… ein Supermarkt zum Mitmachen
Kristin und Quentin sind zwei der drei Primi inter pares des FoodHub München. Zusammen mit Karl Schweisfurth bilden sie den Vorstand der Genossenschaft „FoodHub München Market“.
Karl kennt ihr schon aus Folge 93, in der ich ihn bei seinen „Hermannsdorfer Landwerkstätten“ besucht habe. In einem sehr beiläufigen Nebensatz hat er dort den FoodHub erwähnt, was mich neugierig machte … tada!
Primi inter pares ist dabei besonders wichtig. Als Gründer des FoodHubs haben die drei natürlich eine gewisse repräsentative Funktion und stechen damit etwas hervor, besitzen jedoch die gleichen Rechte an der Genossenschaft wie alle anderen Mitglieder auch.
Und „Mitglieder“ ist eigentlich der falsche Begriff: Jede Genossin und jeder Genosse ist Miteigentümerin der Genossenschaft. Kunden im FoodHub können derzeit nur diejenigen sein, die auch Eigentümerinnen sind und mindestens 3 Stunden pro Monat aktiv im FoodHub mitarbeiten. Das ist ein zentrales Element der Münchener Genossenschaft, die sich stark an der Philosophie des New Yorker Pioniers „Park Slope Food Coop“ orientiert. Und als Vollsortimenter bietet man eben nicht „nur“ Lebensmittel an, sondern ein ähnlich breites Sortiment wie der klassische Lebensmitteleinzelhandel.
Wie das genau funktioniert, wie man so einen FoodHub gründet, worauf man achten muss und vieles mehr, besprechen wir in dieser Podcast-Folge. Natürlich können wir nicht auf alle Details eingehen, aber wenn ihr euch mit diesem Thema noch gar nicht beschäftigt habt, bekommt ihr einen guten Einstieg. Und für die Expert*innen unter euch gibt es sicherlich auch zwischen den Zeilen viel zu entdecken.
Dies ist nicht die erste Folge rund um genossenschaftliche Unternehmungen und Projekte abseits des „Mainstreams“ – und ganz sicher auch nicht die letzte.
INFOS ZUR FOLGE
FoodHub München
foodhub-muenchen.de
FoodHub Wiki
wiki.foodhub-muenchen.de
Folge 93 mit Karl Schweisfurth
Link zur Folge
Kristin:
[0:00] Ob sie so laufen oder so oder so, ist mir scheißegal. Hauptsache, wir kommen da alle an. Man kann Leute auch mit zu vielen Regeln gängeln. Ich glaube, jemand mit einem Porsche fährt oder mit seinem Lastenfahrrad. Er kriegt hier ein Angebot. Und natürlich finde ich es persönlich, habe ich eine bestimmte Haltung dazu, ob ich es gut finde oder nicht. Aber ich sage niemandem, wie er es machen muss.
Quentin:
[0:21] Uns war es dann wichtig, dass wir die Leute von Anfang an abholen und dass die von Anfang an das Projekt auf die Beine stellen. Und dass es keine Geschichte von drei Leuten ist, sondern dass wir das als Gemeinschaft aufbauen.
Kristin:
[0:38] Wir haben so einen Grundstandard Bio, aber es gibt natürlich auch einen Bio-Qualitätsunterschied. Ein sehr gutes handwerkliches Produkt ist bei uns viel günstiger. auch.
Quentin:
[0:50] Manche Leute kommen tatsächlich täglich halbe Stunde zum Kaffee trinken und setzen sich hin und sind froh.
Kristin:
[0:56] Mitglieder. Ja, nur Mitglieder.
Quentin:
[0:57] Und sind froh, einfach Teil von dieser Gemeinschaft zu sein. Dieses Zugehörigkeitsgefühl.
Music:
[1:02] Music
Willy:
[1:09] Power to the People. Der Podcast für Perspektiven rund um Essen, Menschen und Landwirtschaft. Weil nur durchs Reden kommen die Leute zusammen.
Music:
[1:18] Music
Willy:
[1:25] Grüß euch. In dieser Ausgabe des Bauer-zu-die-Bibel-Podcasts bin ich zu Gast bei der Christine Mansmann und beim Quentin Aurel im Münchner Food Hub. Die Christine und der Quentin, der aber inzwischen auch ganz gut mit dem Namen Quentin leben kann, sind zwei der drei Primi-Interpares des Food Hubs München. Zusammen mit dem Karl Schweißfurt bilden sie den Vorstand der Genossenschaft mit dem Namen Foodhub München Market. Den Karl kennt ihr schon aus der Folge 93, wo ich zu Gast war bei ihm und bei seinen Hermannsdorfer Landwerkstätten. In einem sehr beseelten Nebensatz hat er damals den Foodhub München erwähnt. Und ich wurde hellhörig. Tada, jetzt bin ich hier.
Willy:
[2:10] Primi Inter Pares ist dabei besonders wichtig und bei den dreien als Gründer des Foodhubs haben die drei natürlich eine gewisse repräsentative Funktion, mit der sie ein wenig hervorstechen, aber sie besitzen die gleichen Rechte an der Genossenschaft wie alle anderen Mitglieder auch. Und Mitglieder ist eigentlich schon falsch, denn jede der Genossinnen und Genossen ist Miteigentümer der Genossenschaft. Und Kundinnen und Kunde im Foodhub kann gegenwärtig auch nur der sein, der Eigentümer ist und mindestens drei Stunden pro Monat aktiv im Foodhub mitarbeitet. Und das ist ein ganz zentrales Element der Münchner Genossenschaft und die sich wiederum ganz stark an der Philosophie des New Yorker Pioniers, der Park, Slope, Foodcorp orientiert. Und aus Vollsortimenten bietet man eben nicht nur Lebensmittel an, sondern einen ähnlichen Sortimentsumfang und teilweise auch darüber hinaus wie der klassische Lebensmitteleinzelhandel.
Willy:
[3:13] Und ein Spezifikum der Münchner, man setzt hier vorwiegend auf biologische Produkte. Ja, wie genau das Ganze funktioniert, wie man so einen Foodhub gründet, worauf man vor allem auch aufpassen muss und noch viele Punkte mehr, darüber sprechen wir in dieser Podcast-Folge. Natürlich können wir nicht überall total ins Detail gehen, die Folge dauert so auch schon über zwei Stunden, aber wenn ihr euch mit diesem Thema noch gar nicht beschäftigt habt, dann bekommt ihr hier einen richtig guten Einstieg ins Thema und für die Expertinnen und Experten unter euch, ich bin mir sicher, da gibt es zwischen den Zeilen auch viel zu entdecken. Ja, es ist dies nicht die erste Folge rund um eine genossenschaftliche Unternehmung und um ein Projekt, sage ich mal, abseits des Mainstreams und es wird auch ganz sicher nicht die letzte Folge sein. Genau. Ja, ich habe jetzt wieder einmal genug geredet. Ich wünsche euch viel Freude beim Reinhören und auf unserem YouTube-Kanal könnt ihr in das Gespräch gerne auch reinschauen und gerne auch ein Abo dalassen. Wie geht's euch? Seid ihr bereit? Ja.
Quentin:
[4:27] Ja.
Willy:
[4:28] Ja? Quentin?
Quentin:
[4:29] Auf jeden Fall.
Willy:
[4:30] Christian?
Kristin:
[4:31] Ja, ja.
Willy:
[4:32] Ja? Ja, ja. Dann würde ich sagen, wir starten jetzt einfach in die neue Folge des Bauer-to-the-Bibel-Podcast. Nach den üblichen technischen Schwierigkeiten, die ich eigentlich immer habe, ich langsam wohne mit dran, bin ich heute wieder bei Gästen zu Gast, habe ich mir halt ausgedacht diesen Satz, bei Gästen zu Gast in München im Stadtteil Giesing. Welcher Bezirk ist denn das?
Kristin:
[4:55] Giesing.
Willy:
[4:56] Giesing. Es gibt noch ein Giesing.
Quentin:
[4:57] Genau.
Willy:
[4:58] Ich habe mir gedacht, ich komme aus Wien, da gibt es sicher den 17.
Kristin:
[5:00] Nein, nein, nein, das gibt es hier nicht.
Willy:
[5:02] Stadtteil Giesing bei der Kirstin Mansmann und beim Quentin, wie spricht man den Nachnamen aus?
Quentin:
[5:08] Also eigentlich Vorname und Nachname sind Quentin Oran.
Willy:
[5:11] Quentin Oran.
Quentin:
[5:12] Genau, aber Quentin Oran ist auch okay. Ist auch okay.
Willy:
[5:16] Willst du irgendwann mal aufgeben wahrscheinlich, oder?
Quentin:
[5:19] Ja, ja, ziemlich schnell aufgegeben.
Willy:
[5:22] Und zwar bin ich heute beim Food Hub in München und das ist, soweit ich das gelesen habe, der erste solidarische Mitmach-Supermarkt in München. Und ich würde gerne heute mit euch darüber sprechen, erstens mal, was ist das überhaupt so ein Mitmach-Supermarkt, wie seid ihr beide da dazu gekommen und wie funktioniert so etwas? Warum braucht es so etwas überhaupt, eurer Meinung nach? noch. Und ich weiß nicht, ob ihr schon mal reingehört habt bei uns beim Podcast. Bei uns geht es immer so los, dass wir mal mit den Menschen reden und schauen, wo ihr überhaupt herkommt. Und ich würde jetzt gerne mit dir anfangen. Jetzt habe ich schon wieder Quentin.
Kristin:
[6:00] Quentin.
Willy:
[6:02] Jetzt würde ich gerne mal mit dir anfangen. Woher kommst du und wie bist du so daher gelandet und wo bist du aufgewachsen? Offensichtlich dem Namen nach nicht aus Deutschland, oder?
Quentin:
[6:11] Genau, tatsächlich. Also ich komme aus Frankreich, in der Vorort von Paris. Da bin ich auch aufgewachsen, habe dann in Lyon studiert, auch noch in Frankreich und mein letztes Jahr vom Master habe ich in München gemacht, da habe ich einen Austausch gemacht und bin irgendwie dann nach dem Master hier hängen geblieben.
Willy:
[6:36] Genau, Bickenblim, wenn wir in Österreich sagen. Wie war dein Kindheit? Wo bist du aufgewachsen? Was hat dich hierher getrieben? Wo liegen die Wurzeln sozusagen?
Quentin:
[6:48] Ja, also tatsächlich ist es so, ich habe Deutsch als Fremdsprache in der Schule gelernt für viele Jahre, aber die Fremdsprachenkursen in Frankreich in der Schule sind nicht sehr gut. Und ich hatte ein bisschen das Gefühl, okay, ich habe ewig Deutsch gelernt, kann aber gar kein Deutsch. Und ich fand es schade, also ich kann Englisch, ich konnte Englisch fließend sprechen und dachte, das wäre auch nicht schlecht, wenn ich sagen kann, dass ich auch... auf Deutsch arbeiten kann. Und deswegen wollte ich dann mein Erasmus-Semester in Deutschland machen, um ein bisschen Deutsch zu lernen und sagen zu können, okay, ich kann auf dem Arbeitsmarkt auch mit ein bisschen Deutschkenntnis einsteigen. Ich wollte sogar nach Berlin am Anfang, weil ich Angst vor dem bayerischen Dialekt hatte und dachte, in München wird bayerisch gesprochen. Ist überhaupt nicht der Fall. Aber in Berlin gab es nicht genug Plätze, dann bin ich in München gelandet und auch dann geblieben bisher und das war vor zehn Jahren.
Willy:
[7:54] Was hast du studiert, was hast du für ein Master gemacht?
Quentin:
[7:57] Ich habe, also auf Englisch sagt man Industrial Engineering, was am nächsten hier ist, ist Wirtschaftsingenieurwesen. Okay. Genau.
Willy:
[8:06] Also gar nicht mit Lebensmitteln, etwas, was sich da hergetrieben hat. War einer der Kinder irgendwas, was quasi das Interesse gelegt hat für solidarische, für einen Mitmach-Supermarkt, für kooperative Ideen? War da schon irgendwas oder ist das dann erst in München gekommen?
Quentin:
[8:23] Nein, das ist erst in München gekommen. Als ich aus meinem alten Job raus wollte und mich überlegt habe, was will ich jetzt machen, habe ich alles Mögliche angeschaut. Was gibt es auch im Bereich Nachhaltigkeit in allen möglichen Bereichen? Und irgendwann ist mir klar geworden, okay, so ein Supermarkt, also in so einem Supermarkt möchte ich gerne einkaufen selbst. Und das gab es in München nicht.
Willy:
[8:56] Warum ist dir das klar geworden? Wodurch?
Quentin:
[8:58] Ja, weil ich war Mitglied in einer solidarischen Landwirtschaft. Ah, hast du schon? Genau, ich habe so einmal die Woche diese Gemüsekiste bekommen, dann habe ich den Resteinkauf noch im Bioladen oder am Wochenmarkt gemacht, dann vielleicht Drogerie im Drogerieladen und dann noch in Unverpacktladen eingekauft und dann hatte ich so vier, fünf Stationen für meinen Alltagseinkauf. Und ich wollte eigentlich alles in einem Ort haben, wo ich bio, regional und verpackungsarm und auch alles, was man im Alltag braucht, in einem Ort haben.
Willy:
[9:41] Aber du hast gesagt, du warst schon bei der Solidarität, du warst schon bei vier, fünf verschiedenen Stationen aktiv. Woher kommt das Interesse dafür?
Quentin:
[9:49] Ja, also das war für mich halt schon wichtig, dass die Lebensmittel nicht aus irgendwo herkommen und wo sie, also man weiß nicht, wo die herkommen und in welche Produktionsbedingungen sie produziert werden und kurze Wege finde ich halt besser von der Resilienz und auch, für mich von der CO2-Bilanz und alles ein bisschen so gemischt. Man kennt auch gar nicht die Arbeitsbedingungen. Ganz viele Sachen kommen aus Italien, Spanien und man weiß nicht ganz oder man weiß, aber man macht die Augen zu, wie das alles so läuft und dort läuft. Und deswegen war mir schon wichtig, möglichst regional und saisonal zu kaufen. Und möglichst auch biologisch beziehungsweise, ja, also biologisch ist für mich auch wichtig, beziehungsweise auf so Biodiversität und Böden aufzupassen.
Willy:
[10:58] Aber jetzt ist so quasi die gesamte Nachhaltigkeit, die dir jetzt im Prinzip wichtig ist, es könnte dir ja auch egal sein. Ist irgendwas einmal gewesen oder wo ist dein Interesse dafür geweckt worden, dass das relevant sein könnte für dein Leben oder für die Welt an sich? War das im Elternhaus? Waren die Eltern schon irgendwie so nachhaltig? Haben die dich dafür interessiert? Oder woher kommt diese Überzeugung?
Quentin:
[11:24] Also mein Vater ein bisschen schon, aber ich meine, man hört ständig über das Thema Nachhaltigkeit die letzten Jahre und für manche ist es wichtiger als für andere. Tatsächlich ist es für mich ganz wichtig, weil ich überzeugt bin, dass ein von den Problemen, die wir jetzt haben, ein Thema ist Artenvielfalt und Artensterben und ein anderes Problem ist die Böden, die kaputt werden. Und wir müssen irgendwie das schaffen, dass wir wieder die Böden fruchtbar machen. Mit Humusaufbau und so. Und das ist halt ein ganz wichtiges Thema. Und heute, wenn du in einen Supermarkt gehst, hast du gar keine Ahnung, wie die Lebensmittel produziert werden. Und das Einzige, woran man sich halten kann, ist eben diese Siegel. Genau.
Willy:
[12:21] Was hast du bei Wirtschaftsingenieurwesen gelernt, was dir da jetzt weiterhilft oder war dort irgendwas dabei auch? Was sind das so zwei Welten, in denen du da lebst?
Quentin:
[12:32] Also weiter hilft in dem Bereich Lebensmittel nicht viel, aber wenn man an so Unternehmenführung oder Management und sowas denkt, dann schon ein bisschen, was das Ganze so Finanzplanung, Projektmanagement und sowas denkt, da habe ich ein bisschen Erfahrung durchs Studium und auch durch meine anderen Erfahrungen, privaten und... Arbeitserfahrungen auch.
Willy:
[13:03] Christine, woher kommst du?
Kristin:
[13:05] Ich komme aus Norddeutschland. genau, also das ist so genau zwischen Berlin und Hamburg komme ich her und ich, also meine große Eltern sind seit über 300 Jahren oder meine Vorfahren wirklich Bauern. Die haben einen großen Bauernhof da, der seit über 300 Jahren ist. Also kann man es so zurückverfolgen.
Willy:
[13:26] Gibt es dort im Norden auch Hausnamen und wo der Hof einen eigenen Namen hat und die Familie einen eigenen Namen?
Kristin:
[13:31] Nee, weil wir sind eine echte bunte Mischung. Also ich bin eine bunte Mischung. Weil wie überall, also ich meine, die Leute wandern hin und her und ein Teil, also ein Teil meiner Familie kommt ja direkt her. Das ist ein ganz normaler Ort irgendwie. Da gibt es eine Straße durch den Ort und links und rechts stehen die Wüste. Und hinten hast du so einen kleinen Garten. Und ich habe aber einen niederländischen Großvater, der ist dadurch Zufall durch den Krieg, Also seine Eltern sind mal nach Deutschland in der Weltwirtschaftskrise eingewandert und dann sind die dann nachher, ist er durch den Krieg da hingekommen, hat meine Großmutter kennengelernt und hat da eingeheiratet, weil die hatten nur eine Tochter. Und genau, aber da ich schon mal erste Mal Nachhaltigkeit, das ist mir erst so mit 18 bewusst geworden, weil wir in so einem Wald standen, den meine Ururgroßeltern gepflanzt haben, die kannten mich gar nicht. Und das ist schon abgefahren irgendwie. Vieh und wir ernten den, dass du auf einmal die Bäume erntest von jemandem, der die vor Millionen, also vor Millionen, vor einer sehr langen Zeit gepflanzt hat und du die dann sozusagen dann da das Holz rausholst von jemandem, der was anderes gemacht hat, der aber mit dir irgendwie verwandt ist. Genau und dann, also das ist auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, also war dann auch, also ich bin wirklich in der DDR aufgewachsen, war so 17, als die Mauer fiel irgendwie, war ganz spannend.
Willy:
[14:57] Also gerade in den prägenden Jugendjahren eigentlich.
Kristin:
[15:00] Ja, ja, war aber ganz, genau, ich habe noch so andere Landwirtschaft kennengelernt. Mein Großvater ist, weil er damals der Einzige wurde, war auch LPG-Vorsitzender da in dieser, Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft. Also ein Riesending irgendwie. Von daher sind wir da auch immer krass mit geprägt worden irgendwie. Und meine Eltern aber, meine Mutter war Tierärztin, mein Vater war Physiker. Physiker? Okay. Und sind dann aber eigentlich in Potsdam aufgewachsen, also das ist so neben Berlin.
Willy:
[15:33] Okay.
Kristin:
[15:33] Aber waren viel da, also ich habe meine ganze Kindheit da verbracht eigentlich, also mit Großfamilie und riesen Tischen und Essen und was ich da gelernt habe und das glaube ich ist echt prägend, gutes Essen. Richtig gutes Essen. Und so bin ich dann nachher auch nach der Wende bei Bio-Lebensmittel gelandet, weil die so ähnlich schmeckten wie das, was wir da im Garten gemacht haben. Also weil wir waren eigentlich ein Selbstversorgerhof. Also wir haben wirklich alles gemacht.
Willy:
[15:59] Also vor der Wende war wirklich selbstversorger.
Kristin:
[16:00] Ja, also ich meine, es gab ja nicht immer alles zu kaufen in der DDR. Und wir haben wirklich alles gemacht. Wir haben Schinken selber gemacht. Wir haben Enten, Gänse, Hühner, Tauben, Schafe. Du hast auch was dabei, oder? Ja, klar.
Kristin:
[16:14] Kälber, Schweine, alles irgendwie. Und da kriegst du halt auch richtig gutes Essen. Also wir haben wirklich, also ich habe teilweise Sachen, finde ich, heute nicht mehr noch so, wie die Geschmäcker sind. Wir haben selber Apfelsaft gemacht, alles eingeweckt, alles Mögliche. Und da, glaube ich, hätte ich so eine Affinität von Lebensmitteln, weil wir haben immer selber sehr gut gekocht. Also das war meine Großmutter, die da gekocht hat. Und für die ganze Großfamilie, es waren ja zehn, zwölf Leute, die da mittags zusammenkamen. Also kennt man heute nicht mehr so. Er heichelt aber auch nicht mehr. Und dann bin ich aber zum Studium gegangen, nach Berlin, direkt nach der Wende. Und eigentlich wollte ich Journalist werden, aber das war alles in Auflösung und Umbruch. Und dann haben die gesagt, naja, studiere ich mehr Wirtschaft, weil.
Kristin:
[16:59] Weil er weiß wenigstens worüber du schreibst und das hab ich dann auch gemacht, hab Volkswirtschaft studiert also erst BWL, das war mir aber zu langweilig, dann hab ich lieber Volkswirtschaft gemacht weil ich es spannender fand, also ich kenn ja heute noch die Finanzkrise, konnte ich zumindest mal meinen Kindern erklären noch, und bin dann aber bei Juristen gelandet und hab dann später auch nochmal Jura studiert, irgendwie nebenbei Aha, nebenbei noch Ja, neben der Arbeit in der Anwaltskanzlei, weil ich bin in so einer Anwaltskanzlei wirklich durch großen Zufall, als wirklich studentische Hilfskraft und dann sehr schnell aufgestiegen. Und das habe ich dann auch ziemlich lange gemacht und bin dann aber irgendwie auch, weil wir haben viele Veranstaltungen gemacht und eigentlich haben wir damals, so Anfang der 90er schon, heute würde man sagen Lobbyarbeit gemacht.
Kristin:
[17:48] Und dadurch hatten wir viele Veranstaltungen und es kamen immer viele wichtige Leute mit ihren Firmenjets und so und die musstest du alle betreuen und so. Das hing irgendwie alles immer an mir, weiß ja auch nicht warum. rum. Und genau, so bin ich dann reingeraten und habe dann hier nochmal in München, auch in der großen Anwaltskanzlei, da kannte ich, hat mich ein Partner anrufen, Marketing Business Development für die gemacht. Also was damals schon anfing, so 98, gab es so ein Urteil an der EU, dass freie Berufe werben dürfen. Das durften sie nämlich vorher nicht. Und dann ging das los. Richtig. Und das habe ich dann noch bis 2010 gemacht.
Willy:
[18:26] Du hast vorher so einen spannenden Satz gesagt, Du hast gesagt, die Landwirtschaft war in der GDR damals noch anders, unterschiedlich zu heute. Wenn du das jetzt beschreiben müsstest, in wenigen Sätzen vielleicht, was hat sich da geändert?
