BauertothePeople (B2P) - Der Podcast hinter den Kulissen von deinem Essen

B2P105 Nadina Ruedl - Vom Gustl und der Mitzl und dem veganen Schnitzl

Episode Summary

von einer die aufhörte und doch nicht aufhören wollte

Episode Notes

In dieser Folge war die Unternehmerin Nadina Ruedl zu Gast im BauertothePeople Studio hier in Wien. Die dynamische Salzburgerin hatte keinen Bock mehr auf tierische Produkte. Aber sie hatte noch viel weniger Bock, auf ihren geliebten Leberkäs, das Schnitzel und die damit verbundenen Erinnerung zu verzichten. Das bestehende vegane Angebot war eher unbefriedigend. Was tut man also? Man kündigt seinen Job, wird Unternehmerin und macht sich die Produkte selbst. Motto: Wenns mich pflanzen wollen, dann mach ich die Pflanzerei. So heißt ihr Unternehmen und sie “pflanzt” ein Produkt nach dem anderen in den Boden des heimischen veganen Sortiments. Der Gustl ist der Leberkäs, das Schnitzl, das heißt Mitzl. Um nur mal zwei zu nennen.

Wie die Salzburgerin dazu gekommen ist, welche Wege und Umwege sie beschreiten durfte und musste und wie man so ein Unternehmen gründet, aufbaut und nicht gleich wieder in den Sand setzte, darüber haben wir gesprochen.

Es war wieder ein sehr offenes Gespräch, in dem wir einen Menschen auch sehr persönlich kennenlernen dürfen. Klar, am Ende steht eine Marke, ein Produkt oder ein Ergebnis, das man beschreiben kann. Aber auch in diesem Gespräch wird wieder klar, wie viel von dem Menschen dahinter, letztlich über viele offensichtliche und auch subtile Wege in den Produkten, Dienstleistungen oder auch Marken landet.

Klar, wir können nicht bei jedem Produkt zu ausführlich dahinterblicken. Aber manchmal können wir es doch, wenn wir uns ein wenig Zeit nehmen. Und neben dem Konkreten des jeweiligen Produktes, in diesem Fall der Pflanzerei, kann man vielleicht auch ein paar allgemeine Gedanken und Zugänge zur Welt und zu den Menschen hinter unseren Lebensmittel mitnehmen.

So, genug geredet. Ich wünsche euch viel Freude mit der aktuellen Folge.

INFOS ZUR FOLGE
Die Pflanzerei
www.die-pflanzerei.com

Episode Transcription

Nadina:

[0:00] Angefangen hat alles im Keller, also.

 

Nadina:

[0:03] Ich bin jetzt Kein Garagen Startup oder keine Garagen Gründerin, sondern ich bin eine Keller Gründerin, ganz in der österreichischen Tradition. Jetzt kostet der tierische Leberkäse 1990 und für mich ist das so unvorstellbar, weil 1990, da ist ein Tier gefüttert worden, da ist ein Tier aufgezogen worden, das Tier ist geschlachtet worden, sie ist verarbeitet worden. Ganz wichtig, dass man von Anfang aus super transparent ist, weil Transparenz ist so das Gift, das Kryptonit, sagen wir, für Greenwashing. Und darum versuche ich das auch, dass ich möglichst selbst präsent bin, selber für das stehe, was ich sage, weil durch das macht das Greenwashing sehr, sehr schwierig. Ich glaube, es wird überwiegend pflanzlich, also es wird mehr flexitarisch, aber ich glaube, dass der Vegananteil steigt.

