… vom Ende vor dem Anfang in Ostfriesland
In dieser Ausgabe des BauertothePeople Podcast war ich zu Gast beim Bauern Peter Habbena in Ostfriesland. Eines ist erstmal klar. Wenn Peter den Raum betritt, dann ist Pedda da. Du merkst das und du hörst das. Und ohne schlechtes Gewissen kann man ihm ganz sicher das Prädikat “Unikat” verleihen. Und ich glaube, das weiß er auch.
Peter ist laut und Peter ist auch ganz leise. Manchmal steht er auf der Bühne seines Lebens und unterhält mit der gefühlten Leichtigkeit eines geborenen Entertainers sowohl die Gäste seines Hofes und auch seine inzwischen stark geschrumpfte Herde an Milchkühen. Der Melkstand als Bühne, auch wenn diese Bühne einen Meter unter und nicht über dem übrigen Niveau seiner Zuseher stattfindet.
Und dann ist da auch ein sensibler, nachdenklicher und leidenschaftlicher Mensch, der sowohl mit der Entwicklung der Landwirtschaft hadert, gleichzeitig aber rastlos nach neuen Wegen sucht, das Besondere seines Berufes zu fördern und seine Liebe zum Beruf leben.
Und so ist diese Folge zwar auch ein Einblick in die Praxis der Landwirtschaft und Aspekte von Ostfriesland, vielmehr aber ein subjektives, menschliches Stimmungsbild eines Berufsstandes.
Zwei Dokumentationen des NDR haben Peter im Jahr 2017 und 2020 besucht. Einmal in der Zeit der Krise und des Nachdenkens 2017 und einmal zu Beginn eines Neuanfangs 2020 zusammen mit seiner Frau Frauke und seiner Familie. Die Links dazu findet ihr in den Shownotes.
Unser Gespräch könnt ihr nicht nur wie gewohnt anhören, sondern auch auf unserem YouTube-Kanal ansehen.
Viel Freude bei dieser Folge und lasst gerne ein paar Sterne auf der Plattform eurer Wahl für uns da.
INFOS ZUR FOLGE
Peters Website
www.petersplaats.de
NDR-Doku (vorher)
www.youtube.com/watch?v=8xNK3iI2pu4
NDR-Doku (nachher)
www.youtube.com/watch?v=PEo28r31i40
Peter:
[0:00] Richtig damit der Politik. Und ich habe auf Landes- und auf Bundesebene die klare Aussage von unterschiedlichen Politikern, die mir gesagt haben, es ist nicht gewollt, dass die Produktpreise der Landwirt ansteigen,
Peter:
[0:11] weil sonst der Staat sich den Hartz-IV-Satz nicht leisten kann. Halte ich für ziemlich dumm. Es gibt den Grundsatz, wenn er will diken, dem wird wiegen. Also, wer nicht teichen will, muss weichen. Sagen wir mal so, Ostfriesland hat einfach den Vorteil, dass alles das, was darüber gesagt wird.
Peter:
[0:32] Wahr ist oder besser. Wie wird Mann Vater? Ich hatte keine biologische Uhr. Ich weiß nicht, ob ich jemals auf ein Kind vorbereitet bin. Ich weiß ja nicht, ob ich auf eine Frau vorbereitet bin. Ich bin ja auf mein Leben manchmal nicht vorbereitet. Mein Leben ist so vielfältig. Es ist so, ich habe Glück gehabt. Ich habe Weidehaltung. Und wo Weidehaltung ist, da ist ein Kuhfladen auf dem Land. Und wo ein Kuhfladen ist, da sind Insekten. Und wo Insekten sind, ich habe die Chance, ein Stück Lebensraum zu erhalten. Und nicht alle fünf Wochen mit dem Mähwerk das Uniform gleich zu gestalten. Landwirtschaft ist nicht mehr dieses Bullabü und dieses mit dem. Landwirtschaft ist heute ein vielfach nicht hoch genug geachtetes Berufsfeld mit der Möglichkeit, die Gesellschaft zu retten. Wenn heutzutage in der heutigen Gesellschaft jemand glaubt, Landwirtschaft werde Verursacher irgendwelcher Probleme. Grundwasser oder Dürre oder egal was. Landwirtschaft ist nie das Problem. Landwirtschaft ist immer die Lösung. Immer. Nein, wieso? Das Leben ist schön. Das Leben ist nicht immer so einfach, wie wir das gerne hätten. Aber die Grundaussage ist, das Leben ist schön.
Music:
[1:44] Music
Willy:
[1:51] Bauer to the People, der Podcast für Perspektiven rund um Essen, Menschen und Landwirtschaft. Weil nur durchs Reden kommen die Leute zusammen.
Music:
[2:00] Music
Willy:
[2:06] Grüß euch. In dieser Ausgabe des Bauer to the People Podcast war ich im Rahmen meiner zweiten Tour durch Deutschland zu Gast beim ostfriesischen Bauern Peter Habbena. Und eines ist erst einmal klar. Wenn der Peter den Raum betritt, dann ist der Peter da. Du merkst es
Willy:
[2:25] Und du hörst es.
Willy:
[2:26] Und ohne schlechtes Gewissen kann man ihm ganz sicher auch das Predikat Unikat verleihen. Und da bin ich mir auch sicher, dass er das weiß. Ja, der Peter, der ist laut. Der Peter ist aber auch ganz, ganz leise. Manchmal steht er auf der Bühne seines Lebens und unterhält mit der wirklich gefüllten Leichtigkeit eines Natural Born Entertainers sowohl die Gäste seines Hofes als auch seine inzwischen doch stark geschrumpfte Herde an Milchkühen. Ja und da wird dann der Melchstand schnell auch mal zur Bühne, auch wenn diese Bühne nicht wie gewohnt einen Meter über dem übrigen Niveau liegt, sondern einen Meter darunter. Bilder dazu findet ihr übrigens auch auf der Seite zu dieser Folge auf der Bower to the People Website. Und den Link dazu, den findet ihr wie gewohnt in den Shownotes.
Willy:
[3:17] Ja, und dann ist da auch noch ein sensibler, nachdenklicher und vor allem auch sehr, sehr leidenschaftlicher Mensch, der sowohl mit der Entwicklung der Landwirtschaft hadert, gleichzeitig aber rastlos nach neuen Wegen sucht, das Besondere seines Berufes zu erhalten und zu fördern und gleichzeitig seine Liebe zu diesem Beruf auch zu leben. Und so ist diese Folge zwar auch ein Einblick in die Praxis der Landwirtschaft und in landwirtschaftliche Aspekte von Ostfriesland, vielmehr ist er aber auch ein subjektives menschliches Stimmungsbild eines Berufsstandes. Zwei Dokumentationen des NDR, also des Norddeutschen Rundfunks, haben den Peter im Jahr 2017 und 2020 besucht. Einmal in der Zeit der Krise und des Nachdenkens im Jahr 2017 und dann einmal zu Beginn eines Neuanfangs zusammen mit seiner Familie im Jahr 2020. Die Links zu diesen Dokus, die findet ihr natürlich auch in den Shownotes. Ja, und unser Gespräch könnt ihr nicht nur wie gewohnt anhören, sondern auf unserem YouTube-Kanal gerne auch nachsehen. Und wenn euch diese Folge gefällt, dann lasst uns doch gerne auch ein paar Sterne da. Das hilft uns sehr. Ja, aber jetzt viel Freude mit der aktuellen Folge.
Willy:
[4:45] Alles gut? Ja. Gut. Ja. Ja, Peter, dann müssen wir wohl in den Podcast starten.
Peter:
[4:53] Es könnte ja. Es könnte ja. Warten wir uns gestern darüber, wie wichtig ein Vorspiel ist.
Willy:
[5:00] Ja. Ja.
Peter:
[5:01] Zum Andersten meine ich.
Willy:
[5:02] Ich gehe eher nach dem Konzept, wenn es vorbei ist, können wir endlich wieder was anderes machen.
Willy:
[5:06] Richtig.
Peter:
[5:07] Wenn ich jetzt aufstehe und zum Kühlschrank laufe, soll ich dir den Joghurt mitbringen?
Willy:
[5:10] Ja, mach das. Aber ganz ruhig. Ich hoffe, der ist recht weit weg, der Kühlschrank. So, soviel zu unserem ersten einführenden Beitrag zur Völkerverständigung zwischen Österreich und Deutschland. Ich bin heute hier im Rahmen unserer, wie soll ich sagen, Deutschlandtour, unserer zweiten Deutschlandtour. Jetzt bin ich ganz in den Norden raufgefahren.
Peter:
[5:31] Ganz in den Norden nicht. Schleswig-Holstein ist höher an Dänemark.
Willy:
[5:34] Gut, also fast ganz bis in den Norden.
Peter:
[5:36] Nein, du bist in den schönen Norden gefahren.
Willy:
[5:37] In den schönen Norden.
Willy:
[5:39] Ich bin hier in einem Teil, den wir alle die älteren Semester wahrscheinlich nur wegen Otto Walkes kennen. Nämlich im schönen Ostfriesland, in Österreich, glaube ich, kennen wirklich Ostfriesland viele wegen Otto Walkes, beim Peter Habbena. Und der Peter ist hier Landwirt und hat zusammen mit seiner Familie, glaube ich, ein sehr bewegtes Leben. Also du bist noch jung, hast aber trotzdem schon ein durchaus bewegtes Leben hinter dir, über das wir heute auch ein bisschen quatschen wollen. Ich würde mal mit Ostfriesland anfangen, weil gerade die Deutschlandtour soll ja auch ein bisschen dazu beitragen, uns Österreichern in dem Fall ein bisschen Deutschland näher zu bringen und in der Hoffnung, dass wir euch auch Österreicher ein bisschen näher bringen können. Erklär uns doch einmal bitte in wenigen Worten, nachdem du bei deinem Glas Milch getrunken hast, auf das wir nachher natürlich sicher noch zu sprechen kommen. Erklär uns doch ein bisschen in wenigen Worten, was ist genau Ostfriesland? Was ist das Spezielle hier in Ostfriesland, auch in der Landwirtschaft?
Peter:
[6:46] Also Ostfriesland wird immer als ein karges und mundfaules, aber wunderschönes Gebiet Deutschlands dargestellt und die angrenzenden, also Ammerland hat sehr viel Witze über uns publik gemacht. Sagen wir mal so, Ostfriesland hat einfach den Vorteil, dass alles das, was darüber gesagt wird, wahr ist oder besser. Wir haben hier landwirtschaftlich gesehen alle Möglichkeiten. Wir haben Hochmoor, Niedermoor, wir haben Wallheckengebiete auf der Geest, also diesen Sandrücken, sage ich mal, aus der Grundmorine, dann aus der Eiszeit unter den Gletschern. Wir haben den Marschboden, der dem blanken Hans, also dem Meer, abgerungen wurde. Wir haben dieses ganze facettenreiche... Also ich würde ja sagen, wir sind die Perle schlechthin. Also das ist schon, man sagt zweimal, wir leben ja am Arsch der Welt, aber der ist echt schick. Und wir betreiben die Landwirtschaft.
Willy:
[7:59] Wenn man sich Ostfriesland so ein bisschen anschaut, ihr seid ja, von hier sind es vom Hof sind es zweieinhalb Kilometer, glaube ich, bis zum Meer. Sind es zweieinhalb Kilometer bei Eppe oder bei Flut?
Peter:
[8:13] Bei Flut.
Willy:
[8:14] Bei Flut, ja.
Peter:
[8:15] Bei Ebbe verkaufen wir Neubaugebiete an die Touris aus Österreich.
Willy:
[8:21] Gut, jetzt bedanke ich mich für das Gespräch.
Peter:
[8:25] Ich muss da auch noch was Wichtiges.
Willy:
[8:29] Ja? Okay. Es ist ja so, dass dieses ganze Gebiet früher mal Meeresboden war. Wie ich angekommen bin, bist du gleich mal mit mir in die Wiese gefahren und hast gesagt, wir fahren jetzt auf Meeresboden. Ackerland. Ackerland, ja. Wie habt ihr dieses Gebiet, wo wir jetzt sind, quasi dem Meer entrissen, wie funktioniert das? Ich glaube, da kommen wir dann auf die Deiche etc., oder? Erklär uns das doch einmal bitte.
Peter:
[8:53] Deichbau ist einfach eine wichtige Errungenschaft für unseren Lebensraum. Wir haben ja die Sedimente, die von dem Wasser angespült werden, in den Tiden, in den Gezeiten. Und die lagern sich ab. Und irgendwann hat der Mensch gesagt, weißt du was, wir können da hinten ja mal einen Erdwald ziehen und hat einen Erdwall gezogen in einer Höhe von, ich sag mal, sechs Meter. Dann hatte man zumindest schon mal den Vorteil, dass im Sommer die Fläche hinter dem Erdwall trocken blieb und im Winter mit dem Hochwasser noch drüber geschwappt wurde. Wenn man eine gewisse Höhe an dem Land erreicht hatte, dann konnte man ohne Probleme diesen Erdwall erhöhen, auf meinetwegen 13 Meter und dann hatte man dieses Land, man hat das Meer zurückgedrängt und das Land abgerungen. Und dann hat das Meer immer an diesen Deich herangetragen. Und irgendwann hat man sich gedacht, ach, Man könnte ja auch mal wieder vorne einen Erdwall machen, so sechs Meter hoch.
Willy:
[9:51] Noch ein Deich.
Peter:
[9:52] Ja. Und das war dann Sommerdeich, weil über Sommer war die Fläche dann trocken.
Willy:
[9:57] Ja.
Peter:
[9:57] Und dann irgendwann hat man gesagt, weißt du was, die Fläche ist hoch genug, was weiß ich, 0,0 oder 0,5 über NN, wie auch immer. Und dann hat man da den Deich so erhöht. Und man muss ja überlegen, da wo wir wohnen, das ist ja das krumme Horn.
Willy:
[10:13] Das krumme Horn, ja.
Peter:
[10:14] Also, wir wohnen, wenn man rein von der Landkarte schaut, oben ist Norden. Nordreich kennt jeder, weil es darüber geht nach Norderney. So, Norden. Unten ist Emden, das ist am Dollard. Das ist so diese Grenzstadt rüber zum Niederlanden. So, und wenn man dann schaut, genau in der Mitte, mit dem Lineal, da wohnen wir. Links neben uns ist Gretziel. Und wenn man weiß, dass oben von Norden dieses krumme Hörn von Westermarsch runterneigte, in die Nordsee ragte. Und dazwischen, dass alles eingedeicht wurde und trockengelegt wurde. Diese Halbinsel aus Friesland, das war ja vorher unter Wasser. Und das ist halt das Wunderschöne. Wir haben Marschboden, zum Beispiel den jungen Marschboden, der ist manchmal 600 Jahre alt. Und wir haben auch das jüngste Land Deutschlands. Das ist ja, nach dem Zweiten Weltkrieg sind ja die Flächen vergeben worden an teilweise oder größtenteils. Flüchtlingsfamilien aus Pommern, Trakenen, wie auch immer, die hergekommen sind, die mitgeholfen haben beim Aufbau dieses Küstenstreifens und die konnten dann in einem Losverfahren sich beteiligen und dann da die Höfe kaufen. Und das sind ja so Sachen einzigartig. Also die jüngste Gegend Deutschlands ist bei mir vor der Haustür. Und das ist eigentlich.
Peter:
[11:39] Wichtig. Wichtig zu wissen, mal drauf zu schauen und dankbar zu sein für den Moment. Es ist eigentlich so, dass wer hier wohnt, mit den Sonne, Wind, Regen, mit Meeresgewalten, mit, ich weiß nicht, im Harz hat man mehr Gedanken, zum Beispiel Waldbrand oder ähnliches. Aber jede Region hat ihre Besonderheiten. Und wir haben halt immer wieder die Faszination, wenn Urlauber hierher kommen und wir gehen mit denen im Oktober, November ans Wasser und es weht ein bisschen Wind von Westen, und die Leute stehen auf dem Deich und können sich in den Wind legen und fallen nicht hin. Das ist für die faszinierend. Und für uns ist das Historie. Das ist gegeben.
Willy:
[12:21] Sprich, wir reden hier von starkem Wind. Ja, ja, ja, ja.
Peter:
[12:29] Starken Winter würden wir nicht mehr rausgehen. Also das ist höchstens neun oder so.
Willy:
[12:32] Okay.
Willy:
[12:33] Das heißt, Ostfriesland ist ein Teil von Niedersachsen. Selbstverständlich. Und ist wirklich zur Gänze dem Meer entrissen quasi worden. Nicht zur Gänze.
Peter:
[12:43] Nein, nein. Ostfriesland geht ja bis hoch nach Friesland, also Jäfer, da wo das leckere Bier herkommt. Und hier Ostfriesland reicht ja ans Ammerland, also Oldenburger Land. Und Ostfriesland ist halt ein wunderschöner Fleck, wenn man so aurig schaut, wenn man, unten werden wir begrenzt, dann kommt das Rheiderland. Es ist nicht zu Gänze in den Meeren drin, es ist bei uns auch zum Beispiel da, wo Störtebecker, dieser Freibeuter aus der damaligen Zeit, da ist Gästboden und Gästboden ist halt diese angeschwemmten Mineralien und dieser Sandboden, der unter der Eiszeit, unter den Gletschern gerollt wurde und dann sich zerkleinert hat. Und das ist so, nicht alles ist dem Meer abgerungen. Es ist aber vielfältig. Also wenn wir gucken, wir haben Mordorff zum Beispiel. Mordorff ist bei uns eine Fläche, die ist kolonialisiert worden, sag ich mal. Da machen wir vielleicht unsere Witze drüber, weil der damalige Kaiser das als Strafgefangenenkolonie genommen hat und hat die dahin geschickt. Die haben das dann entwässert, die haben das urbar gemacht. Und dann gibt es hier diesen Spruch.
Peter:
[13:56] Der Erste wird es nicht schaffen. Das ist seine Not.
Peter:
[14:03] Der Erste wird dabei umkommen. Der Zweite wird ein karges Leben führen in dieser Not. Und der Dritte wird ein Einkommen erlangen. Das gibt zum Beispiel hier das Moormuseum in Bäromarfehn oder man fährt mal nach Wiesmoor und schaut sich das an. Es gibt einfach viele, viele unterschiedliche Sichtweisen und das Schöne ist, dass jeder in seiner Gegend und in seiner Region in Ostfriesland einen unbändigen Stolz hat auf seine Historie, was da geschaffen wurde. Also wenn ich in Mitte große Feen bin und ich sehe den Stiefelhügel, das muss man sich mal anschauen. Da haben die Arbeiter, die die Feenkanäle geschaffen haben, die ja auch nicht nur der Entwässerung, sondern auch der Handelswege waren. Die Schiffe mit dem Torf wurden ja getreidelt, das heißt da kam ein Seil dran und dann wurde an den Seiten gelaufen und die wurden gezogen zu den Häfen, wo die dann verladen wurden. Später kamen da vielleicht mal Pferde vor oder Ochse oder sonst was, aber die ersten Ochsen, die das gezogen haben, waren die Menschen. Und diese Arbeiter, die die Feenkanäle geschaffen haben, die haben einmal nachts so spontan gesagt, weißt du was? Und jetzt machen wir einen Stiefelhügel. Und dann haben alle Arbeiter in einer Nacht Erde auf einen Haufen geschaffen, nur um zu zeigen, dass sie präsent sind. Und diesen Haufen, wenn ich heute da vorbeifahre, der liegt da noch. Das ist ein historisches Denkmal. Und wenn man da vorbeifährt, diesen Haufen Erde, nur diesen Haufen Erde in Mitte große Fehn da Spätzerfehn, die Ecke da.
Peter:
[15:33] Es ist beeindruckend, was die in einer Nacht geschaffen haben und wenn man sich heute überlegt, welche Baumeister haben diese Bauwerke hier geschaffen wir haben hier Könige wir haben hier Häuptlinge gehabt das waren Könige, sag ich mal so im kleinen Dorfe aber wir haben Häuptlinge gehabt in Ostfriesland und was hier geschaffen wurde es ist einfach, rückblickend sehr faszinierend.
Willy:
[15:58] War es eine besonders harte Arbeit, die man in Ostfriesland halte, weil man halt doch Wind und Wetter stark ausgesetzt war. Man hat am Anfang, wie du hast ja selber gesagt, erst der Dote, dann die Node, sich sein Land erarbeiten müssen. Hat es mit den Leuten was gemacht? Wie würdest du den typischen Ostfriesen oder speziell aus deiner Gegend beschreiben?
Peter:
[16:23] Helfend.
Willy:
[16:24] Helfend.
Peter:
[16:25] Es gibt den Grundsatz, wer nicht deichen will, muss weichen. Und diese Solidarität, dieses Gemeinsame. Man hat angefangen, hier Behausungen zu schaffen, Wafendörfer. Wafendörfer sind aufgeschüttete Erdhügel, wo dann oben zentral in der Mitte das Wichtige war, die Kirche. Daneben wohnte der Pastor mit seinem kleinen Garten und dann kam das Schulhaus. Und dann kamen so die wichtigen Leute, die da gewohnt haben. Und dann wurden so die, was weiß ich, ein Schuster, ein Zimmermann, ein Maurer, ein Schmied, wurden da so langsam angegliedert. Und unten am Waffengrund standen die landwirtschaftlichen Betriebe mit dem Wohngebäude nach oben und mit dem Stallung nach unten. So, und wenn dann Hochwasser kam, damals gab es noch keine Deiche, je nachdem, wie stark das Wasser wurde, dann flüchtete man sich oben in die Kirche und saß da gemeinsam. So, und daraus ist ja später ein Deichbau entwickelt worden. Also von der Seite her, Ostfriesland ist für mich ein sehr liberales Land. Ich mag Ostfriesland in aller Vielfalt, weil wir haben sehr viele Leute aufgenommen hier in dieser Gegend. Und das merkt man auch an den Facetten. Und wenn man hier durch die Altstädte läuft, in Leer oder wir haben von den Huguenotten, wir haben, egal was kam, Ostfriesland war immer ein offenes Land. Konservativ, bis, dass es staubt. Nur.
Peter:
[17:54] Immer wieder, ich habe mal Besuch gehabt 1993 aus Regensburg damals und dann saßen wir bei uns in der Stube und dann fragte ich, ich sage, wollen wir heute Abend essen gehen? Und der Mann in der Beziehung nickte und dann sagte die Frau, ja wie denn? Ich sage, ja wie denn, was denn? Ich sage, müsst ihr euch aussuchen. Portugiese, Spanier, Italiener, was weiß ich, Argentinier, das müsst ihr jetzt sagen, dann gehen wir da hin. Grieche, was ihr wollt. Und dann guckt sie mich an, so mit diesem süddeutschen, Runterschauen auf dem hohen Norden. Oh, das habt ihr hier. Und dann habe ich gelacht und habe gesagt, ich sage, pass mal auf, bevor Hannibal mit den Elefanten da über diesen Schneefahrt gekraxelt ist, wir sind Küstenbewohner, wir hatten schon längst die Handelsbeziehungen. Und das ist wirklich so. Die Vielfalt, die wir hier leben und die Vielfalt, die wir hier erleben, und auch die Nachbarstaaten, die wir haben, was weiß ich, mit Niederlanden oder mit egal was, Es macht Ostfriesland bunt und auf keinen Fall eintönig.
Willy:
[18:58] Wie geht bunt und konservativ zusammen?
Peter:
[19:02] Wenn mich jemand fragt, ob ich ihm raushelfe aus einer Not, der sitzt mit dem Trecker fest, der hat einen Autoreifen platt, der muss abgeschleppt werden oder sonst was. Das kann ich nur, wenn meine Sache läuft. Ich kann nicht meinen Betrieb opfern, um ihm zu helfen. Also, wenn ich weiß, wo ich bin, das ist so ein Spruch aus der Nautik, also wenn man Seefahrer ist. Wenn du weißt, wo du bist, kannst du sein, wo du willst. Wenn ich konservativ bin und ich kenne meine Wurzeln und ich weiß, wo ich verankert bin und ich habe meinen Herdanziehungskraft und ich weiß, wo das Zentrum meines Lebens ist, Dann kann ich jeden bei mir willkommen heißen, dann kann ich jeden bei mir aufnehmen, dann kann ich, dann habe ich Platz für alles. Und gerade das ist es, was uns so schön leben lässt.
Willy:
[19:53] Also würdest du dich selbst auch als konservativ bezeichnen?
Peter:
[19:57] Ja, ich habe eine sehr konservative Erziehung genossen. Ich habe sie vielleicht nicht überragend gepflegt, aber wenn ich so auf meine Familie zurückblicke, was die gemacht haben, Da gibt es schon ein paar Leute, wo ich dann heute sagen würde, Chapeau, also, Nach dem Patenonkel meines Vaters gibt es einen Dr. Andreas Habbena Preis oder dann gibt es, also gibt es in Berlin und in Emmen. Oder es gibt, ach eine Landesbank ist gegründet worden oder da waren dann Familienurväter, Urahnen von mir mit dabei. Also es, was weiß ich, von Eisengießerei bis hin zu, ja, doch.