Kristin:
[18:43] Also, sagen wir mal so, es gab auf der einen Seite diese Großproduktion, aber die, ganz klar, wie auch heute, aber es gab eben noch so eine Parallellandwirtschaft und die war eigentlich, das kennen viele Leute nicht mehr, eigentlich nur Generationen zurückversetzt. Also wenn ich mich mit Leuten unterhalte, die im Westteil Deutschlands aufgewachsen sind, dann haben die das, also in meinem Alter haben die das nicht erlebt, aber die sozusagen deren Eltern haben das noch erlebt. Und das habe ich mitgekriegt. Also wirklich so eine kleinbäuerlich strukturierte Mini-Landwirtschaft, die auf Selbstversorgung ausgerichtet ist. und das ist, also würde ich sagen, das prägt mich wie heute, weil das einfach Geschmäcker sind, also wirst du einfach, glaube ich, als Kind geschmacklich krass geprägt irgendwie.
Willy:
[19:29] Das heißt, eigentlich mit der Wende ist die Landwirtschaft, die Lebensmittelqualität ist besser gewesen im Osten.
Kristin:
[19:35] Also für die Leute, die das selber gemacht haben, ja. Für die Großproduktion, also die die Masse der Bevölkerung gerade in den Städten versorgt hat, nicht. Also da Da war ja nicht mehr so viel Handwerk. Dieses Wissen war vorhanden noch bei diesen Generationen vorher. Und es gab schon auch so handwerkliche, also so Metzger, Bäcker, aber nicht so viele.
Willy:
[19:59] Okay. Wie war das bei dir in der Jugend? Was sind deine Erinnerungen an Lebensmittel? Lebensmittel? Ja, oder Essen, Lebensmittel?
Quentin:
[20:08] Also, gut, in Frankreich ist auch das Essen ganz wichtig. Also wir hatten leider nicht das Glück, dass wir alles aus der Hausproduktion bekommen haben. Aber in Frankreich redet man beim Mittagessen über das Abendessen. Freut man sich schon drauf, oder? Was werden wir heute zum Abendessen essen? So ist es so ungefähr. Also das ist schon eine große Tradition. Und auch die Brotzeittradition gibt es in Frankreich gar nicht.
Willy:
[20:43] Die Jausen, oder? Ja, die Jausen.
Quentin:
[20:46] Ja, Österreicher Jausen. Also quasi, es wird mittags und abends schon gekocht, also zumindest bei uns in der Familie war es so. Und jeden Abend war es auch so, kleine Vorspeise, dann Hauptspeise und dann vielleicht ein bisschen Käse.
Willy:
[21:04] Käse hat es sein müssen, Käse ist immer, oder?
Quentin:
[21:06] Käse, ja genau.
Willy:
[21:08] Also die Klischees, die wir so haben über Franzosen, die stimmen.
Quentin:
[21:11] Ja, Käse muss schon dabei sein, ja.
Willy:
[21:14] Was? Warum? Man hört ja immer wieder, dass in Frankreich einfach das Lebensmittel, die Wertschätzung für Lebensmittel noch viel höher ist, also zum Beispiel in Österreich, aber ich glaube auch in Deutschland. Du bist ja erst eine Zeit lang schon da. Du hast jetzt beide Welten erlebt, bist aber in dieser französischen Welt groß geworden. Wenn du das jetzt als Franzose beschreiben müsstest, woran liegt das, diese Wertschätzung? Woher kommt das? ist?
Quentin:
[21:40] Also was sicher ist, man sieht in Deutschland viel mehr Porsche auf einem Lidl-Parkplatz als in Frankreich. Also in Frankreich, wenn man Geld hat, dann kauft man auch gute Lebensmittel. Und das ist auch wichtiger als Autos zum Beispiel. Wo das herkommt, ich glaube, das ist viel Kultur einfach. Und das kommt von der Kultur. Man kriegt das von der Familie, dass gute Lebensmittel wichtiger sind und wichtiger ist als ein schönes Auto vielleicht.
Willy:
[22:09] Hast du ein Beispiel, dass man etwas vorstellen kann? Was macht die Familie? Redet man da mehr über Lebensmittel? Oder...
Quentin:
[22:18] Das weiß ich ganz ehrlich, kann ich ganz ehrlich nicht sagen. Aber wenn es so selbstverständlich ist in der Familie, dass man gut isst und Zeit zum Essen nimmt, dann ist es halt, wenn man so aufgewachsen wird, dann bleibt es auch von Generation zu Generation.
Willy:
[22:36] Also du hast das quasi kulturell mitgekriegt, die Liebe zu gutem Essen als Franzose sozusagen, also rein sozialisiert. Du bist auf einem Bauernhof aufgewachsen und hattest quasi die guten Lebensmittel direkt vor der Tür. Wo habt ihr beide euch dann, wo haben sich dann eure Wege gekreuzt? Wie habt ihr euch da kennengelernt? Ihr seid beide Gründer oder Mitgründer des Foodhubs.
Kristin:
[23:02] Eigentlich von den Daniel, oder?
Quentin:
[23:04] Also ich habe schon vorher erwähnt, ich habe eben so einen Laden für mich selbst gesucht, also gewünscht. Und dann dachte ich mir, okay, ich gründe so einen Laden in München. Ich kann aber aus der Automobilbranche, ich hatte null Kontakten, null Kenntnisse, also wirklich nichts. Das Einzige, was ich hatte, ich war Mitglied in dieser solidarischen Landwirtschaft. Und dann habe ich einen von den zwei Gründern von dieser Solavi kennengelernt und ihm über meine Idee erzählt. Ich habe gedacht, vielleicht hat er auch so Interesse, sowas zu gründen, mit zu gründen oder vielleicht kennt er Leute, die Interesse haben. und wir haben über euch gesprochen ein paar Mal und dann na, in ein paar Monaten war ich auf eine Demo in München, eine Klimademo und da habe ich den zweiten Gründer von Kartoffelkombinat getroffen. Wie heißt das?
Willy:
[24:03] Kartoffelkombinat?
Quentin:
[24:04] Kartoffelkombinat heißt es, genau.
Willy:
[24:05] Gibt es es noch?
Quentin:
[24:06] Gibt es immer noch, das ist glaube ich sogar die größte Solar-Wien-Deutschland.
Willy:
[24:10] Kartoffelkombinat? Ja, genau. Kartoffelkombinat, ihr kriegt einen Anruf, wir kommen. Moment. Okay, interessant.
Quentin:
[24:17] Und da habe ich bei dieser Demo der zweite Gründer angesprochen und da hat er mir gesagt, ah, interessant. Ich war letzte Woche auf einem Workshop von drei Leuten, die genau das gleiche Idee haben wie du.
Willy:
[24:31] Okay.
Kristin:
[24:32] Das war ich, einer von den drei.
Quentin:
[24:34] Genau. Und Christian war einer von den drei und so sind wir in Kontakt gekommen.
Willy:
[24:39] An unterschiedlichen Stellen zu einer ähnlichen Zeit, es war einfach die Zeit reif für sowas,
Kristin:
[24:45] Oder? Ja, der Daniel, der ist ja einer der Gründer vom Kartoffelkombinat, da gibt es zwei. Den kenne ich schon ziemlich lange so aus München und auch so von verschiedenen Projekten und den hatten wir mal eingeladen, ganz am Anfang, als schon klar war, was wir machen wollten, wie was muss man beachten, wenn man eine Genossenschaft gründet oder so. Was sind die Do's und Don'ts? Und deshalb war der bei uns beim Workshop, weil wir uns damit unterhalten haben. Unter anderem auch über Hansa Lim. Die südkoreanische Produzentin. Weltgrößte Genossenschaft. Und genau, weil dann irgendwie sollte so sein. Okay, aber das heißt.
Willy:
[25:29] Ihr hattet schon zu dritt diese Idee? Wer war es, ihr drei? Woher kamen eure?
Kristin:
[25:33] Also wir kannten uns drei, also das war der Nikolaus, der ist aber nicht mehr dabei, der ist ziemlich am Anfang ausgestiegen dann irgendwie, weil der mehr politische Arbeit machen wollte. Der Karl und ich, wir Karl Schweißfurt von der Hermannsdorfer Landwerkstätten.
Willy:
[25:49] Gibt es schon eine Podcast-Folge mit dem Karl? Ja. Über den bin ich ja dann zu Hause gekommen.
Kristin:
[25:54] Und der, wir drei haben dieses Volksbegehren Artenvielfalt Das gab es hier in Bayern. Also Bayern ist eines der wenigen Bundesländer, wo du Volksbegehren machen kannst. Und es gibt einen sehr rührigen, der tritt gar nicht so offen in Erscheinung, aber er ist Mitglied der ÖDP, der ökologische demokratische Partei heißen die, der Thomas Brudlow, der schon mehrere erfolgreiche Volksbegehren, unter anderem Nichtrauchervolksbegehren in Bayern durchgezogen hat. Und gegen Studiengebühren und mit dem, der hat das initiiert und hat dann so Leute zusammengebracht und so haben wir uns kennengelernt und wir waren, Auf ganz vielen Veranstaltungen, weil es war eher viel mit Öffentlichkeit, wurde auch sehr kontrovers diskutiert und dann war ich auf 10.000 Veranstaltungen mit Bauern, die gesagt haben, ja, wir würden ja gerne, aber wir kriegen es gar nicht vermarktet und so.
Willy:
[26:55] Aber alles nebenher, das heißt, dein Job, du hast ja vorher gesagt, was du schon alles gemacht hast, du hast ja ein Family.
Kristin:
[27:01] Ja.
Willy:
[27:02] Und dann hast du noch Zeit für sinngemäß 10.000 Veranstaltungen gehabt, wo du dich auch noch angeschaut hast.
Kristin:
[27:07] Nein, mir war das halt wichtig. Ich fand das eine coole Geschichte und es sah so aus, als wenn man das schaffen kann. Und das ist ja auch sehr erfolgreich gewesen. Also Volksbegehren heißt, die Bürger eines Bundeslandes, hier in dem Fall Bayern, zwingen die Staatsregierung dazu, ein Gesetz zu ändern oder Gesetze zu ändern. Ziemlich kompliziert.
Willy:
[27:26] Zu ändern oder nur zu diskutieren?
Kristin:
[27:27] Zu ändern. Sie müssen dann machen. Das dürfen nicht aus. Also das ist in der Verfassung vom Land Bayern. Der Söder, der will es auch gerade kippen unbedingt, weil ihm das wahrscheinlich zu heiß wird. Weil du kannst wirklich in Landesgesetze, also nicht in Bundesgesetze, also so Bundesnaturschutzgesetz oder so, dürftest du nicht eingreifen. Aber du kannst alles in Landesgesetze eingreifen.
Willy:
[27:50] Und die Änderungsrichtung gibt man auch vor?
Kristin:
[27:52] Ja, die steht zur Abstimmung in dem Volksbegehren. Da stellt dann drin, Volksbegehren sowieso, und dann gibt es ganz viele Paragraphen, wir ändern, dass zum Beispiel ein Ding im Volksbegehren war, dass, ist sogar EU, eigentlich eine EU-Anweisung gewesen, hat Bayern aber noch nie umgesetzt, dass zum Beispiel Uferrandstreifen nicht mehr landwirtschaftlich bearbeitet werden dürfen.
Willy:
[28:15] Und da steht dann auch drinnen bis zu 10 Meter, also es ist richtig wie ein Gesetzestext.
Kristin:
[28:19] Ganz konkret, es ist echt eine komplizierte Kiste, da war auch so eine Anwaltskanzlei mit dabei, die genau geguckt hat, weil sobald irgendeine EU- oder Bundesrichtlinie, schießen die dir das ganze Ding weg. Also muss das wirklich wasserfest sein.
Willy:
[28:32] Okay, also nicht nur etwas fordern, sondern so richtig schon komplett fertig.
Kristin:
[28:35] Richtig konkret dieses Gesetz verändern. Und das war erfolgreich. Die Bürger haben dafür gestimmt, das zu machen. Und dann... Hat der Ministerpräsident die Möglichkeit, das zu sagen, ja, ja, wir setzen uns alles um, ja, oder sich da, der war dann ganz schlau und hat dann runde Tische einberufen und hat das dann mit den ganzen verschiedenen Organisationen, sag ich mal, diskutiert und so und haben dann gemeinsame Richtlinien und so erfahren, aber das war, sag ich mal, Inhalt dieses Volksbegehren und, also der Karl war Fachsprecher für die Landwirtschaft.
Willy:
[29:09] Habt ihr auch kennengelernt, oder? Ja, ja, ja.
Kristin:
[29:11] Und der Nikolaus, der war der Kampagnenleiter, also der hat das alles organisiert und ich war Fachsprecher, weil ich nämlich auch Imker noch bin, für Bienen. Weil das Volksbegehren hieß, rettet die Bienen.
Willy:
[29:23] Rettet die Bienen?
Kristin:
[29:24] Rettet die Bienen. Das zielte gar nicht so auf Honigbienen ab, weil die werden eh vom Imker gerettet, aber eher auf Wildbienen. Also welche Maßnahmen muss ich, was muss ich in den verschiedenen Gesetzen ändern auf Landesebene, dass ich sozusagen mehr Artenvielfalt habe.
Willy:
[29:38] Okay, und da habt ihr euch als Gruppe auch gefunden,
Kristin:
[29:42] Habt ihr es auch aktiv betrieben? Viel, viel, viel mehr Menschen dabei. Wir sind jetzt nur ein kleiner Teil. Und dann war aber bei diesen Diskussionen mit den Bauern, war immer das, wir kriegen das Zeug nicht vermarktet, wir können gar nicht so arbeiten, wir kriegen vom Handel so viele Auflagen etc. Im Zuge dieser Umsetzung quasi. Und dann haben wir gesagt, hey, wenn wir jetzt das Volksbegehren erfolgreich machen, dann machen wir danach was, wo wir zeigen, dass Handel anders gehen kann.
Willy:
[30:11] Also erst die Bienen und dann jetzt quasi Handel.
Kristin:
[30:13] Genau. Weil das der Schlüssel ist. Also der Handel ist der Schlüssel für eine andere Landwirtschaft. Und das ist die Hauptmotivation jetzt.
Willy:
[30:21] Der Handel ist der Schlüssel für eine andere Landwirtschaft. Das ist ein großer Satz, oder?
Kristin:
[30:24] Ja, aber es ist so.
Willy:
[30:26] Ja?
Kristin:
[30:27] Ja. Also man muss wissen, Deutschland ist eigentlich so ein Oligopolmarkt. Also es gibt vier große Player, die bestimmen, was die Leute in Deutschland essen. Deutschland ist auch der härteste Lebensmittelmarkt, den es überhaupt gibt. Einer aus den USA, ein großer Lebensmittelhandelsmensch, der ist nicht nach Deutschland gekommen, weil es ihm zu heiß war hier.
Willy:
[30:52] Das sagt man auch über Österreich. Da ist die Marktkonzentration noch ein bisschen stärker.
Kristin:
[30:57] Ihr habt viel mehr Diversität in Österreich. Mehr Diversität? Ja, als in Deutschland. In Deutschland gibt es nur Alcilidl, Rewe, Edeka. That's it.
Willy:
[31:05] Und kleine Regionale, ne?
Kristin:
[31:06] Nicht viele kleine Regionale.
Quentin:
[31:08] Also die haben 80 Prozent, die vier haben zusammen 80 Prozent der Umsatz.
Kristin:
[31:12] Ja, das sagt es.
Willy:
[31:13] Das haben wir in Österreich.
Kristin:
[31:14] Ja, also Billa gehört ja auch zur Rewe irgendwie. Ich weiß nicht, Aldi Lidl habt ihr mittlerweile auch leider. Aber die Österreicher sind eigentlich ziemlich, finde ich, schlau, weil die machen sehr viel Regionalvermarktung. Die pushen das viel, viel mehr als bei uns. Mhm.
Willy:
[31:30] Und diese Regionalität, die Höfe oder die Landwirtschaft.
Kristin:
[31:34] Die doch landwirtschaftlichen Marketing super, ja. Strohschweine und so Zeug, ja. Fällt mir da jetzt ganz ein irgendwie so.
Willy:
[31:41] Ja gut, aber Hermannsdorfer zieht da ja auch ganz gut mit.
Kristin:
[31:45] Ja, ja, klar.
Willy:
[31:46] Ist ja so regional zumindest.
Kristin:
[31:47] Aber damals zu der Zeitpunkt war der Karl gar nicht, der hat sich eigentlich schon so ein bisschen zur Ruhe gesetzt in Hermannsdorf. Also der hat das ja eben gemacht.
Willy:
[31:53] Der wurde wieder reaktiviert quasi.
Kristin:
[31:55] Der wurde wieder reaktiviert und deshalb hat er ja Zeit, sowas zu machen. Und was natürlich super war für uns ist, das glaube ich auch, warum das ganz gut funktioniert, wir streiten uns auch mal, gar keine Frage, aber ist, dass wir altersunterschiedlich sind. Also jeder bringt andere Erfahrungen mit ein und der Quentin, der ist so Anfang 30, ich bin Anfang 50, der Karl ist schon Mitte 60 und es sind so unterschiedliche Lebenswelten, die da zusammenkamen.
Willy:
[32:24] Drei Generationen quasi.
Kristin:
[32:26] Ja, und auch unterschiedlich Kompetenzen, ja, also der Quentin, der ist super im Projektmanagement, finde ich, ja, so ich kann juristisch ganz gut Sachen beurteilen und der Karl hat eine riesige Handelserfahrung, das ist so super gewesen.
Willy:
[32:41] Auch Großes Netzwerk.
Kristin:
[32:43] Ja, großes Netzwerk und aber auch so dieses zusammen wie funktioniert Handel, das haben wir beide erst mal gelernt, schnell. Aber Aber man kann ja alles lernen, sozusagen. Und nee, also das war super. Und eigentlich, wenn man so, jetzt sage ich mal, für mich gesprochen, rückblickend betrachtet, ist alles, was ich vorher gemacht habe, super gewesen für diesen Aufbau von dem Laden.
Willy:
[33:09] Aber wann seid ihr das erste Mal dann über den Weg gelaufen? Auch dort oder danach?
Kristin:
[33:14] Nee, nach diesem Workshop.
Quentin:
[33:16] Genau, das war so Oktober 2019.
Willy:
[33:19] Oktober 2019. Und hier beginnt die Geschichte.
Kristin:
[33:22] Und wir haben so, im Juni hatten wir glaube ich die ersten Ideen irgendwie.
Quentin:
[33:27] Genau, und bei mir war das ziemlich gleichzeitig auch. Aber dann habe ich drei Monaten gebraucht, bis ich die finde oder drei, vier Monate gebraucht, bis ich die finde.
Willy:
[33:35] Aber ihr habt euch dann gefunden bei diesem Workshop und es war dann quasi gleich Liebe?
Kristin:
[33:39] Nee, bei dem Workshop nicht, da war nur der Daniel da, mit dem haben wir da lange gesprochen und der Quentin kam dann einfach mal und hat sich vorgestellt und erzählt, was er machen will und es hörte sich so ähnlich an, wie wir machen wollen.
Willy:
[33:52] Ihr habt euch dann relativ schnell gefunden und gewusst, ihr macht jetzt was, oder wie?
Kristin:
[33:55] Ja, wir haben gesagt, ja, machen wir jetzt mal zusammen.
Willy:
[33:57] Wie war das?
Kristin:
[33:59] Ja, ich meine, der Nikolaus, der ist relativ schnell dann auch ausgestiegen, weil dann war irgendwie klar, als wir sehr konkret wurden, auch mit dem Plan. Du hattest ja auch die Idee da mit Paris irgendwie. Also du kanntest schon Paris irgendwie. Ich kannte so kooperative Supermärkte aus den USA, aber die hatten ein bisschen ein anderes Modell. In Kalifornien gibt es sowas ganz viel seit über 100 Jahren. Und du kanntest aber dieses konkrete Modell in Paris. Das war super.
Willy:
[34:24] Was war das für ein?
Quentin:
[34:25] Also eigentlich dieses Modell von solidarischer Mitmach-Supermarkt, das kommt, also das beste Beispiel gibt es in New York, Bugslob Food Corp und den gibt es seit über 50 Jahren.
Willy:
[34:41] Gibt es eine Doku dazu, ne?
Quentin:
[34:43] Genau, es gibt einen super, super Film dazu. Und dieses Film wurde übrigens von dem Tom Booth gemacht, weil der selber einen Laden in Paris nach dem Konzept von Park Slope in New York aufgemacht hat vor jetzt acht Jahren. Und der hat dieses Film gemacht, um eigentlich auch Werbung für sein Konzept zu machen.
Willy:
[35:11] Ja.
Quentin:
[35:11] Und dieses Film ist tatsächlich eine Superwärmung für solche Mitbarsupermärkte. Heißt auch so Paxlob,
Willy:
[35:19] Ne?
Quentin:
[35:20] Genau, ja. Beziehungsweise der heißt Food Corps.
Willy:
[35:24] Ah, Food Corps, Entschuldigung.
Quentin:
[35:26] Und der hat quasi das Konzept nach Europa gebracht. Aber ziemlich schnell haben sich in viele andere Städten in Europa das Konzept verbreitet. Im gleichen Jahr fast hat auch in Brüssel einen aufgemacht und jetzt mittlerweile gibt es bestimmt zwischen 50 und 100 Stück in Hauptsächlich Frankreich, Deutschland, Spanien, Belgien und Schweiz.
Willy:
[36:00] Österreich, Portugal.
Quentin:
[36:03] Deutschland doch nicht. Deutschland war hinten dran, weil wir erst im Jahr 2021 die Ersten waren. Obwohl es zum gleichen Zeitpunkt in Frankreich vielleicht schon 30 Stück gab.
Kristin:
[36:17] Ja, wobei man sagen muss, dieses kooperative Supermärkte, aber nicht genau dieses Modell gibt es auch schon in Deutschland. Also aber unser Modell, also mit den Mitarbeitenden und verpflichtenden Mitarbeitenden und so, da waren wir die Ersten. Aber es gab immer schon so kooperative Modelle, auch für Handel, für Versuche dazu.
Quentin:
[36:35] Aber kooperativ und mitmachen, eben dieses Konzept ist halt schon besonders. das.
Willy:
[36:44] Das Konzept in Frankreich oder die Umsetzung, das ist La Louvre, oder?
Quentin:
[36:48] Ja, genau.
Willy:
[36:49] Die Löwin über da?
Quentin:
[36:50] Die Löwin, ja.
Willy:
[36:51] Ja, das habe ich aber nur noch gelesen, das weiß ich natürlich nicht. Die Löwin. Und das hat Tom Poose von New York nach Paris gebracht. Das ist auch er gewesen. Also er ist die zentrale Figur in dieser Bewegung.