 

Willy:

[0:55] Bis zum nächsten

 

Music:

[0:55] Music

 

Willy:

[1:03] BauertothePeople, der Podcast für Perspektiven rund um Essen

 

Music:

[1:11] Music

 

Willy:

[1:18] In dieser Ausgabe des BauertothePeople-Podcasts war die Unternehmerin Nadina Ruedl zu Gast bei uns im BauertothePeople-Studio hier in Wien. Die dynamische Salzburgerin hatte irgendwann mal keinen Bock mehr auf tierische Produkte. Aber sie hatte noch viel weniger Bock drauf, auf ihren geliebten Leberkäse, das Schnitzel und vor allem die damit verbundenen Erinnerungen zu verzichten. Das bestehende vegane Angebot war eher unbefriedigend. Was tut man da also? Man kündigt seinen Job, wird Unternehmerin und macht sich die Produkte einfach selbst. Motto, wenn sie mich pflanzen wollen, dann mache ich die Pflanzerei halt selbst.

 

Willy:

[2:03] Genauso heißt das Unternehmen und sie pflanzt ein Produkt nach dem anderen in den Boden der heimischen veganen Sortimente. Der Gustl ist der Leberkäse und der Schnitzel, das heißt Mitzel, um nur zwei zu nennen. Wie die Salzburgerin dazu gekommen ist, welche Wege und auch Umwege sie beschreiten durfte und musste und wie man so ein Unternehmen gründet, aufbaut und nicht gleich wieder in den Sand setzt, darüber haben wir gesprochen. Ja, es war wie immer auch dieses Mal ein sehr offenes Gespräch, in dem wir einen Menschen auch sehr persönlich kennenlernen durften.

 

Willy:

[2:48] Und klar, am Ende steht eine Marke, am Ende steht ein Produkt oder irgendein Ergebnis, das man dann beschreiben, angreifen oder in dem Fall auch essen kann. Aber auch in diesem gespräch wird wieder klar dass viel von den menschen dahinter letztlich über viele offensichtliche und auch subtile wege in den produkten dienstleistungen oder auch in den marken der produkte landet und ja wir können nicht bei jedem produkt so ausführlich dahinter blicken wie wir es heute tun, aber manchmal, so wie heute, können wir es, wenn wir uns ein bisschen Zeit nehmen. Und neben dem Konkreten des jeweiligen Produktes, in dem Fall der Pflanzerei, kann man vielleicht auch ein paar allgemeine Gedanken und Zugänge zur Welt und zu den Menschen hinter unseren Lebensmitteln mitnehmen. So, jetzt habe ich wieder genug geredet und ein bisschen philosophiert. Ich wünsche euch viel, viel Freude mit der aktuellen Folge, in der wir euch ausnahmsweise auch mal ein bisschen pflanzen dürfen. Gut, dann starten wir, oder?

 

Nadina:

[4:03] Weil ich die kenne, deswegen. Wie geht's dir denn? Gut, scheiße. Ist das schon live?

 

Willy:

[4:06] Das ist schon live, ja. Oh Gott, nein, das ist alles nicht live. Nein, wirklich nicht. Das ist definitiv alles live. Wir sind, wie immer, mittendrin, verhalten zu originell und mittelkreativ in den Podcast mit eingestiegen. Heute zu Gast bei mir. Und die famose, grandiose, nein, stimmt eh nicht, weil du es schon schaust, aber man sieht gleich, wie du es geschaut hast. Wir sind nämlich jetzt, das sage ich vielleicht vorneweg, das ist die erste Podcastaufnahme aus dem brandneuen Bauer-to-the-People-Studio hier in Wien, im zweiten Bezirk. Und ich drücke jetzt bei der Kamera auch noch mal auf Record, weil dann haben wir nämlich so richtig alles aufgenommen. Also, Bauer-to-the-People-Studio. Uns gibt es jetzt auch in Wort, nicht nur, nein, wie heißt das Bild, oder? Uns gibt es jetzt auch in Bild, in Bewegt-Bild auf unserem YouTube-Kanal aus unserem brandneuen YouTube-Studio. Da winkt mir jetzt meine Kamera hinein. und um hier nichts, also YouTube-Kanal abonnieren, Podcast abonnieren und so weiter. Genug von mir, genug vom Studio, genug von BauertothePeople. Jetzt wollen wir ein bisschen mehr von unserer heutigen Gästin wissen. Nadina Ruedl. Jetzt habe ich es richtig gesagt einmal, oder? Genau richtig, genau. Die sich selbst gerne auch mal Nadine nennt und Menschen damit komplett verwirrt, wie zum Beispiel mich.