Willy:
[20:49] Was haben wir jetzt um das Verständnis des Ostfriesen oder der Ostfriesen zu vermitteln? Was haben wir jetzt noch Wichtiges vergessen, was du sagst, okay, das muss eigentlich jeder, der zu uns kommt, verstehen, damit er uns versteht?
Peter:
[21:06] Wir sind widerstandsfähig. Wir können, nicht nur den Wind und dem Wetter trotzen, wir können auch Modeströmungen ganz eiskalt an uns vorbeiziehen lassen und belächeln. Und wenn Touris hierher kommen und denken, wir leben hinter dem Mond, dann ist es vielleicht bei uns die Grundfeste, die uns die Kurzfristigkeit oder die Kurzlebigkeit solcher Trends, einfach zurücklehnen und beobachten. Man muss nicht auf jedes Pferd springen, was vorbeigeht. Also, wir können nicht nur dem Wind und dem Wetter trotzen. Wir sind widerstandsfähig bei manch einer Geschichte. Als Napoleon die Häfen zugemacht hat, hatten wir den Schmugglersohnen von Norderney, da ist ein Buch drüber geschrieben worden mit etlichem, wo man denkt, ja. Aber wir können. Und wer sich darauf einlässt, sich mit Mosfriesen irgendwo hinzusetzen und nicht zu reden, der hört verdammt viel über unsere Region.
Willy:
[22:12] Gut, passt irgendwie jetzt die Situation, finde ich, oder? Reden wir doch mal über dich. Ja. Du bist ja, ich würde mal sagen, du bist aus Friese, bist du das?
Peter:
[22:25] Ja, sicher.
Willy:
[22:26] Zu 100 Prozent. Zu 100 Prozent aus Friese. Wie bist du aufgewachsen? Wo bist du, in welche Familie bist du da reingewachsen?
Peter:
[22:35] Ich hatte einen, ich habe.
Willy:
[22:36] Ich habe, ho, ho, ho, ho, ho, ho,
Peter:
[22:42] Der elterliche Betrieb, also das war auch Landwirtschaft, ist hier vielleicht zwei Kilometer, drei Kilometer entfernt und der liegt im Bruckmerland, nicht in der Krummhörn. Ja, meine Mutter ist so ewig emsig, ewig der gute Geist, ewig, die ist vom 17. Mai 1939 und die kriegt man nicht, also die läuft jetzt noch auf, jeder Normalsterbliche würde sagen, sie läuft auf 180 und ich glaube, sie hat gerade die Betriebstemperatur. Die Frau, die überrascht mich jedes Mal, was sie in ihrem Leben geleistet hat.
Willy:
[23:24] Wie heißt sie, Mama?
Peter:
[23:25] Johanne.
Willy:
[23:26] Johanne.
Peter:
[23:27] Johanne Taline.
Willy:
[23:29] Johannitaline.
Peter:
[23:32] Geborene Dick Roth. Also als Napoleon hier lang fuhr, dann musste er zugeordnet werden. Und da wurden ja Nachnamen vergeben. Nach Besonderheiten, was weiß ich. Schmidt, die hatten eine Schmiede. Meier, die hatten eine Meierei, die haben Milch verarbeitet. Müller, der hat Getreide gemahlen. Und Dick Roth, das muss ein der Große. Also war der wohl in der Reihe von denen, die da standen, etwas höher gewachsen. Da gehört meine Mutter zu. Das ist genauso wie Janssen. Man sagt ja aus Friesland, Janssen ist kein Nachname, sondern ein Sammelbegriff. Bei uns heißt ja jeder vierte, also Janssen. Janssen in unterschiedlichen Schreibtnissen. Aber das ist ja so, wenn ich meinetwegen einen Willem habe.
Willy:
[24:20] Ja, schön.
Peter:
[24:22] Und hier, ich brauche einen Nachnamen für den und der ragt jetzt durch nichts heraus. Dann gibt es immer noch Jansin Sön. Der Sohn von Jan. Also das kannst du jetzt nicht mit, arabischen Abstammungsklauseln von wegen und Vater und Sohn von, sondern Jansin Sön.
Willy:
[24:42] Das ist wie bei den Islern, Gunnarsson.
Peter:
[24:45] Ja, Gunnarsson, so, genau. Und Jansin Sön, das ist nachher Janssen. So, und dann vielleicht hatten wir damals sehr viel Janssen. Und dann ist ja Jan, kommt ja aus dem Biblischen. Das ist aber so, Wir haben bei uns die lutherische Seite im Evangelischen. Und da wird der Jan mit zwei N geschrieben. Und dann die Reformierte, evangelisch reformiert, da wird der Jan mit einem N geschrieben. So, und mein Vater, kann man sagen, mein Vater hat sehr früh seinen Vater verloren. Und hier... Mein Vater, der hat so dieses schlummernde Geniale.
Willy:
[25:28] Das schlummernde Geniale?
Peter:
[25:29] Ja, der hat, ich würde mal sagen, seinen Hochschulabschluss auf der Hauptschule gemacht. Der konnte nicht aufgrund der Arbeitssituation auf dem Hof irgendwie großartig studieren oder sonst was machen. Der hat den Hof geführt.
Willy:
[25:43] Musste er, keine Wahl.
Peter:
[25:45] Ja, nach der Ausbildung war der Betriebsleiter. Sein Bruder hat ihm geholfen, seine Schwester hat ihm geholfen, die eine.
Willy:
[25:51] Papa hat wie gehissen?
Peter:
[25:52] Andreas heißt der. Heißt der? Ja.
Willy:
[25:55] Ist jetzt wie alt?
Peter:
[25:56] Der ist vom 12.12.40. Also der wird jetzt erstmal...
Willy:
[26:01] Nicht recht viel jünger als die Mama?
Peter:
[26:03] Nein.
Willy:
[26:03] Okay.
Willy:
[26:04] Nein.
Peter:
[26:05] Und hier, ach da gibt es schöne Geschichten drüber, über meine Eltern.
Willy:
[26:09] Ja?
Peter:
[26:10] Ja, also meine Mutter war als Jugendliche mit ihrem Vater beim Schmied. Und dann lief da so ein junger Busche vorbei. Pferd und dann die Ecken geschultert und dann auf dem Weg zur Arbeit. Und hier, als der da vorbeilief, dann nickte er, sagte Moin und lief weiter. Und das war dann so der Moment, wo dann die, was weiß ich, der Schmied und Opa Peter, also der Vater meiner Mutter, sich unterhalten haben. Und dann hieß es eben so, ja, nee, das ist Habena, der muss arbeiten. Der sagt was für, aber immer freundlich, immer korrekt. Sie sagt Moin, das ist so das war vielleicht eines von den Momenten, wo meine Mutter das erste Mal vielleicht meinen Vater wahrgenommen hat ich weiß es nicht, ähm.
Peter:
[27:07] Gut, mein Vater hat dann später mit dem Bruder meiner Mutter zusammen, waren die auf Jagd durch einen gemeinsamen Bekannten. Mein Vater ist mit Onkel Klaas zu Onkel Gerrit auf Jagd gegangen. Und dann haben die sich da getroffen und da war meine Mutter, die hat dann für die Jäger gekocht und so. Also doch, das ist eine länger werdende Geschichte gewesen. Hat mich sehr beeindruckt. Hat mich auch vielleicht, vielleicht habe ich versucht sie zu kopieren, vielleicht habe ich dadurch Fehler gemacht. Ist egal, das ist, man muss seinen eigenen Weg finden und diese beiden sind für mich sehr präsent, doch sehr.
Willy:
[27:43] Wenn, ich stelle oft gerne die Frage nach prägenden Menschen im Leben, waren das die zwei prägenden? Also ganz klassisch Mama und Papa oder Mutter und Vater? Oder oder gibt es da noch andere menschen wo du sagst ja mich ähnlich ähnlich ähnlich geprägt wenig also in der
Peter:
[28:02] Einbruch fand doch später sehr viel später sehr viel später das ist frau ebba grunewald tante ebba.
Willy:
[28:11] Tante ebba ok
Peter:
[28:12] Dass die schwester von der die diesen hof besessen hat ja komm als ich 14 war hat tante hildwig zu meinem vater gesagt wollen deine beiden Söhne Landwirt werden und dann sagt man, Vater, das sieht so aus. Ja, dann könnte einer meinen Hof pachten. Das war die Cousine meines Vaters. Und als ich 23 war, bin ich hier dann mit einem fünfjährigen Pachtvertrag zur Probe eingestiegen. Das war Tante Hedwig's Hof.
Willy:
[28:39] Welchem Jahr war das?
Peter:
[28:41] 93.
Willy:
[28:41] 93.
Peter:
[28:43] Da bin ich gerade 24 gewesen. Also als ich 23 war, haben wir angefangen zu ackern im September. Und mit 24 bin ich hier eingezogen.
Willy:
[28:51] Also Tante Eppershof.
Peter:
[28:52] Tante Hedwig's Hof.
Willy:
[28:53] Hedwig's Hof.
Peter:
[28:54] Bloß die Schwester hat mich mehr beeindruckt als Tante Hedwig. Ja, die Schwester, die ist einfach weltoffen, die hat, obwohl sie Kinderlähmung hatte und Einschränkungen hatte mit ihrer Mobilität, die hat damals mit dem Go, die hat hoch die Tür und die ist damit bis nach Kassel gefahren und sonst was in ihren jungen Jahren. Das ist sehr beeindruckend, was die an Unternehmertum gehabt hat und was die, kommt Tante Hedwig hat damit gehadert, sie hätte gerne diese komplette Operettenausbildung gehabt, nur dann kam halt der Zweite Weltkrieg. Sie hat dann am niederländischen Konsulat als Dolmetscher fungiert. Aber Tante Ebba, die war herzensgut. Einfach toll. Bloß meine Eltern haben mich sicherlich in meiner frühesten Jugend sehr, sehr stark. Mein Vater ist sehr korrekt. Also da gibt es auch kein vielleicht. Also ich bin groß geworden mit der Beobachtung, es gibt zwei Möglichkeiten, etwas zu tun. Das eine ist die Möglichkeit meines Vaters und das andere ist eine falsche. Und meine Mutter war dann halt diejenige, die das alles mit dem Lächeln so ein bisschen so außer Kraft setzte. Auf eine zauberhafte Art und Weise. Also wenn man meinen Vater und meine Mutter zusammen sieht, auch heute noch, Ich sehe da so oft das Knistern. Und manchmal ist es auch sehr positiv.
Willy:
[30:20] Man sieht, dass du es siehst.
Peter:
[30:22] Ja, klar. Nein, das ist schon... Manchmal ist es ja so, auch Reibungshitze kann Nestwärme erzeugen, aber die beiden, die lässt man laufen. Wenn ich mit meinem Bruder darüber spreche, der ist zwei Jahre älter, dann sitzen wir manchmal, hauen uns gegenseitig so auf die Schulter oder auf den Oberschenkel und sagen, dass wir die Kindheit überlebt haben, da haben wir Glück gehabt.
Willy:
[30:48] Wie war die Kindheit denn? Wie war das Leben am Hof in Ostfriesland?
Peter:
[30:55] Und wir hatten von meinen Eltern her jegliche Unterstützung für unsere Hobbys. Du hörst dir vielleicht im Hintergrund ein paar Gänse rufen. Ich habe Geflügel gehabt mit meinem Bruder zusammen. Mein Vater ist mit uns zu Ausstellungen gezogen. Also wir hatten Gröllwitzerputen, wir hatten Schneeputen, wir hatten Kaki-Kambele-Enten, Wir hatten Smaragdenten, wir hatten Krahlenkopf als Hühner, wir hatten Australorps, wir hatten Rheinländer, wir hatten Italiener, wir hatten die ganze bunte Pracht und Vielfalt. Und für jedes musste man irgendwie ein Ställchen, und dann im Sommer, wenn die dann die ersten Gelege fertig hatten, dann konnten die rauslaufen. Und, oh Leute, das war, wir hatten Tauben. Wir hatten Strasser-Tauben. Strasser-Tauben hatten wir in Blau, in Schwarz und in Rot. Wir hatten King-Tauben. Wir hatten Mondäne-Tauben. Also alles diese Tauben, also es hatte alles einen, wirtschaftlichen Nutzen. Also die Tauben, die waren nachher 1000 Gramm schwer. Wir brauchten die nicht verkaufen mit Zuchttauben oder sowas, sondern wenn wir zu viel hatten von etwas, wir konnten alles schlachten. Wir hatten auch Kaninchen. Ich glaube, das Einzige, was wir nicht nutzen konnten in einem essbaren Zustand, das waren die Meerschweinchen. Vielleicht hätten wir es gekonnt. Ja, wir hatten Kaninchen, wir hatten Meerschweinchen, wir hatten, klar.
Willy:
[32:21] Ihr hattet jetzt, jetzt hast du eine sehr lange Liste aufgezogen.
Peter:
[32:24] Ja, wir hatten einen Zoo. Wir hatten einen wunderschönen Zoo.
Willy:
[32:28] Aber nach welchem Konzept der Landwirtschaft habt ihr da gearbeitet?
Peter:
[32:32] Mein Vater hat uns alles zur Verfügung gestellt und dann hatten wir die Verantwortung darüber. Das heißt, wir mussten dafür sorgen, dass sie Gras hatten. Wir mussten dafür sorgen, das war eure Landwirtschaft das war unsere Landwirtschaft wir haben die Ställe ausgemistet wir haben das Weizen von meinem Vater das Getreide geholt für die Tiere, mein Vater hat uns bei allem geholfen und wenn wir nicht konnten wir brauchten keine Sorge haben die Tiere wurden versorgt mein Vater liebt Tiere mein Vater geht für Tiere auf, absolut ja, Absolut. Bloß, wir hatten alle mögliche Vielfalt. Er hat mit uns anhand dieser Hobbys die handwerklichen Geschicke von uns. Wir haben Taubenschläge, Nistkästen, was haben wir geschraubt, gedübelt, gesnagelt, was haben wir gesägt, also egal was, wir haben geschweißt, wir haben geflext, wir haben gemacht, wir haben getan. Als ich zwölf Jahre alt war, dann kam ich nach Hause und da hatte ich das Pony von meinen Nachbarn gefohlt und dann sagte ich zu meinem Vater, ich will das Pony haben.
Peter:
[33:33] Ja, dann sagt er, dann müssen wir mal gucken, wie viel Geld du auf dem Sparschwein hast. Ja, dann haben wir erstmal komplett mein Sparschwein geflündert. Ich weiß nicht, 250 Mark. Und dann habe ich das Fohlen gekauft, Toxi. Und das habe ich, bis dass ich 25 war, gehabt. Und dann habe ich das weitergegeben an eine Familie. Die Tochter hat damit weitergeritten. Also das haben wir für mich fertig gemacht, damit habe ich Kühe geholt als Kind. Mein Bruder hat mehr die technische Affinität, also der kann Muffer auf Höchstgeschwindigkeiten bringen, ohne dass das großartig von außen auffällt. Der kann theoretisch im erlaubten Rahmen auf privatem Gelände und so weiter und so fort schafft er auch Wunder, was die Technik beim Erbauer hat. Der kann dir von einem Handy oder einer Uhr bis hin zu einem Treckermotor oder einem, egal was, Getriebe. Zu seinen schlimmsten Zeiten, als ich mit ihm zusammengearbeitet habe, kam ich in die Scheune und dann lagen da drei Haufen Eisen.
Peter:
[34:31] Da hatte er da einen Motor auseinander, ein Getriebe auseinander und einen Trecker auseinander. Und dann sagte er, hol ihm das und das Teil. Und dann stehe ich da. Ich sage, das liegt hier nicht. Doch, das liegt da. Und dann lag das da. Und dann hatte er ein Motorteil zwischen dem Getriebe, weil er zwischendurch da hingelaufen ist, um das zu schauen. Und dann hat er das da liegen lassen. Und dann stand er bei dem Motor und sagte, oh, das Teil fehlt. Das habe ich ja noch beim Getriebe liegen. Und dann, also, ein Kleingeist hält Ordnung. Genie überblickt das Chaos. Ja, also das ist, nein, das ist, ich bin da mit dem Pony hingewiesen zum Kühe holen und er hat das Moped nachgeschaut und hat mir geholfen bei meinem später bei meinem Trecker oder bei egal was.
Willy:
[35:09] Dein Bruder? Wie heißt dein Bruder? Wilhelm. Wilhelm? Ja. Schau, schau, schau.
Peter:
[35:13] Wilhelm Friedrich.
Willy:
[35:14] Wilhelm Friedrich.
Willy:
[35:16] Okay.
Willy:
[35:16] Das heißt nur, dass ich jetzt verstehe, das heißt, der Hof eurer Eltern war was für ein Hof?
Peter:
[35:22] Gemischbetrieb. Lampenschapplicher Gemischbetrieb Ackerbau und Viehzucht.
Willy:
[35:24] Ackerbau und Viehzucht und ihr habt euch dann quasi innerhalb dieses Betriebes mit dem Geflügel, das, was du jetzt vorher alles aufgedrückt hast, quasi eure eigene kleine, jugendliche Landwirtschaft aufbauen können, wo ihr dann quasi geübt habt.
Peter:
[35:41] Haben wir nie so empfunden, für uns war das Hobby. Und dann ist es ja so im Wandel der Zeit. Ich komme zwölf, habe ich mein Pony gekauft, dann hatten wir meinetwegen weniger Enten zur Ausstellung, dann haben die sich gemischt. Dann hatten wir ein buntes Treiben auf dem Teich. So, oder dann die Tauben, als wir die nicht mehr ausgestellt haben, hatten wir einen wunderschönen Schwarm an Tauben, der bei uns flog.
Willy:
[35:59] Einfach freigelassen dann?
Peter:
[36:01] Nein, die hatten ja die Zugänge zu ihren Taubenschlägen. Aber dann haben wir nicht mehr getrennt nach Rassen für die Ausstellung, sondern hatten wir halt das bunte Schreiben. Und das ist so, sag ich mal, 83, als mein Bruder 16 war, hat er einen Jachtschein gemacht, dann bekam er den ersten Hund von meinem Vater. 85 habe ich einen Jachtschein gemacht mit 16, dann bekam ich den ersten Hund von meinem Vater. Wir hatten jetzt vier Hunde bei uns auf dem Hof. Also mein Vater hat seit 1980 die großen Münzländer gezüchtet? 1983 hat mein Bruder einen bekommen, 1985 habe ich einen bekommen und dann hatte mein Vater noch wieder eine neue Zuchthündin. So und damit hatten wir dann vier Hunde. Also meine Frau, meine Quatsch, meine Mutter, die hat bei uns im Haushalt, weil die Hunde kamen ja mit in die Küche und in die Stube überall hin, meine Mutter hat für 16 Pfoten da den Haushalt sauber gemacht.
Willy:
[36:50] Okay.
Willy:
[36:51] Das heißt, wenn ich mir das so anhöre, so die Frage, ob ihr Landwirte werdet oder nicht, der Bruder hat ja auch einen Hof, nicht weit von hier, das ältere Hof, oder? Ja. Hat sich die Jemes gestellt für euch? Ja. Ja, doch?
Peter:
[37:05] Ja, ganz massiv.
Willy:
[37:06] Okay.
Peter:
[37:07] Ich habe, als ich in der Fachschule war, als ich die ganzen Zahlen in der Fachschule gehört habe, ich war komplett demotiviert für die Landwirtschaft. Ich wollte Wendern-Studium natürlich Agrar und Jura. Das wäre dann auch die Zeit gewesen, so Fachschule, das war so 1991, gerade nach der Grenzöffnung. Und da wäre landwirtschaftliches Recht ein sehr großes Fach gewesen. Nur es ist halt sehr theoretisch und, das behagt mir weniger, ich bin mehr so die Weidehaltung unter den Rinderrassen und nicht die Stallhaltung also das ist so.
Willy:
[37:48] Du hast dein Bruder schon ein bisschen beschrieben vorher als Schrauber der alles auseinander bauen kann Wenn
Peter:
[37:55] Jemand nicht Landwirtschaft gemacht hätte und hätte ein mechanisches Studium irgendwie in irgendeiner Fertigungsform oder wie auch immer sich selbstständig gemacht. Mein Bruder wäre das gewesen. Der hätte für die Menschheit vieles erreichen können durch Innovation.
Willy:
[38:10] Jetzt können wir dein Bruder, wenn du dich jetzt beschreiben müsstest, wo lag deine Stärke, dein Herz?
Peter:
[38:19] In der Brust.
Willy:
[38:20] Ja.
Willy:
[38:23] Soll heißen.
Peter:
[38:30] Ich mag das Schöne. Das kann mal ein Mensch sein, das kann mal eine Gegend sein, das kann mal ein Erlebnis sein, das kann eine Beobachtung sein. Ich mag das. Ja, ich mag das.
Willy:
[38:49] Du magst das?
Peter:
[38:50] Das mag ich.
Willy:
[38:52] Ich sehe jetzt so auf dem ersten Schritt, was zum Beispiel das große Talent deines Bruders bringt auf einem Hof, wenn es darum geht, einen Trakt auseinanderzubauen und zu reparieren. Die Affinität für Schöne, inwiefern hat dich das dann zur Landwirtschaft gebracht?
Peter:
[39:10] Landwirtschaft ist schön. Wenn heutzutage in der heutigen Gesellschaft jemand glaubt, Landwirtschaft wäre Verursacher irgendwelcher Probleme, Grundwasser oder Dürre oder egal was, Landwirtschaft ist nie das Problem, Landwirtschaft ist immer die Lösung, immer. Wenn ich Grundwasser retten will, wenn ich Vielfalt in der Fauna und Flora schaffen will, wenn ich irgendwie gegen eine Versteppung ankämpfen möchte, egal wo, egal wie, egal wann. Landwirtschaft ist immer die Rettung.
Peter:
[39:41] Immer. Und wenn ich dann überlege, eins von den Sachen, die mir Spaß machen, ist zum Beispiel Geselligkeit, Gemeinschaft. Ich bin der absolute Mannschaftsspieler. Ich bin kein Einzelkämpfer. Gar nicht. Ich mag Leute damit zu überraschen, dass sie durch mich erkennen, was sie gerne wollen. Und ich mag gerne Leute mitreißen. Ich habe den Hof übernommen, ohne irgendwelche großen finanziellen Mittel. Und ich habe an Samstag Nachmittagen mit Leuten mal 100, mal 60, mal 150 Quadratmeter gepflastert. Die wussten am Donnerstag noch nicht, dass sie am Samstag mitpflastern würden. Und das ist so, Leute für etwas zu begeistern und dann gemeinsam etwas zu schaffen. Und zu etwas zu erschaffen. Und zurückzuschauen und dann zu sehen, wir, wir haben dieses geleistet. Anstatt jetzt Samstags Nachmittags auf dem Sofa rumzuhängen mit einer Tüte, Kartoffelschips und ein Softgetränk. Nein, rauszugehen um halb zehn, wenn ich den Stall fertig habe und sich hier zu treffen und dann zu sehen, wer noch da ist. Und ey, du auch hier und ey, klasse und ach, dich hat er auch angerufen und ja, das war ja alles vor dem Handy, da gab es keine WhatsApp-Gruppen. So, und dann haben wir hier halt auf dem Hof 3000 Quadratmeter geflastert. Teilweise haben wir Leute gehabt, die uns geholfen haben. Die kamen mit vier, fünf Mann. Die hatten auch einen Rüttler. Sonst musste einer hingehen und einen Rüttler leiden. Oder wir haben das mit Gemeinschaft.
Peter:
[41:07] Also wenn mich jemand fragt, wo meine...
Peter:
[41:15] Fähigkeiten liegen, vielleicht an einer Moderation oder einem Sichtlichmachen von etwas gemeinsam, wo es sich für lohnt, etwas zu schaffen. Ich konnte die Leute ja nicht alle bezahlen, aber wenn später dann Neubau fällig war und dann kommt jemand und sagt, kannst du mit dem Radlader ein paar Steinpaletten umsetzen? Natürlich kann ich mit dem Radlader ein paar Steinpaletten umsetzen, auch wenn ich nicht weiß, dass ich das kann. Und wenn ich das nicht kann, dann kann ich jemanden finden, der meinen Radlader fahren kann und der ihm die Steinpaletten umsetzt. Aber dieses Geben und Nehmen, das ist das Schöne.
Willy:
[41:51] Es klingt jetzt auch ein bisschen so, als hätte dich deine Reise auch in die Politik führen können.
Willy:
[41:57] Ja.
Willy:
[41:59] Hat sie zum Teil dann auch in der Zukunft oder zumindest in die politische Tätigkeit?
Peter:
[42:06] Ich habe 1994 zum ersten Mal für den Gemeinderat kandidiert. Und es ist nichts für mich. Ich habe das öfter mal versucht. In der Parteipolitik bin ich somit das Abstruseste, was ich irgendeine Partei wünschen kann.
Willy:
[42:26] In der Parteipolitik?