Quentin:
[37:06] Genau.
Kristin:
[37:06] Naja, ziemlich taffer Typ.
Quentin:
[37:08] Ja, ja.
Willy:
[37:09] Hast du keinen gelernt?
Kristin:
[37:10] Du bist öfter bei denen schon gewesen, Also durch Corona waren wir nicht so oft da. Okay, warum TAF?
Quentin:
[37:19] Also der hat selber...
Kristin:
[37:20] Hat ganz klare Vorstellungen, oder?
Quentin:
[37:22] Ja, genau. Also der hat selber quasi, weil dieses Konzept gibt es seit 50 Jahren in New York und es gibt auch als wirklich erfolgreicher Laden mit diesem Konzept eigentlich so gut wie nur dieser Laden in New York.
Kristin:
[37:41] Es ist lang.
Quentin:
[37:43] Genau. Und es gab über 90 Prozent von solchen Projekten scheitern. Und der Tom Booth, der hat halt viel mit den Leuten von Parkslope gesprochen und der weiß die Gründe, warum solche Projekte scheitern. Und der ist dann auch ganz klar, damit es funktioniert, müsst ihr das so und so und so und so machen. Und wenn ihr das nicht so macht, dann ist das Risiko viel höher, dass es scheitert. Aber wir haben auch nicht alles so gemacht. Wir haben nicht alles so gemacht. Ihr wolltet ja nicht hören. Aber das war uns dann bewusst. Das ist halt ein bisschen riskant. Also zum Beispiel eine große Entscheidung, eine ganz große Entscheidung von georgianischen Projekten ist, wie macht man das mit Bio? In Parkslope, in La Louvre haben sie nicht nur Bio. Die haben so vielleicht 30 bis zwischen 30 und 50 Prozent Bio, aber nicht alles. Und je mit, wenn du nur Bio hast, dann hast du ein automatisch ein bisschen so eine kleinere Kunst, also erreichst du du nicht alle Leute in der Gesellschaft und das macht automatisch quasi die Chancen ein bisschen höher, dass du es nicht schaffst, genug Mitglieder zu bekommen und genug Umsatz zu haben, um überhaupt dann...
Willy:
[39:11] Weil die Preise dann zu hoch sind in Summe.
Quentin:
[39:15] Nein, das geht darum, dass... Also jetzt gehen wir ein bisschen so nicht in der richtigen Reihenfolge. Eigentlich muss man erstmal unsere Prinzipien erklären.
Willy:
[39:23] Ja, genau.
Quentin:
[39:25] Aber grundsätzlich ist es bei uns so, dass wir einen einheitlichen Aufschlag für alle Produkte haben. Und dieses Aufschlag, was wir für die Produkte haben, der soll unseren ganzen Betriebskosten zahlen. Also Miete, Gehälter und so weiter. Und je höher der Umsatz ist, desto höher diese 30 Prozent abdecken. Und das heißt, damit so ein Laden überlebt, braucht er einen bestimmten Umsatz. Und wenn du nur Bio hast, dann automatisch, statt vielleicht deinen ganzen Stadtteil zu erreichen, erreichst du vielleicht nur einen Teil davon. und dann automatisch kriegst du, ist es ein bisschen schwieriger, diesen Umsatz zu erreichen. Und das ist halt immer, es kommt darauf an, für das Team, das so ein Konzept startet, halt ist immer die Frage, wie wichtig ist eben das Thema Bio und Regional und was auch immer.
Willy:
[40:29] Also es kann jede Foodcorp oder ein bisschen anders organisiert sein, aber es gibt gewisse Kernprinzipien, wie du schon gesagt hast, Auf die wollen wir jetzt dann gleich kommen.
Kristin:
[40:39] Aber es ist auch ein bisschen unterschiedlich. Man muss dieses Konzept auch an das jeweilige Land anpassen. Also das ist zum Beispiel in Deutschland so gewesen, wir hätten gar nicht einen Großhändler gehabt, der uns mit konventionellen Sachen beliefert, außer diese vier genannten Großen. Also das dann...
Willy:
[40:57] Das war schon wieder dann ein Widerspruch in sich gewesen.
Kristin:
[40:59] Genau, und das ist in Frankreich anders.
Quentin:
[41:01] Das ist ein Thema. Und ein anderes Thema ist, dass der Lebensmittelmarkt hier ist so kompetitiv, dass wir, wenn wir mit unserem Aufschlag, wären wir nicht unbedingt günstiger gewesen als die konventionellen Produkte. Und dann, wenn du hier mitarbeiten musst, aber du bist nicht günstiger, dann ist es halt ein bisschen schwieriger, die Leute zu erklären, was die Vorteile hier sind. Im Bio-Bereich sind wir auf jeden Fall deutlich günstiger und das ist halt dann ein großer Vorteil. Und in Frankreich und in anderen Ländern ist da der Lebensmittelmarkt ein bisschen anders und da schaffen sie es trotzdem deutlich günstiger zu sein, auch bei konventionellen Produkten, was wir hier nicht unbedingt schaffen würden.
Willy:
[41:50] Okay, danke, dass du das gesagt hast. Jetzt greife ich natürlich nicht zurück, wo wir eigentlich hin sollten, sondern noch einen Schritt vor. Ich habe einen Satz gefunden bei euch, der heißt, billige Produkte werden wir nicht bieten können, aber hochwertige, gute Produkte werden günstig sein.
Kristin:
[42:08] Das ist der Leitsatz von Park Slope Food Corp. Das ist in New York viel leichter, weil da sind gute Lebensmittel, also ich meine Fast Food ist unfassbar günstig in Amerika und sehr gute Lebensmittel sind unfassbar teuer in New York.
Willy:
[42:26] Das wäre die Frage gewesen, was ist jetzt der Unterschied zwischen billigen Lebensmitteln und günstigen Lebensmitteln? Das heißt, hochverarbeitet, billige, von minderer Qualität. Also ihr werdet hochwertige Produkte günstig machen, aber keine billigen.
Kristin:
[42:41] Wir versuchen schon auch so ein Drei-Ebenen-Modell zu haben. Wir haben so einen Grundstandard Bio, aber es gibt natürlich auch Bio-Qualitätsunterschiede. Und ein sehr gutes handwerkliches Produkt ist bei uns viel günstiger, als wenn du jetzt so eine Preiseinstiegs, gibt es im Bio-Bereich ja auch, da hast du so Preiseinstiegsmarken, meistens so die Eigenmarken, die wahnsinnig günstig sind. Die werden aber quer subventioniert durch diese hochwertigen handwerklichen Produkte. Und deshalb sind die eigentlich auch so teuer. Ich sage ja immer, Bio müsste in normalen Supermärkten gar nicht so teuer sein.
Quentin:
[43:25] Also die herkömmlichen Supermärkte, die wissen, die Kunden können sich wenig Preise merken, aber Milch, Butter, Mehl, Eier und sowas, da müssen sie wertbewerbsfähige Preise anbieten. Und das bedeutet, der Aufschlag für diese Produkte ist sehr, sehr gering. Und andere Produkte kompensieren, dass für diese Produkte kein Geld gemacht wird. Und bei uns ist es halt komplett anders.
Willy:
[43:53] In der Gastronomie habe ich irgendwann mal, glaube ich, in dem Fall von einer Renner-Penner-Rechnung gesprochen. Gehen wir wieder zwei Schritte zurück. Ich möchte von euch bitte nochmal wissen, jetzt habt ihr euch gekannt, jetzt habt ihr gesagt, wir möchten sowas machen. Aber geredet wird viel, die Umsetzung ist schwierig. Was war so der erste wichtige Schritt, dass ihr gesagt habt, jetzt machen wir es tatsächlich? Weil man sitzt ja oft zusammen, vielleicht beim Glas Wein oder beim Glas Wasser oder sowas und philosophiert über die Welt und sagt, das wäre doch super, das sollte man machen. Und dann passiert aber nichts, ganz oft. Warum ist bei euch was passiert?
Kristin:
[44:30] Aber das war bei uns gar nicht so, weil uns war schon klar, dass wir das machen wollen.
Quentin:
[44:33] Genau, genau. Das war es einfach nicht. Das stimmt nicht. Doch, wirklich.
Kristin:
[44:37] Doch, weil wir waren schon weiter, wir haben das Ding schon geplant, der Quentin kam dazu und hatte seine Ideen. Das fand ich, also dieses Problem, welches Modell hat dann dieses Park Slope oder La Louvre, also was er aus Paris kannte, Modell mitgebracht. Und dann haben wir gesagt, okay, was brauchen wir, wie machen wir das, wie erreichen wir die Leute und haben einfach angefangen irgendwie.
Quentin:
[45:01] Ja, die ersten Monaten haben wir tatsächlich uns mit dem Konzept beschäftigt. Was wollen wir genau für ein Konzept? Und dann haben wir ziemlich schnell dann festgestellt, okay, wir wollen eben dieses genossenschaftliche Mitmach-Supermarkt machen und dann haben wir angefangen. Und gleich im Dezember 2019 haben wir die erste Infoveranstaltung gemacht, wo wir halt ein paar Bekannten eingeladen haben und gesagt, das ist unser Vorhaben, da müsst ihr mitmachen.
Willy:
[45:32] Wollt ihr mitmachen? Ja. Wenn ich jetzt dann da stehe und sage, okay, wir machen das jetzt, wir haben ganz konkrete Pläne, was ist dann dann der erste operative Schritt, den ich machen muss, brauche ich dann ein Lokal?
Kristin:
[45:44] Nein, nein, nein.
Willy:
[45:45] Sondern?
Kristin:
[45:46] Menschen. Menschen.
Willy:
[45:47] Ja, aber wo tun die dann mit?
Kristin:
[45:50] Genau, da sind wir auf eine super Idee gekommen. Also wir haben erstmal so Infoveranstaltungen gemacht, haben das Konzept mal vorgestellt, haben so ein bisschen erzählt und dann sind wir auf die super Idee gekommen, hey, wir machen eine Einkaufsgemeinschaft.
Willy:
[45:59] Ja.
Kristin:
[46:00] Ja, also wir vermarkten jetzt schon, also jetzt mal verkürzt gesprochen.
Quentin:
[46:03] Ja, also wir hatten auch den Glück, Also was ganz wichtig ist für solche Projekte, das sagt auch der Gründer von Parkslope in New York, je mehr die Leute verbunden sind mit deren eigenen Supermarkt, je größer die Beziehung und die Verbindung zwischen den Leuten und dem Supermarkt ist, desto höher die Erfolgschancen sind. Und uns war es dann wichtig, dass wir die Leute von Anfang an abholen und dass die von Anfang an das Projekt auf die Beine stellen. Und dass es keine Geschichte von drei Leuten ist, sondern dass wir das als Gemeinschaft aufbauen. Und dann haben wir... unterschiedliche Arbeitsgruppen gestartet. Leute, die sich mit Sortiment beschäftigt haben, mit Kommunikation, also Werbung, mit IT, mit Veranstaltungen, alles Mögliche. Und Ladensuche.
Willy:
[47:05] Ladensuche wurde damals enthalten.
Quentin:
[47:06] Ladensuche auch, genau. Und dann haben sich die Leute regelmäßig getroffen. Wir hatten den großen Glück, dass Corona ziemlich schnell gekommen ist.
Kristin:
[47:16] Wobei wir erst dachten.
Quentin:
[47:17] Dass es uns killen würde. Wir dachten, dass es Pest ist, weil wir konnten keine Werbungsveranstaltungen mehr machen. Aber die Leute hatten nichts mehr anderes zu tun, als sich für solche Projekte zu engagieren. Die konnten nicht mehr in den Sportverein gehen, im Biergarten oder was auch immer. Die hatten nur noch sowas.
Kristin:
[47:36] Wir haben dann so Online-Meetings gemacht und haben uns dann online getroffen.
Willy:
[47:39] Und euer großes Glück war damals, dass ihr den Laden noch nicht hattet. Also der, wo das dann physisch hätte stattfinden müssen doch wieder.
Quentin:
[47:46] Genau.
Willy:
[47:47] Also wirklich zeitlich auch glücklich.
Kristin:
[47:50] Ja, und dann haben wir gesagt, hey, wir könnten jetzt mal anfangen. Also ich hatte früher schon mal eine Einkaufsgemeinschaft, so schon regionale, Produkte zu vermarkten, weil sehen die Leute auch schon, was kriegen sie da? Wir haben den Vorteil, dass wir schon Landwirte kennenlernen können, die wir dann auch in den Laden mitnehmen und so eine kleine Produktpalette machen. Das haben wir dann wirklich in der so klassische Gründerstory-Garage, Also in dem Fall war es eine Durchfeier von unserem Coworking-Space. Mit Bierbänken haben wir das da angefangen und das war cool. Also wir haben einen Online-Shop virtuell gemacht. Also wir hatten nur Mitgliederzugang. Also wir hatten so einen ganz normalen Online-Shop, wo du so einkaufen mit PayPal bezahlen oder Kreditkarte oder wie auch immer konntest, aber eben nur Mitglieder. Und dann haben sie es alle zwei Wochen abgeholt. Du hast dann eine Kiste gekriegt, hast die Leute getroffen.
Willy:
[48:43] Das waren die Anfänge.
Quentin:
[48:44] Ja, genau. Die Idee war auch dabei, dass die Leute erstmal ein bisschen mitbekommen, was können die Preise sein, was kann es für Produkte geben in so einem Laden und auch, dass sie schon anfangen mitzumachen. Die haben selber die Abholungen bei den Produzenten gemacht, die haben selber die Waren verteilt und so und da hat es schon angefangen mit der Mitarbeit.
Willy:
[49:06] Okay, aber war von Anfang an… Park Slope, das Vorbild, das ihr ja gehabt habt, das war ja schon ein Laden. Das ist ja nicht nur quasi eine Einkaufsgemeinschaft, wo man im Sinne einer Food Coop, wo man die Landwirtschaft abfährt und dann quasi das zentral halt zur Abholung bereitstellt, sondern das ist ja ein Vollsortiment, wo es auch Dinge gibt, die nicht aus der Landwirtschaft kommen. War das schon damals schon das Ziel, dort hinzukommen, oder?
Kristin:
[49:31] Ja.
Willy:
[49:32] Aber da muss man halt Zwischenschritte machen.
Quentin:
[49:33] Wir wollten die Leute am Ball halten. Wenn du Wenn du jahrelang sagst, es kommt bald, wir sind auf der Sohne in einem Laden, dann kann es sein, dass nach ein, zwei Jahren die Leute sagen, ja okay, wird eh nichts mehr. Und die Idee mit dieser Einkaufsgemeinschaft war, dass bis der Laden kommt, dass die Leute wirklich so schon, dass schon was gibt quasi und dass es konkret wird. zu schaffen.
Kristin:
[50:02] Ja, also du würdest heute sagen Community-Aufbau, ja?
Willy:
[50:05] Community-Building.
Kristin:
[50:07] Ja, das ist einfach das Essentiellste und das Allerallerwichtigste bei so einem Projekt. Dass du viele Leute findest, die Lust haben, da mitzumachen, die sich da engagieren und die meisten Leute wollen sich ja engagieren, dass sie schon merken, wie ist denn das, macht mir das Spaß, passen mir die Produkte, passen mir die Leute und so und, das war alles darauf hingerichtet und parallel haben wir natürlich einen Laden gesucht.
Quentin:
[50:31] Und die Leute haben sich auch schon getroffen bei diesen Schichten oder Abholungen oder sowas und das war auch Teil dieser Community.
Kristin:
[50:39] Ja, haben sich weiter, also wir mussten ja auch viele auf, wir sind ja von null gestartet und unser Plan war glaube ich 800 bei Eröffnung, oder? Wir waren nur 700, aber der Plan war eigentlich 800 Mitgliedern, die wir dann schon haben, bevor wir diesen Laden überhaupt eröffnen. Wir waren ja bei 700, aber das muss ja irgendwie aufbauen, diese Leute einsammeln. Du brauchst Leute, die das dann weitersagen, weil es echt gut geht, wenn die Leute begeistert sind davon und das weiter. Und das ist natürlich viel besser zu sagen, ey, ich kriege da die super Produkte, als wenn ich jetzt irgendwie, ja, wir treffen uns einmal im Monat zum Bier oder so.
Willy:
[51:16] Also ihr wart operativ schon ein bisschen tätig, habt schon Produkte eingesammelt, in dem Fall direkt in der Landwirtschaft, oder? Das waren halt wirklich nur Lebensmittel, unter Anführungszeichen. Wie schwierig war es denn, ein Geschäftslokal zu finden? Das war der nächste wichtige Schritt dann, oder? Dass man endlich dieses Lokal dann nochmal hat, oder?
Quentin:
[51:34] Also da ist es, glaube ich, wirklich Glück in dem Fall.
Willy:
[51:38] Nochmal Glück. Das ist ja eine Geschichte mit sehr viel Glück.
Quentin:
[51:41] Ja, weil in München also ein Lokal zu finden, entweder findest du ein tolles Lokal, aber unbezahlbar, oder du findest ein günstiger Lokal, aber der ist dann irgendwo in einem Stadtteil, wo nicht so viele Leute wohnen.
Kristin:
[51:57] Also wir hatten genau nur vier Standorte, musst du dazu sagen. Also wir brauchen eine hohe Bevölkerungsdichte für dieses Projekt. Und du hast damals, weiß ich noch, so initiiert und wir hatten, glaube ich, vier Standorte, wo wir in München nur hingehen würden.
Willy:
[52:10] Wo es Sinn macht. Also kurze Wege, viele Menschen.
Quentin:
[52:13] Viele Menschen, das ist ganz wichtig, genau.
Kristin:
[52:14] Und dann haben wir, damals waren die Katja und ich, hab das auch bei Immo-Scout gesehen, also ein Immobilienportal. Und da hatten wir auch Glück, weil damals diese Hausverwaltung da war, die echt nett war und die das cool fand. Weil ich glaube, Edeka wollte den Laden auch haben. Und der Makler aber, der war echt nett, der Makler.
Willy:
[52:33] Wirklich? Edeka wollte das auch? Ja, ja.
Kristin:
[52:35] Und der Makler hat aber gesagt, der Vermieter, nee, die soll lieber uns nehmen, weil die Edeka, also das ist eine Privatvermieterin, die würden die nur drücken irgendwie und bei jedem Scheiß kommen, wenn sie Ruhe haben will, dann soll sie bei uns nehmen.
Willy:
[52:47] Okay. Also du hast quasi den ersten Battle schon einmal gewonnen, oder? Ja, ja. Gegen Edeka. Ein gewissen Stolz sehe ich da jetzt.
Kristin:
[52:58] Nein, aber es war eben eine Verkettung Glückliche Umstände.
Willy:
[53:02] Ne? Ja, ja, total.
Kristin:
[53:03] Und als ich das, was ich noch hier gesehen habe, habe ich gesagt, ja, das ist das Ding irgendwie. Wir hätten vorher noch ein anderes angeguckt, ein bisschen anderen Standort.
Quentin:
[53:10] Aber der Standort wäre nicht so gut gewesen. Der wäre nicht so gut.
Willy:
[53:12] Das ist halt glücklich mit diesem Standort.
Kristin:
[53:13] Also als ich das gesehen habe, habe ich gesagt, ja, das ist es. Das ist hier so wie Prenzlauer Berg in den 90ern. Weißt du, da ist vorher so ein Typ von mir mit so Fukuhila und besoffen und da dachte ich, ja, super. Das sind so die Normalen, weil München ist ja eigentlich sehr reich und sehr schick und so. Aber hier wohnen sehr normale Leute und das sind die Leute, die auch Lust haben, sich für sowas zu engagieren. Wir wollten ja auch normale Leute, wir wollten auch so eine soziale Mischung haben, soweit es in München geht.
Willy:
[53:43] Jetzt kann ich mir vorstellen, so ein Laden kostet Geld. Und wie finanziert man so ein Vorhaben dann auch? Woher kommt in eurem Fall das Geld? Und was kostet es, so einen Laden aufzuspüren? Vor allem das erste Mal, zum ersten Mal.
Quentin:
[54:00] Also durch dieses Genossenschaftsprinzip, also in einer Genossenschaft ist jeder ein Teil des Eigners der Genossenschaft. Das heißt, jeder muss einmalig einen Anteil zeichnen, um Mitglied zu sein und das bringt schon mal ein bisschen Kapital. Und wir haben am Anfang so Banken gesucht, die uns finanzieren, besonders für die Anfangsphase, weil am Anfang musst du den ganzen Umbau machen und da brauchst du mehr Kapital, als was du nur mit deinen Mitgliedern hast. Und wir hatten mit der GLS Bank als allererste gesprochen und die haben unser Konzept von Anfang an als gut gehalten und haben uns getraut auch, dass wir das umsetzen können. Und die haben uns als, sag ich mal, Bedingung für einen Bankdarlehen gegeben, dass wir, ich glaube, das war 300 Mitglieder, glaube ich.
Kristin:
[55:14] Wir sollten ein Drittel der Gesamtinvestitionskosten selber stemmen.
Quentin:
[55:17] Und 200.000 Euro als Eigenkapital haben. Und wenn wir das schaffen, diese Anzahl Mitglieder und dieses Kapital zu schaffen, dann haben sie gesagt, okay, dann kriegt ihr von uns den Darlehen. Weil wir glauben, okay, wenn ihr das so schnell hinbekommt, dann kriegt ihr das auch hin, dass ihr dann langfristig genug Umsatz und sowas und euren Finanzplan quasi erreicht.
Willy:
[55:44] Also ich habe das wirklich, es war, ich habe das Geld, also wir müssen glaube ich drei Begriffe klären oder zumindest zwei. Das eine ist der Begriff der Genossenschaft, das ist ja glaube ich bei Foodcoops, bei vielen, sage ich mal, manche würden sagen Alternativenmodellen etc., die Rechtsform, die ganz, ganz gewählt wird. Also wir haben
Kristin:
[56:04] Auch damals über eine Aktiengesellschaft nachgedacht, irgendwie hätten wir auch cool gefunden, aber wir haben dann gemerkt. Also im Endeffekt bringt eine Aktiengesellschaft jetzt für uns gar nicht so viele Vorteile.
Quentin:
[56:20] Sogar Nachteile?
Kristin:
[56:21] Ja, Nachteile. Das hast du bei der Genossenschaft nachher abhängig von der Größe auch. Hast du auch Vorschriften viele. Das ist der eine Punkt gewesen. Und dann haben wir gemerkt, die Punkte, die uns wichtig waren bei einer Aktiengesellschaft, die konnten wir auch im Genossenschaftsrecht umsetzen, in der Satzung. und dann war es noch so, dass du als Genossenschaft die Möglichkeit hast, dass dir deine Genossen Darlehen geben können. Und wenn du Darlehen sonst aufnimmst, ist es ziemlich schwierig, weil du dann nachher sehr schnell in der Prospekthaftung und in Prospektpflichten drin bist.