 

Willy:

[5:22] Ich sage es vielleicht am Anfang gleich dazu, wir haben uns kennengelernt bei einem kleinen Ausflug von mir in einen Coworking-Space, in einem Wiener Coworking-Space, wo du das oberste Stockwerk quasi

 

Willy:

[5:35] Aufmerksamkeitstechnisch dominiert hast, würde ich jetzt einmal sagen. Also keiner ist so viel hin und her gekuscht wie du, hat mich beim Arbeiten mehr oder weniger abgelenkt, gestört, aber teilweise auch positiv. Wir sind auch ins Reden gekommen und jetzt ein halbes Jahr später, dreiviertel Jahr später, sitzt du hier im Bauer-to-the-Bibel-Studio. Also noch einmal, Nadina Ruedl und du bist ist die Gründerin des veganen... Sagt man Lebensmittel-Startups, die Pflanzerei.

 

Nadina:

[6:04] Genau.

 

Willy:

[6:05] Genau, genau. Und das werden wir uns halt anschauen, glaube ich. Wie ist es dazu gekommen, dass du jetzt da sitzt und eine von Österreichs doch eh bekannteren veganen Startup-Gründerinnen bist?

 

Nadina:

[6:21] Also ich muss einmal sagen, ganz am Anfang, wie wir uns kennengelernt haben, war ich dann schon im dritten Stock. Angefangen hat alles im Keller.

 

Willy:

[6:28] Du hast dich raufgearbeitet.

 

Nadina:

[6:29] Ich habe mich raufgearbeitet. Ich bin jetzt kein Garagen-Startup oder keine Garagen-Gründerin, sondern ich bin eine Keller-Gründerin. Ganz in der österreichischen Tradition. Gott, man kann ja das Ganze schon mal anfangen. Aber es hat wirklich im Keller angefangen. Ich habe im Impact Hub, ja, es hat sich von einem Tag auf den anderen so entwickelt, das ist so schnell gegangen, dass ich innerhalb kürzester Zeit, und das war, glaube ich, meiner Art entsprechend, ich habe mich bei 2 Minuten 2 Millionen gemeldet. Damals war ich 20 Tage alt. Das heißt, von der Gründung bis zu diesem Fernsehauftritt.

 

Willy:

[6:58] Das Start-up war 20 Tage alt.

 

Nadina:

[7:00] Genau, das Start-up war 20 Tage alt. Da bin ich auf einmal vor einer Jury gestanden mit einem Leberkäse, der in der Pilotphase war und habe den dort präsentiert. Einen Monat davor war ich bei einer Messe. Es gibt zweimal im Jahr Vegan-Messen und das war eine davon. Und Vegan Planet, oder Vegan Mania heißt sie genau, Vegan Mania an der Donauinsel.

 

Willy:

[7:23] Für Anstatt der Felix Gnadt.

 

Nadina:

[7:24] Genau, Felix Gnadt.

 

Willy:

[7:25] War das schon bei uns im Podcast.

 

Nadina:

[7:26] Genau, und ich habe dort den Leberkäse präsentiert und zum Verkosten hat er wirklich verkauft und das war wirklich ein Broto-Broto-Broto-Typ. Wir sind in der Nacht, die ganze Nacht ist noch durchproduziert worden, damit wir in der Früh einen Leberkäse gehabt haben. Also das war so wow, auf dem letzten Drücker. Und ich weiß, die Schlangen waren so lang, dass die Donauinsel sich das gequert hat.

 

Willy:

[7:48] Also der Längs war es noch nicht, die 21 Kilometer, die Schlangen, aber einmal die Quer, oder was?