Peter:
[42:27] Ja, ich habe in der Verbandspolitik von 2005 bis 2015 mich engagiert, im Bereich, sage ich mal, so die niederen Ableger des Bauernverbandes, hier den Zweigverein und so weiter und so fort. Und meine komische Art zu handeln und zu denken hat ein paar Konservative dazu gebracht, die haben dann bei einer größeren Versammlung, wo nur Vorstandsleute da waren aus unterschiedlichen Regionen, ob man nicht für mich ein Verbandsausschlussverfahren anstreben sollte, weil ja meine Art zu argumentieren, die Abende unnötig lang, man könnte ja um 22 Uhr fertig sein, man muss ja nicht bis 11 Uhr da sitzen zu diskutieren. Und wenn ich nicht mit dem einverstanden wäre, was man da machen würde, warum ich mich da weiter engagieren würde, ob man mir nicht den Weg nach draußen, die Tür zeigen müsste. Hat mir geholfen, dann diese Situation zu verlassen.
Willy:
[43:23] Welcher Verband war das?
Peter:
[43:25] Das ist das niedersächsische Landvolk. Also das ist die Länderebene für den Bauernverband.
Willy:
[43:35] Okay.
Peter:
[43:37] 2017 bin ich dann wieder in die Verbandspolitik eingestiegen. Dann habe ich mich dem Bundesverband Deutscher Milchviehverhalten angassen.
Willy:
[43:47] Okay, es beginnt so, dass sich ein Bild ergibt, ein bisschen auch. Der gesellige Typ, der politisch engagierte Mensch, der engagierte, der Aktivist, könnte man eigentlich in deinem Fall sagen. Aber was hat dich jetzt in die Landwirtschaft? Also du hast ja einen Betrieb dann gehabt, beschreib doch einmal deinen Schritt aus dem Hobby oder das, was du gehabt hast mit einem Geflügel, später dann mit deinem Pony. Ab wann warst du dann tatsächlich auch selbstständiger, eigenverantwortlicher Landwirt und wie ist es dort zugekommen? Wie war die Hofübergabe oder wie ist es in welcher Landwirtschaft und welcher Landwirtschaft hast du dann eigentlich übernommen und wie?
Peter:
[44:27] Ich habe hier einen landwirtschaftlichen Betrieb angefangen, damals mit 36 Hektar Ackerland, bisschen Grünland, also knapp 50 Hektar.
Willy:
[44:38] Woher hattest du das?
Peter:
[44:39] Das war zu dem Hof gehörend.
Willy:
[44:41] Das war zum Hof gehören, ja.
Peter:
[44:43] Und hier, das habe ich gepachtet. Und hier, ja, Quoten gab es damals noch, Milchquote. Da hatte ich damals hier knapp elf Kühe in der Anbindung. Also mit dem Kopf vor der Wand. Und habe dann da, mein Einstiegsszenario waren 106.000 Kilo Quote, Milchquote.
Willy:
[45:07] 100?
Peter:
[45:08] 6.000 Kilo.
Willy:
[45:10] Erklär dir, was hast du, 106.000 Kilo?
Peter:
[45:12] Ach, heutzutage gibt eine durchschnittliche Milchleistung, was weiß ich, in der Herde 9.000 Liter, also 106.000. 10 Kühe sind 90.000 Liter. 12 Kühe und die Quote ist voll.
Willy:
[45:26] Pro?
Peter:
[45:28] Aufs Jahr. Ja, aber die Quote ist 2015 abgeschafft worden. Aber 1993 war die noch sehr präsent. Da wurde drum gestritten, da wurde vor Gericht gezogen, da wurde Quote gekauft, da wurde Quote gepachtet, da wurde Quote geleast.
Willy:
[45:43] Das war ein Wertgegenstand eigentlich, oder?
Peter:
[45:44] Das ist bis 2015 ein ganz verheerendes Ding gewesen, weil ich kenne Pachtbetriebe, die haben, was weiß ich, 230 Hektar gepachtet. Kein Eigentum auf dem landwirtschaftlichen Betrieb, außer der Quote, die sie gekauft haben. Ich habe landwirtschaftliche Betriebe gesehen, die haben 1,2 Millionen Kilo Quote besessen und das muss man sich wirtschaftlich vorstellen, 1 Kilo Quote Marktwert zu veräußern, 1,20 Euro, 1,10 Euro, 1,40 Euro, 1,2 Millionen Kilo und ab 2015 wurde es abgeschaffen, die hatten kein Eigenkapital mehr. Vorher war das auch eine Sicherheit, wenn man gegenüber der Bank auftrat und wollte irgendwas finanzieren, einen Stallneubau oder was, was haben sie an Sicherheiten, was weiß ich, der eine hat Fläche, der eine hat Immobilien, der eine hat wie auch immer und dann gibt es halt Leute, die haben Quote als Sicherheiten und dann ist ja der Milchpreis 2015, 16 ins Bodenlose gesunken, die hatten keine Sicherheiten, die hatten kein Einkommen, es war vernichtend, es war grausam. Was da auf den Betrieben an Schicksalen, was da nicht nur Ehen zerstört, auch Kinder, die die Höfe verlassen haben und die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben, es war, es hat eine Tragik. Also Politik hat immer eine Reichweite weiter, als die Politiker sehen können. Und das Menschliche ist bei allem das, was viel zu kurz kommt.
Willy:
[47:12] Ein kleiner Schritt zurück. Du hast gesagt Quote. Quote heißt Abnahmegarantie für eine gewisse Menge Milch. Ja. Das heißt, du hast diese Milch zu einem fixen Preis auch bekommen?
Peter:
[47:24] Nein, das war immer marktangepasst.
Willy:
[47:26] Wie sehr ist der Preis vor Fall der Quote geschwankt? Wieso war der stabiler?
Peter:
[47:31] 2009 war das auch schon etlich. Das war schon elendiglich. Also da gibt es immer zwei Seiten. Die eine Seite ist die, die sagt, wir müssen die Quote behalten. Und die andere Seite ist die, die sagen, Quote hat uns immer in der Entwicklung begrenzt.
Willy:
[47:44] So.
Peter:
[47:46] Beides ist zum Teil wahr. Wenn ich jetzt sagen soll, war Quote gut oder schlecht, die Molkereien wussten ganz sicher zu planen, wenn ein Landwirt 240.000 Kilo Quote hat, der melkt 243.000 Kilo. Die Molkerei, was geliefert wird, weiß es. Garantiert. Das ist ein psychischer, keiner würde die Möglichkeit auf Einkommen, keiner würde hingehen und 220.000 Kilo melken. Das wäre ja ein totales Versagen gegenüber seinen Auszubildenden, gegenüber seiner Frau, gegenüber seinen Mitmenschen. Das wäre ja, er hat ja nicht mal seine Quote voll geschafft. Oh Gott. Also die Molkerei konnte mit der Quote immer planen. Auf alle Fälle. Hat es den Entwicklungen geschadet oder den Höfen?
Peter:
[48:35] Wissen wir nicht. können wir nicht zurückverfolgen, weil das ist 83 geschaffen worden, 2015 abgeschafft worden, wir hatten auch 2009 schon eine Milchkrise. Es ist an der Quote so viel Pfusch und Schindluder und es ist so viel, Wenn ich jetzt sagen würde, das hat den Milchpreis stabil gehalten, auch nur zum Teil. Es gab ja sowas wie ein Soft Landing, da wurde die Quote um jedes Jahr um so und so viel Prozent erhöht, damit man sich schon dem freien Markt anpassen konnte und dann gingen die Preise schon runter und es ist so viel, politisch dann als sinnvoll verkauft worden, was für die Höfe ganz anders angekommen ist und dann der eine war ein bisschen rücksichtsloser und hat dann eben jedes Mal so am Rande der Qualität die Quote ermolken und der andere war halt ein bisschen, genossenschaftlicher und hat dann und ach, Quote Schnee von gestern. Brauchen wir nicht drüber reden, das war.
Willy:
[49:32] Ja, aber es war doch von Amtag auf den nächsten mehr oder weniger die Quote einfach nichts mehr wert. Das heißt, war das nicht so eine Art Enteignung? Also quasi vorher Kapital, mit dem du bei der Bank aus Sicherheit einen Kredit bekommen hast etc.
Peter:
[49:48] Ja, wieso? Quote wurde gesagt 2003, die wird abgeschafft 2015. Jeder konnte sich darauf einstellen. So, wenn du dann überlegst, ich habe 2010 mit meinem Bruder nochmal eine GbR gegründet und habe einen großen Stall gebaut und habe nochmal, mein Bruder und ich, als wir zusammen kamen, da hatte ich meine 50 Kühe und er seine 60 Kühe und wir hatten nebenbei noch einen zusätzlichen Ackerbaubetrieb gemeinschaftlich gepachtet und wir hatten unsere beiden Rumpfbetriebe. So, den Ackerbaubetrieb konnten wir nicht weiter einpachten, weil er jemand anderen auf dem freien Pachtmarkt mehr Geld geboten hat, den sind wir los. Also haben wir damals auf das Bestreben meiner damaligen Schwägerin eine GbR gegründet, haben noch einen Hof gekauft, da war gerade ein niegelnagelneuer Melkstand und haben dann da unsere 110 Kühe hingebracht, haben nochmal 90 Kühe dazu gekauft und haben Quote gekauft, damit wir das auch melken durften. 2010 haben wir Quote gekauft das wird ja auf 10 Jahre mindestens finanziert mit der Voraussicht, dass es 2015 abgeschafft wird.
Willy:
[50:49] Weil, wieso?
Peter:
[50:50] Ja, sonst hätten wir gar nicht den Betrieb übernehmen können Also.
Willy:
[50:52] Er musste die Quote
Peter:
[50:53] Kaufen Es gab.
Willy:
[50:54] Gar keine andere
Peter:
[50:55] Möglichkeit Die Möglichkeit diesen Betrieb rentabel zu führen wäre ja gar nicht möglich gewesen in dieser Kuhzahl.
Willy:
[51:01] Also die Quote brauchte man
Peter:
[51:02] Auch.
Willy:
[51:03] Die brauchtest
Peter:
[51:03] Du als Lieferrecht Die Quote ist ein Lieferrecht.
Willy:
[51:05] Also über die Quote hast du nicht liefern absetzen können?
Peter:
[51:08] Nein Okay Das war EU-weit recht. Das war der gemeinsame Markt. Maché commun. Also das ist so, da können wir jetzt sagen, ob das richtig oder falsch war. Der eine oder andere hat sich in Quotenzeiten besser entwickelt, der eine oder andere hat sich schlechter entwickelt und der, der sich schlechter entwickelt hat, gibt der Quote Schuld und dann ist es so, dann hat man jedenfalls keinen Grund, etwas zu ändern, weil man hat ja einen Schuldigen. Du brauchst ja bei vielen Problemen, auch in der heutigen Politik, du brauchst ja nie eine Lösung. Du brauchst nur jemanden, der schuld ist.
Willy:
[51:42] Damit du es nicht selbst bist, ne?
Peter:
[51:44] Ja, das ist bequem. Also wir können sagen, wir haben in der Quote gelebt, wir haben in der Quote gewirtschaftet.
Peter:
[51:51] Ich würde gerne ein paar von den größten Leuten, die immer gegen die Quote waren, heute fragen, und war die Zeit schlecht oder gut? Die würden sich lieber die Zunge abbeißen, als was weiß ich, vielleicht einräumen, dass es auch nicht nur Nachteile hatte. Es ist einfach so, wenn ich in etwas verfestigt und verfahren bin, dann behalte ich das bei.
Peter:
[52:15] Wenn ich anfange, das zu hinterfragen, was ich vorher geäußert habe, dann hinterfrage ich meine ganze Position. Das schafft auch Unsicherheit auf dem Fundament. Entweder stehe ich breit da und kann mich den Witterungen und den Erdanpassungen angleichen und behalte meinen Stand. Oder ich rutsche ins Bodenlose. Oder aber ich weigere mich anzuerkennen, dass da ein schluffiger Stück ist, dass da ein Felsbrocken ist, dass da ein Moor ist, dass ich mir meinen Stand suchen muss und sage einfach, ist so. Ist so, ist dieser typische vier Buchstaben Satz mit Ausrufezeichen. Da ist alles drin. Predikat, Adjektiv, alles. Passt, ist so. Und wenn ich das sage, man sagt ja immer in der Gestik eines Tübers, wenn du mit jemandem sprichst und der lehnt sich zurück und kreuzt die Arme da macht er ja dicht, der schafft ja einen Schutzwall der macht ja der barrikadiert ja.
Peter:
[53:22] Verbal wäre ein ISO eine absolute Barrikade ISO genau das ich habe elf Jahre lang Protokoll geführt für die Milchliefergemeinschaft aus Friesland. Ich bin der Schiffführer. Und dann waren wir mal bei einer Molkerei in den Niederlanden. Die haben überlegt, unsere Milch zu kaufen. Und dann haben wir dann, der Vorstand saß da und ich saß daneben und ich habe geschrieben, geschrieben, geschrieben. Ich kann eh nicht schnell schreiben, besprechen. Und dann irgendwann sagte der Vorsitzende, ja und wie kriegen wir das jetzt ins Papier? Wie kriegen wir das jetzt gebündelt? Und der eine Niederländer sagte, ja wieso? Ihr habt doch einen, der schreibt. Dann können wir das doch nehmen.
Peter:
[54:08] Lesen das jetzt einmal gemeinschaftlich durch, unterschreiben das alle und dann ist das das Protokoll der heutigen Treffens. Und ich gucke in die Runde.
Peter:
[54:18] Leute, das wollt ihr nicht, wa? Und mein Vorsitzender, ja, das machen wir. Jan Enno guckt sich um und sagt dann zu, was weiß ich. Wollen wir das so machen? Machen wir so, machen wir so, machen wir so. Peter, kannst du das ihm geben? Ja, ja, ja. Könnt ihr wohl, gebe ich euch. Habe ich ihm gegeben, einer von der Molkerei raus, hat das Ding achtmal fotokopiert. Das waren irgendwie drei, vier Seiten. Und dann saßen wir da und dann haben wir gemeinschaftlich durchgelesen. Und dann war ja das Inhaltliche, was gesagt wurde von den einzelnen Teilnehmern dieses Gesprächs, da aufgeführt mit Kürzel vom Vornamen. Und dann, was er inhaltlich gesagt hat. Und dann war da rechts so eine meine Bemerkung für diesen, wenn ich später das Protokoll im Vorstand durchspreche. Dann stand da, meinetwegen, Kürzel für einen Namen. Was weiß ich, WG. Arme verschränkt. Und dann lesen wir das vor. Und der Niederländer, was ist das denn? Ich sage, ja, ich sage, hier, euer Geschäftsführer hat aufgehört mit uns zu reden. Der hat sich zurückgesetzt, für den war die Sache durch. Wie, für den? Ich sage, ja, der hat sich zurückgelehnt, hat die Arme verschränkt. Der hier wollte nicht mehr mit uns sprechen. Der ist nur noch aus Geselligkeit hier und weil der Kaffee noch nicht auf ist. Und dann der Geschäftsführer, was hat er gesagt? Und dann haben die Niederländer miteinander gesprochen. Und da waren ja drei, vier Mann von den Niederländern im Raum. Und der Geschäftsführer ist aufgestanden, hat eine Lippe hochgezogen, hat gelächelt, hat den Kopf geschritten und ist rausgegangen. Ab da haben wir dann ohne ihn weitergesprochen. Also das ist so.
Willy:
[55:47] Schritt zurück wieder. 11 Kühe, 36 Hektar. Du hast gesagt, 36 Hektar waren Bachgrund, oder?
Peter:
[55:53] Alles. Das war Ackerland. Ah, 36 Hektar. Und dann nochmal 12 Hektar Grünland.
Willy:
[55:56] Also wie darf ich mir das jetzt vorstellen, als konstruktiv ahnungsloser, das heißt du hattest eine Halle, du hattest einen Grund, aber du hattest keine Fläche, die hast du dazu gebracht.
Peter:
[56:06] Nein, die gehört zum Hof.
Willy:
[56:07] Die war aber schon Bachfläche.
Peter:
[56:10] Wer den Hof pachtet, der bietet eine Pacht pro Hektar und hat das Gebäude dazu.
Willy:
[56:15] Das Gebäude ist bei der Bach dabei. Ja. Okay. Und von wem hast du das damals gebracht?
Peter:
[56:21] Von der Cousine meines Vaters.
Willy:
[56:22] Also war in der Familie.
Peter:
[56:23] Das war 1866 hat Herr Fechter drei Höfe gebaut. Drei Höfe für drei Söhne. Die drei Söhne sind an Diphtherie verstorben und die drei Töchter haben die Höfe bekommen. Der Hof meiner Eltern gehört zu Geeltsche.
Willy:
[56:42] Geeltsche.
Peter:
[56:42] Geeltsche. Also typischer plattischer Name G-E-E-L-T-J-E. Das findest du heute auch im Namen meiner älteren Tochter. Unsere Volke heißt Volke, Entschuldigung, mein Fehler, der jüngeren Tochter. Volke heißt Volke Ebba Popkea. Volke, den Namen finden Frauke und ich toll. Ebba ist Tante Ebba, hatten wir es drüber, ist die Schwester von der Hofeigentümerin. Und Popkea ist die Tochter, die 1866 diesen Hof bekommen hat.
Willy:
[57:13] Alle drei Töchter waren es, weil die drei Söhne Sam alle gestorben sind.
Peter:
[57:18] Die drei Söhne sind gestorben und die drei Töchter haben es bekommen. Die eine hat diesen Hof bekommen, die andere hat den Hof meines Vaters bekommen und die eine hat den Hof im Schulenburger Polder bekommen.
Willy:
[57:28] Okay.
Peter:
[57:30] So, und Folke hat halt diese drei Namen von uns bekommen. Folke, Ebba, Popkeia. Ebba ist nach Tante Ebba und Popkeia ist die, die den Hof hier geerbt hat. Damals, 1866. Komm, Fenna heißt Fenna Ida Geeltsche. Fenna, weil wir den Namen toll finden. Ida, nach Oma Ida von Fraukes Seite.
Willy:
[57:52] Frauke ist deine Frau.
Peter:
[57:54] Ja, klar. Ja, und hier Geltje, das ist die, die den Hof meiner Eltern gehabt hat, 1866.
Willy:
[58:02] Und alle drei Höfe sind heute noch in der Familie? Ja. Alles noch in der Familie, das heißt, du bist jetzt auf diesem Hof, das heißt, dein Bruder bewirtschaftet bei...
Peter:
[58:10] Elterlichen Betrieb und das andere in Schulenburger Polder ist hier Familie Martenshabener.
Willy:
[58:14] Ja.
Willy:
[58:15] Okay, und da hast du angefangen auf diesem Teil des Hofes sozusagen gepachtet mit elf Kühen und 36 Hektar.
Peter:
[58:22] Ackerland plus die Grünlandflächen.
Willy:
[58:25] Plus die Grünlandflächen für die Kühe. Wie ist es dann weitergegangen? Wann war das?
Peter:
[58:31] Das war 1993. Also September 92 haben wir die Aussaat getätigt. Und 1993, erst mal bin ich hierher gezogen. Also ganz normal, klassisch eingezogen mit einem Bett, einem Nachttisch, einem Waffenkoffer und hier ein Telefon.
Willy:
[58:43] Einen Waffenkoffer?
Peter:
[58:44] Ja, ich hatte...
Willy:
[58:46] Einen Jäger? Ja.
Willy:
[58:50] Eingezogen. Wie war das für dich? Dann warst du auf einmal, jetzt warst du eigener Landwirt, oder?
Peter:
[58:56] Nee, jetzt war ich alleine. Meine Eltern sind ins Altenteil gezogen, mein Bruder und seine Frau haben den Hof meiner Eltern übernommen und ich bin hierher gezogen.
Willy:
[59:03] Alleine?
Willy:
[59:04] Ja.
Willy:
[59:05] Damals noch ohne Frauke?
Peter:
[59:07] Ja, Frauke, mit der war ich befreundet während der Ausbildung, also nach dem Abi.
Willy:
[59:12] Ja, also davor?
Peter:
[59:15] Ja, das war 88, 89.
Willy:
[59:19] Ja.
Peter:
[59:21] So, das waren zwei schöne Jahre.
Willy:
[59:24] Befreundet heißt ihr, wortest du?
Peter:
[59:25] Ja, da passt es.
Willy:
[59:27] Ihr hattet eine Beziehung.
Peter:
[59:28] Oh, aber so, aber hallo. Wir waren giftig.
Willy:
[59:31] Vorher.
Peter:
[59:32] Ja, nach dem Abi.
Willy:
[59:33] Aber am Hof warst du dann alleine?
Peter:
[59:36] Ja, 90 hat einer von uns beiden das dann getrennt. Also hat das beendet.
Willy:
[59:41] Okay.
Peter:
[59:43] War jetzt vielleicht nicht meine klarreichste Idee damals, aber vielleicht geprägt von meinen Eltern. Meine Mutter wollte damals nach der Ausbildung noch einen hauswirtschaftlichen Job anfangen. Und mein Vater hatte damals wohl interveniert, als die beiden jung waren und hat gesagt, nee, also du verheiratet mit mir und dann was weiß ich, da und da arbeiten, das finde ich nicht so glücklich. Und das hat meine Mutter noch sein gelassen und ist zu Hause geblieben. Und vielleicht ist es auch so, dass ich mit 20 nicht so reif war, als Frauke nach der Ausbildung die Möglichkeit bekam, in Osnabrück so ein Studienbegleitende Ausbildung zu machen. Das konnte ich mir zu dem Zeitpunkt nicht vorstellen. Wir hatten viele Probleme vielleicht in unserer Beziehung und ich wusste nicht, wie sie zu lösen. Und dann habe ich das einfach beendet. Aber ich habe die Chance nochmal gekriegt, zehn Jahre später. Zehn Jahre später rief sie.
Willy:
[1:00:37] 2000.
Willy:
[1:00:38] Ja.
Peter:
[1:00:40] Da rief sie an und fragte, was ich denn machen würde.
Willy:
[1:00:42] Sie rief dich an?
Willy:
[1:00:43] Ja.
Peter:
[1:00:45] Und da habe ich gesagt, ich habe mich entlobt. Und was machst du? Also ich war ja fünf Jahre verlobt.
Willy:
[1:00:49] Ach, du warst zwischendrin nicht sieben Jahre dann allein am Hof und hast quasi den Hof aufgebaut.
Peter:
[1:00:55] Ich habe meinen Kindern früher erzählt, das wäre so gewesen, aber das hat meine Mutter dann zerstört. Als meine Kinder zu meiner Mutter kamen und sagten, Mensch Oma, Peter hat erzählt, er war mit Frauke zusammen und dann hat er sich später zehn Jahre geheilt. Meine Mutter, die hat erstmal ein Sauerstoffzelt gebraucht und hier hat sie das Lachen eingestellt, hat sie gesagt, ganz so war es nicht.
Willy:
[1:01:18] Ja, fast. Ist so, nicht.
Peter:
[1:01:21] Ich bin ein Mensch, der sehr gerne tanzt und Frauke habe ich auch das Tanzen kennengelernt und ich habe zwischendurch auch mit der einen oder anderen getanzt.
Willy:
[1:01:29] Wie war der Tanz mit deinem Hof am Anfang? Wie waren die ersten sieben Jahre? Was war der Ziel? Was wolltest du werden? Wohin wolltest du mit dem Hof?
Peter:
[1:01:43] Ich habe mich eigentlich streng an alle möglichen Vorgaben gehalten.
Willy:
[1:01:46] Welche Vorgaben?
Peter:
[1:01:48] Nein, ich habe... Wir haben, wir, ich bin nie alleine, wir haben, hier war nichts befestigt. Der Hof war ja, weil die damalige Popkea hier 1866 schieß mich tot, ralali und weggeheiratet hat, immer fremdverpachtet gewesen. Die Familie, die den Hof prägend bewirtschaftet hat, ist von, ich meine, 1927 bis 1972 hier Pächter gewesen. Und hier... Ich bin hierher gezogen und dann ging es los. Wir haben die Öltanks im Keller zerschnitten und rausgetragen. Wir haben eine Zentralheizung eingebaut. Wir haben die ganze Elektrik vorne am Hauseingang gekappt. Haben ganz neue Kabel zerlegt, verlegt. Wir haben die Wasserleitungen von vorne bis hinten neu gemacht. Die Fußböden im Erdgeschoss und im ersten Stock komplett rausgekloppt und neu gemacht. Wir haben...
Willy:
[1:02:56] Du schaust gerade richtig hin, oder? Ich sehe, wie du die Fußböden und das gerade siehst.
Peter:
[1:03:01] Ja, sicher.
Willy:
[1:03:03] War es schwierig?
Willy:
[1:03:06] Mit welchen Emotionen denkst du da zurück?
Peter:
[1:03:09] Das war Training.
Willy:
[1:03:10] Ja, Training.
Peter:
[1:03:11] Ja. Das war nicht schwierig, das hat man nicht gemerkt.
Willy:
[1:03:15] Okay.