Willy:
[56:57] Du musst sehr viel veröffentlichen und kommunizieren.
Kristin:
[56:59] Also richtig, du musst jetzt richtig so eine BaFin-Krempel und so machen. Und da haben wir gesehen, das geht bei der Genossenschaft, die haben so eine Sonderregelung für Genossen, also Mitglieder der Genossenschaft und das ist ja auch ein Teil unserer Finanzierung. Es ist nicht nur die Einlage gewesen der Genossen, also der Genossen.
Willy:
[57:15] Das Eigenkapital quasi.
Kristin:
[57:16] Das Eigenkapital, sondern die haben uns Darlehen gegeben.
Willy:
[57:19] Fremdkapital sozusagen.
Kristin:
[57:20] Fremdkapital von den Genossen selber, die schon Mitglied waren. Und das war auch ein Vorteil, warum wir dann bei der Genossenschaft gelandet sind, was eigentlich ziemlich cool war. Und bei solchen Projekten ist es ist auch vom Image her eine Genossenschaft besser als eine Aktiengesellschaft.
Quentin:
[57:37] Ja, viel.
Willy:
[57:40] Vom Image her?
Quentin:
[57:41] Ja, vom Image, das ist ganz wichtig.
Kristin:
[57:44] Das kennen die Leute und es hat irgendwie so ein bisschen so ein...
Willy:
[57:47] Es hat gleichzeitig sowas Angestaubtes ein bisschen und da steckt auch der Begriff der Genossen und Genossinnen noch drinnen, also ein bisschen so einen leicht kommunistischen Touch hat das Ganze ja auch,
Kristin:
[57:57] Oder? Es gibt das schon viel länger, also es gibt es ja seit weit über 100 Jahren in Deutschland.
Willy:
[58:00] Aber gleichzeitig ist es relativ modern, weil ganz viele moderne Strömungen auch wieder diese, also die Genossenschaften sind eher sehr, sehr alt oder sehr, sehr neu.
Kristin:
[58:07] Die EDEKA zum Beispiel ist auch eine Genossenschaft.
Willy:
[58:10] Okay.
Quentin:
[58:11] Also die GLS ist auch eine Genossenschaft. Es gibt diese ganzen Wohnungsgenossenschaften.
Kristin:
[58:19] Eigentlich eine coole Rechtsform.
Quentin:
[58:21] Genau, solidarische Landwirtschaft sind auch oft Genossenschaften.
Willy:
[58:27] Ich finde ja auch, nicht nur so, was man so tut, sondern auch so diese Rechtsformen relativ spannend, auch wenn es immer recht trocknet. Diskussion zu sein. Aber Genossenschaft heißt, ich als Genosse oder Genossin bin jetzt Eigentümer, was auch immer die Genossenschaft ist. In dem Fall einfach ein Mitmach-Supermarkt, ein Supermarkt.
Kristin:
[58:47] Jeder, der hier oben ist, ist Eigentümer.
Quentin:
[58:50] Eine Aktiengesellschaft ist auch so, aber in einer Aktiengesellschaft, je mehr Anteile du hast, je mehr Aktien du hast, desto höher deine Stimmberechtigung ist. In einer Genossenschaft, egal wie viele Anteile du hast, hast du eine Stimme.
Willy:
[59:07] Genau, und was ich noch gelesen habe bei euch in der Satzung, steht da drinnen, dass die Geschäftsanteile, sprich die Anteile, was ein Genosse haben kann, auf maximal 50 Anteile begrenzt ist. Das heißt, was ist da der Hintergrund? Auch, dass sich da jemand nicht zu mir nicht,
Kristin:
[59:24] Hast du unsere Satzung gelesen. Also es hat gar nichts damit zu tun, dass wir, dass da jemand mehr Stimmrechte hat, weil das geht in der Genossenschaft eh nicht, sondern es hat eher was damit zu tun, dass wir gesagt haben, wir wollen, nicht, dass jemand aus Enthusiasmus, weil so ein Projekt kann auch immer schief gehen, weil er das so toll findet, seine ganze Alterssicherung in sowas reingibt. Und deshalb begrenzen wir das so. Weil wir sagen, wir wollen das Risiko auf viele Leute streuen. Wir wollen nicht welche, die uns wahnsinnig viel Geld geben, weil sie so begeistert sind davon. Das wollen wir nicht, weil es kann ja auch mal schief gehen und die Kohle ist weg.
Willy:
[1:00:05] Dann ist sie weg, aber das hat ja in dem Moment ja gewusst.
Kristin:
[1:00:08] Ja, aber manche sind dann doch, das ist ein bisschen der Schutz. Das ist der Schutz ein bisschen, wo wir sagen, ah, da tragen wir auch Verantwortung für unsere Mitgenossen sozusagen.
Quentin:
[1:00:21] Okay, genau.
Kristin:
[1:00:22] Also es haben ein paar auch überzeichnet und so, wir haben auch so einen Sozialtarif dazu.
Willy:
[1:00:27] Das sind ja fünf Scheine, also die fünf Anteile. Das sind ja das Zehnfache von dem, sagt sie selber, also ich habe es aus der Ersatzung rausgelesen, das heißt, Das heißt, man kann Anteile bei euch kaufen und man muss eine gewisse Menge Anteile kaufen, damit man Mitglied werden kann, oder?
Kristin:
[1:00:41] Genau, fünf musst du kaufen. Oder wir haben diesen Sozialtarif, das war uns auch wichtig. Kannst du das vielleicht erklären?
Quentin:
[1:00:48] Genau, also für Leute, die dann bestimmte Bedingungen erfüllen, also wenn die Geringverdienende sind, dann dürfen die auch nur einen Anteil statt fünf Anteile zu zeichnen, damit jeder da Mitglied werden kann bei uns.
Kristin:
[1:01:12] Genau, die Grenze gilt halt nicht bei uns, du kriegst irgendwie so Bürgergeld, heißt das in Deutschland oder so, sondern wir nehmen die Grenze, wann gelte ich in München als arm.
Willy:
[1:01:25] Das ist ein bisschen mehr.
Quentin:
[1:01:26] Das ist viel mehr. Ja, das ist viel mehr.
Kristin:
[1:01:28] Das ist viel mehr und das gliedert sich dann, lebe ich allein im Haushalt, habe ich irgendwie zu zweit, habe ich Kinder, whatever.
Quentin:
[1:01:35] Ja, beziehungsweise nicht arm, aber es gibt dieses Armutsrisiko-Grenze und das nehmen wir als Basis.
Kristin:
[1:01:42] Das nehmen wir als Basis. Also es ist viel höher als jetzt zum Beispiel, wenn die Bürger Geld bekommen, weil wir sagen, hey, das ist ja jetzt auch nur
Kristin:
[1:01:48] hier eine soziale Veranstaltung.
Quentin:
[1:01:50] Das ist 2000 Euro oder sowas pro, also ich weiß nicht mehr, wie es ist.
Kristin:
[1:02:01] Und daran orientieren wir uns.
Willy:
[1:02:03] Okay, das heißt nochmal ganz wesentlicher Unterschied, also sehr, sehr ähnlich Genossenschaft und Aktiengesellschaft, nur du kannst deine Stimmenmöglichkeiten nicht kumulieren, also nicht anhäufen, mehr Stimme. Jedes Mitglied hat eine Stimme, unabhängig von der Anzahl der Anteile.
Quentin:
[1:02:19] Es gibt auch einen großen Unterschied, die Organen, wie die funktionieren. Es gibt in einer Genossenschaft drei Organen, der Vorstand, der Aufsichtsrat und die Generalversammlung. Und der Wichtigste und der über alles ist, ist die Generalversammlung. Die Generalversammlung in eine Genossenschaft wählt den Aufsichtsrat und der Aufsichtsrat beruft einen Vorstand.
Kristin:
[1:02:51] Naja, aber das ist nicht generell, eigentlich ist es eine Genossenschaft, da muss ich mir ein bisschen das Recht nehmen. Das ist nämlich genau das Ding, was wir uns von der Aktiengesellschaft abgeguckt haben, weil es uns wichtig war. Ich muss mal ein bisschen ausholen, diese Workshops gemacht haben. Haben die gesagt, hey, irgendwie guckt, dass ihr als Vorstand und als Aufsichtsrat unabhängig seid. Das heißt, wir haben es eigentlich so gestrickt, wie eine Aktiengesellschaft. Weil in der Genossenschaft könnte auch auch theoretisch die Generalversammlung, das wäre eine Möglichkeit, das wählen. Wir haben es aber gemacht wie eine Aktiengesellschaft, dass nur der Aufsichtsrat uns berufen kann. Also die Generalversammlung wählt den Aufsichtsrat und der Aufsichtsrat beruft uns, also bestätigt uns als Vorstand.
Willy:
[1:03:33] Und kann man ganz gut abberufen quasi der Aufsichtsrat.
Kristin:
[1:03:35] Und nur der Aufsichtsrat kann uns abberufen. Also du kannst nicht in der Generalversammlung hingehen und sagen, nee, der Quentin, der ist immer doof zu mir irgendwie, dem gehe ich jetzt meine Stimme nicht, das ist durch. Und dadurch... Sind wir sehr unabhängig und wir haben auch den Aufsichtsrat, das war auch ein Tipp von den Leuten, mit denen wir über Genossenschaften gesprochen haben, die sind, also die Martina ist ein Mitglied, aber sie ist eigentlich faktisch nie hier, aber die ist dann im Nachhinein Mitglied geworden sozusagen. zu sagen, die sind alles unabhängige Wirtschaftsexperten, die nicht aus der Community herkommen. Das ist total wichtig. Also wir haben Wirtschaftsprüfer, wir haben einen Bio-Unternehmer drin und wir haben eine, die seit 30 Jahren Marketing in der Biobranche macht. Und das ist super. Das ist wirklich super, weil die uns viele Tipps geben und hier nicht verbandelt sind. Weißt du, denen ist scheißegal, wie die Preise hier sind oder so, sondern die gucken nur von außen auf dieses Unternehmen. nehmen. Okay.
Willy:
[1:04:32] Was ich nicht gelesen habe in der Satzung ist, wer kann den Aufsichtsrat eigentlich entlassen?
Kristin:
[1:04:39] Der endet so lange, weiß ich, gibt's gar nicht.
Quentin:
[1:04:41] Der hat eigentlich die Generalversammlung. Aber die Generalversammlung kann auch in...
Willy:
[1:04:47] Die könnten das.
Kristin:
[1:04:48] Die Generalversammlung.
Quentin:
[1:04:49] Die Generalversammlung ist...
Willy:
[1:04:50] Die ist das Wichtigste.
Quentin:
[1:04:52] Hat alle Mächte quasi.
Kristin:
[1:04:54] Genau. Okay.
Willy:
[1:04:55] Okay. Vielleicht gehen wir dann... Jetzt haben wir so ein bisschen diese Genossenschaft da ein bisschen verstanden, finde ich, was so der Unterschied ist zu klassischen unternehmerischen Rechtsformen, wenn man das so zusammenfassen darf. Was sind jetzt die, was macht jetzt so konkret euer Konzept? Wir sind jetzt bei den Werten, ihr habt ja drei Werte oder drei Hauptwerte, denke ich mal. Was macht jetzt genau so ein Food Hub im Sinne von Park Slope aus? Also was sind da jetzt die Kernelemente? wodurch erkenne ich euch?
Quentin:
[1:05:34] Also wir haben drei Hauptprinzipien, die uns anders machen. Miteigentum, Mitarbeit und Transparenz. Und das ist oft nicht klar, auch für unsere Mitglieder. Also wir merken, wenn unsere Mitglieder den Foodhub an Freunden oder Bekannten oder sowas erklären, die sagen so, ja hier ist bio, ist regional, ist direkt und sowas. Aber das kann eigentlich jeder sagen. Aber es kann nicht jeder sagen, dass der Laden allen Mitgliedern gehört, dass die Kunden quasi bei uns, die Kunden sind gleichzeitig Miteigentümer des Ladens und Mitarbeiter des Ladens. Also Miteigentum dadurch, dass wir eine Genossenschaft sind und dass nur Mitglieder bei uns einkaufen dürfen. Ja, nur mit dir da.
Kristin:
[1:06:25] Also alle, die hier sind, die du heute oben gesehen hast, da ist niemand extern, die sind hier alle verbandelt.
Willy:
[1:06:33] Okay.
Kristin:
[1:06:34] Also du darfst natürlich einen Freund mitnehmen, wenn du deinen Freund mitnimmst oder so, das darfst du schon machen.
Willy:
[1:06:39] Ist das, weil ich habe nämlich
Kristin:
[1:06:40] Sowohl das eigene gehört. Deshalb gibt es diese nette Dame oder netten Herrn vor einem Empfang, der checkt, ob du einkaufen darfst. Also du musst deine Karte scannen, du bist ja so reingekommen, weil du gesagt hast, du hast mit uns einen Termin. Und der checkt, ob du einkaufen darfst.
Willy:
[1:06:53] Achso, weil ich habe nämlich in der Satzung gelesen, da steht da drinnen, dass in 2.4 steht in eurer Satzung, dass die Ausdehnung des Geschäftsbetriebes auf Nichtmitglieder zugelassen ist, theoretisch. Das heißt, ihr habt euch da quasi die Option offen gelassen, dass wenn es einmal größer wird, dass man auch anderen Menschen den Einkauf ermöglichen kann.
Kristin:
[1:07:16] Theoretisch.
Willy:
[1:07:17] Ist jetzt aktuell nicht der Fall.
Quentin:
[1:07:19] Überhaupt nicht. Aktuell muss man nicht nur Mitglied sein, sondern auch mitarbeiten.
Kristin:
[1:07:25] Nur wenn du arbeitest, darfst du einkaufen. Es gibt natürlich 10.000 Ausnahmen für Schwangerschaft, Krankheit, was weiß ich. Also wir haben zum Beispiel auch so ein Modell, Alleinerziehende müssen nur die Hälfte der Arbeitsschichten hier leisten. Und so versuchen wir schon, bestimmte Sachen abzufedern und so. Ich weiß nicht, was denn noch für Ausnahmen. Wir haben x Ausnahmen.
Willy:
[1:07:45] Ab 70.
Kristin:
[1:07:47] Genau.
Quentin:
[1:07:49] Und diese Mitarbeit ist dann, also das heißt erstens, dass wir auch passive Mitglieder haben. Diese Mitglieder arbeiten nicht mit und sagen entweder, tolles Konzept, ich zeichne einen Teil, aber weiß ganz genau, dass ich hier nie einkaufen werde. Oder es gibt auch Leute, die umziehen und die sagen, gut, ich bin jetzt aus München ausgezogen, aber finde das Konzept toll und lasse meine Anteile in der Genossenschaft. Und dadurch entwickelt sich dann quasi so, dass wir immer ein Mitgliederwachstum haben und der Anteil an passiven Mitgliedern, die aber das Konzept toll finden und sagen, ich lasse meine Anteile hier, immer höher wird.
Kristin:
[1:08:40] Ist aber bei allen Ist ganz normal Also in Paris so, in New York so Und.
Willy:
[1:08:46] Das ist auch cool für die, dass die dann nicht einkaufen können Genau,
Quentin:
[1:08:49] Die können halt nicht einkaufen Aber können dann jederzeit wieder einsteigen Und dieses Mitarbeit Ist dann drei Stunden alle vier Wochen
Willy:
[1:08:57] Drei Stunden alle vier Wochen
Quentin:
[1:08:58] Genau, ja Und das ist auch nicht aus unserem Hut rausgekommen, sondern wirklich genau die Arbeitsregeln, die es in Park Slope gibt in New York und in Paris.
Willy:
[1:09:10] Das sind Erfahrungswerte auch, wo man sagt, das ist die Grenze.
Kristin:
[1:09:13] Ja, das war ganz cool. Wir hatten auch da mal so eine Liste, ich weiß nicht, ob der Tom das gemacht hat oder die New York. Die haben gesagt, was macht solche Koops erfolgreich? reich irgendwie. Also da gab es so eine, die haben schon so ein Manual gemacht irgendwie, also so ein bisschen so Richtlinien für das, mit was haben wir gute Erfahrungen gemacht, was ist eigentlich doof oder was solltet ihr unbedingt machen, was solltet ihr versuchen zu vermeiden oder so. Das haben die uns natürlich auch alles zur Verfügung gestellt irgendwie.
Willy:
[1:09:42] Was kann Mitarbeit sein? Ist das wirklich Mitarbeit im Laden oder ist das auch keine Ahnung, Marketing, Social Media, Buchhaltung, Verbrechungswesen?
Kristin:
[1:09:52] Alles. Der Hauptding ist im Laden. Also das Hauptding ist im Laden, würde ich sagen.
Quentin:
[1:09:57] Das ist bestimmt über 90 Prozent.
Kristin:
[1:10:00] Aber wir haben Leute, die hier in der Buchhaltung arbeiten, im Mitgliederbüro, das sind hier diese beiden Arbeitsplätze. IT-Truppe haben wir auf Abruf.
Quentin:
[1:10:10] Events.
Kristin:
[1:10:11] Social Media. Kommunikation. Leute, die uns die Newsletter schreiben.
Willy:
[1:10:17] Ihr macht euch alles selbst eigentlich. Gehört euch selbst. Ihr macht das auch. Das ist super.
Kristin:
[1:10:22] Wir sind ja jetzt knapp 2400 Leute, oder?
Quentin:
[1:10:29] 2200, ja, sowas.
Kristin:
[1:10:30] Nee, nee, wir reden schon Richtung 2400.
Quentin:
[1:10:33] Ja, aber das ist die Milliardennummer.
Kristin:
[1:10:34] Ja, ja, okay.
Willy:
[1:10:36] Schau, schau, schau, wie man es zählt.
Kristin:
[1:10:38] Ja, ich komme halt aus dem Marketing. Vertrieben, vertrieben.
Willy:
[1:10:42] Ganz klassisch, ganz klassisch.
Kristin:
[1:10:43] Ja, das ist super, weil wir haben so viel, also wir haben wirklich für alles Kompetenzen. Wenn du einen Arzt suchst, findest du hier jemanden. Das ist mir so gegangen. Wenn du jemanden suchst, wir haben also Handwerker, Steuerberater. Wir haben zum Beispiel einen, der Martin, der kommt immer. Das ist so mein Paradebeispiel. der war Elektroingenieur, ist der bei Siemens gewesen, das ist jetzt eine Rente, der darf Strom.
Willy:
[1:11:08] Der darf Strom.
Kristin:
[1:11:10] Der macht uns hier so die ganzen Sachen, wenn irgendwo was aus, das ist super. Oder wir haben, Leute, Handwerker, der Tobi war neulich da, der so Gas-Wasser-Installateur, der in heute Zeiten Gold wird, der ist hier Mitglied und dann können wir ihn mal schnell fragen und so und der hilft dann auch mal. Also das zahlen wir natürlich, aber wir kriegen da viel mehr ein. Also eine echte Spätselwirtschaft sozusagen.
Willy:
[1:11:38] Super, oder? Mein Lieblingsspruch dafür ist immer, das Leben ist so teuer wie die Leute, die du nicht kennst. Genau. Da haben wir uns echt gedacht.
Kristin:
[1:11:48] Und das ist super. Das ist echt, wenn du dich mal mit den Leuten unterhältst, was sie sonst im normalen Leben machen außerhalb hier. Es ist echt cool.
Willy:
[1:11:57] Aber wie, jetzt sagst du 2400. 2400 aktive Mitglieder.
Kristin:
[1:12:03] Aktive sind es ein bisschen weniger.
Willy:
[1:12:04] Aber wie organisiert man die? Die muss man mal unter den Hut bringen. Gibt es da dann eine Obergrenze, wo man sagt, okay, der Markt hier
Willy:
[1:12:13] hat eine Obergrenze von 5.000 Mitgliedern, von denen 4.000 regelmäßig kommen. Da kann dann irgendwann einmal nicht jeder drei Stunden alle vier Wochen arbeiten, weil da müssen wir einen Zeitenmarkt machen.
Kristin:
[1:12:23] Da fallen noch ganz viele Sachen ein. Wir können zum Beispiel Lieferservice machen. Wir können ganz viele unterschiedliche Sachen machen, oder?
Quentin:
[1:12:30] Also die Grenze am Ende wird dann sein, wenn die Schlange an der Kasse so lang ist, dass die Leute dann keinen Bock haben, mehr anzustehen. Also in New York, in Park Slope, ist es tatsächlich so, die haben einen kleinen Laden und die sind mit der Zeit gewachsen, die haben über 15.000 Mitglieder und es ist dann einfach so voll der Laden, die machen so viel Umsatz, dass die einfach teilweise dreiviertel Stunde Schlange haben.
Kristin:
[1:13:02] Dafür haben sie eine eigene Zeitung.
Quentin:
[1:13:03] Genau, die haben eine eigene Zeitung.
Willy:
[1:13:05] Die Zeitung gibt es wegen der Schlange.
Quentin:
[1:13:07] Ja, die Zeitung heißt The Q. Die Zeitung heißt Linewaiters Gazette. Und das wird dann quasi irgendwo die Grenze sein, wenn die Leute uns fragen, wie viele Mitglieder könnt ihr haben? Ja, so viel, wie die dann Lust haben, hier an der Kasse zu stehen.
Willy:
[1:13:24] Aber warum macht ihr da nicht einen zweiten Marktaf?
Kristin:
[1:13:27] Das machen wir dann vielleicht auch. Überlegen wir uns.
Willy:
[1:13:30] Oder ist da so eine Wachstumsskepsis auch drinnen? Oder Park Slope? Warum macht Park Slope bei so vielen Mitgliedern nicht und Zweiten.
Kristin:
[1:13:37] Ich will da mal hinfahren irgendwann.
Quentin:
[1:13:39] Die haben tatsächlich letztes Jahr in der Generalversammlung entschlossen, eine zweite Filiale zu suchen. Jetzt 20 Jahre später. 50.
Kristin:
[1:13:53] Aber in New York, denen gehört das Gebäude mittlerweile. Weil die so viel Geld verdient haben.
Quentin:
[1:13:58] Also die machen achtmal so viel Umsatz wie einen normalen Supermarkt. Auch für die gleiche Verkaufsfläche.
Willy:
[1:14:06] Haben in 50 Jahren oder seit sie die Gewinnschwelle deutlich überschritten haben, trotzdem darauf verzichtet, also klassisch zu wachsen.