 

Nadina:

[7:54] Also es war, diese Nachfrage nach dem Leberkäse so dermaßen hoch, dass ich gemerkt habe, es bin nicht nur ich das, und jetzt kommen wir zur Pflanzerei, die österreichische Esskultur liebt, sondern es sind sehr viele Menschen, denen es genauso geht, wenn sie entweder weniger Fleisch essen wollen oder halt

 

Nadina:

[8:09] sie vielleicht wirklich pflanzlich ernähren, dass der Leberkäse fällt. Und ich weiß, am ersten Abend, wir waren ausverkauft für die ganzen drei Tage. Wir haben dann wieder die Nacht durchproduziert und haben wieder Leberkäse gehabt. Und das hat mich darin bestätigt, dass ich einen Monat oder eineinhalb Monate später eben bei 2 Minuten 2 Millionen vor der Jury in Gustl vorgestellt habe. Der Gustl ist der Leberkäs, ein traditionell österreichischer Name und die waren begeistert. Und ich weiß noch, nach dieser Ausstrahlung, das war im Februar, der Impact Hub, also wo wir uns auch kennengelernt haben, der Vorhof war voll mit Menschen und ich habe einen Kühlschrank gehabt und der Kühlschrank ist übergegangen und irgendwann hat dann der Kühlschrank nicht mehr gereicht und dann ist der Keller entstanden Und im Keller stehen mittlerweile einige Kühlschränke, 22 Produkte. Das heißt, das Letzte, das ist jetzt, gibt es einen Rippball. Eines meiner absoluten Lieblinge, weil es Grillzeit ist. Genau, und so waren die Anfänge. Und wie wir uns kennengelernt haben, war es dann schon das 11 Quadratmeter Büro, das ich im dritten Stock gehabt habe. Und weil du sagst, ich bin immer noch hin und her gelaufen, für mich ist es immer so faszinierend, ich habe einen Impact, ich telefoniere ständig.

 

Nadina:

[9:18] Ich glaube, Durchschnittstelefonzeit am Tag sind fast sieben Stunden, weil ich Vertrieb mache, weil ich verkaufe, weil ich ein Produkt habe.

 

Willy:

[9:25] Merkt man gar nicht. Ich denke, wenn ich dich jetzt nicht unterbrechen würde, wird, dann könnte ich es halt schaffen, dass das der erste Podcast wird, der bei uns über zwei Stunden läuft, wo ich ganz am Anfang eine Frage stelle und zum Schluss Tschüss sage.

 

Willy:

[9:37] Das nervt, du bist nämlich eine Kommunikationsexpertin, auf das werden wir auch noch kommen, aber bevor wir jetzt quasi in der Gegenwart anfangen, in der näheren Vergangenheit, schauen wir mal ganz, ganz weit zurück, woher du eigentlich kommst und wie das Ganze angefangen hat, weil du warst ja nicht immer vegane Startup-Gründerin, da haben wir uns vorher gesagt, dass 20 Tage alt oder so, aber da war ja vorher noch irgendwas. Wo hat denn alles angefangen?

 

Nadina:

[9:57] Angefangen hat es in Salzburg vor vor 38 Jahren, ist das weit genug zurück, in Adnet, in einem Dorf mit 2000 Einwohnern. Adnet? Adnet, das ist in der Nähe von Hallein. Genau, also wirklich am Land sehr traditionell. Dort, wo man einen Metzger und einen Bäcker noch im eigenen Dorf gehabt hat. Dort, wo man mit seinem, und jetzt komme ich immer wieder in die Gegenwart, weil es trotzdem immer wieder den Bezug hat, dort, wo man am Freitag, weil man einen Papa gehabt hat, der viel gearbeitet hat, sich eine Leberkiste einmal geholt hat. Das war für mich so ein Kulturgut, das ich natürlich dann 38 Jahre später als Gründerin vermisst habe.