Peter:
[1:03:15] Wenn man das heute machen müsste, dann würde man sich überlegen, wie man das geschafft hat. Also ich habe, wenn ich heute zurückblicke, und ich habe bei meinen Kühen nicht die Leistung gehabt, die ich hätte haben können. Ja. Vielleicht lag es dadurch, dass ich mit dem Tagwerk abgelenkt war. Guck mal, meine höchste Herdenleistung hatte ich meinetwegen 2002, kurz vor meinem Meister. Ich habe ja dann mit 30 nochmal den Meister angefangen. Als ich Frauke hier hatte, dann kriegte ich eine Unterstützung, die ich so in dieser Form nie gehabt habe. Also psychisch, das Rückgrat. Hier stehe ich, hier bin ich. Das habe ich vielleicht auch viel durch Frauke erfahren.
Willy:
[1:03:59] Okay, aber Fraukes Rückkehr wäre dann später. Du warst ja 1993 gestartet. Das war eigentlich mal Generalsanierung vom Hof, so wie es du jetzt irgendwie beschrieben hast.
Peter:
[1:04:07] Ja, 3000 Quadratmeter geflastert und dies und das. Guck mal, die Halle, wo wir drin stehen, die habe ich im Jahr 2000 abgeschraubt. Da sollte eine Umgehungsstraße gebaut werden in Norden, in der Ortseinfahrt. Und das Neurer Tor, so ein Einkaufserlebnis, und da stand diese Halle. Und der, der es abbrechen sollte, rief mich an und sagte, du Peter, ich habe eine Halle für dich. Da habe ich gesagt, ja, wollte ich immer schon mal haben. Ja, da muss es kommen, muss es abbauen.
Willy:
[1:04:30] Ja.
Peter:
[1:04:32] Die haben wir dann abgebaut. Und dann haben wir die 2004 wieder aufgebaut. Da war Frauke Schwanger mit Folke. Oh Gott. Egal, dann haben wir die wieder aufgebaut. Ja.
Willy:
[1:04:43] Aber es war wieder 2000. Was hast du 1993 gemacht? Wo wolltest du hin? Wie war das?
Peter:
[1:04:48] Ich wollte Landwirt sein.
Willy:
[1:04:49] Mit elf Kühen? Oder wolltest du... Nein, wieso? Ich habe da ein bisschen Quoten gekauft.
Peter:
[1:04:53] Ich habe da ein bisschen...
Willy:
[1:04:55] Ja, aber Milch war immer dein Ding, oder? Also melken.
Peter:
[1:04:58] Ja, wieso? Melken ist der schönste Grund, morgens aufzustellen.
Willy:
[1:05:01] Ja, ist es das? Warum ist es das für dich?
Peter:
[1:05:06] Ich habe mit 16 einen Wachstumsschritt gemacht. Ich war immer so 1,68. Und plötzlich war ich 1,82, 1,83, 1,84. Und ich habe einen kleinen Scheuermann. Hinten so beim LSG, da habe ich so ein bisschen so sensibel.
Willy:
[1:05:21] Beim Wirbel.
Peter:
[1:05:22] Richtig. ich. So, wenn du Trecker fährst, alles, was du machst, der Flug ist hinter dir, die Kreiselecke ist hinter dir, das Mähwerk ist hinter dir, der Ladewagen, die Rundbahnpresse. Klar, Frontbau und Bau kenn ich, hab ich. Nein, aber das ist alles hinter dir. So, das heißt, diese Grundhaltung. Lenkrad, Armlehne, Übersicht. Ob es ein Kartoffelroder ist, ob es eine Maislegemaschine ist, egal was, dieses ist.
Peter:
[1:05:57] Aber wenn du mit Kühen arbeitest, die stehen vor dir, die schauen dich an. Du arbeitest mit Kühen. Da brauche ich meinen Rückgrat nicht verbiegen, da habe ich den LSG gerade. Und Kühe, die schauen dich an und die sagen dir was und die geben dir was. Und das ist so, das ist nicht so kalt. Wenn du im Dezember rausgehst und du musst dann auch wieder eine Maschine reparieren, dann fasst du das Eisen an und das ist kalt. Und es gibt Leute, die mögen das und dann gibt es mich. Aber wenn ich eine Kuh hingehe und ich gehe durch den Stall und es ist Dezember und es ist kalt und ich sehe richtig, wie dieser warme Wasserdampf aus den Nüstern von diesen Kühen trinkt. Und ich gehe drüber lang mit der Hand. Dann wird die Hand warm. Weil die Kuh ist einfach eine wahnsinnig in sich ruhende, faszinierende, eine Biogasanlage, ein Phänomen, ein Geschenk. Mit den Kühen, mit dem Zahmmachen von einem Hund hatten wir Schutz. Mit dem Urbarmachen von einem Gras hatten wir das Getreide. Wie auch immer. Aber mit den Kühen. Die Kühe sind in meinen Augen die Grundlage heutzutage, wenn wir über Herzchirurgie, wenn wir über IT-Technik, wenn wir die Sesshaftigkeit des Menschen haben, die Spezialisierung erlaubt und die Kühe, das ist das Herzstück unserer heutigen Gesellschaft. Wir vergessen das nur manchmal.
Willy:
[1:07:12] Warum?
Peter:
[1:07:13] Warum, weiß ich nicht, weil irgendwie hip ist.
Willy:
[1:07:16] Ich glaube, dass jetzt viele Leute, die uns zuhören, zu denken, wozu? Generell, Fleisch, Milchprodukte, tierische Produkte brauchen wir halt alles. Nicht mal, warum?
Peter:
[1:07:28] Ja, wieso? Als wir angefangen haben, Bären zu suchen, die haltbar zu machen im Winter oder ähnliches. Das waren immer kurzlebige Dinger. Die wurden irgendwann gammelig, die wurden irgendwann schlecht, Die wohnen irgendwann, aber mit einem Huhn oder einer Kuh hast du jeden Tag frische Lebensmittel, ein Ei, ein Käse, ein Joghurt, eine Milch, du hast die Möglichkeit, wenn es deinem Kind schlecht geht und dir schlecht geht und du kannst keine Milch abgeben als Mutter, dann hast du immer noch eine Kuh im Stall und du kannst immer noch. Ich weiß zum Beispiel aus Erzählungen von Freunden bei Tedinghausen, als Tschernobyl war. Die haben mit Nachbarn abgesprochen und haben Heu vom letzten Jahr vor Tschernobyl, haben sie genommen, zusammengehortet, haben vier Kühe in den Stall getan, dass die nicht rauskommen in die Witterungseinflüsse und haben diese Kühe mit dem Heu vom letzten Jahr ernährt. Und diese vier Kühe, die haben die Milch gegeben für die kleinen Kinder im Dorf. Das haben nur die kleinen Kinder im Dorf gegeben.
Peter:
[1:08:28] Wenn ich sowas überlege, die Überlegung, die die Familien da angestellt haben, das alleine schafft mir Gänsehaut. Dadurch, dass wir in der Höhle saßen, unser kleines Reisigfeuer hatten, da halbe Baumstämme draufgeschleppt haben und mit Steinexten drauf rumgehackt haben für irgendwelche späteren Grabungen und Findungen, die dann unsere Nachfahren schaffen mussten, hatten wir die Kuh. Und die Kuh hat uns Wärme gebracht. Wenn du Wikinger, wenn du nördische Völker, die haben ja dieses Einhaus, die haben ja praktisch die Tiere mit im Haus gehabt, das war ja Familie.
Peter:
[1:09:06] Überleg mal, wenn du jetzt losgehst als Wikinger und du willst ein Dorf überfallen und du gehst da hin und schneidest da so mit dem Schwert deine Schneise da in so die wackeren Recken da, die das Dorf verteidigen und du merkst, du schaffst es nicht. Du gehst unter. Wenn du untergehst, dann musst du es nur schaffen bis zu einem Haus. Und wenn du dann schaffst, deine Hand auf eine Herdkarte, an eine Herd, das ist ein heiliger Bereich, wie bei uns die Kirche, wenn es ums Asylrecht geht. Wenn du am Herd stehst, dann darf dich keiner von den Einwohnern töten, verletzen, wie auch immer. Und das ist in demselben Hauptgebäude, wo auch die Tiere waren, wo auch... Also Verbundenheit zum Ursprung. So, also was ist die Kuh? Die Kuh ist der Grund, weshalb wir heutzutage Herztramplantationen oder was weiß ich, egal was wir machen, für mich ruht das auf der Kuh.
Willy:
[1:10:00] Ist es... Und hat die Kuh dann in der Gegenwart jetzt ein bisschen auch an Bedeutung verloren? Ist das eine historisch wichtige Perspektive, die notwendig war, glaube ich, um auch in die Richtung zu kommen?
Peter:
[1:10:10] Oder haut die Kuh noch eine Freude mit. Der Mensch ist das am stärksten domestizierte Säugetier überhaupt. Der Mensch ist allen Wurzeln enthoben. Dalai Lama hat gesagt, das Leben basiert darauf, dass man die Menschen liebt und die Dinge achtet. Oder nutzt. Nur leider ist es in unserer Gesellschaft andersrum. Und das sind Sätze von einem Dalai Lama. Also, wir sollten wieder anfangen, die Menschen zu lieben.
Peter:
[1:10:41] Und die Dinge zu nutzen und nicht umgekehrt. Und das Problem ist, wenn wir uns mit Lebewesen, die unseren Planeten teilen, wenn wir über sowas wie Versteppung im Mittelmeerraum, wenn wir über Erderwärmung, wenn wir über egal was, ob wir Agroforst, ob wir Baumpflanzung, ob wir, müssen wir in unserem Reglement, müssen wir in allem immer Recht behalten, können wir nicht der Natur auch mal ein bisschen unterstützen, unter die Arme greifen. Müssen wir nicht, wenn wir heute wissen, wir haben wärmere Klimagebiete, überlegen, ob wir an der deutschen Eiche festhalten oder an der Tanne, müssen wir nicht mal vielleicht in Douglasie pflanzen, die gar nicht bei uns erlaubt ist, weil die nicht in das Landschaftsbild passt. Nein, vielleicht müssen wir etwas mehr. Ich fand unsere Bundestagspräsidentin gut, als ich damals in der Ausbildung war, 89, und der Reichstag eingepackt werden sollte von dem französischen Künstler. Und da hat sie gesagt, wir überlegen alle, was dagegen spricht und in Frankreich hätte man es einfach getan. Und dann langsam, als die ganzen Widersprüche wegrieselten, dann wurde ja klar, dass dieses Konzept sich selbst trägt. Es war ja keine Gelder des Staates nötig, weil durch das Verpackungsmaterial des Reichstages, was dann teilweise verkauft wurde anschließend, die Kosten für die Verpackung erlöst wurden.
Peter:
[1:12:05] Wir sind immer gegen jede Neuerung, gegen jede Veränderung und wenn wir überlegen, der Fortschritt ist nicht nur schlecht, man muss nur wissen, von wo man startet, damit man die Wurzeln im Sinne behält und das ist vielfach heute so, dass viele so, dass das Herkommen und die Herkunft abschütteln möchten und gerne losrennen möchten und die sollten hier herkommen und sollten eine Wattwanderung machen, einfach mal von Nesmasy rüber nach Juist und dann sollten sie laufen Und da erkennen sie ganz schnell, wer zu große Sprünge macht, rutscht aus und landet auf dem Arsch. Kleine Schritte.
Willy:
[1:12:43] Das ist, glaube ich, ein relativ guter Stichwort, was du so gibst. Wir laufen immer wieder, ich stelle immer wieder die Frage, wie war das damals mit den 36 Hektar und den 11 Kühen? Und wir laufen immer wieder in eine Richtung weg und kommen dann quasi in einen Aspekt.
Peter:
[1:12:56] Ich bin ja angefangen und habe jeden Monat von meinem Vater einen Salär bekommen, einen Grundgehalt. Das hat mein Vater mir aus seinem Rentenstadium zugegeben. Damit konnte ich Kraftfutter kaufen, Strom bezahlen, Diesel bezahlen, damit konnte ich Dünger kaufen. Man muss sich überlegen, wenn man einen neuen Hof anfängt oder wenn man eine Fläche neu dazu pachtet, man braucht ja 1000, 1500 Euro in einem Wirtschaftsjahr, bevor die erste Ernte kommt. So, alles, was ich hier damals gebaut und gemacht und getan habe, ging ja nur mit meinen Eltern im Hintergrund, aufgrund der Sicherheiten. Ich hatte ja einen fünfjährigen Pachtvertrag. Für einen fünfjährigen Pachtvertrag, der war ja zu... Damit musste ich mich beweisen, ob ich dem Hof auch gerecht wurde.
Willy:
[1:13:39] Vor deiner Familie?
Peter:
[1:13:40] Nein, meine Verpechterin. Die hat gesagt, Andreas, dein Sohn kann später den Hof kriegen und hat mir einen fünfjährigen Pachtvertrag gerecht.
Willy:
[1:13:47] Aber die war ja in der Familie. Das war ja in der Familie.
Peter:
[1:13:49] Das war eine Persiene meines Vaters.
Willy:
[1:13:50] Ja, würde ich sagen, eine Familie nicht. Also erweiterte Familienkreise.
Peter:
[1:13:56] Komm, das ist so weit entfernt, da hätten Fürstenhäuser noch geheiratet.
Willy:
[1:13:59] Okay, sagen wir, Verwandt haben wir nicht Familie. Also du warst nicht protektioniert durch einen gewissen familiären Schutz, sondern es war eine richtig reine wirtschaftliche Pacht.
Peter:
[1:14:08] Das war eine rein wirtschaftliche Pacht. Und vielleicht sind sie nur auf unsere Familie aufmerksam geworden, aufgrund der Zielstrebigkeit oder dem Erfolges meines Vaters, dass sie dann den Hof wieder in die Familie in den Händen geben. Also vielleicht verdanke ich meinen Eltern die Aufmerksamkeit, dass ich die Möglichkeit und die Chance hatte, diesen Betrieb zu übernehmen.
Willy:
[1:14:33] Gut. Fünf Jahre musstest du dich beweisen.
Peter:
[1:14:36] Ja, das haben wir nie bis zum Ende gebracht, weil als dann 1998 ich dabei war und den Anbau da getätigt hatte, Wir haben ja eine Scheune an dem Hauptgebäude angebaut. Da, wo jetzt die Kühe drin sind. Als wir da am Dachdecken waren, ist meine Verpächterin verstorben.
Willy:
[1:14:54] Also eigentlich am Ende der fünf Jahre. Ja.
Peter:
[1:14:57] Da war das Testament falsch geschrieben und der Pachtvertrag war ausgelaufen. Und dann war die Schwester da, Ebba. Und die hat gesagt, mach dir mal keine Sorgen, wir wussten ja, dass Haiti, also ihre Schwester Haiti, dass sie dir das geben wollen. Da kümmere ich mich drum. Dann hat Tante Ebba in diesen vier Jahren, bis 2002, dass klar wurde, wie viel Erbschaftssteuer und so weiter. Also Tante Ebba hat dafür gesorgt, dass ich diesen Hof bekommen habe. Ich habe vier Jahre im luftleeren Raum, ohne irgendwelche Regelungen, ohne irgendwelche vertragliche Sicherheiten, von der Hand in den Mund. Ich habe hier einfach so gewirtschaftet.
Willy:
[1:15:36] Aber wie kann man das vorstellen? Gar nicht. Versuchen wir es mal, 98, 93 den Hof. 98 waren es immer noch 11 Kühe?
Peter:
[1:15:44] Nein, da hatte ich 40.
Willy:
[1:15:46] 40? Also das war ja ein bisschen so die Frage, so ein bisschen Wachstum größer werden war auch in dir drinnen. Oder war vorprogrammiert.
Peter:
[1:15:53] Ja, ich wusste ja, dass mein Einkommen zu klein war für eine Familie. Also als Junggeselle konnte man das vielleicht schaffen. Guck mal, damals habe ich für einen Liter Milch einen Markt bekommen. So, heute kriege ich für einen Liter Milch 44 Cent. 46.
Willy:
[1:16:08] Ja, das ist wieder den Mark.
Peter:
[1:16:10] Ja, aber ich meine, das ist so.
Willy:
[1:16:11] Ohne Inflation.
Peter:
[1:16:12] Das ist halt eine Inflationsbremse. Landwirtschaft ist in der heutigen Gesellschaft eine Inflationsbremse. Ja. Und wenn wir das überlegen, Ich habe damals noch einen Elektriker rufen können oder einen Maurer. Und die Arbeitsüberlastung, die sich mir dann irgendwann gestellt hat, die kam nicht durch die Vergrößerung des Betriebes, sondern die kam, weil diese Diskrepanz. Ein Liter Milch, Arbeitslohn für einen Elektriker oder einen Mechaniker. was weiß ich, früher habe ich 20 Liter Milch für eine Arbeitsstunde. So. Heute sind es keine Arbeitsstunden mehr, sondern Zeiteinheiten. Damit können sie ohne die Preise für die Zeiteinheiten zu verteuern, wenn sie jetzt 86 Euro nehmen für eine Zeiteinheit in der Dienstleistung, dann weiß ich nicht, sind es 53 Minuten oder 47, sie machen eine Zeiteinheit. So, und ich zahle da 82 Euro für. Das sind bei 44 Cent nicht mehr 20 Liter. Das sind eher 200.
Peter:
[1:17:26] So, also wenn wir das überlegen, diese Diskrepanz in der, was hat die Überlastung der Landwirte herbeigeführt? Die Abschmelzung der Wertigkeit und der Achtung, die Wertschätzung und somit auch die Wertschöpfung der landwirtschaftlichen Urproduktion. Wenn wir überlegen, die Franzosen haben irgendwann 2016 angefangen, eine Statistik zu führen. Jedes Jahr sterben 156 französische Landwirte am Suizid. Das ist Selbstmord. Wir wissen heutzutage, dass prozentual zu den dort arbeitenden Leuten in den Bevölkerungsschichten Landwirtschaft in England die dritthöchste Berufsgruppe mit den Selbstmordraten ist.
Peter:
[1:18:11] Landwirtschaft ist nicht mehr dieses Bullabü und dieses mit dem Landwirtschaft ist heute ein vielfach nicht hoch genug geachtetes Berufsfeld mit der Möglichkeit, die Gesellschaft zu retten.
Willy:
[1:18:35] Ich glaube, auf das müssen wir nachher noch einmal, ich schreibe es mir so auf, Achtung gegenüber der Landwirtschaft, das heißt, dieses Wachstum, was du gehabt hast von den 11 auf die 40 Kühe, das war einfach auch notwendig, weil du nur über die Menge quasi dein Einkommen vielleicht ein bisschen ausbauen, aber übrigens überhaupt erst halten konntest. Und dann kam es ja 1998, die Tante ist verstorben, das Testament war falsch geschrieben, der Pachtvertrag war nicht auffindbar.
Peter:
[1:19:05] Der Pachtvertrag war ausgelaufen, fünf Jahre, von 1993 bis 1998, war ausgelaufen.
Willy:
[1:19:09] Der war ausgelaufen, Testament falsch geschrieben.
Peter:
[1:19:11] Und das Testament war die Pachtverlängerung und bevor die Pachtverlängerung kam, wurde sie dann gerufen.
Willy:
[1:19:15] Und jetzt hast du vorher gesagt, mit Luftlehrerraum, du bist jetzt hier im Betrieb, 1998 noch nicht mit Frauke.
Willy:
[1:19:24] Nein.
Willy:
[1:19:27] Luftlehrerraum, wie stelle ich mir das vor? Was heißt das?
Peter:
[1:19:31] Du stehst morgens auf und melkst die Kür.
Willy:
[1:19:33] Du machst genau das, was dein Doktor vorgemacht hat.
Peter:
[1:19:36] Selbstverständlich.
Willy:
[1:19:37] Was hat sich geändert? Also in der...
Peter:
[1:19:41] Wenn du zu einem, Hersteller hingehst und lässt dir eine Halle anbieten und der sagt, diese Halle kostet bei mir 60.000 Mark Und du gehst dann zur Bank und sagst, pass mal, wie viel eine Halle bauen? Ich brauche um 60.000 Mark von euch. Der Banker ist ja nicht mehr der, der mit dir zur Schule gegangen ist und dir die Hand reicht und sagt, ja, Peter, ich weiß, das Geld ist mir sicher, das kriege ich wieder. Sondern der Banker sagt, hast du Betriebszahl? Habe ich. Okay. Sag uns eben, wie lange ist dein Fachvertrag? Nein, ich habe keinen Fachvertrag. Bitte was? Dann baust du keine Halle. Welche Bank sollte in einem Betrieb, der ohne eine Geschäftsgrundlage wirtschaftet, Geld leiten?
Willy:
[1:20:33] Also du gingst um die Investitionsmöglichkeit auf Basis von Geld?
Peter:
[1:20:36] Das ging um alles. Das ging um, Kreiseleger ist kaputt, du brauchst eine Kreiseleger. Eine Kreiseleger kannst du nicht bezahlen, die finanzierst du bis zur nächsten Ernte.
Willy:
[1:20:43] Ja.
Peter:
[1:20:46] Früher hättest du eine Kreiseleger bezahlen können, als sie noch, was weiß ich, 11.000 Mark gekostet hat und Getreide noch 40 Mark gekostet hat. hat. Aber zu dem Zeitpunkt, was weiß ich, 98, da hat Getreide vielleicht noch 21 Mark oder 23 Mark, frag mich nicht nagelmin drauf fest. Und ein Kreisäger hat 18.000 Mark gekostet. Die Diskrepanz in der Milch hast du in allen landwirtschaftlichen Gütern. Vielleicht in Zuckerrüben etwas verspätet oder in Kartoffeln vielleicht etwas verspätet.
Willy:
[1:21:15] Aber nur um es zu verstehen, das heißt, der fehlende Bachtvertrag hat dich einfach in deiner Geschäftstätigkeit insofern luftleerer raum eingeschränkt weil du in dieser zeit einfach nicht hast planen wachsen investieren können um den betrieb weiterzuentwickeln das war der luftleerer raum ja Warum hat das so lange gedauert? Auf vier Weise lange Zeit.
Peter:
[1:21:39] Nein, nicht in der deutschen Bürokratie. Das ist spontan. Erstmal musste geklärt werden, dass das Testament so nicht... So, dann musste eingeholt werden, dass der und der auf sein Erbe verzichtet, der vielleicht hätte drauf beruft werden können. Das hat alles Tante Erber gemacht. Sie ist dann beilanggegangen und hat das geklärt. Und da muss geklärt werden, was denn wohl einvernehmlich von den dort Verbliebenen, für ein Erbe vorgesehen gewesen wäre. Und dann sollte ja Tante Ebba alles übernehmen. Und dann hat Tante Ebba ja gesagt, ich schlage das Erbe aus zugunsten von. Weil sie wollte ja nicht, dass wir zweimal Erbschaftsteuer zahlen. Einmal sie, einmal... Du musst dir überlegen, wenn du Sohn bist, Bruder oder Vater oder im ersten Kreise, dann hast du meinetwegen im landwirtschaftlichen Erbrecht damals, letztes Jahrtausend, wie war das? Du hattest irgendwie einen Freibetrag von.
Peter:
[1:22:30] 500.000 Mark oder was? Erbschaftsteuerfrei auf den Einheitswert. So. Steuerrechtlich. Dann hast du da meinetwegen 500.000 Mark. Ich sag mal eine Zahl. Und das andere, was drüber hinausgeht, das ist dann plötzlich mit 11%, 13% Erbschaftsteuer zu belegen. Wenn du aber der Sohn des Veters, der Eigentümerin bist, dann hast du vielleicht erbschaftsteuerfrei 200.000 Mark oder 500.000 Mark, aber dann auf Verkehrswert. Weil das ja nicht in der Höheverordnung plötzlich zählt, sondern dann gilt es als Verkehrswert. Und der Verkehrswert ist immer höher als der Einheitswert, der steuerliche. So, und wenn du da 500.000, und der Rest kann ja bis zu 33% versteuert werden, erbsteuermäßig. So, und dann zahlst du. Also das ist so, dann hat Tante Ebba halt das Erbe ausgeschlagen zugunsten von und dann so und diese ganze Geschichte und das Ganze hin und her Das Ganze, das hat halt, dreieinhalb, vier Jahre, bis ich dann im Grundbuch stand.
Willy:
[1:23:36] Aber in diesen zweieinhalb, drei, vier Jahren ist ja auch etwas Gutes passiert.
Peter:
[1:23:41] Es ist alles Gutes passiert.
Willy:
[1:23:43] Es war nicht nur Luft leer und zum Ersticken sozusagen, sondern es kam ja auch
Willy:
[1:23:48] wieder ein Mensch in dein Leben, um quasi jetzt diesen Kreis wieder zu schließen.
Peter:
[1:23:52] Nein, wieso? Das Leben ist schön. Das Leben ist nicht immer so einfach, wie wir das gerne hätten. Aber die Grundaussage ist, das Leben ist schön.
Willy:
[1:24:04] Ja.
Peter:
[1:24:05] Du, das war so, Frau grief an.
Willy:
[1:24:10] Weißt du noch, wann es war? Ja. Auf die Uhrzeit genau?
Peter:
[1:24:15] Elf Uhr.
Willy:
[1:24:18] Wirklich?
Peter:
[1:24:19] Ja, sicher.
Willy:
[1:24:20] Es war elf.
Peter:
[1:24:20] Es war elf. Es war nicht fünf vor zwölf, es war einfach elf Uhr.