Quentin:
[1:14:15] Ich glaube, da gibt es kommt glaube ich sehr an den Leuten, weil zum Beispiel Hansalim hat im ganz kompletten Gegenteil eine krasse Wachstum gehabt und die haben jetzt
Quentin:
[1:14:31] Über 100.000 Familien als Kunden und 2.000 Bauern, die nur für deren Genossenschaft produzieren. 2.000 Bauern in ganz Südkorea. Und das ist dann dort einfach schnell gewachsen. und Parkslope hat, ich glaube, das ist wahrscheinlich auch der Management, der gesagt hat, nee, wir müssen nicht. Wenn andere Leute das machen wollen, sollen sie das auch machen. Und es ist genauso auch, zum Beispiel in Europa hat es sich so entwickelt, dass jede Stadt sein eigenes Team und eigenes Projekt hat. Es ist nicht so, dass der Tom Booth gesagt hat, okay, ich mache jetzt Paris und morgen mache ich Lyon und dann Marseille. Nee, der hat gesagt, ich unterstütze Leute, die das gleiche machen wollen, aber aber jeder Laden ist halt ein Einzelprojekt und die Leute müssen verbunden sein mit dem Projekt. Das haben wir am Anfang erwähnt. Wir sind kein Starbucks, wo wir sagen, okay, morgen öffnet hier eine Filiale, ihr dürft jetzt kommen. Nee, das ist hier euer Laden, unser Laden und der macht erst auf, wann die Gemeinschaft das aufgebaut hat.
Willy:
[1:15:46] Community Building before Laden Building.
Kristin:
[1:15:48] Ja, genau. Das ist ganz wichtig, halte ich für das Allerwichtigste.
Quentin:
[1:15:52] Und deswegen ist es jetzt so, Wir fangen an, in München ein bisschen darüber zu kommunizieren, dass wir eventuell einen Laden in Schwabing, also in einem anderen Stadtteil in München, aufmachen können und fragen die Leute, macht ihr mit? mit. Und wenn wir sehen, dass ziemlich schnell viele Leute sagen, boah geil, ich warte drauf seit drei Jahren, ich mache mit. Dann, wenn wir genug Leute haben, dann sagen wir, okay, dann fangen wir an mit der Ladensuche.
Willy:
[1:16:25] Aber darf ich da jetzt so reinfragen, weil mir kommt jetzt so dieser Gedanke, so Community muss ja auch reifen, oder? Weil ganz oft ist es ja, und da nehme ich mich überhaupt nicht aus, am Anfang sehr euphorisch. Ja, drei Stunden Mitarbeiten, bla, und dann so nach einem Monat oder nach zwei Monaten dann kommst du drauf und da interessiert man eigentlich gar nicht. Die Lebensmittel gefallen mir und die Idee finde ich auch gut, aber eigentlich habe ich überhaupt keinen Bock auf Mitarbeiten. Und die Euphorie verfliegt. Vielleicht von den 100 Menschen 10 über und die sind dann zu wenig. Wie lang muss so eine Community vorgebildet werden, dass du quasi auf Basis dieser gereiften Community dann auch einen Laden draufsetzen kannst? Weil wenn du zu schnell einen Laden hinbaust, kann es sein, dass dir die Community wegbricht, oder? Also jetzt vom Gedanken.
Kristin:
[1:17:08] Ja, aber ich glaube, wenn du das da hast und das dass so in der Nähe ist und genug Leute drumherum sind, die ein Potenzial dafür haben. Deshalb ist auch Schwabing für uns interessant. glaube ich, kommen schon viele dazu, weil es spricht sich rum und das, also das, was wir haben, ist ja nicht nur ein Supermarkt, ja.
Willy:
[1:17:27] Oh, oh, jetzt kommt die ethische Breite.
Kristin:
[1:17:32] Ja, ich dachte, ich bin mal eingeladen, ja, also wenn man es ganz krass macht, ja, ich habe mal einen Vortrag gehalten für so vor Immobilienfirmen, da soll es eigentlich um Nachhaltigkeit gehen und dann dachte ich mir, oh nee, ich habe nicht schon wieder Bock, über Nachhaltigkeit zu reden, weil das ist, das ist überall. und habe dann über unseren Supermarkt als soziale Plastik nach Beuys geredet, weil er erfüllt alle Kriterien dafür. Und das zeigt es auch ein bisschen. Weil wenn du dir anguckst, diese Schichten, das ist sehr unterschiedlich. Aber wir haben Schichten, die gehen jeden Morgen. Also ich habe jetzt gerade Frühdienst, ich habe immer zwei Schichten, die gehen jeden Morgen. Also ich fange hier um sechs Uhr an und danach gehen die erstmal alle zusammen Kaffee trinken. Also die haben das so wie ihr Stammtisch, bloß dass sie vorher ein bisschen arbeiten. Oder manche kochen zusammen oder wir haben ganz viele Events, die werden teilweise durch den Verein, weil das war unser Vehikel sozusagen.
Kristin:
[1:18:25] Den wir am Anfang hatten, weil wir brauchten irgendeine Rechtsform mit dem, ja, um auch versicherungstechnisch und so bestimmte Sachen zu machen, ja, und die machen 100.000 Veranstaltungen dazu, ja, da kannst du vom Gemüse fermentieren bis zum Schafkopf, da ist irgendwie gefühlt alles dabei, ja, also machen und das, Und deshalb sage ich, unser Unternehmen hat einen wahnsinnigen sozialen Aspekt hier in dieser Umgebung, weil das ist eigentlich ein bisschen wie ein Dorfladen. Wo jeder reinkommt, alle kennen sich, quatschen miteinander, arbeiten miteinander, trinken. Manche kommen ja auch nie mal unter der Woche zum Kaffee trinken. Und das ist was anderes. Das erfüllt in der modernen Großstadt dieses Bedürfnis nach Gemeinschaft.
Quentin:
[1:19:16] Manche Leute kommen tatsächlich täglich halbe Stunde zum Kaffee trinken und setzen sich hin und sind froh.
Kristin:
[1:19:22] Mitglieder, nur Mitglieder.
Quentin:
[1:19:23] Und sind froh, einfach Teil von dieser Gemeinschaft zu sein. Dieses Zugehörigkeitsgefühl ist auch.
Willy:
[1:19:28] Und den Raum habt ihr auch, dass ihr da jetzt irgendwo einfach Kaffee trinkt.
Kristin:
[1:19:31] Ja, da vorne halt, im Kaffeebereich, da hocken die da und die Schichten, heute war wieder eine Schicht da, weißt du, da ist eine jetzt, die machen was, die ist erkrankt irgendwie. Ein Mitglied aus der Schicht, ja, den kümmern sich die anderen darum. Das ist so ein bisschen wie so auf dem Dorf. Kann auch nerven, ja, auf dem Dorf nervt es auch manchmal.
Willy:
[1:19:49] Genau, es hat ja nicht alles immer nur dieses, ja.
Kristin:
[1:19:51] Aber dafür hast du ja dann noch dein anderes Drumherum. Und das ist so ein bisschen, und aus diesen Sachen, weil du vorhin gefragt hast, wie macht ihr das nachher mit so vielen Leuten, die arbeiten? Du findest ja 10.000 Sachen. Also ich weiß, in New York haben die so Sachen wie, so HR-Menschen beraten Leute, die gerade irgendwie von Arbeitslosigkeit bedroht sind, für Bewerbungsprozesse und machen so Tricks. Und das rechnen die ab als Schicht für den Supermarkt. Also deshalb kannst du das unendlich spinnen.
Willy:
[1:20:21] Ein kritischer Gedanke dazu ist ja, wie verhindere ich denn, ich habe immer so ab, ich habe mir die Doku ja angeschaut, FoodCorp, FoodCorp, oder? Und dann hat es angefangen, dass die Leute dann so ein bisschen anrempeln und dann hat es auf einmal Regeln gegeben, so ein Regelwerk. Wie verhindert man denn, dass das mit zunehmendem Wachstum, mit zunehmenden Menschen, dass irgendwann dieses ist es, wir müssen das jetzt wieder regeln. Also dass dann anfängt, es gibt eine Regel für das, es gibt eine Regel für das, es gibt eine Regel für das und auf einmal wird das wieder so eng. Im schlimmsten Sinne des Kommunismus wird das für alles geregelt und es gibt keine Freiheit mehr. Also wie bewahrt man denn im Endeffekt in so einem gemeinschaftlichen Konzept auch die Freiheit, sodass es nicht so eng wird dann von den Regeln? Wisst ihr, was ich meine?
Kristin:
[1:21:13] Es ist ein Balanceakt.
Quentin:
[1:21:15] Ich glaube, das hat viel mit der Größe zu tun. Also zum Beispiel, die sind in Paxlob oder in Paris für viele Sachen viel strenger wie wir, weil sie einfach viel größer sind. Und bei uns ist es erstmal so, wir müssen es erstmal schaffen, schwarze Zahlen zu erreichen und eine groß genuge Gemeinschaft zu haben. Und dann, wenn wir wirklich merken, dass manche Probleme dann wirklich zu zu stark sind, dann vielleicht brauchen wir neue Regeln definieren. Aber aktuell ist es so, wir haben die Grundregeln übernommen, die es in Paris und in New York gibt für die Mitarbeit. Und dann haben wir das auch mit der Zeit selber entwickelt, zum Beispiel mit diesem Alleinerziehenden-Modell oder sowas. Das haben wir auch selber quasi so in der Zeit entwickelt, weil wir da Bedarf gesehen haben.
Kristin:
[1:22:09] Ja, und ich meine, man muss sich Regeln noch mal kritisch hinterfragen. Wir sind auch jetzt unterschiedlich. Du willst manchmal mehr regeln, als ich habe. Ich bin so anders. Ja, jeder verändert sich. Ich weiß nicht, wie Quentin in 20 Jahren bist, wie du es dann siehst. Vielleicht ist es dann auch irgendwie. Und das Wichtige ist ja so aus meinem Verständnis, aber ich habe vorher auch Teams geführt, ist, dass ja alle in die gleiche Richtung laufen.
Willy:
[1:22:37] Aber wie ist die Frage?
Kristin:
[1:22:38] Ob sie so laufen oder so, oder so, ist mir scheißegal. Hauptsache, wir kommen da alle an. Und das ist, glaube ich, ist das Ding auch so ein bisschen... Weil ich kann Leute auch mit zu vielen Regeln gängeln. Und das ist, glaube ich, auch ein wichtiger Punkt, warum das bei uns relativ erfolgreich ist. Wir machen den Leuten keine Vorschriften. Wir haben natürlich den Input von den Mitgliedern, die sagen, wir sollten nur noch regionales Gemüse haben. Wir sollten nur noch dieses haben. Wieso haben wir eigentlich Avocados? Das ist mir aber scheißegal. Mir ist auch scheißegal, ob jemand mit einem Porsche herfährt oder mit seinem Lastenfahrrad. Er kriegt dir ein Angebot. Und natürlich finde ich es persönlich, habe ich eine bestimmte Haltung dazu, ob ich es gut finde oder nicht. Aber ich sage niemandem, wie er es machen muss. Und das ist, glaube ich, auch wichtig, dass sich viele in so einer Gemeinschaft wohlfühlen können. Also du hast so Randregeln, so Leitplanken, die eingehalten werden müssen. Jemand, der nicht arbeitet, kauft hier nicht ein. Er muss eine sehr gute Begründung dazu haben, dass er weiter einkaufen kann.
Willy:
[1:23:44] Darf ich da kurz einhaken? Weil das war auch in der Doku, es ist ja im Prinzip durch die Regel der Exklusivität oder der Mitarbeit, du kannst einkaufen, wenn du mitarbeitest. Es gibt ja Innen und Außen, es gibt eine Gemeinschaft, zu der du gehörst und eine Nicht-Gemeinschaft, zu der die draußen sind, die halt nicht einkaufen dürfen. Ich habe jetzt im Kopf immer so ein bisschen gehabt, wie ich die Doku gesehen habe, du kennst ja die Welle, den Film dort, wo sich quasi so im Extrem natürlich jetzt dargestellt, wo sich einfach die in der Gemeinschaft formieren, weil sie zu etwas Besonderem gehören. Und wie hindert man denn so einen Abschluss nach außen und bewahrt dauerhaft auch gleichzeitig bei Exklusivität auch die Offenheit? Damit man nicht in so einen Wir-sind-jetzt-wir-Gedanken reinkommt. Wisst ihr, was ich meine? Das ist so ein bisschen die Gefahr, glaube ich, auch von so...
Kristin:
[1:24:33] Ja, aber dazu sind wir zu divers. Also wir haben so alles. Wir haben wirklich jemand. Wir haben jemand, der... Und das ist ja auch die große Stärke, finde ich, von diesem Projekt. Wir haben jemanden, der wirklich vielleicht Grundsicherung bekommt. Also bis zum Chefarzt. Jemand, der, weiß ich nicht, Probleme hat, seine U-Bahn-Karte zu bezahlen, bis jemand, der im Porsche ankommt, oder im Tesla, habe ich auch schon erlebt. Und das ist alles, das ist erstmal sehr divers. Wir sind nicht homogen als Master, sondern wir versuchen auch möglichst breit aufgestellt zu sein. Wir haben bestimmte Gruppen, die wir nicht erreichen, zum Beispiel Leute mit Migrationserfahrung, die in der ersten Generation hier sind, die gehen in ihren eigenen Community-Läden einkaufen. Ja, jemand, wir hatten mal eine Praktikantin aus dem, wo war die, Kongo oder so, ja, glaube ich, die wurde niemals in diesen Supermarkt, weil die geht dahin, wo sie die Lebensmittel findet, die sie kennt.
Willy:
[1:25:30] Soziale Praktik.
Quentin:
[1:25:31] Ja, genau.
Kristin:
[1:25:32] Ist so, ja, kann ich jetzt auch nicht akut ändern, ja, aber wir sind ja offen für jeden. Also A, kann jeder uns dauerhaft besuchen kommen, ja, B, kann er jederzeit Mitglied werden, ja, er muss ja nicht.
Willy:
[1:25:45] Auf Besuch bin ich schon, ne?
Kristin:
[1:25:46] Ja, auf Besuch bist du schon, jederzeit Mitglied werden und du kannst, also ich glaube das und wir bieten zum Beispiel auch viele Veranstaltungen, gerade das betreut der Quentin viel mit dem Verein zusammen, die auch offen sind für Nichtmitglieder.
Willy:
[1:26:02] Also Diversität oder Pluralität hilft, um diese Konformitätsfallen, die da stehen, auch ein bisschen zu...
Kristin:
[1:26:08] Ja, und ich finde auch, dass wir so ein bisschen so, auch das ja so exklusiv halten, weil die Leute, die hier sind und arbeiten, die geben, das sagt dieser eine Gründer auch im Parkslope-Film, das Wertvollste und es stimmt, was sie haben, nämlich Zeit für dieses Projekt. Und das erwarte ich auch von allen Leuten, die hier mitmachen wollen. Dass sie bereit sind, Kann immer 10.000 Gründe geben, warum es nicht ist, weil wir auch viele Leute sehen, die krank sind oder wie auch immer. Warum es nicht geht gerade, aber ansonsten erwarten wir, dass sie etwas von sich geben.
Willy:
[1:26:45] Das war ja auch das, wo ich so einen Aha-Moment gehabt habe bei dieser Doku, weil zu dem Thema Mitarbeit kann man sich ja aus meiner Sicht unterschiedlich nähern. Nämlich auf der einen Seite der idealistische oder ideologische Zugang, du musst etwas beitragen als Mensch mit deiner Zeit, wenn du da mitarbeiten willst. Aber er im Film hat es ja dann so erklärt, jetzt sind sie nebeneinander gesessen wie die zwei Muppets, die zwei Männer da, wirklich lustig. Und dann hat er gesagt, sie haben am Anfang nicht gewusst, dass der größte Kostenfaktor, vielleicht kommen wir auf das noch, Faktor Arbeit ist im Lebensmitteleinzelhandel und dass sie einfach über dieses Mitarbeitendenkonzept diesen großen Kostenfaktor minimieren und das ist ja ein absolut wirtschaftlicher Grund, warum man quasi Mitarbeit als Prinzip einführt. Da habe ich mich gefragt, was war die Intention? Das ist jetzt keine Antwort, die ich gebe, sondern quasi die Einleitung zu einer Frage. War die Intention Mieterweit als idealistisches Element oder als eher wirtschaftliches Element, um quasi die Preise zu ermöglichen?
Kristin:
[1:27:58] Beides ist es.
Quentin:
[1:27:59] Ja, ich glaube, es ist echt beides. Also das eine Teil für das Gemeinschaftsaspekt, also mehr Gemeinschaft in der Stadt und das andere ist, klar, durch dieses Mitarbeit kommen dann günstigere Preise und das ist dann ein großer Vorteil. Ja, und genau, also es ist echt beides zusammen.
Kristin:
[1:28:22] Aber die Leute verbinden, also der wirtschaftliche Aspekt ganz klar, also wir können nicht diese Preise haben, wenn die Leute nicht mitarbeiten würden, das ist einfach so, Fakt, ja, wirtschaftlich. Aber das andere ist, die Leute verbinden sich mit diesem Projekt. Weißt du, wenn ich jede Woche, also einmal im Monat meine Stammkneipe gehe, so ähnlich kannst du dir das ja vorstellen. Es gibt ja auch solche Projekte. Also ich kenne ein Projekt in Bremen, genau dasselbe Modell. Funktioniert als Kneipe.
Quentin:
[1:28:50] Restaurants.
Kristin:
[1:28:50] Also Restaurants. Und die Leute verbinden sich. Die finden das dann cool. Das ist ihr Ding. Sie gehen dahin. Sie leisten ihren Anteil. Und es ist auch so, das haben wir auch mal Diskussionen im Team und so, ja, wieso, die müssen alle richtig arbeiten und so, ja.
Kristin:
[1:29:07] Ich versuche denen auch immer zu sagen, hey, irgendwie, ich glaube daran, dass die Leute, wenn die hierher kommen, in der Regel das geben, was sie gerade geben können, ja, und das kann mal mehr und das kann mal weniger sein, ja, kennt ja jeder, jeder hat mal einen scheiß Tag, weil er sich vorher mit seinem Partner gestritten hat oder, die Eltern krank geworden sind oder das Kind irgendwie Fieber hat oder whatever, ja, und deshalb, wir zeigen auch so ein anderes, Arbeitsmodell, ja, weil es geht ja nicht darum, so zu performen und seine Leistung, sondern die Sachen zu machen, fertig, ja, und auch ein bisschen auszugleichen, ja, also wir haben ja auch zum Beispiel Leute hier, die, ein Handicap haben, ja, und beeinträchtigt sind, ja, die kommen teilweise mit ihrem Betreuer her und machen die, und für die ist das total wichtig, weil die sonst gar keinen Zugang zu normaler Arbeit mehr haben, weil die nirgendwo eine Stelle finden, wo sie das machen können. Das ist super für die. Und die haben ja Spaß und das ist aber auch für unsere Mitglieder, also die anderen, die in der Schicht da gerade arbeiten, auch total wichtig, weil vielleicht würden sie nie mit jemandem in Kontakt kommen, der so ein Handicap hatte im normalen Leben, in ihrer normalen Arbeitswelt. Und das schafft dann auf der anderen Seite auch wieder eine Verbindung und auch ein Verständnis. Weil der super nett ist eigentlich und Und ja, baut Vorurteile ab und so.
Willy:
[1:30:31] Ich finde es super, ich habe mir das vorher schon oft, deswegen habe ich mir jetzt das Stricken wieder eingekreiselt, weil ich habe ja auf eurer Seite gefunden, Aktivitäten, da war unter anderem Stricken und so angeführt. geht jetzt im kern ist es ist es geht es um lebensmittel am supermarkt um alternative quasi zu den bestehenden supermärkten mit sozialen nebenwirkungen soll jetzt einmal positiven sozialen nebenwirkungen oder ist es von haus aus soziales projekt in dem es auch lebensmittel gibt so von der
Quentin:
[1:31:05] Reihenfolge also ich würde sagen ich glaube von uns war das schon lebensmittel im kern aber wenn du die unsere mitglieder fragst dann also unterschiedliche fragen weil manche sind tatsächlich hauptsächlich für die für die lebensmittel aber manche sind hauptsächlich für die gemeinschaft und diese zugehörigkeit gefühlt also das hängt sehr von den menschen ab warum sie mitglied sind manche ist es einfach aus idealistische gründe weil sie sagen, so ein bisschen so antikapitalistisches Modell will ich unterstützen. Manche ist es wegen den Preisen, manche ist es wegen den Produkten und Und manche ist es wegen der Gemeinschaft.
Kristin:
[1:31:53] Also von unserer Seite würde ich sagen, ist es ganz klar Supermarkt. Also von unserer Initiative. Aber diese ganzen Veranstaltungen, die du da aufgezählt hast, das kommt ja nicht von uns. Wir sagen jetzt nicht, wir müssen noch einen Strickkreis gründen. Sondern das kommt von den Mitgliedern. Die sagen, ich habe da Bock drauf, ich mache das jetzt. Oder ich mache jetzt einen Brotbackguss. Oder ich lerne jetzt sechs andere Mitglieder ein und koche für die.
Willy:
[1:32:21] Wir können ja gemeinsam laufen gehen oder sonst irgendwas.
Kristin:
[1:32:24] Genau, Lauftreffen.
Willy:
[1:32:25] Aber ist es im Rahmen dann der Genossenschaft und wirkt sie da auch mit? Oder finden sich diese Menschen zu diesen Interessen halt im Rahmen der Genossenschaft und machen das dann halt? Oder seid ihr da mit, keine Ahnung, mit Kapital oder sonst irgendwas drinnen? Oder findet man es?
Kristin:
[1:32:41] Nein. Nein, das macht jeder, wie er Bock hat. hat und wenn es keiner Bock hat, also wenn alle, wenn wir nachher irgendwie so ein Ding haben, alle ange... also ist alles möglich. Das muss sich halt jemand finden, der es so Lust hat, der das organisiert, weil das machen wir nicht, ja.
Quentin:
[1:32:56] Also... Wir ermöglichen das.
Kristin:
[1:32:57] Wir ermöglichen das.
Willy:
[1:32:58] Wodurch?
Quentin:
[1:32:59] Wodurch? Dadurch, dass zum Beispiel wer eine sagt, okay, ich möchte jetzt so eine Wandergruppe machen, ja. Dann sagen wir, okay, dann kannst du Veranstaltungen auf unserer Webseite online stellen oder du kannst in unserer WhatsApp-Community zum Beispiel so eine Gruppe, eine Wandergruppe machen oder sowas, damit du Leute innerhalb unserer Community findest, die die gleiche Interesse hast.
Willy:
[1:33:24] Also ihr investiert das nicht und sagt, ich gebe euch jetzt so und so viel Euro, dass ihr das machen könnt, sondern ihr bietet einfach die Möglichkeit, auf Basis der Mitglieder, die eh schon da sind, durch Plattformen, Vernetzungsmöglichkeiten, dass sich diese Menschen auch für Interessen abseits des Lebensmitteleinkaufs und den Kerntätigkeiten finden.