 

Willy:

[10:33] Ja, aber das war es natürlich, 38 Jahre später hast du es vermisst, aber du warst nicht vom Tag 1 quasi so fasziniert vom Metzger und allem, sondern das sind dann so Sachen, die einem nachträglich dann wieder einfallen, weil sie weg sind. Aber wie war deine Kindheit? Also wie bist du aufgewachsen? Was war das für ein Elternhaus? Was war das für ein Tag, ein Alltag, für eine Erziehung?

 

Nadina:

[10:51] Also ich komme aus einem sehr traditionellen Elternhaus. Was heißt traditionell? sagen. Traditionell heißt, der Papa ist arbeiten gegangen und die Mama war zu Hause. Also ich habe das Glück gehabt, dass ich 17 Jahre meine Mama gehabt habe zu Hause. Wie heißt die Mama? Die Elfi. Hallo Elfi, hallo Alfred.

 

Willy:

[11:09] Elfi und Alfred, okay. Geht's dir?

 

Nadina:

[11:13] Genau, also sehr, sehr, sehr traditionell aufgewachsener kleine Schwester, die mittlerweile nicht mehr so klar ist, aber für mich halt immer die Kleine bleiben wird. Und mittlerweile...

 

Willy:

[11:22] Wie heißt sie?

 

Nadina:

[11:22] Die heißt Sabrina.

 

Willy:

[11:23] Sabrina, die Saps.

 

Nadina:

[11:25] Sie sagt immer Nats zu mir, also würde man das irgendwie sagen.

 

Willy:

[11:28] Naps und Saps.

 

Nadina:

[11:28] Nats und Saps. Diese Fragen beantworte ich nur alle, weil wir uns schon so lange kennen. Und genau, sehr, sehr, sehr traditionell aufgewachsen. Das heißt für mich hat dieses Traditionelle, dieses... Diese Nähe in meinem gesamten Leben immer schon einen hohen Schoßwert gehabt.

 

Willy:

[11:55] Diese Nähe?

 

Nadina:

[11:55] Diese Nähe. Nähe zu dem, was man... Eine Verbundenheit zum Ort, das heißt zu der Landschaft, eine Verbundenheit zum Essen, aber auch dieses Vertraute sind für mich Werte, die extrem wichtig sind.

 

Willy:

[12:07] Ja, woher kommen die?

 

Nadina:

[12:09] Woher die Werte kommen? Ja, woher dieses...

 

Willy:

[12:11] Du kannst ja kaum noch andere Dinge beschreiben, die für dich wichtig sind.

 

Nadina:

[12:16] Spannende Fragestellung. Woher kommen diese Werte?

 

Willy:

[12:19] Ganz umsonst sitze ich nicht auf der Seite.

 

Nadina:

[12:22] Beruflich habe ich schon oft darüber nach. Woher kommen diese Werte? Eine sehr gute Frage. Woher kommen diese Werte? Ich glaube, das ist jetzt nichts, wo ich dir jetzt eine Antwort geben kann, das und das Erlebnis, sondern das ist, wo man ist und man fühlt sich daheim. Das ist eigentlich ein Gefühl. Das ist ein Gefühl, wenn ich nach Salzburg komme und ich schmeiße mir meine Schuhe gleich weg und laufe im Großbohrfuß. Das ist ein Gefühl, dass wenn ich die Möglichkeit habe, als erster, was ich tue, bei meiner Mama Richtung Wald gehe und dort einmal durchspaziere, stundenlang.

 

Willy:

[12:54] Ist der gleich daneben der Wald?

 

Nadina:

[12:55] Der ist gleich daneben der Wald, ja.

 

Willy:

[12:56] Was ist Heimat für dich?

 

Nadina:

[12:58] Heimat ist für mich Oberkomma. Heimat ist für mich Vertrauen. Heimat ist für mich... Das, was mir ein gutes Gefühl gibt. Das, was mich motiviert, ab und zu in Momenten, wo es nicht so läuft, wie man es sich vorstellt, weiterzumachen.

