegt wahrscheinlich daran. Dann gehe ich mal auf ein anderes Thema hin. politik, landwirtschaftliche Politik ist wahrscheinlich nicht so interessant.

 

Willy:

[13:41] Warum?

 

Dirk:

[13:43] Weiß ich nicht. Über Medien wird gesprochen, über Leute mit Büchern, mit Politik wird gesprochen, Schwimmer wird gesprochen, Sport, Landwirtschaft. Was ist das denn? Wir sind ja die Untersten. Wir sind der erste Ursprung und der erste Ursprung. Das ist doch nicht interessant.

 

Willy:

[14:02] Also ich finde es sehr Sehr interessant. Ich mache sogar einen ganzen Podcast über das Thema. Und wir reden ja jetzt gerade drüber.

 

Dirk:

[14:09] Ja, ich selber auch. Ich meine, in den Ferienzeiten machen wir Besichtigung. Und da rede ich über diese Thematik.

 

Willy:

[14:16] Hier am Hof?

 

Dirk:

[14:17] Natürlich. Da habe ich keine Angst dabei. Ich setze auch einen oben drauf. Da habe ich meinen Spaß dabei.

 

Willy:

[14:24] Aber von den Kunden, die tatsächlich informiert sind über das Thema, die aber nach wie vor kommen, was sind da die besonderen Fragen? oder was interessiert die Leute am meisten?

 

Dirk:

[14:36] Ist unser Käse gut? Und wenn man bei uns auf der Webseite mal guckt, kriegst du nur, ja, einige machen schlecht, andere machen gut, aber viele sagen, es ist ein super Produkt und ich habe jetzt schon die vierte Generation, die hierher kommt und die kaufen bei uns immer noch den Käse. Dann muss doch alles in Ordnung sein.

 

Willy:

[14:55] Ja, 40 Jahre sprechen dann eigentlich für sich. Aber das heißt, ihr habt jetzt keinen Kundenrückgang durch die Blasungenkrankheit bei euch bemerkt?

 

Dirk:

[15:02] Nein, noch nicht. Aber dafür sorge ich schon, dass wenn... Gefahren auf mich zukommt, dann bin ich sofort, dann sage ich, Leute, es geht nicht mehr. Ich will mir nicht selber ein Bein vorlegen, dass ich sage, um Gottes willen, nicht darüber reden. Ich rede darüber. Wenn die Leute mir fragen, ich rede darüber. Das ist egal was. Ich rede darüber. Was kann ich dabei verlieren? Gar nichts.

 

Willy:

[15:29] Ja, mutiger Schritt auf jeden Fall, aber du bist bis jetzt gut damit gefahren.

 

Dirk:

[15:33] Ja, immer.

 

Willy:

[15:33] Wie blickst du denn jetzt angesichts der Blauzungenkrankheit mit der jetzigen Situation, du hast ja gesagt, viele Tiere bei euch am Hof, es traugen nicht mehr, ihr habt einen enormen Ausfall, Produktionsausfall. Wie blickt ihr in die nähere Zukunft?

 

Dirk:

[15:47] Eine harte Zeit kommt auf uns zu, eine sehr harte Zeit. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen muss. Also, wie soll man so sagen, solange ich noch mit den Tieren zusammenarbeiten kann, es ist hart ausgesprochen, zusammenarbeiten kann, versuche ich das. Ich weiß jetzt schon, dass ich 15 Tiere ersetzen muss. Das heißt, ich muss irgendwo gesunde Tiere wiederfinden, um daraus Käse herzustellen. Das heißt, ich muss Tiere einkaufen.

 

Willy:

[16:15] Sind die Tiere, die jetzt nicht mehr trächtig sind und dir dann keine Milch mehr geben können oder keinen Nachwuchs mehr produzieren?

 

Dirk:

[16:21] Da muss man wirklich auf zwei Alleins schauen. Sind das ältere Tiere, dann sage ich, Leute, wir nehmen uns Abschied. Weil wir wissen ja auch, anders als wir selbst, auch damit, umso älter man wird, umso kränklicher kann man werden. Ich will nicht sagen, dass man kränklich ist, aber man kann werden. Das ist bei den Tieren genau das Gleiche. Irgendwann ist der Punkt da, und das weiß man aus Erfahrung, Leute, ist das noch gut? Und er sagt, dann reden wir schon mit dem Tier zusammen, wir gehen miteinander mal durch. Du, du bist so alt, auch wenn es hart klingt. Das sind meine besten Tiere. Ich gucke nicht nach der Leistung, sondern ich gucke nach Inhaltsstoffe. Aber wenn die Tiere so kränklich sind, dann machst du den Tieren keinen Spaß mehr dran.