Quentin:
[1:33:42] Genau.
Willy:
[1:33:43] Ah, okay. Das findest du, jetzt sag ich mal, ohne jetzt irgendwie dem LEH nahezutreten, das macht jetzt natürlich ein klassischer Supermarkt nicht.
Kristin:
[1:33:51] Ja, manche haben ja so schwarze Bretter, weißt du, da ist es ja auch so.
Willy:
[1:33:55] Ja, stimmt.
Kristin:
[1:33:55] So ähnlich ist es ja auch.
Willy:
[1:33:56] Ja, eher so verkaufen und suchen. Kletterpartner oder sonst was.
Kristin:
[1:34:01] Ja, ja, sowas.
Willy:
[1:34:01] Also ihr habt quasi dieses schwarze Brett, was es teilweise gibt, wird tatsächlich, du hast recht, beim Supermarkt, beim Ausgang, habt ihr es genommen und habt es einfach viel, viel größer und bunter gemacht. Ja, genau.
Kristin:
[1:34:13] Und das hängt viel ab, was die Mitglieder machen, weil das könnten wir gar nicht machen, weil das wäre zu zeitaufwendig und zu kräftezehrend. Und wir machen nur bei Sachen mit, wo wir selber privat Lust drauf haben.
Quentin:
[1:34:28] Käseverkostung und so weiter.
Willy:
[1:34:29] Käseverkostung oder … Du bist sicher der Leiter der hiesigen Käsegruppe,
Kristin:
[1:34:32] Oder? Ja, ja, genau. Man muss jetzt auch sagen, wir haben auch viele Franzosen hier mittlerweile. Die kommen alle wegen dir. Nein, die kommen wegen dem Käse.
Quentin:
[1:34:44] Die kommen wegen dem Käse, ja? Nein, nicht ganz. Aber auf jeden Fall, die bleiben wegen dem Käse.
Willy:
[1:34:53] Habt ihr wirklich so ein Käse aus?
Kristin:
[1:34:55] Ja, klar.
Quentin:
[1:34:55] Französische Käse. Beste in München oder in Deutschland.
Willy:
[1:34:59] Franzose sogar in Schwermen. Jetzt muss ich wirklich schauen gehen. Ja.
Quentin:
[1:35:02] Okay.
Willy:
[1:35:03] Ich habe es nicht vergessen, ich passe ein bisschen auf beim Reden. Wir waren beim Miteigentum, wir waren bei der Mitarbeit, sind jetzt quasi sehr breit mit Wirkung, hast du ja gesagt, soziale Praktik. Also es steht sehr viel abstrakt eigentlich, es steht sehr, sehr viel drinnen im Konzept. Meine Frage ist jetzt, was ist eure Kritik an den klassischen Supermärkten? Also warum glaubt ihr, dass klassische Supermärkte das nicht abbilden können oder was machen sie falsch aus eurer Sicht? Ist vielleicht dann die Überleitung auch ein bisschen zum dritten Prinzip der Transparenz? Maybe oder maybe not, werden wir sehen.
Quentin:
[1:35:43] Was der herkömmliche Lebensmittelhandel alles falsch macht. Ja oder nicht zucken.
Willy:
[1:35:53] Was macht ihr besser? als...
Quentin:
[1:35:55] Also das eine ist wirklich ein ganz großes Thema, sind Preise. Ja. Wenn der... große Lebensmittelkette sagt, okay, nächstes Jahr kaufe ich eure Kartoffeln für 80 Cent und das Jahr danach für 78 Cent. Take it or leave it. Was sollen die Produzenten machen? Und das ist halt echt ein Riesenthema. Bei uns funktioniert es ganz anders. Die Produzenten sind selber für deren Preise verantwortlich, weil die wissen, wir haben einen einheitlichen Aufschlag bei uns für alle Produkte.
Willy:
[1:36:39] 30 Prozent.
Quentin:
[1:36:40] Genau, das verstehen wir mit Transparenz. Und dann, wenn es verkauft wird, dann war das ein guter Preis für die Konsumenten, sage ich mal. Und wenn nicht, dann war das halt kein guter Preis für die Leute. Aber wir geben nicht vor, was, für welchen Preis wir die Produkte einkaufen wollen, sondern das sagen uns unsere unsere Produzenten, was die brauchen. Und das sagen uns auch manchmal unsere Produzenten, ja, wir haben die Möglichkeit, eure Produkte entweder direkt zu beziehen oder über Großhandel, was ist euch lieber? Und dann entscheiden sie, okay, je nachdem, wie die Logistik für sie ist, dann manche sagen lieber direkt, weil die mehr daraus bekommen, aber auch an diesem Mehraufwand. Oder manche sagen, nee, lieber über Großhandel.
Willy:
[1:37:32] Also ihr bezieht ihre Produkte dann über den Großhandel?
Quentin:
[1:37:35] Genau, weil um ein Vollsortiment anbieten zu können, müssen wir über den Großhandel beziehen.
Willy:
[1:37:46] Warum 30%?
Quentin:
[1:37:48] Und das war halt so unsere Grundkalkulation. Ich meine, am Anfang, um den Darlehen zu bekommen, um die Genossenschaft gründen zu können, haben wir einen Businessplan gemacht, geschätzt, okay, wie viel werden die Mitglieder bei uns einkaufen pro Monat und was wird uns die Miete und alles mögliche kosten. Und wir haben gedacht, wie wird sich die Anzahl Mitglieder entwickeln und dann auf den Basis haben wir gesagt, okay, der Umsatz entwickelt sich so und dann nach drei Jahren brauchen wir so viel Umsatz, um unsere Kosten zu decken und dann brauchen wir halt 30% Aufschlag, um eben die Betriebskosten abzudecken.
Willy:
[1:38:36] Und es hat sich ja aus valider Wert...
Quentin:
[1:38:40] Tatsächlich, überraschenderweise, sind wir sehr, sehr nah an unsere Prognosen. Nicht was die Mitgliederentwicklung angeht, aber eher so, was die Umsatzentwicklung. und das heißt, wir Daten, wir wachsen schneller im Anzahl Mitglieder, aber dass die Mitglieder weniger einkaufen und am Ende wachsen wir langsamer, dafür kaufen wir mehr ein, als wir Daten. Und dann, wir sind jetzt, gut, wir haben jetzt drei Jahre offen, der Laden, wir sind noch nicht, wir haben noch nicht schwarze Zahlen erreicht, aber rechnen damit, dass wir in ein, maximal zwei Jahren das erreichen. Also maximal nach vier, fünf Jahren quasi.
Willy:
[1:39:35] Wie kompensiert ihr die roten Zahlen so lange?
Kristin:
[1:39:39] Kann man finanziert.
Willy:
[1:39:41] Das ist noch im Businessplan drinnen.
Quentin:
[1:39:43] Genau. Also wir haben genug Liquidität dadurch, dass wir ein hohes Eigenkapital haben und auch einen Bankdarlehen am Anfang bekommen haben und auch Mitgliederdarlehen. Und diese Liquidität ermöglicht uns quasi, die Darlehen zurückzuzahlen und auch die Anfangsverluste abzudecken.
Willy:
[1:40:05] Das heißt, bei euch könnte auch, weil wir gerade bei der Finanzierung wieder sind, ein bisschen ein Großinvestor oder sowas das können wir euch gar nicht einstecken und sagen, ich gebe euch jetzt mal 500.000 Euro als Startkapital und mit dem Arbeitstermal und wenn es aufgebraucht ist. Das ginge gar nicht.
Kristin:
[1:40:18] Theoretisch ginge das schon. Er würde dann die Rolle der Bank übernehmen, sozusagen. Aber er hätte dann nicht eine Beteiligung an der Genossenschaft. Das geht ja nicht. Er hätte eine Stimme. Ich weiß nicht, ob der das, also wenn er Bock drauf hätte, könnte man es doch machen.
Quentin:
[1:40:32] Aber das ist nicht leicht zu... Also das müsste ein Darlehen sein. Es darf kein... Anteil sein, weil wir auf 40,
Willy:
[1:40:43] 50 Begrenzung sind.
Kristin:
[1:40:44] Wie eine Bank.
Willy:
[1:40:46] Das ginge zwar schon, aber das müsste dann ein Philanthrop sein. Hattet ihr aber nicht, in eurem Fall. Das heißt, ihr habt wirklich die Einlagen gehabt aus den Mitarbeitern plus das Bankteil von der GLS Bank, die ja auch keine, unter Anführungszeichen, normale Bank ist, sondern die unterstützt ja, glaube ich, sehr viel gemein.
Kristin:
[1:41:04] Die GLS Bank, die hat sich ja auch cool gegründet, weil das eigentlich eine Bank von Eltern ist.
Willy:
[1:41:09] GLS Bank, wir kommen.
Kristin:
[1:41:10] Ja, genau. Ja, ja, es ist total spannend, weil der Ursprung der GLS Bank ist, Eltern wollten eine Schule gründen. Eltern wollten eine Schule gründen. Brauchen Geld. Dann haben alle Banken gesagt, nee, ihr kriegt kein Geld. Und dann haben sie selber eine Bank gegründet. Und so ist die GLS Bank bestanden. Ganz kurz.
Willy:
[1:41:29] So war es bei euch ja auch ein bisschen, oder? Wollt ihr eine Fundraff? Gar keine, mach ich eine. Ja, genau.
Kristin:
[1:41:35] Also es geht sehr verkürzt. Es ist ja ein großer Laden und so, Aber so ist eigentlich der Anfang der GLS Bank.
Willy:
[1:41:40] Ah, okay. Easy. Und ja, so was haben wir, ich glaube, ich bin mir nicht sicher, also schreibt uns, wann es so ist. Ich glaube, in Österreich ein vergleichbares Modell haben wir in Österreich, bin ich mir noch nicht sicher.
Kristin:
[1:41:54] Habt ihr keine Genossenschaftsbanken oder so?
Willy:
[1:41:56] Ich bin mir nicht sicher, ob es in der Dimension...
Quentin:
[1:41:58] In Frankreich auch gibt es viele.
Willy:
[1:42:01] Müsst ihr mal schauen.
Kristin:
[1:42:02] Also ich glaube, dass es in Österreich sowas auch gibt, weil das kann ich mir gar nicht vorstellen.
Willy:
[1:42:06] Vermutlich eh, und vielleicht kriege ich jetzt eh böse Zuschriften. Seid milde, seid informativ und klärt mich einfach auf. wer das in Österreich macht, liebe Community.
Kristin:
[1:42:15] Es gibt bestimmt auch Genossenschaftsunternehmen in Österreich. Ich meine, ich habe eh super...
Willy:
[1:42:18] Ja, natürlich, das ist klar, aber diese Art der Finanzierung, also ich bin noch nicht so wirklich drüber gestolpert, aber bis jetzt habe ich es auch ohne geschafft. Aber ein anderes Ding. Wir waren bei der Transparenz, bei den 30 Prozent und bei den Einkäufern. Wie verhindert ihr denn auf der einen Seite, erstens, wenn ich Lieferant bin bei euch, bei Hansa Lieben, das habt ihr vorher gesagt, ist es so, dass die Lieferanten ja wirklich exklusive Lieferanten nur für diese Hansalim-Genossenschaft sind.
Kristin:
[1:42:46] Das wollen wir nicht.
Willy:
[1:42:47] Das wollt ihr nicht. Das heißt jetzt aber auch im Umkehrschluss...
Kristin:
[1:42:50] Also gerade jetzt nicht. Wenn wir so groß sind wie Hansalim, dann schon. Aber jetzt sind wir nicht so groß wie Hansalim.
Willy:
[1:42:55] Dass ihr die Zusagen und die Garantien einfach auch nicht geben könnt, dass ihr gewisse Abnehmemengen schon...
Kristin:
[1:42:59] Also wir sind ja gestartet von null. Und wie gesagt, ich sage das immer wieder, ich finde es auch gar nicht schlimm, das in Deutschland so ein bisschen nicht so gut negativ konnotiert. So ein Projekt kann immer scheitern. Gerade am Anfang. Das Risiko ist einfach da. Und deshalb haben wir auch unseren Lieferanten gesagt, verlasst euch, nicht nur auf uns. Bitte baut euch eine eigene Vermarktungsstruktur auf. Für jeden Produzenten ist eigentlich kacke, wenn er von einem abhängig ist. Es sei denn, er agiert so wie Hans Salim. Andere Nummer. Aber eigentlich, ja, genau, aber das ist eigentlich nicht gut, ja. Und der zweite Punkt ist, dass wir auch die Leute gefragt haben, was ist euer Preis? Was braucht ihr eigentlich, um davon leben zu können und euren Betrieb? zu entwickeln. Und dann ist schon mal ganz große Ruhe da irgendwie bei denen, weil das wissen die oft gar nicht. Ja, die wissen so was, was der Großhandel zahlt oder was diese Ware im Großhandel kostet, aber was sie selber eigentlich brauchen, das wissen die oft nicht. Und das ist echt erschreckend, wo ich mir denke, hey, ja, also ihr habt da ein Wirtschaftsunternehmen und ihr müsstet euch eigentlich Gedanken darüber machen.
Willy:
[1:44:14] Gut, das habe ich auch schon das eine oder andere Mal gehört, dass das eventuell noch ein punkt ist wo man aufholen kann aber grundsätzlich waren ist jemand richtig kalkuliertes weisen dann ist es ja relativ einfach herauszufinden was er für verkaufspreise oder ihr für einkaufspreise bei diesen lieferanten habt ihr jetzt am markt so weit ist es war es nicht unbedingt ein vorteil wenn ich an verschiedene stellen liefere und die preise transparent sind von der Verkäuferseite her. Ist das jemals schon ein Thema gewesen?
Kristin:
[1:44:46] Am Anfang.
Quentin:
[1:44:48] Wie hat sich das gelöst? Also das ist auch schon so, dass viele Produzenten einen empfohlenen Verkaufspreis haben. Und die wollen, dass deren Flasche Ingwer-Sirup überall 12,90 Euro kostet. Und bei uns mit unserem nur 30% Aufschlag kostet es vielleicht nicht 12,90, sondern 10,50. Und für manche Produzenten kann es manchmal ein Thema sein. Wir versuchen die zu beruhigen und zu sagen, kriegt keiner mit außer unsere Mitglieder, weil es kommen nur unsere Mitglieder in den Laden rein. aber das ist manchmal ein bisschen ein Thema, für die die Kontrolle über die Endpreise haben wollen
Kristin:
[1:45:41] Weil das rechtlich eigentlich gar nicht geht in Deutschland geht das nicht du kannst nicht deinen Verkäufern vorschreiben zu welchem Preis wir verkaufen das machen die natürlich, versuchen die natürlich in der Praxis, aber rechtlich ginge das nicht, aber es ist so, dass wir das ist das Hauptargument, wo sie sich dann auch drauf einlassen ist, dass sie, dass wir sagen, naja, die Leute, die hier sind, die bezahlen nicht nur mit Geld, sondern mit ihrer Zeit. Also das ist ja de facto so. Dadurch, dass wir niedrigere Kosten haben in den Personalkosten, das, was du da vorhin auch schon angesprochen hast, ist ja auch sozusagen die Reduzierung beim Verkaufspreis. Wenn wir alle hier bezahlen müssten, dann, müssten wir auch andere Preise nehmen.
Willy:
[1:46:27] Das heißt, ihr könnt eigentlich auf der Seite des Verkäufers oder des Landwirten dann könnt ihr höhere Preise zahlen und trotzdem im Geschäft dann aufgrund dieses Faktor Arbeit, den ihr reduziert, günstiger sein.
Kristin:
[1:46:38] Naja, wir versuchen das mal nochmal viel mehr, und das ist ein großer Teil bei uns, dass wir versuchen, so viel wie möglich in direkte Beziehung zu gehen. Weil wir versuchen sozusagen, den Großhandel auszuschalten. Den brauchen wir natürlich auch für ganz viele Produkte. Aber eigentlich versuchen wir bei dem, was es hier direkt vor Ort gibt, regional nicht über den Großhandel zu kaufen. Weil das heißt im Endeffekt, der Bauer kriegt ein bisschen mehr, weil der Großhandel, das ist auch verdientes Geld, der braucht auch diese Marge und auch dieses Geld, was er da hat, das braucht er auch, weil der hat ja eine riesen Logistik dahinter und die brauchen wir auch im Winter, wenn wir nur regionales Gemüse vermarkten, was manchmal Mitglieder wollen, dann sage ich, naja, ich kann mich genau ankreuzen, was es dann regional gibt, zwei Äpfel und einen Kohl oder so. Also wenn es mal ganz böse gesprochen ist, natürlich nicht immer so. Aber deshalb hat auch der Großhandel eine wichtige Aufgabe. Und die nutzen wir auch, weil wir Vollsortiment sind. Natürlich gibt es bei uns Olivenöl und Avocados und Kaffee und Tralala.
Willy:
[1:47:37] Das gibt es bei euch nicht. Was würdet ihr ausschließen?
Kristin:
[1:47:39] Coca-Cola, Netflix.
Quentin:
[1:47:41] Ja, also diese ganzen großen Marken. die nicht bio sind.
Kristin:
[1:47:45] Oder, also was man gerade sieht, ist, dass viele Biomarken von großen Lebensmittelkonzernen, die haben wir alle rausgeschmissen, gekauft worden sind. Also wenn wir das mitkriegen, dann schließen wir die raus, weil wir sagen, ey, das ist nicht...
Willy:
[1:47:56] Und bei Waschmitteln, Kosmetik, keine Ahnung, was man jetzt nicht direkt sofort drängt, beim Foodhub vielleicht, habt ihr da entsprechend viele Alternativen, die ihr da einkaufen könnt?
Kristin:
[1:48:10] Ja, klar, es gibt ja auch so so in diesem Naturkosmetik-Bereich, also etablierte Hersteller sind jetzt keine kleine, also wir haben auch kleine, aber es sind auch ganz etablierte Hersteller.
Quentin:
[1:48:20] Weleda und so ist auch überall bei dm.
Kristin:
[1:48:24] Ja, das war auch so anders, Chris. Wir haben jetzt nicht nur so ein Special-Sortiment.
Willy:
[1:48:30] Ich muss nochmal aufschreiben, weil du Vollsortiment gesagt hast. Warum ist Vollsortiment so wichtig?
Kristin:
[1:48:37] Weil die Leute nicht woanders hinlatschen, wenn sie ja schon arbeiten. Oder? oder?
Willy:
[1:48:41] Ja, genau.
Quentin:
[1:48:42] Ja, also es ist halt so, wenn du hier schon mal Zeit investierst in dem Laden, dann hast du auch die Erwartung, dass du hier alles findest, was du im Alltag brauchst. Ob du dich trotzdem entscheidest, woanders zu kaufen, mag sein, aber trotzdem hast du hier alles, was du brauchst. Und das ist halt ganz wichtig, damit so ein Konzept überlebt. Das ist auch einer von den so 10 Punkten die von Parkslope aufgelistet werden.
Willy:
[1:49:17] Nicht verhandelbar sind.
Quentin:
[1:49:18] Genau. Vollsortiment. Ganz wichtig.
Kristin:
[1:49:23] Sonst kommen die Leute langfristig nicht mehr. Ich überlege dir, du hast zwei kleine Kinder, kommst nach der Arbeit und willst einkaufen. Wenn du dann drei Läden rennen musst und noch drei Stunden hier arbeiten.
Willy:
[1:49:34] Ja, das verstehe ich total. Verstehe ich total.
Kristin:
[1:49:38] Also brauchst du nicht.
Willy:
[1:49:39] Deswegen gehen ja viele Menschen auf den Markt eher jetzt inzwischen am Wochenende zu Erholungs- und zu Unterhaltungszwecken und nehmen halt dann Gemüse mit oder sowas, aber nicht um den vollen Einkauf, weil dir fehlt einfach schlicht die Zeit den meisten Menschen. So, pass auf, jetzt habe ich gerade so eine tolle Frage in meinem Kopf gehabt und jetzt ist sie gerade in dem Moment, wo wir über das wieder reden, wieder weggefallen. Kruzefix.
Kristin:
[1:50:03] Wir können ja ein bisschen weiterquatschen, dann kommt es wieder.
Willy:
[1:50:06] Ist ja wurscht, dann nehmen wir einfach die nächste Frage, die ich jetzt gehabt habe. Was steht bei euch eigentlich im Vordergrund? Das ökologisch-nachhaltige oder das soziale? Wenn man in Richtung Markt schaut, also nicht jetzt die sozialen Praktiken, die rundherum sind, sondern
Quentin:
[1:50:20] Also da muss man eigentlich sagen, das ist eher das Nachhaltige. Weil sonst hätten wir uns eben nicht für einen Laden entschieden mit 98 Prozent Bioprodukte. Sonst hätten wir gesagt, damit es sozial ist und dass jeder rein kann, dann nehmen wir auch die ganz, ganz, ganz preisgünstigsten Produkte. Und das haben wir nicht gemacht. Und ab dem Moment ist dann automatisch Nachhaltigkeit ein bisschen wichtiger als das Sozialaspekt.
Kristin:
[1:50:46] Ja, aber man muss auch immer sagen, Quentin, das hätten wir auch nicht hingekriegt. Wir sind nicht billiger, können niemals billiger sein als ein Lidl und ein Aldi. Das ist in Deutschland leider so.
Willy:
[1:50:54] Also die günstigen Produkte, die guten günstigen Produkte sind immer noch ein bisschen teurer als die Billigprodukte.
Kristin:
[1:51:00] Ja, also wenn du zu Aldi oder Lidl gehst, ich meine im Endeffekt, das hat ja Daniel auch mal gesagt von Kartoffelkombinat, das deutsche Sozialsystem subventioniert Aldi und Lidl, weil Leute nicht in der Lage sind, andere anders einzukaufen. Und das können wir nicht lösen.
Quentin:
[1:51:22] Wir haben keine Chance.
Kristin:
[1:51:23] Wir haben keine Chance.
Willy:
[1:51:26] Das klingt jetzt traurig.
Kristin:
[1:51:27] Ja, es ist traurig, aber es ist eine Tatsache und wir können eine Alternative schaffen und vielleicht, wenn wir mal so riesig wie Lidl und Aldi, keine Ahnung, dann kann man, also es geht ja immer um Marktmacht.
Willy:
[1:51:38] Seht ihr das Potenzial eures Ansatzes, ich weiß jetzt die Frage von vorher wieder, aber die schiebe ich jetzt kurz auf, seht ihr das Potenzial dieses Ansatzes auch gesellschaftlich einen Wandel herbeizuführen und zu sagen, okay, dass das, dass, dass, LEH-Konzepte? Ich sage jetzt bewusst provokant, wie eures das bestehende, dominante LEH-Konzept auch ablösen? Oder ist die Gesellschaft für sowas strukturell gar nicht in der Lage?