Willy:
[1:24:24] Ja.
Peter:
[1:24:25] Sie waren abends vorher mit einer gemeinsamen Freundin essen gewesen.
Willy:
[1:24:28] Ja.
Peter:
[1:24:30] Und die Freundin hat ihr wohl irgendwie die Handynummer gegeben und gesagt, wenn der Typ dir immer noch nicht aus dem Kopf geht, dann ruf ihn doch einfach an. Hat sie gemacht.
Willy:
[1:24:41] Obwohl du sie damals...
Peter:
[1:24:44] Ja, damals war ich blöd.
Willy:
[1:24:45] Ja, okay.
Peter:
[1:24:47] Oder hab nicht so wahrreichend gedacht.
Willy:
[1:24:50] Aber du warst so klug, um abzuheben?
Peter:
[1:24:52] Ich sag mal so, ich wusste ja nicht, wer anruft. Nein, halt, die Nummer, die kenn ich. Die kenn ich auch, wenn du mich morgens 04931 und dann... Die Nummer, ja. Die kenne ich. Also ich glaube, ich kenne noch, ich kann mich noch an verdammt viele Nummern erinnern.
Willy:
[1:25:12] Wirklich. Die Nummern, an die ich mir erinnern kann, die gibt es nicht mehr alle.
Willy:
[1:25:16] Leider.
Willy:
[1:25:20] Sind alle weg.
Peter:
[1:25:24] Vielleicht bist du so viel älter.
Willy:
[1:25:27] Ja.
Willy:
[1:25:30] Aber die Nummer kanntest du. Du hast abgehoben.
Willy:
[1:25:33] Ja. Und dann?
Peter:
[1:25:35] Moin.
Willy:
[1:25:36] Moin.
Peter:
[1:25:42] Was machst?
Willy:
[1:25:45] Ja? Ja.
Peter:
[1:25:49] Ja, du, ich stehe hier gerade auf dem Futtergang, schaue über meine Herde und hier. Was machst du? Das war ein kurzes Gespräch.
Willy:
[1:25:59] Wirklich?
Peter:
[1:26:00] Ja, das war nicht lange.
Willy:
[1:26:02] Aber hat alles verendet?
Peter:
[1:26:04] Sie hat gefragt, hast du das alles so gemacht, wie wir uns das damals geträumt hatten? So mit diesem, was weiß ich, mit 25 heiraten, mit 26 Kindern und so. Ich so, nö.
Willy:
[1:26:15] Kann mal alles anders, ne? Ja.
Peter:
[1:26:19] Ja, und dann, als sie aufgeregt hatte, da musste ich erstmal, recherchieren.
Willy:
[1:26:27] Recherchieren.
Peter:
[1:26:31] Die gemeinsame Freundin angerufen, sag mal du, ich habe einen Anruf gehabt, dies und das. Hat sie doch angerufen? Ja. Wo ist sie, was macht sie, wo arbeitet sie? Ja, sie ist im Moment tätig für die Deutsche Bank in Spanien und dies und das.
Willy:
[1:26:45] Sie hat Karriere gemacht.
Peter:
[1:26:47] Frauke, ja. Frauke hat sich durchgebissen.
Willy:
[1:26:54] War viel in der Welt unterwegs.
Peter:
[1:26:56] Ja, erstmal Deutschland, aber sie hat auch hier, Nein, die hat stark an dem Brüsselsozialprodukt der deutschen... Nein, die Frau ist schon toll, die lässt man laufen.
Willy:
[1:27:16] Was hat sich dann geändert? Ihr habt ja telefoniert, ab wann wartet dann quasi wieder ein Paar? Sodass man es auch in die Hofgeschichte ein bisschen einordnen kann.
Peter:
[1:27:27] Sie ist irgendwann im Dezember oder November ne, wir waren am Kühe scheren, also Jahresende.
Willy:
[1:27:37] Kühe scheren?
Peter:
[1:27:38] Ja, wir zum Jahresende haben wir mir die Kühe geschoren, weil dann sind die Haare kurz und dann schwitzen die nicht so im Stall und dann gibt es da weniger, Ektoparasiten und so und dann hatte ich hier zwei Leute, die haben mir geholfen zum Kühe scheren und währenddessen habe ich die ganze Zeit mit Spanien konferiert, weil sie wollte von Mallorca wegziehen und Stromausfall auf dem Flughafen und sie musste den Koffer vortransportieren und dann zurück und dann ihre Stehlampe und so nachbringen und dann sie musste den ganzen Haustand, den sie hatte, über den Mallorca-Flughafen und wer das kennt, Mallorca, das ist infrastrukturmäßig auf dem Flughafen geschickt gemacht, sehr weite Wege, so dass sich die ganzen Touriströme auseinanderziehen und man gar nicht merkt, wie viele da sind, aber wenn du dann abreisen willst nach Deutschland und dein Flieger sollte eigentlich um halb zehn gehen und du bist um 15 Uhr noch nicht im Flugzeug, weil du da Stromausfall auf dem ganzen Flughafen hast, das war ein denkwürdiger Tag. Da haben wir sehr viel telefoniert. Aber zu der Zeit haben wir sowieso dann mehr telefoniert. Als dann hier auf dem Hof so weit ging, dass sie dann hier, ich lebte damals noch in einer Beziehung, als das geklärt wurde. Also die Beziehung war zu Ende, aber wir lebten noch zusammen. Die Trennung war schwierig.
Peter:
[1:28:51] Ich glaube, mit Trennung habe ich mich nie mit Ruhm bekleckert. Das ist einfach blöd. Im Nachhinein, heutzutage, wenn ich zurückblicke, nach etlichen Gesprächen auch mit Frauke, ich sage, was war das Problem damals, als ich sagte, ich möchte nicht mehr? Sagt sie, ja, du bist so nett. Man glaubt, man kann nicht nur umstimmen. Keiner glaubt, wenn du sagst, es ist Schluss, dass dann Schluss ist. Und das ist vielleicht auch heute so im Geschäftsleben, dass wenn ich sage, weiß was, lass uns Freunde bleiben, wir machen das nicht.
Willy:
[1:29:23] Okay.
Peter:
[1:29:23] Das akzeptiert nicht jeder. Okay. Und hier, Frauke ist irgendwann zum Winter hin hier wieder nach Deutschland gezogen, ist erst bei ihren Eltern eingezogen, hat sich dann aber nach einer Wohnung gemietet in Mainhafe, und dann ist sie von Marienhafe später hier auf den Hof gezogen. Also ich würde sagen, wir waren zusammen. Das war so Scheiß auf die Distanz. Aber so die Denke, dieses Verbundene, dieses, Also ich kann auch jemanden am Nordpol lieben, weißt du, wenn es gerade Frauke ist, dann ist das halt so, das ist dann Pech.
Willy:
[1:30:02] Ja, am Hof warst du dann ab 2001.
Peter:
[1:30:08] Was weiß ich, 2000, da haben wir Weihnachten hier zusammen gefeiert, werde ich nie vergessen. Da haben wir, ich habe es nicht hingekriegt, dass ich einen Weihnachtsbaum rechtzeitig aufgestellt habe, weil ich mit allen möglichen beschäftigt war. Und wir haben dann am 25. oder 26. haben wir dann hier den Weihnachtsbaum aufgestellt, weil ich hatte den ja schon vorher geholt. Also das kann man sich mal antun. Das ist so.
Willy:
[1:30:27] Kann man machen. Ja. Aber irgendwie war das doch so ein Schwung, weil du hast vorher gesagt, 2002 oder 2003 hast du gesagt, hast du dann zumindest von der Produktivität her die höchste Herdenleistung gehabt. Ja. Das heißt, war das so ein Impuls am Hof, dass der noch einen Schwung gegeben hat? War es einfach generell eine gute Zeit dann? Weil der Bachtvertrag war wieder da. Wie lange war der dann abgeschlossen? Wieder fünf Jahre? Das war kein Pachvertraut,
Peter:
[1:30:54] Das war dann meins.
Willy:
[1:30:56] Ihr habt es gekauft. Geerbt. Ah, deswegen, du hast es eh gesagt, das war dann geerbt, das war dann Eigentum. Ach so, nicht nur wegen der Erbschaftsteuer und sonst, sondern es war dann wirklich deins. Die Erbschaftsteuer ist mit der Finanzierung.
Peter:
[1:31:10] Wir sind 1993 hergezogen und alles, was hier geschaffen wurde, ab da, hat sich meine, also 87 der Gülle-Pott gebaut. Ist meine Verpächterin zu meinem Vater gegangen und hat gesagt, Weißt du was, ihr wollt ihn ja sowieso haben, dann könnt ihr den Güllepot bauen. 88 die Missplatte bauen. Dann ist sie hingegangen, hier Andreas,
Peter:
[1:31:30] ihr wollt doch sowieso den Hof, dann könnt ihr auch die Missplatte bauen.
Willy:
[1:31:33] Alles von euch.
Peter:
[1:31:34] So, 93 das Dach neu decken. Komplett diese 36.000 Pfannen, die da drauf mussten. Das hat mein Vater alles vorfinanziert. Das hat alles, mein Vater, aus seinem Erwirtschafteten, da kam nichts an Geld von außen. Und die Bank hätte mir für fünf Jahre Pachvertrag nie einen Kredit gegeben, einen Hof neu einzudecken.
Willy:
[1:31:55] Eben. So.
Peter:
[1:31:57] Und alles, was wir da später gemacht haben, Beim Wohngebäude. Da haben wir, als wir das renoviert haben, 1995, meine damalige Verlobte. Die hat das Geld gegeben, sie hatte damals mit ihrem vorherigen Lebenspartner ein Haus, das hat sie verkauft und hat dann bei der Renovierung von dem Wohngebäude das Geld gegeben. Das musste dann, als sie dann auszog, 2000, dann zurückbezahlt werden. Ich denke, doch. Aber alles andere wirtschaftliche hier. Den Stallbau 98. Die Sicherheiten und das Geld kam alles zum Teil von meinem Vater. Teilweise ist das, was ich erwirtschaftet habe. Teilweise von Tante Ebba vorgestreckt. Alles im Laufe der Zeit danach gezahlt. Alles zurückgezahlt, alles, alles, alles, alles. Ich hatte keine Bank an meiner Seite, ich hatte meine Familie auf meiner Seite.
Willy:
[1:32:55] Ja, das heißt im Prinzip, ja, aber trotzdem, es war dann Eigentum, es war dann bei euch, es war ein Neuanfang, oder?
Peter:
[1:33:06] Nee, es wurde ein Zuhause.
Willy:
[1:33:07] Es wurde ein Zuhause.
Peter:
[1:33:09] Ja, es war keine Arbeitsstätte mehr, es wurde ein Zuhause.
Willy:
[1:33:13] Durch das Eigentum?
Peter:
[1:33:14] Nein, durch Frauke.
Willy:
[1:33:16] Durch Frauke.
Willy:
[1:33:20] Und dann hat die Geschichte eigentlich wieder neu begonnen, oder? Kann man so sagen.
Peter:
[1:33:25] Ja, sicher.
Willy:
[1:33:26] Wie war die Geschichte? Jetzt sind wir so quasi im zweiten Teil. Du bist dann, Frauke war dann da. Die Herde, wie groß war die Herde dann 2002? 2001, 2002.
Peter:
[1:33:40] 2002, was hatten wir da? Hatten wir da 36, 38 Tiere? Ja.
Willy:
[1:33:44] Also hat sich nicht vergrößert seit...
Peter:
[1:33:46] Nein, wieso? Ich bin 1993 angefangen, 11 Kühe. So, dann mach mal einen Sprung auf 98, dann hatte ich vielleicht 23. Dann mach einen Sprung auf 2000. Dann hatte ich vielleicht 30. So, und dann 2002 hatte ich 36. 2004 hatte ich dann 40 oder 42. Ich musste ja immer die Quoten kaufen. Das ging ja nur immer so aus der laufenden Liquidität. Ich hatte ja nie viel Zeit für großartige Finanzierung.
Willy:
[1:34:18] Was war der Ziel? Wo wolltest du hin?
Peter:
[1:34:21] Das, was ich schaffen kann als Einziger. Also spöttisch wird ja mal gesagt, jeder osfriesische Landwirt kann so viele Kühe erhalten, wie seine Frau alleine melken kann. Weißt du, wir haben dieses Kinder, Kirche, Küche. Das haben wir in der Landwirtschaft auf Kühe melken, Kälber füttern, Korn fahren. Also wenn der Mann auf dem Märescher sitzt, bringt die Frau die Getreideanhänger zum Landhandel. So, und in der Berufsschule haben wir immer Lust, jeder australische Bauer kann so viel Kühe halten, wie seine Frau alleine melken kann. Basta. Und das war bei mir halt nicht nie der Fall. Ich war immer so, als One-Man-Show. Ich habe immer den landwirtschaftlichen Betrieb als Einzelner. Zwar mit Dienstleistern an meiner Seite, was weiß ich, einer der mich streut, einer der... Ich habe immer mit... Es gab eine Erhebung in Schleswig-Holstein, und in dieser Erhebung wurden sämtliche Biohöfe gefragt, wie sie denn die Umstellung gestaltet haben. Und, über 62% haben gesagt, durch Raubbau an Ressourcen, und zwar Ressourcen in Form der Familienarbeitskraft. Die haben diese Umstellung zu Bio geschaffen, dadurch dass sie.
Peter:
[1:35:46] Unentlohnte Familienmitglieder. Also der geländefähige Rentner, die Kinder, die frühzeitig aus der Schule kommen, nachmittags 15 Uhr, so. Nicht entlohnte Arbeitskräfte. So, und bei mir war das so, ich habe den Hof alleine, habe keine nicht entlohnten Arbeitskräfte und habe halt, Lohnunternehmer, die mit mir zusammenarbeiten. Der eine fährt die Gülle, zwei Teilen sich das mischstreuen, zwei Teilen sich die Erdarbeiten mit Tiefbau und Baggern und dies und das und tralala. Also ich muss das alles aus dem Betrieb erwirtschaften. Im Moment ist das sehr schwierig. Aber, dann ist es halt so. Einfach ist es nicht.
Willy:
[1:36:37] Einfach ist es nicht. Es gibt ja dann, du hast dann gesagt, später hast du dann zusammen mit deinem Bruder am Betrieb GPR?
Peter:
[1:36:45] Ja, wir haben einen Betrieb gepachtet zwischen uns. Wir haben ja 17 Jahre lang eine Maschinengemeinschaft, mein Bruder und ich. Mein Bruder hat den elterlichen Betrieb. Jeder von uns hatte einen Erntewagen für Gras, einen Ladewagen. Dann haben wir erst bei ihm Silage gefahren und dann bei mir. Und er hatte noch einen guten Kollegen befreundet aus dem Meisterkurs. Den hat er mitgebracht. Und der hat ihm dann geholfen. Und dann haben wir zwischendurch bei dem da mitgefahren und dann, so, wir hatten einen Medischer gemeinsam, wir hatten einen Flug gemeinsam, den Düngerstreuer haben wir gemeinsam genutzt, die Pflegereifen haben wir gemeinsam genutzt. Wir haben die Pflanzenschutzplätze für zwei Betriebe eingesetzt. Und wir haben dann aus dieser Maschinengemeinschaft heraus auch einen Hof gepachtet, der zwischen uns lag.
Willy:
[1:37:28] Das war so quasi ein Fluss. Logisch, dass man
Peter:
[1:37:32] Das… Kann man ja mal machen.
Willy:
[1:37:34] Ja.
Peter:
[1:37:35] Zur Firmensicherung, zum, ja.
Willy:
[1:37:37] Wo können wir es zeitlich einordnen? Gbj mit Bruder?
Peter:
[1:37:41] Die GbR, die kam 2010. Das war, als wir den Hof gekauft haben und den Stall gebaut haben.
Willy:
[1:37:47] Das war die GbR.
Peter:
[1:37:48] Vorher war das so, wir waren zwei eigenständische Betriebe und wir haben mit mündlichen Absprachen zusammen, wenn wir einen Mehrerscher gekauft haben, kam der zur Hälfte bei ihm in die Bücher und zur Hälfte zu mir in die Bücher. Wir wussten zwar, er hat mehr Ackerlern und würde ihn mehr nutzen, aber er würde auch mehr daran arbeiten, weil er die Maschinenaffinität hat. Und damit habe ich dann dadurch das hier so verteilt.
Willy:
[1:38:08] Okay.
Willy:
[1:38:09] Das heißt, aber das ist relativ dann, weil man versucht hat, so ein bisschen die Zeitlinien zu halten. 2002, beste Herdenleistung, Neuanfang, Eigentum, Familie. Es war wieder ein Zuhause. Und dann hat es angefangen, okay, jetzt können wir was machen. Also zusammen mit dem Bruder Geräte teilen. Dann war der Hof noch dazwischen. Dann das nächste Schritt. Was war da euer gemeinsames Ziel? War da der Fokus auf die Familie, weil seid ihr dann noch Eltern geworden? Oder war da so eine neue Energie dann zu sagen, okay wir gehen auf die nächste Stufe und wir wollen uns jetzt in einer anderen, neuen Art und Weise selbst verwirklichen mit der Landwirtschaft. Was war da in der Zeit?
Peter:
[1:38:57] Wie wird Mann Vater? Naja, nein, nein, nein, nein, nein, ganz anders. Meine Cousine sagt, das ist ganz einfach. Du gehst hin, sagst deinem Kerl, er übernimmt die Verantwortung der Verhütung und kaufst die schicke Unterwäsche. Dann wird Mann Vater. Weiß ich so nicht. Wie wird Mann Vater? Ich hatte keine biologische Uhr.
Willy:
[1:39:32] Ja.
Peter:
[1:39:34] Ich weiß nicht, ob ich jemals auf ein Kind vorbereitet bin. Ich weiß ja nicht mal, ob ich auf eine Frau vorbereitet bin. Ich bin ja auf mein Leben manchmal nicht vorbereitet. Mein Leben ist so vielfältig. Es ist so, ich habe Glück gehabt. Ja, also, wie wird man Vater?
Willy:
[1:39:47] Ja.
Peter:
[1:39:48] Ich wollte bloß Nähe. Verantwortung? Nein, lass uns mal ehrlich sein. Wir haben geheiratet. Wir haben zwei wundervolle Töchter. Das war nicht ganz einfach. Wir haben in der Zeit auf dem Weg zu unseren Töchtern, die erste Schwangerschaft wären Zwillinge gewesen. Beides Jungs. Die haben wir leider nicht gesehen. Das ist uns genommen worden. Ich weiß nicht. Das ist so die zweite Schwangerschaft. So. Und irgendwann ist es so, dann haben wir Glück gehabt. Wie wird mein Vater? Halb zog sie ihn, halb sank er hin. Das ist... Das macht man nicht nebenbei, das passiert. Das passiert mit dir. So wie jeden Morgen die Sonne aufsteht, aufgeht. Also so, dass, wenn Leute sagen, dass sie planen, dass sie Eltern werden, Glückwunsch.
Willy:
[1:41:01] Ja gut, man kann es planen, man kann es nicht planen.
Peter:
[1:41:05] Hey, also, wenn ich was planen würde, wenn ich was würde planen wollen, ja? Das mache ich betrieblich. Das Leben will ich nicht planen, das Leben will ich genießen. Das Leben geschieht.
Willy:
[1:41:28] Was hat es verändert?
Peter:
[1:41:30] Alles.
Willy:
[1:41:35] Alles, das müssen wir ein bisschen ausholen.
Peter:
[1:41:36] So, überleg mal. Mit 93, wie es plötzlich Land wird. Lebst. Baust. machst, tust. Immer diese Ohnmacht zwischen Verzweiflung und Neid und, dieser Antrieb, es besser machen zu können, der Antrieb, es anders machen zu wollen, der Antrieb, sich nicht wiederzufinden, der Antrieb, so, 93. So, dann die Entwicklungsschritte, dann die Vergrößerung, die Stabilität, dieses größere Fundament zu schaffen, dieses.
Peter:
[1:42:16] Dann irgendwann dieses Erbe anzutreten und dann dieses von deinen Vorfahren, ererbt. Das musst du dir erarbeiten. Das ist kein Geschenk. Es ist ja nicht deins. Du kriegst dieses Paket, aber du hast es nur geliehen von der nachfolgenden Generation. Es ist ja nicht so, dass ich jetzt losgehe, hau das in Klump und baue mir da mein Haus auf Mallorca und dann cheerio me Sophie. Das ist ja nicht das Ziel. Sondern du möchtest ja etwas erhalten, etwas verbessern, du möchtest den Boden verbessern, du möchtest meinetwegen das Klima verbessern, du möchtest deine Herde. Ich habe hier Tiere bei mir, da kann ich die Genetik zurückverfolgen, was weiß ich. 1942, 1944. Und ich möchte diese Richtung ja auch beibehalten. Ich möchte ja.
Peter:
[1:43:07] Eine gesunde, eine langlebige, eine, eine, so. Und dann irgendwann, 98, schaffst du das mit einem Neubau eines Gebäudes. Und dann schaffst du das mit deiner Veränderung deiner privaten Lebensumstände. Dann hast du da einen Rückhalt, dann hast du eine Unterstützung. Dann pachtest du nochmal einen Hof mit deinem Bruder gemeinsam. Dann vergrößerst du deine Betriebsfläche, um die Kosten der neuen Maschinen zu senken. Dann bist du rentabel, dann bist du wirtschaftlich, dann bist du dies und dann bist du das. So, und irgendwann hast du die Flächen nicht mehr. Und dann hast du aber die Möglichkeiten. und dann überlegst du, was machst du? Und dann kaufst du nochmal einen Hof und dann gehst du nach vorne und dann machst du das. Guck, ich hatte 2009 die Idee, ich wollte gerne auf Bio gehen. Spinnerte Idee, wie die Österreicher vielleicht sagen würden. Bloß, mein Banker hat damals ganz klar zu mir gesagt, was willst du mit Bio? Bist du bescheuert? Du müsstest ja 31, also Drittel, 30 Prozent, müsstest du ja in die Dreckvermarktung packen. Das schaffst du hier nicht in der Krummhörn. Du musst ja Ballungszentrum vor der Haustür haben. Bremen, Hamburg, Berlin, Ja, gut. Bio, okay. Aber hier?
Peter:
[1:44:11] Hör bloß auf mit dem Schmarrn. So, und dann ist das ja so, dann haben wir halt auch mit dem Banker zusammen, der hat gesagt, mach doch das, was du kannst, mach doch Kühe. Und dann haben wir den Hof auch gekauft. Und dann haben wir da die große Herde aufgebaut. Und dann haben wir das gemeinsam gemacht. Und das war ja auch die Zeit, guck mal, da waren unsere Töchter drei und fünf Jahre, da hat Frauke aufgehört zu arbeiten. Und dann hat Frauke die Verwaltung hier in diesem Betrieb gemacht. So, und dann auch 2018, als wir aus dem Betrieb rausgingen, kommen wir in der Zeit, wo sie nicht bei der Bank war. Sie hat Spanisch studiert. Sie hat in einem Buchladen gearbeitet. Sie hat, es ist ja nie Stillstand bei jemandem. Du machst ja immer etwas weiter. Du machst ja immer irgendetwas Neues. Du willst ja nicht in den Scheuklappen untergehen. Du machst ja etwas, du schaffst etwas. Guck, jetzt ist Frauke mittlerweile Buchhändlerin und ich bin Biobauer. Das hätte vielleicht vor zehn Jahren keiner für möglich gehalten, das ist manchmal so.
Willy:
[1:45:13] Du hast auch noch auf den Raten des Bankberaters.
Peter:
[1:45:15] Ja, vielleicht würde ich dann heute sagen, hätte ich mal bloß auf meinen Banker gehört.
Willy:
[1:45:19] Nein. Aber die Frage war ja, was haben die Kids, auf einmal das Familienleben auch verändert? War das dann dieser Antrieb?
Peter:
[1:45:27] Wenn du mich ganz konsequent fragst, was haben meine Kinder verändert? Wenn ich heute eine Leiter hochgehe, dann sagt sich darauf, dass irgendjemand unten die Leiter festhält.
Willy:
[1:45:35] Das warst du dann.
Peter:
[1:45:37] Nein, sonst wäre ich die Leiter so hochgegangen. Oder wenn ich heute einen Baum fälle und eine Krone rausschneide, dann sorge ich dafür, dass ich mit maximaler Sicherheitsvorkehrung oder über einen Dienstleister. Ich bin nicht mehr der Erste. Ich bin einer, der gerne noch die Kinder wachsen sehen möchte.
Willy:
[1:45:52] Mhm.
Willy:
[1:45:54] Jetzt sind deine Kinder in den 2010er Jahren auf die Welt gekommen.
Peter:
[1:45:58] 2004 und 2006.
Willy:
[1:46:00] 2004 und 2006. Achso, ja, 2000er Jahren eigentlich. Entschuldige, 2004 und 2006. Es gibt von dir ein Interview. Es gibt eigentlich zwei Interviews von dir, deswegen bist ja du so bekannt in vielen Bereichen. Es gibt ein Video von dir mit dem NDR 2017. War das?