 

Willy:

[13:13] Ist das verknüpft mit deinen Eltern? Oder mit einem Ort?

 

Nadina:

[13:17] Ich glaube, das ist mit allem verknüpft. Diese schönen Momente habe ich natürlich auch mit meiner Familie gehabt. Familie ist für mich ein Wert, der extrem hoch ist. Auch wenn ich selbst jetzt keine Familie habe, aktuell, ich würde trotzdem im engeren, Familienkreis, aber Gott sei Dank sehr gute Beziehungen zu meinen Eltern, sehr gute Freunde, also ich fühle mich sehr, sehr gut eingebettet, aber das ist schon etwas, mit dem ich aufgewachsen bin. Sicherheit? Sicherheit, ja, definitiv.

 

Willy:

[13:45] Also Heimkommen ist so eine Art Heimkommen,

 

Nadina:

[13:48] Sicherheit, was lustig ist, weil Sicherheit im klassischen Sinne und jetzt springe ich wieder einen Schritt weiter, ich weiß noch, dieses Thema, ich werde jetzt vegan, ich mache jetzt ein Unternehmen, war für meine Eltern etwas, was total unsicher war. Ich weiß noch, das war so das Thema, du begibst dich in etwas total Unsicheres. Warum machst du das? Du bist jetzt damals 35 Jahre, du bist nicht verheiratet, entscheidest dich, hast dich nicht für Kinder entschieden, hast dich nicht für die Schulden mit dem Haus und Auto entschieden, sondern du gehst deinen eigenen Weg und es war für mich spannend, weil ich habe eigentlich die Selbstständigkeit als Sicherheit empfunden. Für mich war es irgendwie so, ich bin selbstbestimmt und das,

 

Nadina:

[14:25] was ich entscheide, ändert was. Ich habe immer so das Gefühl gehabt, du bist Du bist in einem angestellten Verhältnis, du arbeitest für jemanden und du bist eigentlich unsicher.

 

Willy:

[14:34] Abhängig von jemandem.

 

Nadina:

[14:35] Abhängig, genau, abhängig von guten Entscheidungen, die mir andere trifft. Und ja, ich triefe auch für Entscheidungen, die ich vielleicht ein zweites Mal anders treffen würde, aber ich triefe sie und ich kann etwas beeinflussen. Deswegen war das für mich so spannend, weil beruflich bin ich eigentlich in die, in Anführungszeichen, Unsicherheit gegangen, was für mich aber das Gefühl der Sicherheit war. Und auch nach wie vor ist.

 

Willy:

[14:54] Warum?

 

Nadina:

[14:54] Weil ich es selber gestalten kann. Weil ich mit meiner Handlung, mit dem, was ich heute entscheide, morgen schon eine Veränderung kriege.

 

Willy:

[14:59] Und was gibt dir die Sicherheit?

 

Nadina:

[15:02] Dass ich nicht gefesselt bin an etwas, dass ich nicht abhängig bin, dass ich nicht abhängig bin von, wie gesagt, guten Entscheidungen von anderen, die ja von anderen beeinflusst werden. Ich suche mir mein soziales Umfeld so aus, dass ich glaube, dass ich eine gute Entscheidungsbasis habe, wo ich dankbar bin, dass ich Menschen habe, die, muss ich sagen, die sind großartige Menschen und in vielen Dingen mir voraus. Und das Schöne ist, wenn du Menschen hast, die auf Augenhöhe sind und dir trotzdem nur das eine oder andere sagen können, dann kannst du wachsen und dann kannst du erkennen, dass es weitergeht und wo du hinkommen kannst.

 

Willy:

[15:37] Was warst du für ein Kind? Beschreib dich. Die vier, fünfjährige Anfangs… Was war ich?

 

Nadina:

[15:44] Ich würde sagen, ich war ein bisschen eine Außenseiterin.

 

Willy:

[15:46] Eine Außenseiterin?