Kristin:
[1:52:05] Also, ich meine, wir haben jetzt viele Ereignisse, wir hatten Corona, wo wir dachten, wir haben den Ukraine-Krieg mit Inflation, Deutschland haben ja eh totale Schiss vor Inflation. Aber es ist so ein Riesenthema. Italien, weil man schon dran gewöhnt ist, Ich glaube, die haben nicht so viel Panik gehabt. Es werden wieder Ereignisse kommen, die unser System bevorteilen oder benachteilen können. Ich habe ja einen Sohn, der KI studiert. Und der sagt, ihr seid zehn Jahre zu früh mit eurem Konzept. Keine Ahnung, wie sich das so entwickeln wird, die Gesellschaft, die Gesellschaft wirklich verändern. Und es kann sein, dass wir genau in so eine Nische reinfallen. Kann aber auch sein, dass es nicht ist. Ich habe neulich zum Beispiel gelesen, das war mir gar nicht klar, Beispiel, dass Aldi und Lidl, also hauptsächlich Lidl, echte Probleme gerade haben, weil die nämlich so viel im Non-Food-Bereich verkaufen und da ihre Gewinnmargen machen. Und jetzt kommen Temu und Shein nach Deutschland und die Leute gehen da einkaufen, weil es noch billiger ist. Und jetzt haben die ein Riesenproblem. Und das hätte nie jemand gedacht. Und solche Sachen können einfach passieren, wo wir vielleicht profitieren oder auch nicht profitieren. Weiß nicht, was du?
Quentin:
[1:53:33] Ja, das ist schwierig. Also wir haben das Thema Zeit schon erwähnt. Es ist halt immer die Frage für die Gesellschaft, was ist halt am wichtigsten und wo wollen die Leute deren Zeit investieren? Und heute ist es halt tatsächlich hier so, dass nur einen geringen Anteil der Bevölkerung wirklich Zeit für Lebensmittel, Einkauf und so geben wollen. und deswegen bleibt es hier noch eine nische aber vielleicht in zehn jahren tatsächlich ist lebensmittel deutlich wichtiger und dann gibt es in jeder großstadt fünf solche läden oder vielleicht noch mehr
Willy:
[1:54:17] Ist es denkbar dass ihr dieses prinzip mitarbeiter abschaffte oder ist es so wesentlich für den erfolg des konzeptes auch ökonomischer sicht weil ich schätze mal dass das viele auch draußen hält zu einkaufen ich unterstützt das vor die Idee, ich würde aber nicht mitarbeiten. Ich habe keine Zeit für das. Mein Leben ist schon kompliziert genug. Ich möchte es, aber ich will nicht mitmachen. Ist das so euer limitierender Faktor auch?
Quentin:
[1:54:50] Die Zeit von den Leuten. Also die Mitarbeit.
Kristin:
[1:54:52] Die Zeit, die Auswand für die Mitarbeit im Laden.
Willy:
[1:54:55] Dass ein rasanteres Wachstum oder eine breitere Bevölkerung zu erreichen, erschwert.
Quentin:
[1:55:02] Ja, auf jeden Fall. Aber das ist alles im Kopf von den Leuten. Weil viele von meinen Freunden sagen mir, ich habe keine Zeit dafür. Doch, klar hast du Zeit. Jeder hat Zeit. Es ist halt nur die Frage, was ist für dich wichtiger. Und ich meine, wir haben vielleicht hier Mitglieder, die 80 Stunden die Woche arbeiten. Und trotzdem schaffen sie das, drei Stunden hier im Monat zu arbeiten, weil es für sie wichtig ist.
Willy:
[1:55:30] Ein Mindset.
Quentin:
[1:55:30] Genau. Das ist wirklich so, was ist für dich wichtiger? Und wenn die alle denken, na der Arbeit, Feierabend, Bier und was auch immer ist viel wichtiger, dann ist es halt so. Und es ist wirklich alles nur im Mindset von den Leuten.
Kristin:
[1:55:47] Aber es ist auch total okay.
Quentin:
[1:55:48] Wenn die das haben. Genau, das ist total okay und da können wir gar nicht so einen großen Einfluss haben. Es gibt Leute, die erfahren von unserem Konzept und die bleiben so und denken so, aber warum machen Leute bei euch mit? Und manche verstehen gleich und sagen so, toll, ich bin gleich dabei. Ja.
Willy:
[1:56:09] Ein Lernprozess.
Quentin:
[1:56:10] Ja, oder Lernprozess. Ich will nicht sagen, dass es hier besser oder schlechter ist, aber ja.
Kristin:
[1:56:17] Kann ja jeder so machen, wie er will, aber du musst halt Zeit opfern. Ich kann so sagen, gerade jetzt, man weiß, wie es in 30 Jahren ist, aber gerade ist es so, dass wir da auf gar keinen Fall von abgehen. Nein. Leute müssen mitarbeiten. Wir müssen mitarbeiten.
Willy:
[1:56:33] Was sind eigentlich eure Eröffnungszeiten? Ich sehe gerade, dass man es eingeringelt hat. habe ganz normale Eröffnungszeiten wie...
Kristin:
[1:56:39] Länger als in Österreich. Acht bis acht.
Willy:
[1:56:42] Acht bis acht.
Quentin:
[1:56:44] Montag bis Samstag. Also für München Standard.
Willy:
[1:56:47] Samstag auch bis acht. In Österreich ist anders.
Quentin:
[1:56:51] Das ist bei uns auch ein bisschen ein Thema.
Kristin:
[1:56:53] Ja, Samstag ist ein bisschen ein Thema. Gerade jetzt in den Sommermonaten und wir überlegen gerade, ob wir vielleicht nächsten Sommer das ein bisschen einkürzen. Also, dass wir sagen, wir machen am Samstag nur bis 18 Uhr auf. So wie in Österreich. vielleicht. Reicht ja.
Quentin:
[1:57:07] Also es geht eigentlich darum, dass eben die Leute hier freiwillig mitarbeiten und öfters haben wir Schwierigkeiten, Samstagabend freiwillige Mitglieder zu finden. Und das ist halt das Thema.
Kristin:
[1:57:20] Also im Sommer vor allen Dingen. Im Winter ist nicht so ein Thema, aber im Sommer ist es schon ein Thema. Weil die Leute natürlich grillen, Biergarten, noch am See rocken, whatever.
Willy:
[1:57:29] Der Mensch ist der Mensch. Ja, so ist er doch. Die Frage von vorher, und das finde ich gar nicht unwichtig, weil ihr habt ja eigentlich sehr, sehr viele Menschen, die mitarbeiten, es geht ja ums Soziale und ich habe sogar vorher gesagt, so dieses Gefühl vom Tante-Emma-Laden früher oder sonst was und trotzdem steht bei euch in der Satzung und ich glaube, ich habe jetzt oben gar nicht geschaut, ihr schließt das Prinzip Theke bei euch in den Läden aus. Warum ist denn das so oder ist das gar nicht mehr so? Frischtheke? Frischtheke, also Bedientheke, das ist das, was ich mir gedacht habe. Das ist ja eigentlich der Sozi... Die Tante-Emma war ja diese Budel...
Quentin:
[1:58:04] Aber das hat damit zu tun, dass wir hier keine professionelle Arbeitskräfte haben hinter der Decke. Bei Edeka oder sowas, die haben Mitarbeiter, die können schnell Käse schneiden. Bei uns ist es halt so, also erstmal alle unsere Mitglieder können nicht oder wollen nicht und dann, wenn du tatsächlich eine Frühstücke hast, dann kann es sein, dass wenn in dieser Schicht keiner da ist, der das kann oder mag, dann ist gerade die Frühstücke zu, kann keiner Bedienung machen oder du hast dann einen Samstag und du hast so ganz viele Kunden. Ich meine, wir machen so einen Umsatz heute mit Käse, du würdest gar nicht nachkommen an der Theke und wir haben manchmal tatsächlich den ganzen Samstag einfach in unserem Abbackraum im Hintergrund zwei Leute, die den ganzen Tag Käse schneiden.
Willy:
[1:58:57] Also der dominiert mit Käse wirklich diesen Futter.
Quentin:
[1:59:00] Ja, also ich meine, das ist das Gleiche mit Wurst. Aber Frühstücke sind oft so, Wurst, Käse. Und das würde einfach nicht funktionieren mit ehrenamtlicher Mitarbeit. Sonst würdest du eine Riesenschlange an der Zecke haben und dann wäre es nicht interessant. sind.
Kristin:
[1:59:21] Ja, aber man muss auch sehen, also das haben wir nicht so auf dem Schirm gehabt, oder die meisten Leute haben das nicht so auf dem Schirm, dass Leute, die so eine Frischkäsetheke machen, oder so eine frische Theke machen, das sind echte Fachleute, die können was, die hören ja Handwerk. Und das ist einfach das Problem, das haben wir hier nicht.
Willy:
[1:59:40] Und auch hygienisch ein Riesenthema, also die Hygiene bei einer Frischtheke ist normal.
Kristin:
[1:59:43] Hygiene ist nochmal ein Thema, aber das ist auch zum Beispiel was, dass ganz viele Mitglieder, die jetzt hier waren, gesagt haben, hey, jetzt habe ich erstmal weil die sitzen ja alle an der Kasse bei uns auch. Jetzt habe ich erst mal gemerkt, wie komplex es ist. Die dachten, so eine blöde Kassiererin, oft werden die angemault oder irgendwie so.
Willy:
[2:00:02] Und jetzt, wo sie es selber machen,
Kristin:
[2:00:04] Und das ist auch das Thema Frischkäse, das ist schon ein richtiges Ding. Das kannst du nicht einfach irgendwie machen. Ja, das ist super, weil das auch die Wertschätzung ... für Leute für diesen Beruf bringt. Und das ist auch wichtig für die Gesellschaft, weil es ja jetzt nicht in der Gesellschaft so ein super angenehmer Beruf ist, im Supermarkt zu arbeiten. Und die verstehen jetzt erstmal, okay, wie anstrengend das ist, wie komplex das sein kann.
Willy:
[2:00:30] Oder ist alles digitalisiert schon bei euch? Wie ist euer Kassensystem aufgebaut? Voll digital?
Kristin:
[2:00:36] Muss sein. Und da kriegen die so eine echte Wertschätzung von dem Beruf und die sagen dann so, hey, okay, gut, ja, ist schon... Also, wir haben ja dann auch so die, die sagen, wenn ich irgendwie in einen anderen Supermarkt gehe, dann fange ich auch schon an, die Ware vorzurücken irgendwie. Aber nee, das ist einfach auch gut zu sehen, ey, das ist nicht so ein 0815-Deppenjob, sondern das ist wirklich was, was du können musst.
Willy:
[2:01:04] Habt ihr schon diese langen Wartezeiten bei euch?
Kristin:
[2:01:07] Manchmal.
Willy:
[2:01:08] Ich denke jetzt gerade an mich, das liegt auf der Zunge, weil wir waren jetzt bei der Theke lange Wartezeiten und machte eine Zeitung und nennt es Mediatheke. Aber habt ihr solche Probleme, wie im Parkslauf auch schon, dass ihr so lange Wartezeiten habt und dann schon Richtung Zeitung gehen müsst?
Quentin:
[2:01:25] Nee, also aktuell ist es halt so, dass wir drei Kassen haben und das ist mehr als das, was wir brauchen, ist auf jeden Fall ausreichend. Und wenn wir, und es ist halt auch sehr abhängig von der Person, die an der Kasse ist, manche sind super schnell, manche sind ein bisschen langsamer und dann muss man zwei oder drei Kassen aufmachen.
Kristin:
[2:01:44] Aber die Leute haben auch Verständnis, oder wenn nur eine Kassiererin mal da ist, dann kann ja eigentlich jedes Mitglied, und das machen die teilweise auch, an die zweite Kasse springen, auch wenn sie gerade als Kunde da sind, und die anderen mit auf Kassieren, das machen die wirklich.
Quentin:
[2:02:00] Oder die, die einkaufen? Wenn sie sehen, dass die Person an der Kasse total verloren ist und weiß nicht, was sie tun soll, dann helfen sie auch mit, weil die selber wissen, wie man Kasse macht.
Willy:
[2:02:09] Lost Insurance Action.
Quentin:
[2:02:12] Die helfen sich.
Willy:
[2:02:15] Achso, das stimmt eigentlich, ich bin ja Eigentümer, ich kann ja jederzeit mitarbeiten.
Kristin:
[2:02:18] Ja, natürlich, setz dich auch an die Kasse, kassier die anderen schnell mit, noch drei ab, dann ist wieder leer.
Willy:
[2:02:23] Also schräg eigentlich, ich stelle dir das mal in einem klassischen Supermarkt vor, geht nicht, ne?
Kristin:
[2:02:26] Nee, wäre schlecht.
Willy:
[2:02:29] Ja, aber es eröffnet eigentlich gedanklich ganz, ganz, ganz andere Möglichkeiten. Was war denn die Idee bei der Gründung jetzt, weil ich kann mir ja vorstellen, dass so ein Podcast, so eine Folge mit euch, viele hören, die vielleicht selber dran überlegen, sowas zu machen. Vieles von dem, was man braucht, haben wir schon gehört. Aber aus eurer Sicht, was waren denn die größten Herausforderungen am Anfang, die ihr gehabt habt? Die größten Schwierigkeiten, die ihr überwunden habt?
Quentin:
[2:03:05] Also schwierig zu sagen eigentlich also die grüße ich kann sagen was die größte schwierigkeit von vielen solcher initiativen ist was wir wo wir da auch noch glück hatten ist wirklich die standort so also es gibt solche projekte die machen jahrenlang die versuchen irgendwie den community Community am Ball zu halten. Aber die kommen nicht auf einen Standort. Und nach vier, fünf, sechs Jahren manchmal stirbt so ein Projekt, weil die immer noch keinen Standort gefunden haben.
Willy:
[2:03:37] Also Standardsuche ist ein ganz zentrales Thema.
Quentin:
[2:03:41] Und Communityaufbau.
Kristin:
[2:03:43] Ja, und ich glaube, du musst dich auch einfach trauen. Und das war echt cool. Also wenn ich heute so ein Ideal würde, würde ich sagen, hey, sucht euch ein altersgemischtes Team. Nicht nur 30-Jährige, nicht nur 50 und nicht nur Alte. Weil das haben wir auch, also habe ich so wahrgenommen in unserem Team, ja. Bei manchen Themen ist die eine Seite mal vorsichtiger und bei anderen Themen die andere Seite vorsichtiger, weil du in anderen Erfahrungswelten lebst. Und das auszugleichen, ist eigentlich super. Also zum Beispiel dann auch wirklich den Schritt zu sagen, ja, das machen wir jetzt und jetzt unterschreiben wir den Kreditvertrag und so. Das fällt dir vielleicht, wenn du ein bisschen älter bist, leichter, weil du schon mal ein paar solche Sachen gemacht hast. Als jemand, der vielleicht Anfang 20 ist und der denkt, scheiße, so viel Geld hatte ich noch nie.
Willy:
[2:04:30] Das kann ein bisschen, das kann ein bisschen, das kann ein bisschen.
Kristin:
[2:04:32] Ja, genau. Kann aber auch genau umgekehrt sein, dass du, wenn du ein bisschen weiter bist, viel, viel vorsichtiger bist, wo jemand sagt, der Jünger ist, ah komm, nee, das passt schon.
Willy:
[2:04:43] Hauptsächlich, ja, Entschuldige.
Quentin:
[2:04:46] Und eigentlich, was uns schon auch ein bisschen geholfen hat, damit die Leute uns vertrauen als Team, ist, glaube ich, auch schon, dass der Karl dabei war.
Kristin:
[2:04:54] Ja, der hatte halt diese Erfahrung.
Quentin:
[2:04:56] Also, der hat diese Erfahrung und auch der ist bekannt.
Kristin:
[2:04:59] Das hat bei den Bankgesprächen einfach geholfen.
Quentin:
[2:05:02] Genau.
Kristin:
[2:05:03] Das muss man schon auch sagen.
Quentin:
[2:05:05] Sofort, der ist dabei und dann gibt es Vertrauen für das Projekt.
Willy:
[2:05:09] Okay, also war kein Vorteil.
Quentin:
[2:05:11] Und das hilft sehr, wenn du da zur Bank kommst mit drei Leute, die alle 30 sind und null Erfahrung haben, dann ist es ein bisschen schwieriger wahrscheinlich, um die Bank zu überzeugen.
Willy:
[2:05:22] Was hat dir Sicherheit gegeben? War es einfach nur, dass jemand mit seiner Seniorität bei so einem Projekt dabei ist.
Kristin:
[2:05:29] Also wir haben alle drei, haften wir nicht persönlich für irgendwelche Kredite oder irgendwelche Verbindlichkeiten und wir haben auch alle drei keine extra, Sicherheiten in dieses Projekt. Okay.
Willy:
[2:05:42] Habt ihr eigentlich jemals was daran verdient? Also seid ihr jetzt oder macht ihr das alles ehrenamtlich?
Kristin:
[2:05:45] Nein, nein, nein. Wir sind ganz normal angestellt.
Quentin:
[2:05:47] Genau, also die Christian und ich sind beide angestellt. Ja. und der Karl tatsächlich, auch noch als Vorstand, ist alles ehrenamtlich.
Kristin:
[2:05:58] Ja, wobei der Karl nicht im Daily Business drin ist, der war heute halt da, weil wir Zahlen besprochen haben.
Willy:
[2:06:02] Stimmt, wenn wir reinnehmen, ist Karl.
Quentin:
[2:06:04] Aber das ist einmal im Monat hier.
Willy:
[2:06:06] Super Timing, das war doch schön.
Kristin:
[2:06:08] Ja, das ist super auch, weil der guckt halt, der ist halt mehr draußen als wir und hat so einen Blick ein bisschen von draußen, der latscht auch, kommt ja auch mal her, latscht durch den Laden und sagt, hey, mach mal das und das und das, ja, was Gutes.
Willy:
[2:06:20] Bringt gleich eine Lieferung mit von Hermannsdorfer, oder?
Kristin:
[2:06:24] Ja, die kommen immer, das macht er nicht, aber die kommen eh immer, jede Woche. Aber, und zum Beispiel auch, heute haben wir gesessen und haben die Aufsichtsratssichtung vorbereitet und haben nochmal über Zahlen geredet, ja, und die guckt er sich an, irgendwie, der Quentin bereitet immer so das Controlling, bereitet das vor und dann besprechen wir die Sachen und dafür kommt er und das ist super, ja, weil das einfach ganz gut so, der ist jetzt nicht damit, wer kümmert sich um den den Putzplan, wann darf welcher Mitarbeiter Urlaub nehmen oder irgendwie so. Ja, aber er profitiert auch, weil ich bin heute mit ihm noch ganz kurz, bevor ich hierher gekommen bin, durch den Laden gegangen und habe gesagt, ja, das ist ein super Produkt, das läuft super, kannst du auch in deinem Laden haben oder das oder das. Ja, also es ist jetzt nicht nur einseitig, sondern der profitiert dann auch von...
Willy:
[2:07:08] Umwegrentabilität.
Kristin:
[2:07:09] Ja, und der findet es auch ganz lustig, mal aus, glaube ich, seiner Bubble da rauszukommen und hierher zu kommen.
Willy:
[2:07:15] Ja, gut, aus der Bubble rauszukommen, schadet grundsätzlich nicht. An was seid ihr spektakulär gescheitert? Woran?
Kristin:
[2:07:25] Spektakulär gescheitert?
Willy:
[2:07:27] Ja, doch. Wirklich noch nichts gescheitert. Eine Glückssträhne nach vorne.
Kristin:
[2:07:34] Hört sich jetzt so ganz smooth und alles so graal stromlinienförmig an.
Willy:
[2:07:39] Ja, wenn du so lange nachdenken müsstest.
Kristin:
[2:07:41] Nee.
Quentin:
[2:07:43] Wirklich? Spektakulär, ne?
Willy:
[2:07:44] Ja, spektakulär.
Kristin:
[2:07:45] Oder gescheitert, sind denn was gescheitert irgendwie wirklich?
Willy:
[2:07:48] Irgendwas kritischer, ein kritischer Moment, wo du sagst, okay, perfect. Oder ein Liebkind, das ihr gehabt habt, das möchtet ihr unbedingt umsetzen, dann habt ihr es realisieren müssen, nee, geht nicht. Die Abweichungen von den ursprünglichen Empfehlungen seitens Parkslope oder so, wo ihr gesagt habt, das geht meinen eigenen Weg. Habt ihr davon wieder was verwerfen müssen? Nee. Also ich glaube tatsächlich,
Quentin:
[2:08:08] Tatsächlich, dass wir ein langsameres Wachstum haben, als was wir geplant hatten, hängt tatsächlich an unserer Entscheidung, Bioprodukte anzubieten.
Kristin:
[2:08:22] Also fast nur.
Quentin:
[2:08:23] Ja, glaube ich.
Kristin:
[2:08:25] Ja, aber wir hatten auch nicht eine große Wahl. Die Wahl war nicht da. Aber ich finde jetzt so scheitern, weiß ich nicht. Vieles ist ein Balanceakt. Also Corona-Pandemie war ein Balanceakt, weil du hast ja bei so vielen Leuten allen, die ganz unterschiedliche Meinungen vertreten und die alle mitzunehmen, da haben wir auch zwei Leute mal verloren oder so, weil wir die gesetzlichen Maßnahmen umgesetzt haben oder umsetzen haben müssen irgendwie so. Und eigentlich, was ich, glaube ich, total wichtig finde, ist, so eine gute Laune bei so einem Projekt zu behalten. Also, dass alle ihre gute Laune behalten. Das ist nämlich echt wichtig, weil wenn so ein Ding gibt...
Quentin:
[2:09:09] Das ist nicht so einfach. Das ist echt schwierig.
Kristin:
[2:09:12] Das ist, glaube ich.
Quentin:
[2:09:14] Das Schwierigste eigentlich als Angestellter hier, ist wirklich, du bist angestellt, du bist hier verantwortlich dafür, dass der Laden hier so professionell aussieht wie ein anderer Laden, obwohl du eigentlich nur Mitarbeiter hast, die für wenn du kein Vorsitzender oder Vorsitzender bist, also du bist kein Chef.
Willy:
[2:09:41] Du bist der Chef,
Quentin:
[2:09:43] Genau.
Willy:
[2:09:44] Scheiß Hierarchie.
Quentin:
[2:09:46] Genau, es gibt keine Hierarchie.
Kristin:
[2:09:47] Du kannst nicht sagen, du machst jetzt das.