Peter:
[1:46:22] Das war nachdenklich.
Willy:
[1:46:24] Das war sehr, sehr nachdenklich. Das heißt, das war im März 2017, Existenzkampf, Gedanken eines Milchbauern. Jetzt hast du gesagt, mit der Geburt war die Leiter stabiler. Du bist nicht mehr Sturm und Drang und hast einfach gemacht, was du wolltest. Aber der Betrieb ist ja in dieser Zeit doch noch stark gewachsen. Also zum Schluss, also habt ihr ja, wie viele Kühe gehabt?
Peter:
[1:46:53] Sag mal 200, 210.
Willy:
[1:46:56] 2012, 220, war ein großer Betrieb und da war ja noch Sturm und Drang, da war ja noch investieren, da war ja noch mehr Landwirtschaft, effizient, produktiv arbeiten, bis dann die Krise gekommen ist oder bis dann für dich auch die Krise gekommen ist.
Peter:
[1:47:12] Menschlich, nicht die wirtschaftliche, die menschliche.
Willy:
[1:47:14] Menschlich ist die Krise gekommen, was ist da passiert und wie ist es da zu kommen, weil es war ja ein erfolgreiches Unternehmen bis dorthin, oder?
Willy:
[1:47:23] Ja, pff.
Peter:
[1:47:30] Es hätte allemal alles besser können. Es war ein gutes Unternehmen. Und hier es waren innerbetriebliche auch zwischenmenschliche Spannungen. Ja. In der Betriebsleitung. Ja.
Willy:
[1:47:49] Ach.
Peter:
[1:47:53] Als Person wurde man nicht mehr gesehen und nicht mehr gewertet also es.
Willy:
[1:47:59] War nicht nur die Marktlage die im
Peter:
[1:48:01] Endeffekt gab es? nein die Marktlage gar nicht, wenn ich jetzt so ein Jahr habe wie heute ich muss mich jeden Morgen motivieren aufzustellen, rauszugehen im Moment bin ich finanziell etwas dünn, dünn ich würde jetzt vielleicht gerne hinten bei der Stalltür Betongießen, eine Stufe machen und so weiter und so fort, kann ich im Moment nicht, muss ich verschieben auf nächstes Jahr. Also, wenn ich das nicht so machen kann, wie ich das möchte, muss ich ja trotzdem einen Antrieb haben, morgens etwas aufzustehen und etwas zu verändern. Weißt du, nicht in diesem stumpfen Ja, wenn man morgens nicht aufstehen würde, um das zu verändern, dann wäre man schon depressiv. Also, wenn du als Mensch nicht gewertet wirst, nicht geachtet wirst, für mich ist das der Super-GAU. Ich kann gern mal ein Jahr oder zwei Jahre mit finanziellen Beklemmungen, schaffe ich. Aber wenn Frauke nicht mehr lächeln würde, wenn sie mich anguckt und nicht mehr sagen würde, hallo Peter, wenn das Menschliche weggehen würde, ja, wofür mache ich den Scheiß, den überhaupt noch?
Willy:
[1:49:19] Okay, gut, das heißt, Du hast gesagt, 2017 war eher eine emotionale, eher auf der Beziehungsebene, was die Krise hervorgebracht hat. Was ist so?
Peter:
[1:49:32] Wieso? Das ist ja angespannt, wenn du wenig Geld hast. Und du kannst nicht das umsetzen, was du möchtest.
Willy:
[1:49:37] Es war wenig Geld da auf jeden Fall.
Peter:
[1:49:39] 2015, 2016 war eine Neuverschuldung. Die war niemals geplant, aufgrund der schlechten Milchpreise. In einer Höhe die Neuverschuldung, das wäre offizierswürdig.
Willy:
[1:49:51] Ihr habt ja Stahl gebaut ein paar Jahre davor.
Peter:
[1:49:53] Ja, 2010.
Willy:
[1:49:54] Ja, großen Stahl.
Peter:
[1:49:55] Ja, wir haben noch den Merkstand gekauft, den Hof gekauft, wir haben da 4 Hektar Land gekauft. Wir haben da mal richtig eben so tief reingegriffen.
Willy:
[1:50:02] Wer hat da die Leiter gehalten damals?
Peter:
[1:50:04] Keiner. Mein Bruder und ich, wir standen nebeneinander und unsere Frauen haben uns unterstützt.
Willy:
[1:50:10] Und ihr wart alle der Überzeugung, dass es funktioniert?
Peter:
[1:50:12] Ja, sonst hätten wir keine GbR gemacht.
Willy:
[1:50:17] Wie war das damals? Was ich nicht verstehe, ist, dieser Milchpreis ist jetzt ja ständig schwankt, oder? Das war ja ständig ein Auf und Ab. Mit welcher Sicherheit geht man dann in eine Investition von so einem Stall, weil das ist ja eine Investition auf wie viel Jahr hauptsächlich?
Peter:
[1:50:30] 20 Jahre.
Willy:
[1:50:31] Auf 20 Jahre, ja. Was gibt euch die Sicherheit bei so einer Investition, weil irgendwer muss ja die Leiter halten oder zumindest sollte wer dabei stehen und schauen, dass ein Milchpreis auf so lange Zeit quasi so stabil ist, dass er dieses Investment auch wirklich trägt? Wartest du da überzeugt oder warst du da vielleicht auch ein bisschen überzeugt?
Peter:
[1:50:51] Nein, wir hatten die Angst, wir hatten 2015 gesehen, dass der Milchpreis sinken wird. Das war klar. Ganz klar. Darum ging es aber nie. Es ging darum, dass wir 2010, ein halbes Jahrzehnt vorher anfangen, dieses betriebliche Gebilde aufzubauen, damit wir 2005 soweit im Fluss sind. Man braucht ja mal für eine Neugründung, braucht man ja drei Jahre, bevor es läuft. Da haben wir gedacht, wenn wir 2010 das Ding in die Wege leiten, dann können wir 2015 das ganz ruhig mal ein bisschen durch eine Senke durchführen und machen dann weiter so war der Plan.
Willy:
[1:51:23] Kam nicht so
Peter:
[1:51:25] Es kam dann halt anders.
Willy:
[1:51:29] Aber die wirkliche Krise, weil ich frage deswegen auch, weil viele Bauern dieses Video gesehen haben und ich habe von einigen jetzt auch gehört, dass du ihnen damals so ein bisschen aus der Seele gesprochen hast und dass viele andere auch in einer Situation waren. Also der Milchpreis dürfte da für viele wirklich ein existenzielles Problem geschaffen werden.
Peter:
[1:51:47] Da brauchen wir gar nicht drüber reden. Das ist, wenn wir heute zurückblicken. So, 2000, nee, 1993 bin ich angefangen. Da haben wir in Deutschland 240.000 Landwirte gehabt, die Milch produzieren. 240.000 Familien mit Kühen. 2024 haben wir unter 50.000 milchviehhaltende Familien in Deutschland mit Kühen. Und 2024 ist das erste Jahr in der ganzen Geschichte, dass die verbleibenden
Peter:
[1:52:22] Betriebe nicht in der Lage sind, die wegbrechende Milchmenge aufzupuffern. Wir haben 2024 das Phänomen, dass zum ersten Mal am Markt eine Unterversorgung entsteht. Das erste Mal? Das erste Mal. Sonst war das mal saisonal. Aber wir haben jetzt ab 2024 das Phänomen, dass am Milchmarkt eine Unterversorgung entsteht. Und jetzt kommt Raubritatum. Jetzt sehen viele außerlandwirtschaftliche Investoren die Möglichkeit, sich in Betrieb zu kaufen, einzusteigen. Weil jetzt hoffen die auf ihre Stabilität im Finanzwesen und denken, dass sie dann da, die Welt retten können.
Willy:
[1:53:06] Du hast 2017 gesagt, wenn ich beim Wirten sitze und eine Cola trinke, dann bezahlt das meine Bank. Und ich glaube, das war einer von diesen Sätzen, der dann viele verstanden haben.
Peter:
[1:53:21] Nein, da bin ich kritisiert worden wie doof.
Willy:
[1:53:24] Du bist gleichzeitig kritisiert worden.
Peter:
[1:53:26] Also ihr wurde gesagt, was bedeutet für dich 40 Cent? Das war 2017. Dann sagte ich 2017, wenn ich 40 Cent habe, kann ich meine Frau einladen zum Kino. Dann können wir wieder ausgehen.
Willy:
[1:53:37] Das wäre dein Ziel, das wäre dein Wunsch-Milchpreis gewesen in der Zeit.
Peter:
[1:53:41] Wenn ich 40 Cent hätte, könnte ich mit meiner Frau ins Kino gehen und könnte meine Frau einladen. Und als dann der Film ausgestrahlt wurde, kamen mir so die Kritiker und sagten, oh Peter, soll man für dich sammeln, dass du mit meiner Frau ins Kino gehen kannst, ich sag, ihr seid also BWL mäßig so weit unten durch ach Gott, nein, ich mein ja ganz ernst also die ganzen BWLer und so weiter und so fort oder Rechtsanwälte oder wie auch immer die keine Anstellung finden, und dann lieber von der Stütze leben die sollte man sowieso in den Pflegebereich reinschieben dann könnten die mal was Sinnvolles tun also das Problem ist, Wenn ich ein Wirtschaftsjahr habe, wo ich Verlust mache, dann sollte es jedem normal denkenden Menschen klar sein, dass ich eine Zwischenfinanzierung aufgreife. Wenn ich jetzt dieses Geld für mein persönliches Wohl nutze und gehe mit meinen Nachbarn essen oder mit meiner Frau ins Kino oder wie auch immer, dann lädt meine Bank mich ein, weil eigentlich kann ich es mir nicht leisten.
Willy:
[1:54:43] Und das haben viele nicht verstanden.
Peter:
[1:54:45] Das wollen die nicht wahrhaben. Wenn du anfängst, über deinen Standpunkt nachzudenken, deine Position, dann musst du bereit sein, etwas zu verändern. Wenn du aber glaubst, du bist richtig und willst es nicht ändern, dann darfst du auch keinen deinen Standpunkt kritisieren lassen. Du brauchst diesen Schutz, der dich davon überzeugt in deinem Tunnel weiterrennen lässt, dass du irgendwann ans Ende zum Licht kommst. Und wenn du anfängst und lässt so Seitenstrahlen zu, dass du den Blickwinkel erweiterst und du fragst, muss ich nicht was ändern? Guck, wenn ich zur Grünen Woche fahre, nach Berlin, Große landwirtschaftliche Messe. So, wenn ich da hinfahre, dann gehe ich doch nicht hin, weil ich da einen Trecker sehen will oder eine Kuh. Dann gehe ich doch hin, weil ich einen Menschen treffen will. Und dann rede ich da mit der Politik. Und ich habe auf Landes- und auf Bundesebene die klare Aussage von unterschiedlichen Politikern, die mir gesagt haben, es ist nicht gewollt, dass die Produktpreise der Landwirte ansteigen, weil sonst der Staat sich den Hartz-IV-Satz nicht leisten kann. Halte ich für ziemlich dumm. Wenn ich weiß, wie wir mit unserer Bevölkerung umgehen, also, früher hat jemand mit 25 ein Haus gebaut und mit 40 war es seins.
Peter:
[1:56:14] Heute, ich habe zwei aktuelle Fälle, die wollen ein Grundstück kaufen, ein Haus bauen, da ist eine Kapitalleistung drauf von 480.000 bis 540.000 Euro. Dann gehen die hin und fragen die Bank, wie soll ich mir das leisten? Und dann sagt die Bank, wir bieten einen Familienkredit. Sie finanzieren über 65 Jahre. Das heißt, wenn sie es nicht schaffen, den Kredit zu tilgen, steigen entweder ihre Kinder ein oder ihre Kinder, das sind unterschiedliche Banken, das weiß ich von zwei unterschiedlichen Banken, Bankgesellschaften, die haben zwei unterschiedliche, das eine ist die Tochter meines THW-Kollegen und das andere ist der Sohn meines Berufskollegen. Unabhängig voneinander. Der eine ist zu der Bank gegangen, da haben sie einen Finanzierungszeitraum von über 40 Jahren angeboten und die andere hat einen Finanzierungszeitraum von über 60 Jahren. Das nennt man Familienkredit. Das heißt, du baust ein Haus, was du weißt, dass du es nicht bezahlen kannst, und deine Kinder steigen entweder in die Finanzierung ein und tragen dein Haus ab oder aber sie verkaufen das und haben mehr als die Restschuld und können damit vielleicht ein Grundstück für ein neues Haus kaufen, wie auch immer. Und die Landwirtschaft hat dieses Prozedere. Wir haben bei einem Milchpreis von 90 Pfennig einen Stall gebaut, haben den finanziert auf 10, 12 Jahre.
Peter:
[1:57:31] Heutzutage werden landwirtschaftliche Ställe auf 35 Jahre zum Teil finanziert. In der Zwischenzeit ist diese Einrichtung ab, die ist weggerostet oder die Tiervorgaben haben sich geändert, zum Beispiel Tierwohl, du musst die Liegeflächen breiter machen, wie auch immer. Du hast also in der Zeit, wo die Finanzierung von deinem Stall ist, zwei, drei Auflagen von staatlicher Seite, die du erfüllen musst und dann neu finanzieren musst in dem Gebäude, was noch gar nicht bezahlt ist. Aber so ein Konsumtempel, so ein Gewerbegebiet, so ein Aldi, Lidl, Edeka, Rewe, schieß mich tot. Nach meinen Informationen sind die nach sechs Jahren amortisiert.
Peter:
[1:58:19] Wenn wir jetzt den Landwirten ein höheres Einkommen generieren erlauben würden und würden vielleicht die Gewinnmarge von den reichsten Leuten Deutschlands, also Schwarzgruppe, Albrecht und so weiter und so fort, etwas minimieren, die können ja ruhig die reichsten Leute Deutschlands bleiben, das ist mir egal, das haben wir geschafft, aber die müssen ja nicht noch viel reicher werden. Vielleicht könnten wir es schaffen, dass sie ihren Konsumtempel auf 10 Jahre finanzieren und die Landwirte wieder einen Stall auf 15 Jahre abschreiben. Ohne dass das dann für den Hartz-IV-Satz so teuer wird.
Willy:
[1:58:53] Wer erlaubt denn den Landwirten ein höheres Einkommen? Oder wer verbietet es ihnen denn?
Peter:
[1:58:58] Keiner. Die Landwirte sind nicht am Markt.
Willy:
[1:59:02] Du hast es selber gesagt.
Peter:
[1:59:03] Das ist eine Entwicklung gewesen. Damals wurde geraten, sich zu spezialisieren.
Willy:
[1:59:15] Wir haben einen Zuseher.
Peter:
[1:59:18] Hatten zu sehr. Ja, nee, wir hätten Kaffee trinken können. Und das hier zieht sich jetzt über ihre Zeitspanne leider. Nein. Die Landwirte haben sich im Laufe der Zeit, sag mal diesen Zeitraum nach dem Krieg, spezialisiert auf die Produktion, aber nicht auf die Vermarktung. Die einzige landwirtschaftliche Berufsgruppe, die etwas in der Vermarktung lernt, sind vielleicht die Weinbauern. Und damit hört es auf.
Willy:
[1:59:44] Und ihr habt die Vermarktung abgegeben an einen eigenen Wirtschaftsbereich?
Peter:
[1:59:47] Nein, wir haben Genossenschaften gebildet und die Genossenschaften haben für uns dann den Getreideeinkauf, Verkauf, das Kraftfutter, wir können mittlerweile über andere Verbände den Stromeinkauf organisieren. Wir sind nicht mehr am Markt tätig.
Willy:
[2:00:03] Aber ihr seid die Genossenschaft, seid doch ihr, wenn ihr, das ist das Prinzip einer Genossenschaft.
Peter:
[2:00:07] Die Genossenschaften sind mittlerweile so oft fusioniert und so groß geworden, dass du mir nicht unterstellen kannst, dass du bei, was weiß ich, 4000, 5000 Genossen, überleg doch mal, was wir im Moment in der Genossenschaft für Wandlungen im Moment gerade erleben. Nimm doch mal eine der größten Molkereien in Nordrhein-Westfalen, die DMK. Wenn du das deutsche Milchkontor nimmst, da gibt es eine EG, also die eingetragene Genossenschaft, und da gibt es eine AG, die Aktiengesellschaft. Die EG ist verantwortlich für alles das, was die Landwirte machen. Also Milchabholung. Die AG ist.
Peter:
[2:00:47] Das sind nicht mehr die Landwirte. Ich habe mal 2009 in der ersten Milchkrise mit einem Geschäftsführer von Doc, Doc Kass, D-O-C, niederländische Molkerei, gesprochen und habe gesagt, was für einen Milchpreis er mir zahlen könnte. Und da hat er gesagt, das ist ganz einfach, ich muss nur 0,3, 0,5 Cent über dem Preis der Mitbewerber in deiner Region sein. Ich sage, nein, was kannst du mir zahlen? und sagte, das ist egal, ich brauche nur den Rohstoff sichern mit meinem Preis. Ich werde nie daran gemessen, wie viel die Landwirte an Milchgeld kriegen. Ich werde immer an dem Eigenkapitalzuwachs der Genossenschaft gemessen.
Peter:
[2:01:37] Also, die Höfe können reihenweise pleite gehen, solange der Rohstoff kommt, weil ich mehr zahle als mein Mitbewerber am Markt. Bin ich als Genossenschafts-Geschäftsführer top. Es hat nichts mehr mit den Menschen zu tun. Jeder Bauer hat mittlerweile keinen Namen mehr bei der Molkerei, sondern eine Lieferantennummer. Die Molkeristen, die noch ihre Landwirte kennen. Wie viele sind das noch in Deutschland? Zwei oder drei?
Willy:
[2:02:08] Es gibt es immer mehr.
Peter:
[2:02:11] Nein, wieso? Du kannst doch nicht 4000 Leute plötzlich kennen. Du kannst 200 Kühe kennen.
Willy:
[2:02:15] Aber da muss man doch irgendwie ein System einbauen, was das entsprechend dann da berücksichtigt, oder? Das muss man doch irgendwie...
Peter:
[2:02:24] Das Problem ist doch, ich habe damals, glaube ich, 2017 war das, glaube ich, gesagt, den Glanz in den Augen meiner Berufskollegen, wenn die über ihren Beruf reden, den sehe ich seltener.
Willy:
[2:02:37] Ja. Wodurch ist der für lange gekommen?
Peter:
[2:02:43] Tja, vielleicht ein müder Schleier? Was macht einen müde? Was macht einen Mürbe? Reden wir über Politik. Nein, was macht einen Mürbe? Ohnmacht. Ohnmacht lässt einen, man sagt ja immer, du meinst, Fristintelligenz säuft. Warum säuft Intelligenz? Sie erkennen, dass sie etwas nicht bewegen können und versuchen sich zu betäuben.
Willy:
[2:03:11] Ja.
Peter:
[2:03:15] Ja, ich bin gegen die Legalisierung des Haschkonsums. Kann ich nicht ändern. Ich unterstütze auch keinen Alkoholgenuss in größerer Form, wie auch immer. Jo, was macht ein Mürbe? Was macht ein Müde? Die Ohnmacht. Wenn ich weiß, ich bin in einer Tretmüde und ich renne und renne und renne. Atlas. Der hat die Welt getragen. Der hat aber auch ein sehr festes Fundament. Das ist nun gerade nicht derjenige, der das feste Fundament hat. Überleg doch mal, wenn du heute sprichst, sprich doch heute mal in der Gesellschaft mit meinen befreundeten Pflegern. Also Krankenschwester, Krankenpfleger, red doch mal mit denen. Die machen das doch nicht wegen des Geldes oder wegen dem tollen Arbeitsklima, die machen das doch wegen den Patienten, wegen der Grundhaltung. Ich fand es ganz wichtig, da hat mal jemand in meinem Bekanntenkreis gesagt, nee, Kinder will ich nicht, ich will ja mein Leben genießen. Und daneben saß eine Frau, guckt die an und sagt, ich kenne dich nicht, kann ich einen Namen und Adresse haben.
Willy:
[2:04:31] Wieso?
Peter:
[2:04:32] Ja, wenn meine Kinder später am Pflegenden berufstätig sind, dann können wir schon mal eintragen, den nicht. Er will der Gesellschaft nichts geben, also brauchen wir uns auch nicht darum kümmern, dass er den Arsch abgewischt kriegt. Red doch mal mit den Lehrern. Wenn die jeden Tag zur Arbeit gehen, die suchen doch auch ihre Selbstbestätigung. Das sehen die doch nicht in der 2,3 als Durchschnitt der Klasse zur Notengebung. Die haben doch lieber Einzelfaktoren. Ich habe früher einen sehr sensiblen, feinfühligen Lehrer gesprochen und der hat mir gesagt, ein guter Schüler ist nicht der mit 1,3 oder so. Ein guter Schüler ist, wo ich an den Menschen erkennen kann, das ist etwas, wo er seine Vorlieben hat. Was weiß ich, Naturwissenschaften, Sprachen, Kunst, wo ich erkennen kann, dass er etwas hat, was ihn begeistert. Er muss nicht alles gut können. Aber ein guter Schüler ist für mich nicht der Perfektionist, der einfach so gut betrügt, dass ich es nicht erkenne. Sondern ein guter Schüler ist für mich, wo ich in dem Notenspiegel erkennen kann, da liegen seine Vorteile, da liegen seine Schwächen, da liegen seine...
Peter:
[2:05:48] Bring doch mal einen Lehrer dazu, wenn der zur Arbeit fährt, Freude zu empfinden. Die Freude empfindet er doch an einzelnen Schülern. Die Freude empfindet er auch nicht mehr an einem menschenfachen System, was dann getoppt wird durch eine PISA-Studie oder sonst was, um ihm zu sagen, dass er sowieso eine bräzige Bräse ist. Find doch mal bitte jemanden, egal wo, find doch mal jemanden, der ein Haus baut, Und der baut das in Deutschland Energiestufenklasse A mit der Dämmung und den Vorgaben und dem. Und dasselbe Haus, Energiestufe A, ist in den Niederlanden mit einem Drittel der Dämmung und mit einem Drittel der und trotzdem Energiestufe A. Die Energiestufe A in den Niederlanden würde bei uns in Deutschland gar keine Baugenehmigung kriegen. Und es ist alles EU-Recht. So, jetzt motiviere doch mal bitte einen Bauunternehmer hinzugehen und zu sagen, ich baue an der Grenze zu Niederlanden ein Haus und weiß, ich werde es nie verkauft kriegen, weil alle Deutschen in Niederlanden bauen, da sind die Kosten um ein Drittel niedriger. Wir haben die Bodenständigkeit und die Wurzeln vielfach aus den Augen verloren.
Willy:
[2:07:10] Was müssen wir tun, um sie wiederzukriegen? Oder was wären deine Schritte?
Peter:
[2:07:15] Wieso mein Schritt? Ist klar. Ich kümmere mich darum, dass es meiner Familie gut geht.
Willy:
[2:07:24] Also Fokus auf den Bereich, den man selbst beeinflussen kann. Wie ist das gleichzeitig dann auch eine Abkehr nach außen?
Peter:
[2:07:32] Ich werde auch weiterhin die Ehrenämter weniger werden lassen. Ich hatte irgendwann mal als Frau, und ich Kinder gekriegt haben und gesagt, ich schiebe die Ehrenämter in den einstelligen Bereich. Das habe ich gemacht. Also jetzt bin ich im Moment schmalbrüstig unterwegs. Und ich weiß auch jetzt noch, welche Ehrenämter ich von mir weisen werde in Zukunft. Bei Neuwahlen stehe ich da nicht mehr zur Position. Ich sehe den Wert nicht mehr an dem Ich-Denken der Einzelnen.
Willy:
[2:08:09] Was ist da passiert?
Peter:
[2:08:12] Du, ich mache einen Hegeringsvorsitz. Ich bin bei der Jagdgenossenschaft Vorsitzender. Ich bin im Jagdbeirat des Landkreises Aurich. Ich darf Wattenjagdaufseher sein hier mit der See- und Auszustation in Nordrhein. Ich bin Landesvorsitzender im Bundesverband Deutscher Milchverhalt ich bin mit dem Bundesbeirat.
Willy:
[2:08:40] Merkt man wieder den Aktivisten in dir
Peter:
[2:08:42] Nein also das ist das mache ich gerne aber ich habe Leute hier, die haben vorher von vielen Kritik geerntet, in der Art und Weise wie sie einen Vorstandsposten übernommen haben, sind jetzt nicht mehr in den Vorstandsposten aufgrund einer Altersgrenze, sage ich mal vorsichtig.