 

Willy:

[17:06] Ist es dann schwer, von den Tieren Abschied zu nehmen? Ja.

 

Dirk:

[17:10] Es ist schon ganz schwer zu sehen, manchmal ein bisschen heulen dabei, du musst eine Tür von dem Schmerz erlösen. Das geht so schnell, du kannst es nicht verkraften. Ich selber bin schon so abgehärtet, aber das tut innerlich weh. Man will lieber weglaufen.

 

Willy:

[17:30] Selbst nach 40 Jahren noch?

 

Dirk:

[17:31] Auch dann immer noch.

 

Willy:

[17:32] Welche Hilfe würdest du dir seitens der Politik oder von wem auch immer wünschen in der Zeit mit dieser Krankheit?

 

Dirk:

[17:42] Das ist ein ganz schweres Thema. Und die Politik soll ein bisschen ehrlich mit uns umgehen.

 

Willy:

[17:50] Was heißt das?

 

Dirk:

[17:51] Ja, ehrlich, das heißt einfach so, Leute, wie geht es jetzt weiter? Man hört von den Leuten ja nichts. Die Medien fragen auch nicht die Politiker, was wollt ihr jetzt machen mit den Landwirten? Es wird viel gesprochen, aber du weißt ja selber, wo viel geredet ist, kommt meistens nicht dabei heraus. So, und Und das fehlt uns sehr. Das ist einfach der Rückgrat, das fehlt uns. Und darum, glaube ich, müssen wir erstmal anfangen, dass die Medien und auch die Politiker erstmal sich mal beschäftigen, was machen wir jetzt? Das ist nicht allein die Kühe, auch die Acker haben dieses Jahr ganz schlechte Erträge geholt. Das sind Hälfte der Erträge.

 

Willy:

[18:30] Woran liegt das jetzt?

 

Dirk:

[18:32] Das liegt an dem kalten Wetter. Letztes Jahr haben wir 600 Liter mehr Wasser gekriegt, Bodenverdichtung. Dann ist das Getreide minderwertig gewesen. Die es geschafft haben, Gott sei Dank. Aber es sind viele Flächen, die sind das Korn ersoffen. Die haben neu satt gemacht. Dann kam das kalte Wetter dazu. Die kamen mit den Maschinen nicht auf den Boden. Die konnten nur stehenbleiben und warten, bis es ausgetrocknet ist, dass man weiter sehen kann. Also das hat alles nicht hingehauen.

 

Willy:

[19:01] Also man sieht, es gibt neben der Blauzungenkrankheit noch eine ganze Reihe anderer Herausforderungen, mit denen die Landwirtschaft kämpfen muss.

 

Dirk:

[19:07] Mit allen Faktoren haben wir mit dieses Jahr zu tun gehabt. Ganz unfair für uns. Ich hätte es auch ganz anders gewohnt.

 

Willy:

[19:15] Wird es nächstes Jahr besser?

 

Dirk:

[19:16] Ich denke ja. Was soll ich denn sonst sagen? Man muss immer positiv denken.

 

Willy:

[19:20] Okay, das ist doch einmal ein Ring. Was hast du für die Konsumentinnen und Konsumenten, weil die hören uns auch sehr viel zu, auch für irgendwie eine Message oder irgendeine Mitteilung, was du ihnen gerne mitgeben möchtest?

 

Dirk:

[19:33] Rede mit uns. einfach mit uns miteinander reden, dass wir miteinander diese ganze Thematik Landwirtschaft und in die Zukunft zu sehen, mit uns zu reden. Dass wir mitreden dürfen auch. Aber die Konsumenten sollen mit uns auch reden. Aber bitte eins,

 

Dirk:

[19:51] in landwirtschaftlicher Sprache reden und nicht Amtssprache.

 

Willy:

[19:57] Das meinst du, ja. Ein bisschen Übersetzungsfunktion dürfen wir als Bauer zu den People auch leisten, um die Sprache der Landwirtschaft in unsere Sprache der Konsumenten zu übersetzen und auch umgekehrt. Und ja, du hast es jetzt gesagt, mehr reden und das ist unser Motto, durchs Reden kommen die Leute zusammen. Das haben wir heute gemacht. Vielen, vielen Dank für deine Zeit und ich hoffe, das Thema Blauzungenkrankheit ist jetzt für einige von euch oder vielleicht auch für viele etwas klarer. Danke und Tschüss.

 

Dirk:

[20:21] Okay, danke dir.

 

Music:

[20:23] Music