Quentin:
[2:09:49] Genau, das geht nicht. Und die machen eigentlich so viel, wie sie Bock haben. damit irgendwie so eine gute Balance zu finden, zwischen hoher Erwartungshaltung und Qualitätserwartungen und dann auch freiwillige Mitarbeit von Leuten, die manche super motiviert sind, manche nicht so motiviert sind und manche sehr effizient, manche weniger.
Kristin:
[2:10:20] Und manche auch einen schlechten Tag haben.
Quentin:
[2:10:22] Genau. Und damit umzugehen, also für mich persönlich ist das das Strakeste hier im Laden. und für manche ist es einfach und für also ich bin aber nicht der Einzige, der das auch schwierig findet.
Willy:
[2:10:35] Wie spricht man denn sowas an? Also ist auch Teil des Park Slope des Food Food-Cop-Films, diese Dinge auch anzusprechen, das ist wirklich nicht leicht. Ich kann mich erinnern an so eine Mitarbeiterin, zum Schluss hat sie dann gesagt, sie ist Psychologin, weil sie gefragt hat, was sind sie für einen Beruf, ich bin Psychologin. Aber die Erklärung, wie sie das soziodynamisch versucht zu kanalisieren, wie man das jetzt anspricht, das war schon wirklich kompliziert, allatum zuhören.
Kristin:
[2:11:02] Ja, die sind ja nicht alle angestellt, die sind nicht weisungsbefugt, das war ganz wichtig.
Willy:
[2:11:06] Habt ihr Hierarchien, also bilden sich Hierarchien heraus? aus? Oder so wo...
Kristin:
[2:11:09] Naja, also der Quentin und ich gelten, die sagen auch oft Chef zu uns irgendwie. Also auch die so, wobei ich sage, ich fühle mich jetzt nicht so... Aber ich finde, also erstmal glaube ich, also wir sind hier Unternehmer. Und das ist eigentlich geil. Das ist so in Deutschland, ich weiß nicht, wie es in Frankreich ist, aber in Deutschland ist es manchmal nicht so gut angesehen. Aber Unternehmer sein ist super. Eigentlich. Auch wenn ich jetzt nicht einen Exit mache und mit mehreren Millionen rausgehe. Darum geht es mir mehr nicht. Aber das, was mich so motiviert ist, du hast ja alle Freiheiten zu gestalten. Du kannst jeden Tag wahnsinnig machen. Und theoretisch könnten wir morgen den Sozialismus da oben ausrufen. Solange wir uns in den gesetzlichen Rahmen bewegen. Und dann bist du als Unternehmer eigentlich, also alle Unternehmer, die ich kenne, haben eine extrem hohe soziale Kompetenz. Weil du musst nämlich, auch wenn die angestellt sind, das ist genauso wie bei uns, die Leute eigentlich sehr motiviert halten, damit sie A, in die gleiche Richtung rennen und Spaß dabei haben. Das ist eigentlich egal, ob du angestellt bist oder ob du hier freiwillig, bei freiwillig vielleicht nochmal ein bisschen mehr, weil die sagen können, tschüss, ihr nervt mich heute, ich gehe jetzt. Und das ist das Ding, was deine Hauptaufgabe als Unternehmer ist, im Wesentlichen, dass alle ihre gute Laune verbreiten, behalten und sich gute Laune verbreiten. Und das musst du gucken, dass du das irgendwie.
Kristin:
[2:12:33] Ist ja jeder auch ein bisschen unterschiedlich, irgendwie hinkriegst. Und wenn du die Leute zu sehr, das hast du vorhin angesprochen, zu kontrollierst und zu sehr reglementierst, dann kippt das total und dann haben die keinen Bock mehr. Das ist als Angestellter so, stell dir mal vor, du hast ein Ding, der sagt, so wie haben sie heute schon das gemacht und wann machen die denn jetzt das? Das nervt dich maximal und du denkst ja, ich mag es nicht mehr.
Willy:
[2:12:59] Es gibt so einen Begriff in der Volkswirtschaft, den habe ich mir gemerkt, weil er einfach so abstrakt und cool ist. Das dynamische Fließgleichgewicht, das ihr da versucht herzustellen, glaube ich. So permanent am... Es ist nicht stabil, aber man schaut halt, dass die Kugel irgendwie so auf diesem Ding läuft.
Kristin:
[2:13:13] Und auch zu merken, wenn jemand... Also haben wir auch mal extrem schlecht gelaunt, dass wir dann einfach den auch mal sein lassen.
Willy:
[2:13:23] Ideologisch gesehen, seid ihr soziale Kapitalisten oder kapitalistisch angehauchte Sozialisten? Oder ganz was anderes?
Kristin:
[2:13:31] Soziale Kapitalisten, sag ich für mich.
Quentin:
[2:13:34] Was war das zweite?
Willy:
[2:13:36] Kapitalistisch sozialisten. Kapitalistisch motivierte Sozialisten.
Quentin:
[2:13:46] Also ja, ich weiß nicht, ob wirklich das kapitalistisch überhaupt da reingehört, weil also bei uns machst du niemandem reich, wenn du bei uns einkaufst. Ja, das Im Kapitalismus ist es Gewinnmaximierung.
Kristin:
[2:14:04] Das stimmt nicht.
Quentin:
[2:14:05] Was?
Kristin:
[2:14:06] Das stimmt so nicht. Weil eigentlich, wenn du dir Unternehmen anguckst, ich klammer jetzt mal Neoliberalismus aus, das, was wir so in den 90ern erinnern.
Willy:
[2:14:17] Jetzt habe ich die volkswirtschaftliche Stimmung stimuliert.
Kristin:
[2:14:19] Aber eigentlich sind Unternehmen dazu da, überhaupt ein Problem in der Gesellschaft zu lösen. Also wenn du das ganz unterdampfst. ursprünglich. Dafür sind Unternehmen da. Da gab es einen Typen und im besten Fall hat er noch viel Geld mit da verdient. Aber viele auch nicht.
Willy:
[2:14:39] Ganz kurz, du bist im Fernsehen immer mit deiner Stimme.
Kristin:
[2:14:46] Und das finde ich, deshalb sehe ich mich als totaler Kapitalist. Zu sagen, hey, ich sehe mich als Unternehmer, der versucht, einen Weg zu zeigen, wie man ein Problem lösen könnte, was wir gerade haben. Ich komme aus dem Sozialismus, das fand ich jetzt nicht so. Deshalb bin ich da so dagegen.
Willy:
[2:15:08] Der Standort bestimmt den Standpunkt.
Kristin:
[2:15:11] Ja, und das ist einfach cool. So sehe ich das. Aber du hast eine andere Erfahrung.
Quentin:
[2:15:16] Ja, ich sehe das anders. Für mich ist das Hauptziel von Kapitalismus nicht eine Lösung in der Gesellschaft, sondern Gewinnmaximierung. Und das ist halt nicht unser Ziel.
Kristin:
[2:15:27] Genau. Was maximiert ihr?
Willy:
[2:15:29] Was maximiert ihr?
Quentin:
[2:15:33] Eben eher Interesse für die Gesellschaft.
Kristin:
[2:15:36] Aber er ist auch im Neoliberalismus aufgewachsen. Das muss jetzt auch sein, dass das unser Eindruck ist.
Willy:
[2:15:43] Was ist denn seit eurer Gründung geschehen, mit dem ihr absolut nicht gerechnet habt? Das kann auch was Positives sein. Ich frage nicht nur nach negativen Dingen. auf einmal wächst eine blume obwohl man gar nicht gepflanzt haben also so in diesem sinne vielleicht mit dafür dass
Kristin:
[2:16:08] Uns die korona krise nicht geschadet hat ja also ich.
Quentin:
[2:16:21] Finde es einfach schön, wie die Gemeinschaft sich entwickelt hat. Und es gibt noch mehr, also viel Potenzial nach oben, sag ich mal. Also es ist noch mehr Interaktionen zwischen den Menschen und in unserer Gemeinschaft gibt.
Kristin:
[2:16:41] Ja, dass du auch viele spannende und nette Leute kennenlernst, mit denen du jetzt einfach was machst. Also der Bekanntenkreis hat sich extrem vergrößert, finde ich, und es ist mittlerweile so, dass du, wenn du nach München in die Stadt gehst, ich immer jemanden oder ins Theater oder so immer jemanden treffe, den ich kenne. Das ist auch so ein bisschen der Promi-Faktor.
Quentin:
[2:17:03] Also in Giesing zumindest, ja.
Kristin:
[2:17:05] Also nicht nur in Giesing, also egal wo, ich bin im Theater, in der Oper, da treffe ich Leute.
Willy:
[2:17:10] Ich bin das erste Mal seit 30 Jahren, glaube ich, in München wieder und bin da getroffen. Glaubst du nicht, oder? Das ist unglaublich. Aber nicht wegen einem Brauminfarkt, sondern einfach, weil wir uns zufällig gekannt haben. Wo ist denn der Foodhub in zehn Jahren?
Quentin:
[2:17:31] Nicht nur in Giesing.
Willy:
[2:17:33] Warbing.
Quentin:
[2:17:34] Nicht nur in Giesing. Und hat auch ganz viele kleine Brüder und Schwestern in ganz Deutschland.
Kristin:
[2:17:41] Das wäre cool, ja. Aber gar nicht von uns.
Willy:
[2:17:45] Sondern von anderen.
Quentin:
[2:17:46] Nachahmer. Nicht von euch.
Kristin:
[2:17:48] Ja, wir suchen Nachahmer. Wer Bock hat, ihr ja.
Willy:
[2:17:52] Es ist also kein Franchise-Konzept, muss man dazu sagen, wo man dann Lizenzgebühren und so, sondern einfach nachmachen. Nachmachen.
Kristin:
[2:17:58] Also vielversprechende Initiativen, wie zum Beispiel Mila in Wien, die sind echt cool, finde ich.
Willy:
[2:18:05] Wir haben eine Herbst-Serie in Wien, Mila, Morgenrot, also die zwei unterschiedlichen Zugänge, wie du gesagt hast, Amselim und Bugslope. Wir haben das jetzt noch ein bisschen weiter herausarbeiten. Wir kommen. Und hier mitten. Bis dann ein Mitmach-Podcast.
Kristin:
[2:18:21] Genau, kann ja auch sein. Seine Produktionsfirma.
Willy:
[2:18:24] Okay.
Quentin:
[2:18:25] Die Leute sollen einfach die gleichen Zutaten nehmen und dann so viel Glück haben wie wir.
Willy:
[2:18:30] Herbst. Das Glück hast du hauptsächlich ein bisschen strapaziert. Also mit der Corona-Zeit, wie du es da gesagt hast, das war schon sehr, ob du wirklich maßen kannst.
Kristin:
[2:18:38] Ja, aber ich glaube, es ist auch so, es gibt tolle, auch so, sagt man ja auch so in der Wissenschaft und so, tolle Sachen, die eine tolle Idee entwickeln. Manchmal ist die Zeit noch nicht reif dafür. Und zehn Jahre später würde es super gehen.
Willy:
[2:18:50] Ja, aber der Sohn sagte, du isst als zehn Jahre früher. Im Prinzip ist es immer nur die Schließgesundheit.
Kristin:
[2:18:55] Das ist doch das Potenzial für ganz viele Ladenläden, wie der Quentin sagt, in Deutschland.
Willy:
[2:19:01] Welche Frage, wir kommen jetzt zum Ende, welche Frage, um jetzt euer Konzept, euren Zugang, euch zu verstehen, habe ich jetzt noch nicht gestellt, die ich aber unbedingt hätte stellen sollen. Fehlt noch was?
Quentin:
[2:19:18] Also die Frage hast du nicht gestellt, aber haben wir schon geantwortet eigentlich. Ein bisschen so, warum machen die Leute mit? Das ist halt finde ich ganz spannend. Aber eben haben wir erwähnt, jeder hat ein bisschen seine Gründe, warum er mitmacht. Manche ist es idealistisch, manche ist es wirtschaftlich, manche ist es sozial. Und das ist halt buntes Vielfalt an Gründen, warum die Leute mitmachen.
Willy:
[2:19:45] Der Supermarkt sozusagen als soziale Praktik oder so, wie es du gesagt hast. Plastik. Was?
Kristin:
[2:19:49] Plastik. Soziale Plastik.
Willy:
[2:19:52] Und einfach mehr als nur ein Einkaufsort, sondern ein sozialer Ort, ein gesellschaftlicher Ort.
Quentin:
[2:20:02] Und für uns ist die beste Werbung eigentlich der Laden. Und viele haben da eine Vorstellung und wenn sie kommen, denken sie so, boah, okay, ich hätte nicht gedacht, dass es vielleicht so groß ist, so schön oder dass die Stimmung so anders ist und so. Es gibt schon oft so, also die Erlebnisse hier sind ein bisschen anders als in anderen Supermärkten. Und es macht viel mehr Spaß, hier einzukaufen als in einem anderen Laden. Und das sagen auch alle unsere Mitglieder.
Kristin:
[2:20:34] Ja, aber wir bedudeln die Leute auch nicht dauernd mit irgendwelcher Schwachsinnsmusik und wir haben keine Werbung im Laden.
Willy:
[2:20:38] Habt ihr Rabatte?
Kristin:
[2:20:40] Nein.
Quentin:
[2:20:41] Oder die...
Willy:
[2:20:42] Sondergebote.
Quentin:
[2:20:43] Und wenn es mal einen Rabatt gibt, dann ist es nicht sichtbar für die Leute.
Willy:
[2:20:49] Okay, also das gibt es auch hier nicht.
Kristin:
[2:20:52] Es ist ein bisschen schwierig für uns jetzt, langsam haben wir es kapiert, aber am Anfang haben die immer so Werbematerialien mit geschickt und ich habe die dann angerufen und gesagt, ey Leute, lasst es sein, es wird halt nett von euch, aber wir schmeißen es eh weg.
Willy:
[2:21:06] Okay, eine Sache ist noch, der Supermarkt selber ist ja die Genossenschaft, also es gibt ja einen Verein auch noch. Welche Funktion hat der Verein? Nur, dass wir das vielleicht der Vollständigkeit halber, für was braucht es einen Verein um die Genossenschaft?
Quentin:
[2:21:20] Also der Verein ist eher für die Gemeinschaft da, um eben diese ganzen Veranstaltungen zu organisieren und der Foodtab auch ein bisschen sichtbar zu machen in der Stadt oder sowas bei größeren Veranstaltungen oder Festivals oder sowas, um ein bisschen so die Idee und das Konzept vom Foodtab bekannt zu machen.
Kristin:
[2:21:46] Aber der macht auch Bildungsarbeit. Wir haben ja so Schulklassenprogramme für Unter-, Mittel-, Haupt-, also Oberstufe. Wo Kinder herkommen, das machen die alles, organisieren die alles.
Willy:
[2:21:56] Da findet sich dann das Soziale ein bisschen, von dem wir vorher geredet haben. Naja, aber es ist einfach ein Angebot für Schulen,
Kristin:
[2:22:01] Einfach was über Lebensmittel zu lernen und diese ganzen Veranstaltungen zu machen.
Quentin:
[2:22:08] Schnitzeljagd im Laden dürfen die Kinder machen.
Willy:
[2:22:10] Schnitzeljagd?
Kristin:
[2:22:12] Danach gibt es Gummibierchen.
Willy:
[2:22:14] Schnitzel und Bier.
Kristin:
[2:22:15] Das ist schön.
Willy:
[2:22:18] Unsere vier Abschlussfragen sind an euch. In einer utopischen Welt, in der ihr euch alles wünschen könntet, was würdet ihr an unserem Lebensmittelsystem ändern, wenn ihr könntet?
Quentin:
[2:22:31] Also für mich ist es halt kleine, strukturierte Landwirtschaft.
Willy:
[2:22:36] Mehr davon willst du, oder?
Quentin:
[2:22:37] Ja, also das heißt, du brauchst viel mehr Leute, die dann Lust haben, Lebensmittel zu produzieren. Aber ja, kleine, strukturierte Landwirtschaft und mit besserem Verständnis von wie funktionieren Böden, Pflanzen und alles so. Und dass wir das so machen, dass es halt nachhaltig ist und nicht einfach die Böden kaputt macht und ja,
Willy:
[2:23:06] Genau.
Kristin:
[2:23:09] Also wir haben nicht nur vier Lebensmittelgroßkonzerne in Deutschland, sondern vielleicht 30.
Willy:
[2:23:16] Mehr Wettbewerb.
Kristin:
[2:23:17] Mehr Wettbewerb, ja, absolut. Wir haben eine kleinstrukturierte Landwirtschaft, also nicht nur in Bayern, wo die Flächen so klein sind, sondern dann auch in Norddeutschland. Finde ich cool. In jeder Stadt über 100.000 Einwohner gibt es einen Food Hub.
Willy:
[2:23:37] Also hast du schon richtige Listen vorbereitet. Die utopische Liste.
Kristin:
[2:23:42] Und es gibt in Russland, Amerika und Deutschland Frauen als Bundeskanzler und Präsidenten. Das finde ich cool.
Willy:
[2:23:52] In Deutschland haben sie es ja endlich schon einmal geschafft. Die Hoffnung besteht. Also es steht Geht vielleicht unmittelbar bevor. Russland, ja. Wäre auch cool. Könnte noch ein bisschen dauern. Wahrscheinlich. Bucketlist. Was steht bei dir ganz oben auf deiner Bucketlist?
Kristin:
[2:24:12] Jetzt hier für den Foodhub?
Willy:
[2:24:14] Nein, auf deiner.
Kristin:
[2:24:16] Also wenn wir in den grünen Zahlen sind, oder schwarzen Zahlen, sag ich mal richtig, dann möchte ich gerne mal zwei Monate so nach Kasachstan reisen.
Willy:
[2:24:27] Quentin, sie schaut Richtung dir das jetzt ein Wunsch, nicht nur die Packung. Sie richtet dich jetzt ein Wunsch an dich.
Kristin:
[2:24:33] Also nochmal länger reisen zu können, wäre cool ansonsten.
Willy:
[2:24:36] Reisen? Wahnsinn, kommt so oft, die Reise.
Quentin:
[2:24:39] Mal schauen, ob du das genehmigt kriegst.
Kristin:
[2:24:42] Genau, ich habe früher viel gemacht, wobei jetzt so meine Kinder sind jetzt gerade groß, jetzt könnte ich eigentlich und jetzt habe ich den Food App hier, von daher würde ich so zwei Monate mal weg können, das fände ich schon cool. und ansonsten, Das passt schon.
Willy:
[2:24:57] Das passt schon. Und für dich?
Quentin:
[2:24:59] Ja, also in meinem Böckellist habe ich gerade ein anderes Projekt in München gestartet, was ich auch spannend finde. Hat auch ein bisschen was mit Lebensmitteln zu tun. Ist ein urbaner Waldgarten in der Stadt zu starten.
Willy:
[2:25:17] Einen urbanen Waldgarten?
Quentin:
[2:25:20] Genau. Also das ist quasi so eine Fläche, wo es alle möglichen Vegetationsschichten gibt, von großen Bäumen zu mittelgroßen Bäumen, Sträucher, alles mögliche. Aber davon ist alles essbar. Und diese Fläche ist nur essbare Pflanzen. Und essbare und mehrjährige Pflanzen. Und das zugänglich für alle mitten in der Stadt.
Willy:
[2:25:47] Okay. Dann sind wir nicht mehr in der Utopie, sondern du hast ganz konkrete Pläne dafür.
Quentin:
[2:25:53] Ja, ja.
Willy:
[2:25:54] Ja, ja, ja, das mache ich schon. Irgendwie habe ich das Gefühl, er tut es wirklich. Ja, ja, ja.
Quentin:
[2:25:59] Tatsächlich auch. Genau, und das ist auch.
Willy:
[2:26:03] Urbana Waldgarten. Gibt es da auch schon so quasi ein Schwester-Partner-Projekt in Wien? Haben wir sowas auch schon? Wisst ihr da schon was?
Kristin:
[2:26:10] Urbana Waldgarten? In Wien?
Quentin:
[2:26:11] In Wien weiß ich nicht, aber in Berlin.
Willy:
[2:26:13] In Berlin gibt es sowas.
Quentin:
[2:26:14] In Berlin gibt es, ja. Und in Kassel.
Willy:
[2:26:16] In Kassel, okay. Muss ich mal googeln. Urbana Waldgarten. Dann taucht sicher bald mal dein Bild auf. Es ist jetzt bei euch natürlich eine Frage nach der fernen Zukunft, aber irgendwann, eines Tages, wenn ihr diese Welt verlassen werdet, für immer, andere Menschen noch da sind, die an euch denken, woran sollen sich diese Menschen an euch erinnern? Wofür?
Quentin:
[2:26:44] Puh.
Kristin:
[2:26:45] Da bin ich ein bisschen dichter dran. Jede Menge Spaß, würde ich sagen.
Willy:
[2:26:49] Jede Menge Spaß, das ist schön.
Quentin:
[2:26:52] Wofür? Wofür? Sollen sie oder werden sie? Sollen sie?
Willy:
[2:27:00] Das musst du jetzt.
Quentin:
[2:27:02] Ja, ein bisschen so jemand, der eine Vision hat und versucht, diese Vision umzusetzen. Genau.
Willy:
[2:27:13] Ist doch schön. Und ganz, ganz zum Schluss jetzt. Habt ihr ein Zitat, einen Spruch, einen Witz, mit dem ihr dieses Gespräch jetzt zu einem runden Ende bringen möchtet? Keine Dinge noch?
Kristin:
[2:27:33] Mir hat mein Trainer gesagt, never, never, never give up.
Willy:
[2:27:38] Never, never, never give up. Never, never, never. Never.
Kristin:
[2:27:41] Engländer, sehr erfolgreicher Trainer, hat die Olympiasieger trainiert, wie du das gesagt hast. Das fand ich sehr gut. Da ist viel dran.
Quentin:
[2:27:51] Ja, auf jeden Fall.
Willy:
[2:27:52] Was?
Quentin:
[2:27:55] Pff, nee, also für mich gibt es einen Satz, was ich immer im Kopf habe, seit ich ein Kind bin. Das ist auch super bekannt, aber das ist so von Gandhi. Sei es selbst, die Veränderung, die du in der Welt möchtest. Und das finde ich halt, ist ein bisschen so ein wichtiges Leitfaden für mich.
Willy:
[2:28:19] Vielen Dank. Ihr seid auf jeden Fall das Audio oder die Stimmen, die ich in meinem Podcast möchte. Vielen Dank für die Zeit, die ihr hattet und ja, ich bin gespannt, was die Zukunft doch so bringt.
Quentin:
[2:28:34] Vielen Dank für den Besuch.
Willy:
[2:28:36] Dankeschön. Wir sagen Tschüss zu unserer Audience, winken in die Kamera und ja, jetzt gehen wir.
Kristin:
[2:28:42] Kommt vorbei.
Music:
[2:28:46] Music