Peter:
[2:09:12] Ich sage mal so, wenn jemand 142 Euro von der Jagdgenossenschaft haben möchte, und schickt dafür den Jagdgenossenschaftsvorstand ein Schreiben durch einen Rechtsanwalt und, Dann würde ich sagen, der hätte die Kontrolle über sein Leben verloren. Er hätte klingeln können, hätte darüber reden können, man hätte sich ausgetauscht, man hätte die Argumente gehört, man hätte vielleicht jemand anderen neutral dazugenommen und hätte gesagt so und so und so und so. Aber wenn wir in einer Gesellschaft sind, deswegen 142 Euro, und das ist nichts, weshalb der einem ein Hungertuch nahen muss, ein Rechtsanwalt bemüht und das dem Jagdgenossenschaftsvorstand auf dem Hals hetzt. Dann macht das irgendeinem keinen Spaß mehr, weil es keine Gemeinschaft mehr ist. Also was ist eine Genossenschaft? Eine Gemeinschaft. Und wenn Einzelne davon meinen, ihr Persönliche über das Gemeinwohl zu heben, dann habe ich keinen Spaß an der Gemeinschaft. Dann ist die Freude dahin.
Willy:
[2:10:22] Ich verstehe. Das heißt, wenn wir jetzt wieder drückschauen auf den Ausgangspunkt der Frage, 2017 eben dieser Existenzkampf, diese Krise, das war zum einen natürlich, wir haben es vorher gesagt, die Marktkrise, zum anderen aber auch so die Krise, deine Krise mit der Welt,
Willy:
[2:10:42] mit der Familie entzweifeln. Und der Schritt dann, der daraus entstanden ist, einen Schritt zurück zu gehen wieder, oder?
Peter:
[2:10:53] Ich bin jetzt wieder auf dem Rumpfbetrieb ohne Pachtflächen.
Willy:
[2:10:57] Der Ursprungsbetrieb von 1993.
Peter:
[2:10:59] Der Ursprungsbetrieb von 1993. Ich habe viel Lehrgeld gezahlt, auch monetär. Vielleicht bin ich deshalb in der Entwicklung so zögerlich, weil ich viel Geld irgendwo hingeschmissen habe, was sich nicht bewahrheitet hat. Vielleicht hätte man es anders machen müssen, aber bei uns im Plattdeutschen ist das Nordrhein-Kaukel in der Höhne.
Willy:
[2:11:27] Aha, ja, bitte um die Übersetzung.
Peter:
[2:11:30] Hinterher gackern die Hühner. Wenn die Hühner ein Ei legen, dann gackern die. Also was wäre, wenn, ist witzlos. Darum geht es nie. Es geht immer um das, es gibt diesen wunderschönen Film, die glorreichen Sieben. Dieses Remake mit Jules Brünner und Horst Buchholz über die sieben Samurai. In diesem Film gibt es so viele schöne Zitate. Da kannst du andere Leute zitieren, schütt das Glocke und wir haben halt die glorreichen sieben. Der eine Mann wurde gefragt, warum er in den Kaktus gesprungen ist. In dem Moment hielt das für eine gute Idee. Muss man mal ausprobiert haben. Überleg mal, jede zweite Ehe wird heutzutage geschieden. Zu dem Zeitpunkt, als wir geheiratet haben, wurde jede dritte Ehe geschieden. Das ist noch ein bisschen inflationärer. So, aber jede zweite wird gehen. Warum heiratet man heute noch? Ja, entweder Jugendliche waren von grenzenloser Liebe oder ein steuerliches Abschreibungsprojekt.
Willy:
[2:12:38] Okay, ja.
Peter:
[2:12:39] Ich werde dann eher das steuerliche Abschreibungsprojekt für eine sehr erfolgreiche Bankkauffrau.
Willy:
[2:12:43] Ja
Peter:
[2:12:51] Sie hat mir damals auch bei der Meisterarbeit, sie hätte wissen können, was auf sie zukommt. Die Betriebswirtschaft haben wir gemeinsam ausgefüllt. Ja, vielleicht hat sie es gewusst. Aber ich habe es mir gesagt, wir werden vielleicht niemals reich werden, aber es wird auch niemals langweilig. Sie hat irgendwann mal gesagt, in dieser Komplexität hätte sie sich das nicht vorstellen können. Also, dass es nie langweilig wird. Manchmal wäre es ein bisschen langweiliger, ein bisschen schöner.
Willy:
[2:13:16] Was war die komplexere Welt? Die Welt vor 2000? Wann war denn der Bruch? Wann war denn die Umstellung? Wann war es überhaupt nicht gesagt, wir gehen auf den Rumpfbetrieb zurück.
Peter:
[2:13:23] 2018 bin ich hier nach dem Juli, also 1. Juli bin ich 2018 hier wieder angefangen.
Willy:
[2:13:28] Okay, also relativ schnell auch nach dem Interview, das was du gegeben hast damals. Hat das Interview eigentlich was verändert?
Peter:
[2:13:34] Ja.
Willy:
[2:13:35] Hat die Entscheidungen schneller gemacht?
Peter:
[2:13:36] Nein, das ist Reflexion. Wenn du da sitzt, wenn du da sitzt und wirst interviewt, das ist genauso, warum bildet man aus? Natürlich, Wissen weitergeben und bla bla bla. Weißt du? Warum bist du Polizist? Um zu schützen, um zu... Nein, scheiß drauf. Wenn du ausbildest, du machst es immer auch zum Teil für dich. Weil du jede Handlungsweise und jede Vorgabe und alles, was in deinem Betrieb abläuft, reflektierst und darstellst und erklärst. Und durch die Erklärung wird es dir bewusst. Also wenn du so ein Interview gehst und du machst das nicht so sondern du fängst an und überlegst bei den Antworten. Dann überdenkst du auch deine Situation. Und wenn du deine Situation überdenkst dann kommst du irgendwann zu dem moment auch schön oder aber das.
Willy:
[2:14:27] War wirklich durch das interview
Peter:
[2:14:29] Auch das hat da glaube ich ein schlüsselerlebnis und was für mich sehr sehr einschneidend war aber, Ich hatte mal einen Freund. Also die Ausbildung im ersten Lehrjahr hatte ich einen Kollegen, der mit mir im selben Lehrbetrieb war.
Willy:
[2:14:46] Im ersten Lehrjahr?
Peter:
[2:14:47] Ja. Und dieser Kollege, den habe ich anschließend wieder getroffen in der Fachschule. Während des ersten Lehrjahres war ich mit Frauke befreundet und er mit der Schwester. Ach. Ja, das kam irgendwie. Er hat die Schwester durch uns kennengelernt und das kann man nicht erklären. Er hat dann eineinhalb Jahre vor mir geheiratet. Dann habe ich Frauke geheiratet.
Willy:
[2:15:11] Ihr wart wirklich in die beiden und sie in euch.
Peter:
[2:15:14] Er hat die Schwester nicht behalten. Er hat eine andere Frau geheiratet. Nein, nein, so schlimm ist es nicht. Aber er hat eineinhalb Jahre vor mir geheiratet. Und hier, sein Sohn ist so alt wie unsere ältere Tochter. Seine Tochter ist ein halbes Jahr jünger als unsere jüngere Tochter. Das Leben von uns beiden lief parallel ab der Ausbildung.
Peter:
[2:15:34] Er hat den Betrieb zu Hause übernommen bei seiner Familie.
Willy:
[2:15:38] Wie weit ist man hier?
Peter:
[2:15:39] Wiesmoor, wunderschöner Ort.
Willy:
[2:15:41] Nicht Bett?
Peter:
[2:15:42] Nein, andere Seite Autorich, zwischen hier und leer. 45 Minuten, 50 Minuten habe ich da. Über Land, ohne Autobahn. Nein, und, Ihn haben wir beerdigt. Krebs ist ein Arschloch.
Willy:
[2:15:57] Ja, Krebs ist ein Arschloch, ja. Definitiv.
Peter:
[2:16:01] Und was zeichnet einen Freund aus? Ein Freund kann dir alles sagen, ohne dass du gekränkt bist.
Willy:
[2:16:09] Ja.
Peter:
[2:16:09] Nein, das ist der Freund. Ein Freund darf dir alles sagen, und du denkst drüber nach. Wenn du Glück hast, ist es bei deiner Frau, deinem Partner, deinem Lebensgefährten und vielleicht der eine Freund. So, und er hatte zu der Zeit mal gesagt von wegen, ja, ich verliere nur mein Leben, aber du verlierst dich.
Willy:
[2:16:41] Da hatte er schon Krebs.
Peter:
[2:16:42] Ja, das war ein weiter Weg, bis er aufgegeben hat. Oder bis sie ihn geschafft haben. Er hat nie aufgegeben. Er war bis zuletzt Top-Typ.
Willy:
[2:16:51] Wie hat er denn Ketten? Uwe? Uwe.
Willy:
[2:16:54] Und was hat das ausgelöst?
Peter:
[2:16:59] Nein, der hat ja, als ich 1998 den Stall gebaut habe, das habe ich mit meinem Vetter damals besprochen und mit Uwe. Und als ich dann hier, was weiß ich, als Frauke wieder herkam, dann erkannte sie ja noch von der Ausbildung her.
Peter:
[2:17:14] Sowas habe ich ja mit ihm besprochen, da bin ich ja abends hingefahren, dann habe ich mich ja mit ihm getroffen, dann haben wir ja eine Cola zusammen getrunken, dann haben wir uns ausgetauscht. Weißt du, so diese Geschichten. Und er ist halt da gestorben, 5. Dezember. Und dann war das alles nicht mehr so ganz gut. Und da musste ich irgendwas ändern. Ich musste mich wiederfinden in dem ganzen Trubel. 2017 war auch das Jahr, wo ich mich für den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter engagiert habe. Ich wollte etwas verbessern.
Willy:
[2:17:45] BDM.
Peter:
[2:17:47] Bundesverband Deutscher Milchviehhalter. Ich hätte den Namen anders gewählt damals, aber bei der Gründung war ich nicht dabei.
Willy:
[2:17:55] Ja, aber der Satz, ich verliere vielleicht mein Leben, aber du verlierst dich, hat mir so ein Denken gegeben.
Peter:
[2:18:02] Ja, das musste mal einer sagen. Und dann rufe ich dich an und frage dir, wie es dir geht.
Willy:
[2:18:07] Woran hast du dich verloren?
Peter:
[2:18:09] In allem.
Willy:
[2:18:15] Und wie hast du dich dann wiedergefunden?
Peter:
[2:18:18] Weiß ich nicht, bin ja dabei.
Willy:
[2:18:21] Wir sind noch in der Phase, dass ich wieder findenz.
Peter:
[2:18:25] Ja, ist ja noch nicht so, dass ich in ruhigem Pfarrwasser bin. Ich habe dann die große GbR verlassen, habe diesen Hof wieder ans Laufen gebracht, habe 2020 mit Frauke den Hofladen gegründet, habe dann 2021 da die Umstellung zu Bio begonnen, bin jetzt seit Januar 2024 Bio zertifiziert, bin seit Mai bei der bäuerlichen Gesellschaft von Demeter aufgenommen worden.
Willy:
[2:18:53] Demeter, okay.
Peter:
[2:18:55] Suche jetzt händeringend eine Molkerei, weil ich die Zusagen von vor zwei Jahren nicht schriftlich hatte von den Molkereien, dass sie sagten, ich brauche deine Milch. Und jetzt verkaufe ich halt Demeter-Milch zum konventionellen Preis und mache einen finanziellen Verlust aktuell. Weißt du, es ist so, es ist noch nicht da, wo ich sein möchte. Aber ich weiß, es ist mein Weg.
Willy:
[2:19:17] Das heißt, du hast dich wiedergefunden und das sich selbst verlieren hast du beendet, aber du bist jetzt noch quasi im Findungsprozess. Du bist dir zumindest sicher,
Peter:
[2:19:26] Dass es richtig ist. Der Mensch ist sicher, dass es richtig ist. Und betriebswirtschaftlich möchte ich es noch darstellen können. Weißt du, das sind die Leute, die sehr viel mit Bargeld bezahlen, weil sie nicht wissen, ob die Karte auch taugt.
Willy:
[2:19:41] Du bezahlst viel mit?
Peter:
[2:19:43] Nee, ich kann nicht einkaufen. Frau kauft ein.
Willy:
[2:19:49] Aber ihr habt ja, beschreibt den Betrieb jetzt noch einmal und ihr hattet vorher 200 Kühe, jetzt setzt ihr bei, wie viele sind es jetzt?
Peter:
[2:19:58] Das sind immer noch 200, bloß auf zwei Standorten. Das eine ist das, was mein Bruder weiterführt und das andere ist das, was wir hier wieder zurückgeführt haben.
Willy:
[2:20:05] Ja, aber das seid ihr jetzt. Euer Betrieb, eure wirtschaftliche Verantwortung und was ist das?
Peter:
[2:20:09] Wir haben festgesetzt, also ich habe festgesetzt 2018, ich werde nie wieder Rinder halten im dreistelligen Bereich. Also, wenn ich 50, 40, 45 Kühe habe, dann habe ich die Chance, dass 50% davon im Jahr weibliche Nachzucht ist und 50% männliche. Also kannst du davon ausgehen, die weibliche behalte ich, die weibliche Nachzucht. Das bedeutet für mich, ich habe Einjährige, Zweijährige und dann kommen die Kühe, weil dann haben die gekalbt. Wenn ich 40 Kühe habe, habe ich 20 Einjährige, 20 Zweijährige, dann habe ich 80 Tiere. Im Moment haben wir aktuell hier auf dem Hof von den Rindern her, also inklusive Betriebsleiter haben wir 93 Rindviecher.
Willy:
[2:20:56] Das hast du jetzt sehr schön gesagt.
Peter:
[2:20:58] Ja, sind ja auch schöne Rinder.
Willy:
[2:20:59] Heute noch eins mehr.
Peter:
[2:21:01] Gucken wir, komm. Das sind diese Ösis.
Willy:
[2:21:04] Ja, ja.
Willy:
[2:21:04] Die zählen teilweise doppelt.
Peter:
[2:21:06] Ja, ich weiß. Das ist dieser Multiplikator mit der Grenzüberschreitung.
Willy:
[2:21:09] Aber was war das Wichtige in dem Schritt? Also, ihr habt jetzt einen Hofladen aufgebaut. Es war ja 2020, war ja der NDR dann wieder da. Da heißt es dann Endlich wieder Bauer, Klasse statt Masse. Ja.
Peter:
[2:21:20] Den Titel, den haben wir darum gekämpft, wie blöd.
Willy:
[2:21:22] Dass der reinkommt?
Peter:
[2:21:23] Nein, dass ich den nicht haben wollte. endlich wieder Bauer bezieht sich auf mich so das ist ganz klar Klasse Stadtmasse war deren Faible das war so, ich würde nie behaupten dass ich aufgrund des kleineren Betriebes eine bessere Kartoffel eine bessere Milch eine bessere Getreide wie auch immer gegenüber einem habe der das Dreifache an Fläche bewirtschaftet oder das Fünffache oder das Dreißigfache. Die Arroganz habe ich gar nicht, dass ich das als Qualität anders darstellen möchte. Endlich wieder Bauer.
Willy:
[2:22:08] So.
Peter:
[2:22:09] Wir haben in Amerika Rancher und Farmer. Das sind unterschiedliche Produktionszweige. Wir haben in Frankreich Paysanne und Fermier. Das eine ist der Pächter, das andere ist der Bauer. Aber wir haben in Deutschland historisch gesehen alle negativ belasteten Dinge aus dem Zweiten Weltkrieg, was weiß ich, Ortsbauernführer konnte nur jemand werden mit 10 Hektar Eigentum. Also, was verbindet mich mit Bauer? Das Bäuerliche. Das Bäuerliche ist zu wissen um die Verbundenheit der Faktoren. Wir haben doch die ganze Landwirtschaft verarmt. Die Vielfalt. Wer mich heute fragt, was ist industrielle Landwirtschaft? Industrielle Landwirtschaft ist ganz klar die Gleichförmigkeit, die Eintönigkeit. Du kannst doch in Schleswig-Holstein die gleiche Milch herstellen als in den Alpen. 3,4% Eiweiß, 4% Fett, Grundmaßstab und dann zack, bumms, das war's.
Peter:
[2:23:20] Die Biodiversität, die wir auf den Flächen vermissen, die vermissen wir auch in der landwirtschaftlichen Urproduktion. Wir hatten schwäbisch-hellische Schweine, wir haben, was weiß ich, Sattelschweine. Wir haben, in jeder Region hatten wir ein Tier, was dem angepasst war. Wir haben das Harzverhöhenvieh, wir haben, was weiß ich, wir haben, wir haben alles gehabt. Wir hatten DSN, Deutsch-Schwarz-Bundes-Niederungsrind. Wir hatten, in jeder Region, das haben wir nicht mehr. Diese Biodiversität, die die Viehfalt ausmacht, haben wir zu einer Eintönigkeit und einer, wir haben eine Pressform für jedes Produkt. Und da passt das Rindvieh genauso rein wie der Landwirt. Man sagt ja früher immer, jedes Buob sieht man näher. Also jeder ist Landwirt auf seine Art. Landwirt ist für mich das rein wirtschaftliche. Landwirt ist egal, ob ich Bewirtschafter eines Hofes bin, in Form von Pächter, in Form von Sohn, in Form von Vater, in Form von Tochter. Scheißegal. Landwirt ist die wirtschaftliche Seite. Das Bäuerliche. Das ist das Herz. Zu wissen.
Peter:
[2:24:37] Ich büße mich ein, wenn ich eine Kuh auf die Weide schicke. Im Schnitt pro Tier, pro Jahr 1000 Liter. Wenn ich die Tiere in der reinen Stahlhaltung habe, ganz klar 1000 Liter pro Tier mehr. Weil jeden Tag gleiches Klima, gleicher geschützter Umfeld, gleiche Essensvorlage, optimale Produktionsfaktoren, Stahlhaltung das Idealste für die menschliche Ernährung. Zackabumm. Die Ironie ist bloß, du kannst heute in jedes Großraumbüro, du kannst überall hingehen und die Leute haben alles optimiert. Die haben teilweise die Arbeitsplätze am Schreibtisch, dass die maximal so und so viel Grad sich drehen müssen. Die haben den Flimmerfreien, die haben den Wohlfühlsitz, die haben Raumtemperatur, das ist herrlich. Und was machen die Idioten? Die gehen nach Hause, ziehen sich Laufschuhe an und gehen in den Regen. Was sind die doch doof. Diesen Sauerstoffkick, den gönne ich meinen Kühen auch. Ich habe Weidehaltung. Und wo Weidehaltung ist, da ist ein Kuhfladen auf dem Land. Und wo ein Kuhfladen ist, da sind Insekten. Und wo Insekten sind, ich habe die Chance. Lärchen, Kiebitz, ich habe die Chance auf Reptilien. Ich habe die Chance.
Peter:
[2:26:01] Ein Stück Lebensraum zu erhalten. Und nicht alle fünf Wochen mit dem Mähwerk das, Uniform gleich zu gestalten, damit ich dann das Futter für meine Kühe im Stall, sondern ich habe das Problem, dass die Kühe bei Regen raus müssen. Und ich habe das Problem, dass die Kühe bei Sonne raus müssen. Und ich bin ein echt mieser Bauer, weil ich meinen Tieren das antue. Aber ich glaube ganz sicher, wenn meine Kühe in einem Stall werden, wo alles optimiert ist, wie in einem Großraumbüro, die würden nach Feierabend sich die Laufschuhe anziehen und rausrennen. Und das nehme ich ihnen ab, dadurch, dass ich ihnen ein Arbeitsumfeld gebe und eine Möglichkeit gebe zu leben, wie ich es für mich auch in Anspruch nehme. Ich bin nicht Rechtsanwalt geworden, weil ich gerne draußen bin.
Willy:
[2:26:52] Das heißt, weil du dich jetzt quasi ausgegangen bist, das Ganze jetzt bei dem Spruch, der euch nicht recht war, Klasse statt Masse. Das heißt...
Peter:
[2:27:00] Ich möchte meine Wurzeln als Bauer wiedererkennen, aber ich möchte nicht über andere Berufskollegen urteilen, nur weil die mehr schaffen als ich, vielleicht produktiver sind und besser sind, dass ihr Produkt schlechter ist.
Willy:
[2:27:12] Es geht nicht um die Mengen, sondern um die Form und die Art und Weise, wie man es macht.
Peter:
[2:27:18] Ich kenne Biobauern, die haben 130 Kühe. Ich kenne Biobauern, die haben mehr Kühe. Ich habe im Demeter-Kurs letztes Jahr im November Menschen kennengelernt aus den neuen Bundesländern, die haben unter Demeter-Auflagen 600 Kühe. Wer gibt mir denn das Recht, darüber zu urteilen, ob das jetzt gut oder schlecht ist? Ich muss doch... Also... Wenn ich die Welt etwas besser machen möchte, dann müsste ich einen Spiegel nehmen und kein Fernglas.
Willy:
[2:27:49] Du auch?
Peter:
[2:27:50] Jeder.
Willy:
[2:27:51] Jeder?
Willy:
[2:27:54] Also, es liegt in der landwirtschaftlichen, bäuerlichen Tätigkeit, wie ich meine Umwelt oder meinen Betrieb betrachte, aber rein wirtschaftlich, da halt, wie du sagst, homogen, rein effizient getrieben, oder ob ich mit der Natur, also es ist ja mit oder gegen die Natur, kann man das so ein bisschen sagen?
Peter:
[2:28:15] Wir leben mit der Natur und nicht von der Natur. Ja. Wir möchten etwas weitergeben. Wir möchten nicht kurz springen und die Effizienz und den kurzfristigen Gewinn für uns, sondern wir möchten eine Grundlage schaffen für die nachfolgenden Generationen. Wir haben das nur geliehen von der nächsten Generation. Wenn wir es weitergeben, möchten wir es doch ein Stückchen besser geben und nicht ein bisschen ausgebeuteter oder sonst was. Diese ganzen Diskussionen, lohnt sich Windenergie gegenüber Solarzellen? Schaffe ich das, dass ich die ganzen Kristallinen aus dem Sandabbau presse zu den Solarmodulen Und dann ist das nicht auch ein Herstellen von Sondermüll oder Atom. Wir haben letzte Woche die Mitteilungsschicht MSN, Microsoft Network. Die fangen wieder an und reaktivieren einen Atomreaktor in Amerika für die KI, weil wir im Moment so viel Energie benötigen für die ganze Sicherheit. So, und dann ist es so, es ist eine wahnsinnig CO2-neutrale Produktion. Wir dürfen nur nicht über die langlebigen Lasten, wie zum Beispiel Atommüll nachdenken. Das Kurzfristige ist nicht immer das Lebensverlängernde.
Willy:
[2:29:41] Glaubst du, haben wir da noch eine Chance, dass wir jetzt aus dieser Logik rauskommen, weil du sagst, ich bin jetzt ausgestiegen.
Willy:
[2:29:48] Es ist nach wie vor schwierig mit der Art und Weise, wie jetzt Wirtschaft... Es ist gar nicht schwierig.
Peter:
[2:29:53] Es ist noch nie so schön gewesen wie jetzt. Wir sind voll im Aufbruch. Ja, aber wirtschaftlich sagst.
Willy:
[2:29:58] So ist es. Am Ende vom Tag musst du auch hier eure Rechnungen bezahlen.
Peter:
[2:30:01] Ja, wer bin ich denn?
Willy:
[2:30:02] Jemand, der Rechnungen bezahlen muss am Ende vom Tag.
Peter:
[2:30:04] Ja, aber wer bin ich denn? Ich bin auch nicht weltbewegend. Es geht doch darum, Wir haben noch nie so viele negative Nachrichten gesehen wie jetzt. Wir sehen, wie in den Hochgebirgsfahrten von Südamerika die ganze High-End, was weiß ich, Hood-Couture oder diese Model-Labels da ihre Klamotten entsorgen und für Umweltvergiftung sorgen noch und nöcher. Und wir erleben gerade, wie irgendwelche Geisternetze, irgendwelche Wale da so langsam ausrotten und wir erleben irgendwie und ich glaube ganz sicher, dass die Gesellschaft nicht abgestumpft ist. Und ich bin davon überzeugt, dass diese Nachrichten in einer so großen Vielfalt auf uns einprasseln, weil die Welt derer satt ist. Sie sind satt von dem Negativen. Und wir erleben jetzt neuerdings seit vier, fünf Jahren, auch in der Pandemie, Einzelfaktoren, wie irgendwelche Leute Flüsse in Thailand von Plastikmüll befreien oder Strände in Indien oder wie auch immer. Wir erleben, dass wir uns Stück für Stück unseren Lebensraum zurückerobern, aus dem Müll.
Peter:
[2:31:17] Und ich glaube ganz sicher, dass wenn wir die Wertschätzung unseres Planetens wieder in das Bewusstsein der Menschen hineinbringen und nicht so kurzfristige Modetrends alles überschwelgen, alles zudecken mit einem Farbtopf, sondern dass wir uns bewusst werden dessen, was uns leben lässt.
Peter:
[2:31:44] Dass uns das die Möglichkeit gibt, zu atmen. Ich glaube immer an das Gute im Menschen, sonst würde ich morgens nicht aufstehen. Und wenn du mir sagst, dass es wichtig ist, mit Schmink-Tutorials bei YouTube dein Einkommen zu machen, dann könnte ich ein höheres Einkommen, weil ich habe mehr Grundlage. Weißt du, das ist so.
Peter:
[2:32:09] Ich denke ganz sicherlich, dass solange es Leute gibt, die sich überlegen, dass sie gerne andere Menschen pflegen würden. Und die stehen morgens auf und gehen los. Und solange ich erlebe, dass wir die offene Diskussion haben, dass die Lebensmittelketten, wenn sie Obst kaufen, einkalkulieren, dass so und so viel davon im Müll landet, weil es nicht mehr frisch aussieht. Und wir die Diskussion erleben, dass die Menschheit heutzutage zumindest bei uns im westlichen Europa ein Rittel der Lebensmittel wegschmeißt, also was gekauft wird, wird nicht zu Ende gegessen, geht weg, es gibt diese Bohrungen auf den Müllkippen in Amerika die haben Bohrungen gemacht, was weiß ich, 30, 40 Meter tief und die können aufgrund des Mülls, erkennen in welchem Jahrzehnt sie sind in 80er Jahren haben sie Lebensmittel gefunden Schnitzel und ähnliches. Das gab es vorher nicht. In den 60er, 70er Jahren wurde kein Lebensmittel weggeworfen. Vielleicht waren da die Müllunterrichtungen auch nicht so gut. Egal. Aber.
Peter:
[2:33:21] Dadurch, dass wir wissen, dass es eine Veränderung gibt. Also das einzig Beständige ist die Veränderung. Und dadurch, dass wir wissen, dass es die gibt und wir anfangen drüber zu lachen, wenn irgendjemand glaubt, dass er ein Auto für 800.000 Euro hat, Aber in Dubai das Nummernschild wesentlich wichtiger ist und das kostet dann über eine Million oder über zwei Millionen. Dann ist es so, was sind das doch arme Menschen.
Peter:
[2:33:53] Und wenn wir wissen, dass wir uns darüber aufregen, dass Tesla jetzt in letzter Zeit den Krankschreibungen hinterhergefahren ist und geguckt hat, ob die Leute zu Hause wirklich krank sind. Und wir regen uns darüber auf. Das war in den 90er Jahren hier bei uns in der Region mit dem VW-Werk üblich, dass irgendwelche Leute geguckt haben bei den Krankschreibungen, ob die nicht an dem Neubau arbeiten oder sowas. Also von der Seite her wir brauchen nicht immer auf andere zeigen wir müssen sehen, dass unsere eigenständige Art, was kann ich wenn ich morgen früh aufstehe, fahre ich mit meinem Auto die 400 Meter laufe ich die, gehe ich mit dem Fahrrad, muss ich ein E-Bike haben, muss ich denn wir haben doch gedacht mit dem E-Bike E-Bike, nein, das ist so pervers, wir Deutschen, wir sind so herrlich Wir haben ein Handy. Alle anderen haben Mobile oder Cell oder Cellphone. Nein, wir haben ein Handy. Das gibt es in keinem anderen Land. Handy.
Peter:
[2:34:56] Amazon. Wie viele Leute kaufen bei Amazon Prime? Das ist doch ein Widerspruch in sich. Entweder ist es Amazon und dann Amazon Prime. Oder es ist Amazon Prime. Ich sage ja auch nicht Nike zu einem Sportschuh. Ah, fuck. Nein, zurück zum Thema. Wenn wir meinen, dass es den Menschen Spaß macht, aufzustehen und etwas zu verbessern, ohne den kurzfristigen Profit, sondern dem Bewusstsein, dass wir es von der nächsten Generation geliehen haben. Was nützt es mir, wenn ich meinen Kindern drei Milliarden vererbe, aber kein Grund und Boden, wo sie Lebensmittel darauf anbauen können?
Willy:
[2:35:44] Haben wir die falschen Prioritäten noch?
Peter:
[2:35:46] Ich denke, wir werden durch die Werbung und durch das kurzfristige, ich denke, wir werden verführt in einer so perversen Art und, Weil das nicht brecht, als die braunen Massen mit Fackeln durch den Berliner Torbogen gerannt sind da und dann hat er gesagt, man kann gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte. Also, das Problem ist, wenn heute jemand zu mir sagt, ich mache eine vegetarische Ernährung, dann sage ich Glückwunsch. Kannst du machen, finde ich gut. Das ist eine Herausforderung, schafft das mal heute. Wenn er dann sagt, er macht das so wie meine Großeltern oder meine Eltern, also regionales Obst, Einkochen, Weckgläser, Keller, super, dann würde ich sagen, puh, das ist aber eine Herausforderung. Also, pflück deine Erdbeeren, frier die ein, schnippel deinen Rhabarber klein, reimt sich, macht Spaß. So, nein, also, komm. Wenn aber jemand sagt, er ist vegan, und frisst irgendwelche subtilen Sachen, wie zum Beispiel Hafermilch.
Peter:
[2:37:15] Hafermilch. Wenn ich Hafer nehme und quelle das auf. Und dann schiebe ich das mit einer Hydraulikpresse durch ein feines Sieb. Dann habe ich auf der einen Seite das ganze Nährhafte und auf der anderen Seite das Schmutzwasser. Und das Schmutzwasser, da kommt noch Lebensmittelfarbe zu und ein bisschen künstliche Vitamine und dies und das, damit ich einen Mindestandard erhalten kann und verkaufe das. Total überteuert. Für einen Liter Milch wollen die Leute keine Euro, Euro 30 zahlen. Aber Hafermilch, 1,70, 1,80. Das kannst du jetzt überlegen, wie du willst, ob das Mandelmilch ist oder sonst was. Und wenn dir dann noch ganz schlimm, für mich wirklich total nicht mehr nachvollziehbar, ein Fleischersatzprodukt essen. Das sind ja meistens Linsen, Erbsen, Bohnen, also irgendwelche. So, wenn dann bekannt ist, dass 80% dieser, Leguminosen aus Amerika, Kanada kommen, mit einer vorherigen zweimal Round-Up-Strategie. Erstmal Round-Up, Boden tot, Erbsen rein, zack, bumm, wird geerntet. Wird aber geerntet nach einer Round-Up-Behandlung, damit die zum gleichen Zeitpunkt reif sind, zack, Schweröltanker über den Atlantik, irgendwo hier in den Hafen und dann wird das da irgendwie zu einem Formschnitzel oder sonst was gepresst, wie ein Fleischersatzprodukt.
Willy:
[2:38:33] Würdest du das unterstützen, wenn es heimische Produkte wären?
Peter:
[2:38:36] Ja, sicher.
Willy:
[2:38:37] Also nicht pauschale Ablehnung jetzt für vegane Ernährung?
Peter:
[2:38:40] Nein, hör doch auf. Wenn jemand sich vegan ernähren möchte, das ist ihm doch freigestellt. Ich kann auch nicht dem Menschen vorschreiben, was er möchte. Wenn jemand vegan ernährt werden möchte, dann suche ich doch die Herausforderung, wie kann ich das Produkt anbauen. Wir haben das Problem auf der Erdoberfläche, 70% der landwirtschaftlichen Flächen sind Grasland. So, wenn jetzt jemand sagt, die ganze Weltbevölkerung soll vegan, vegetarisch, gut. Dann werden wir uns von den 8 Milliarden Einwohnern verabschieden müssen. Weil wir haben nicht die Ackerflächen. Wir haben teilweise Gesetzgebungen, dass wir kein Grünland umbrechen dürfen zu Ackerland. Punkt eins. Das weiß wieder keiner, der irgendwie modemäßig auf vegetarische Ernährung hüpft und sagt, mach doch mehr Gemüse. Dann haben wir keine Arbeitskräfte, weil ich keine Gelder generieren kann, die mir möglich machen, die Arbeitskräfte einzustellen. Dann bin ich auf, was weiß ich, Billiglohnsektoren angewiesen. Dann haben wir das Problem, dass der Boden nicht fruchtbar genug ist. Hier ist junge Seemarsch. Hier könnte ich vielleicht Gemüse und ähnliches anbauen. Drei Kilometer weiter das alte Seemarsch, da willst du gar nicht ackern. Da hast du eine Krume von 20 Zentimetern, wenn du durchbrichst, brichst du in den Torfgrund. Das ist das, was an Torf ist mit Salzwasser. Du wärst bescheuert, wenn du da auf diesen eisenhaltigen Grundwasserböden irgendwie Gemüse anbauen, dann kannst du ja gleich...
Willy:
[2:40:09] Was machen wir mit den Böden? Zwischenfrage.
Peter:
[2:40:12] Wieso? Da ist Grünland.
Willy:
[2:40:14] Das sind dann gute Grünlandböden.
Peter:
[2:40:17] Natürlich. Wenn ich hier Gras ernte, habe ich eine Silage mit 6,4, 6,9 Megajoule und wenn ich da Gras ernte, habe ich eine Silage im selben Zeitraum, was weiß ich, mit 5,7, 5,9 Megajoule. Da musst du einfach besserer Landwirt sein, um da existieren zu können. Hier kannst du auch mit Peter Faktum durchkommen. Nur das Problem ist halt, wir haben wieder das Phänomen, die Kuh ist die Grundlage von der modernen Herzchirurgie. Wenn wir nicht auf diesen Weideflächen einen Lebenspartner gefunden hätten, der was weiß ich, Eier herstellt, Käse herstellt, Joghurt herstellt, Milch herstellt, wie auch immer, wenn wir nicht diesen Lebenspartner bei uns in der Symbiose hätten.
Peter:
[2:41:01] Dann könnten wir gar nicht in dieser Vielfalt existieren. Also, wenn jemand gerne vegetarisch oder vegan sich ernähren möchte, dann muss ich ihm beipflichten und sagen, ja, wir haben zu meiner Kindheit sonntags den formelleren Braten gehabt, montags gab es die Reste. Dienstags haben wir, was weiß ich, einen Klütsche gehabt, eine Mehlspeise, irgendwie so einen Hefetopf, irgendwie sowas. Mittwochs gab es sicherlich eine Suppe und dann gab es irgendwie was anderes dazu, eine Kisch. Irgendwie sowas. Weißt du, dann so. Donnerstags gab es vielleicht irgendwie mal ein Stückchen Fleisch. Freitags gab es Fisch, christliche Grundernährung. So, praktisch, Freitags. Samstags gab es meinetwegen Pfannkuchen oder eine Suppe oder irgendwie sowas. Ja, und wir haben nicht jeden Tag Fleisch. Heute geht doch jeder hin zum größten Motorradclub der Welt, holt sich da sein Pappbrötchen mit dem hier Fleischversuch, der dazwischen liegt, beißt rein, schafft es nicht ganz und schmeißt den Rest weg. Dafür ist ein Tier gestorben. Ja, natürlich verstehe ich, wenn ein Veganer oder eine Vegetarier aus ethischen Gründen meint, für mich muss kein Tier stehen. Aber ich verurteile aufs Tiefste sämtlich Vergleiche, wenn mir jemand nahe tritt und sagt.
Peter:
[2:42:27] Die heutigen Schlachtstätten sind ja wie die Konzentrationslager oder ähnliches. Wer glaubt, dass er ein Tier auf menschlichen Standard erheben möchte, der darf niemals den Mensch so weit runter degradieren. Die Diskussion, da steige ich aus. Wenn jemand kommt und sagt, ich ernähre mich vegetarisch, weil die heutigen Schlachtstätten sind ja schon wie die Katze. Dann bin ich raus. Dann drehe ich mich um, da werde ich komisch. Ich war in Auschwitz, 88, ich habe das besichtigt und es ist so vermessen und so arrogant. Natürlich gibt es keinen großen Kuschelfriedhof für irgendwelche Kuhherden. Natürlich haben wir die ganzen Negativzahlen von wegen und eine Milchkuh in den Niederlanden wird im Durchschnitt 4,6 Jahre und in Deutschland 5,2 Jahre und so weiter und so fort. Natürlich kann ich mich darüber ereifern. Aber dann bin ich doch gefordert, ich als Konsument, ich als Verbraucher. Ich muss doch überlegen, wenn ich jetzt diese Milch kaufe, wo eine Produktion hinter steht, die eine Kuh auf Maximum getrimmt nur kurz eine Lebenserwartung gibt.
Peter:
[2:43:47] Warum verurteilen wir eine Kuh, die 100.000 Liter in ihrem Leben oder 150.000 Liter in ihrem Leben? Die Kuh hat ein langes Leben gehabt. Sie hat lang dafür gearbeitet, so leben zu dürfen. Sie hat Glück gehabt. Wir dürfen nicht immer verurteilen. Wir müssen auch mal bewundern, ein bisschen Achtung, ein bisschen Respekt. Das ist wichtig für das ganze Miteinander. Die ist R-E-S-P-E-C-T.
Willy:
[2:44:13] Ja, aber du wirst auch zugeben, dass es wahrscheinlich in der Haltung von Tieren und auch in der Schlachtung Unterschiede gibt.
Peter:
[2:44:20] Ich weiß genau, wo meine Grenzen sind. Wenn irgendwo in den neuen Bundesländern ein Schweinestall abbrennt und 40.000 Tiere ihr Leben lassen und wir nachher nachrechnen, dass das über 9 Hektar sind, die überdacht gewesen sind für die Schweinehaltung. Das ist für mich abstoßend.
Willy:
[2:44:46] Und wie kann ich das als Konsument von außen erkennen? Was würdest du dagegen machen?
Peter:
[2:44:51] Ich muss sehen, dass ich als Konsument dafür sorge, dass zum Beispiel die Regierung sich mehr dafür einsetzt, dass eine Deklaration, wir haben ja alles gleichgeschaltet. Wir haben zum Beispiel Schwarzwälder Schinken, der kann irgendwo in Spanien oder in Frankreich produziert werden. Hauptsache, da sind die Salze und die Dinger, das ist ja keine Regionalität. Deutsche Markenbutter ist ja keine Beschreibung, dass es hier in Deutschland hergestellt wurde unter deutschen Standards mit Umwelt. Wir haben einen Güllepot, wir haben eine Mistplatte, wir haben die Aufhebung von, wir haben Lagerstätten für die Futter, Grundfuttergewinnung und so weiter, damit Boden, Grundwasser nicht verseucht wird. Wir haben ja mit der deutschen Markenbutter dem Konsumenten keine Sicherheit, können wir ihm geben, dass er weiß, dass es hier nach heutigen Umweltstandards produziert ist. Deutsche Markenbutter kann genauso gut in Polen hergestellt werden oder sonst was. Das geht um die Art der Zusammensetzung. Es geht nicht um die Art der Obdproduktion. Also, wir müssen wieder landwirtschaftliche Lebensmittel, nicht Nahrungsmittel. Nahrungsmittel ist das, was daraus gemacht wird. Wenn ich als Lebensmittel ein Hähnchen habe, was ich schlachte, dann macht die Industrie davon Nuggets. Das ist ein Nahrungsmittel. Ich brauche keine Nuggets. Ich brauche ein Lebensmittel zum Leben.
Willy:
[2:46:06] Ach Peter, wo machen wir einen Punkt heute bei dem Gespräch? Ich glaube, wir könnten jetzt noch sieben Stunden weiterreden. Ich glaube, wir machen einfach einmal eine zweite Folge.
Peter:
[2:46:13] Ich komme dann mal nach Österreich.
Willy:
[2:46:15] Du kommst dann mal nach Österreich. Ich glaube, du wolltest dir einmal einige Kollegen, deiner Kollegen in Österreich besuchen kommen. Doch. Ich glaube, diese Zwiegespräche werden wir dann irgendwann mal mit dem Mikrofon beiwohnen. Zumindest die Einigung.
Peter:
[2:46:28] Das frage ich, wenn du dazwischen sitzt und sagst, was hat er gesagt, das hat er gesagt.
Willy:
[2:46:32] Ich kann übersetzen. Aber was ich da definitiv nicht ersparen werde, sind unsere Abschlussfragen. Und zwar in einer utopischen Welt, in der du dir alles wünschen könntest, was würdest du in unserem Lebensmittelsystem ändern, wenn du das könntest?
Peter:
[2:46:51] Weniger als mehr.
Willy:
[2:46:53] Ja.
Peter:
[2:46:54] Verschwendung einschränken.
Willy:
[2:46:57] Ja.
Peter:
[2:46:58] Also Dekadenz nicht nur im Konsum, sondern auch in der Produktion.
Willy:
[2:47:03] Wie verschwende ich in der Produktion?
Peter:
[2:47:11] Wenn ich eine Karotte habe, Sagt die Karotte, sagt die Mörder, was sagt die denn? Mörchen?
Willy:
[2:47:20] Wir?
Willy:
[2:47:20] Ja.
Willy:
[2:47:21] Karotte.
Peter:
[2:47:21] Ja, gut. Also wenn ich ein Mörchen habe, hast du eine Karotte. Ja. Und die ist nicht ganz formvoll endet. Ich würde sie gerne in die Vermarktung bringen.
Willy:
[2:47:30] Ja.
Peter:
[2:47:34] Darüber zu glauben, dass ich eine fertige Frucht, die geerntet wurde, als Humus nutze, indem ich sie wieder ausbringe auf dem Boden und sie frotten lasse, das ist Dekadenz in der Produktion.
Willy:
[2:47:49] Durch entsprechende Normen?
Peter:
[2:47:51] Ja, nein, durch so einen Überspang, dass wir uns was leisten können. Warum bauen wir denn so viel an? Leute, wenn die nicht ganz hübsch ist, dann können wir sie immer noch klein schnippeln. Wenn ich was zum Angeben haben will in der Auslage, schnappe ich die so. Wir müssen doch überlegen, wenn wir denken, dass heutzutage 80% der in Dosen und Gläsern verpacken. Es gibt Kartoffeln, die sind in Gläsern. Was weiß ich, Kilo 3,49. Bei dem Preis muss ich doch wissen, dass da alles schief läuft. Da sind keine sozialen Standards der Arbeitskräfte, da sind keine Standards für Natur, da ist gar nichts. Bei dem Preis weiß ich doch als Normalsterblicher.
Willy:
[2:48:27] Oh Gott.
Peter:
[2:48:28] Wer wird darin alles vergewaltigt? Ist es nur der Boden? Ist es nur das Grundwasser? Ist es nur die Arbeitskraft der Ansässigen? 80% der mittlerweile hier verkauften Lebensmittel in Dosen und ähnliches kommen aus dem asiatischen Raum. Das heißt, wir bringen die Rohstoffe da hin, die werden da verpackt und hier wieder verkauft. Also wir sind so Gagga. Ich möchte gerne reduziert aus Maximum. Wir brauchen nur das, was wir brauchen und alles, was wir zu viel haben, ich brauche nicht. Praktisch zu Weihnachten neue Erdbeeren aus einem Garten. Ich kann warten bis Mai.
Willy:
[2:49:07] Wie realistisch glaubst, ist deine Utopie? Bist du Widerspruch in sich jetzt?
Peter:
[2:49:13] Nein, wieso? Das ist ganz normal. Das ist Bewusstsein der Bevölkerung. Wie wecke ich Bewusstsein? Die Bevölkerung braucht nur das wegessen, was sie wieder ersetzt haben will. Und damit kann sie ganz klar die Märkte steuern. Das heißt natürlich, dass die Bevölkerung denkt. sich nicht einnebeln lässt mit diesem ewigen Brot und Spiele, sondern dass sie denkt. Und dass es wichtiger ist, was ich esse, als das, was ich anziehe. Wenn ich darüber nachdenke, dass wenn ich eine gesunde Ernährung habe, dass anschließend die Arztkosten deutlich geringer sind, wo will ich mein Geld ausgeben? Wenn ich keine Mangelerscheinung habe in meinem Aufwuchsen, Sehnen, Muskeln, Knochenbau, alles wird gestärkt. Dann brauche ich nicht plötzlich was weiß ich. Wenn ich kein Übergewicht habe, dann können meine Kniegelenke länger halten. Eine gesunde Ernährung senkt die Arztkosten, schont die Allgemeinheit. Ich denke ganz klar, dass meine Utopie mich noch überholen wird. Ich glaube nicht, dass wir durch Not oder durch Zwang oder sonst was, sondern ich sehe in der Bevölkerung die Lust auf Veränderung.
Willy:
[2:50:41] Eine positive Veränderung.
Peter:
[2:50:43] Sicher. Alleine die Tatsache, dass jemand lostuffelt und sagt, Bauer to the people. Was hat den denn geweckt? Nein, was hat den denn dazu veranlasst, den ländlichen Raum in die Stadt hinein zu tragen. Warum gibt es diese soziale Folge, und jetzt meine ich soziale Folge, nicht Social Media, sondern warum gibt es diese Idee, einen Austausch zu schaffen, zwischen Stadt und Land?
Willy:
[2:51:15] Was notwendig ist.
Peter:
[2:51:18] Wir haben jetzt diese landwirtschaftlichen Proteste vom 8. Januar, die haben wir ja anders genutzt. Wir haben hier in der Region ein Wir gegründet. Wir ist eine Abkürzung für wirtschaftlich, innovativ, regional. Und da findest du alles drin wieder. Da findest du den Heizungsbauer, den Malermeister, da findest du den Autoverkäufer, da findest du den Zimmermann, da findest du den Landwirt, da findest du... Der Landwirt ist im Mittelstand. Und der Landwirt ist Teil der Gesellschaft und ist auch Stütze der Gesellschaft. Und ich glaube, die Gesellschaft ist reif dafür. Wir haben uns zu viel ablenken lassen durch irgendwie 1500 Euro für eine Kommunikationsmöglichkeit. Aber in Westeuropa die teuersten Küchen und die billigsten Lebensmittel und das auf einem Grill, der sich niemals amortisieren kann, sondern ein Statussymbol ist. Welchen schnöden Mammon und welche Götze beten wir an? Und vielleicht sollte unser Körper der Tempel sein, der uns zu einer Veränderung aufruft, dass wir wissen, was wir uns wert sind.
Willy:
[2:52:44] Wünsche. Bucket List. Was steht auf deiner Bucket List ganz, ganz oben?
Peter:
[2:52:57] Jetzt abgesehen davon, dass ich mal mit meiner Frau zusammen an der Loire so die Schlösser mit dem Pferd erkunden, abreiten möchte.
Willy:
[2:53:06] Wenn das da drauf gehört und ganz oben stehen soll, dann...
Peter:
[2:53:09] Nee, das steht nicht ganz oben, das steht drauf. Also ich würde gerne mal, es gibt eine Tour an den Schlössern der Loire und das kann man per Pferd als Trail reiten, das würde ich gerne mal machen. Ich würde auch gerne mal mir von meiner Frau Amerika zeigen lassen, da wo sie war. Einfach um mal dieses Erlebnis teilen zu können, was sie damals hatte, wo ich gar keine Ahnung habe. Nein, an erster Stelle ganz einfach. Ich möchte gerne, dass es meinen Kindern gut geht. Scheiß auf Bucketlist Mein Prioritätenwunsch.
Willy:
[2:53:43] Kann man da oben
Peter:
[2:53:44] Hinschreiben Ja.
Willy:
[2:53:45] Ganz sicher Wenn es deinen Kindern mal gut geht Das impliziert ein bisschen die nächste Frage Weil eines Tages kommt dann auch für dich Quasi der Abschied Von dieser Welt Wenn man sich dann an dich erinnert Wofür soll man sich an dich erinnern?
Peter:
[2:54:11] Vielleicht bin ich derjenige, der es im Laufe der nächsten Jahre lernt, ernste Themen so mit einem Augenzwinkern oder einer Unterhaltung rüberzubringen, dass die Menschen sich das auch anhören mögen und nicht vorher schon abschalten.
Willy:
[2:54:29] Das hast du jetzt allen gesagt, die jetzt noch dabei sind.
Peter:
[2:54:38] Nimm es raus und schneide es dann vor, dann gucken wir aus Neugierde, wann er das so gesagt hat.
Willy:
[2:54:45] Hältst du das als Vermittler?
Peter:
[2:54:46] Ich möchte gerne moderieren, ja. Ja, gerne. Ich möchte nicht schimpfen. Ich habe Berufskollegen, die stehen da und zeigen mit den Fingern auf andere und sagen, oh Gott, wie schlecht ist die Welt und oh Gott, wie schlecht ist diese Person und so. Und ich denke, dieser Spruch, gib jeden Tag die Chance, der Beste zu sein in deinem Leben, das muss man auch abwälzen können auf den Menschen. Also gib jedem Menschen die Chance, der Beste zu sein in deinem Leben. Vielleicht sollte ich weniger urteilen und mehr denken, aber denken ist schwierig.
Willy:
[2:55:19] Oh ja, wem sagst du? Ja, verstehe ich gut.
Willy:
[2:55:25] Und für diese Folge zum Abschluss ein Zitat, ein Spruch, ein Witz, mit dem du uns jetzt nach Hause schickst und der dir wichtig ist.
Peter:
[2:55:45] Das Ganze ist immer mehr als die Summe seiner Teile.
Willy:
[2:55:53] Ich folge von deinem Blick.
Willy:
[2:56:01] Nehmen wir dann.
Peter:
[2:56:02] Das ist es.
Willy:
[2:56:03] Das war's.
Peter:
[2:56:04] Ist so.
Willy:
[2:56:07] Peter, danke schön.
Peter:
[2:56:09] Danke für deine Zeit.
Willy:
[2:56:10] Danke für deine Zeit und tschüss.
Music:
[2:56:13] Music