 

Nadina:

[15:47] Eine Außenseiterin, ja. Definitiv eine Außenseiterin.

 

Willy:

[15:49] Was hat dich dazu gemacht?

 

Nadina:

[15:51] Ich weiß nicht, wie ich aufgewachsen bin, hat es niemanden in meinem Alter gegeben. Also meine Schwester war, wie gesagt, drei Jahre jünger und wir haben schon Kinder in der Umgebung gehabt, aber ich war eigentlich immer die Älteste. Und das war für mich dann so, dass ich halt eigentlich, ja, eigentlich trotzdem oft mit meinen Themen allein war. Und dann eigentlich sehr stark den Bezug zu Eltern gehabt habe oder zu generell Freunden meiner Eltern. dann einfach, ich sage jetzt mal nicht in meiner Altersgruppe mein soziales Umfeld. Deswegen würde ich sagen Außenseiter, ja.

 

Willy:

[16:27] Warst du gerne Außenseiter?

 

Nadina:

[16:28] Warst du gerne? Also ich bin dann im Ich schaue da ein bisschen.

 

Willy:

[16:32] Du streust dich dabei ein bisschen.

 

Nadina:

[16:34] Ich bin dann im Gymnasium, Gott sei Dank, oder was soll ich sagen. Ich habe mich dann natürlich irgendwann nach der Pubertät oder in der Pubertät integriert. Das muss man auch dazu sagen. Aber ich war auch gerne Außenseiterin im Nachhinein. Aber man irgendwann... Aber warum? Witzig, weil ich bin jetzt eigentlich ernähren mit pflanzlich und lebpflanzlich, da bin ich auch irgendwie so ein kleiner Exot mit meinen 5%. Das ist ein leichter Hintergedanke.

 

Willy:

[16:57] Wenn ich die Richtung jetzt schon kaufgerecht die Frage gestellt habe.

 

Nadina:

[17:00] Ich weiß nicht, für mich war das, ich habe gern meinen eigenen Weg, ich bin immer schon, meine Mama hat es irgendwie gesagt, als Kind, es war Herdplatten an, meine Mama hat gesagt, greif nicht auf die Herdplatten, ich habe auf die Herdplatten gegriffen, und das zweite Mal wieder. Und das war irgendwie so, okay, man hat wenn ich es nicht selber ausprobiert habe, ist es einfach nicht gegangen.

 

Willy:

[17:17] Warum hast du es ein zweites Mal ausprobiert?

 

Nadina:

[17:19] Das ist eine gute Frage, das denke ich mir bei der Selbstständigkeit auf. Warum machst du jetzt genau den gleichen Fehler nochmal? Ist das eine gewisse Sturheit? Vielleicht war es das erste Mal ein Fehler. Das kann ich dir nicht sagen, aber ich glaube, es war nicht so, dass es bereut. Ich glaube, dass das im Nachhinein eine Eigenschaft ist. Ich bin ja jetzt Single-Founderin, das heißt, ich habe alleine gegründet. Single-Founderin. Single und auch Single-Founderin. Genau, und das war genau, und, Und am Anfang war es so, dass ich mir gedacht habe, ich weiß nicht, ob ich es allein schaffe und heute kann ich mir es gar nicht mehr anders vorstellen. Und am Anfang ist es mir so unsicher, aber ich glaube, wäre ich nicht vielleicht als Kind schon immer so ein bisschen exot oder so trotzdem auf mir allein gestellt gewesen, wäre es vielleicht schwieriger gewesen, sich jetzt recht zu finden.

 

Willy:

[18:10] Aber wieso allein gestellt? Weil du hast eine sehr stabile Familie irgendwie gehabt, oder? Du hast eigentlich Sicherheit gehabt und gleichzeitig warst du aber total auf dir allein gestellt. Also beides ist parallel irgendwie gegangen, oder?

 

Nadina:

[18:19] Beides ist dann parallel. Ich glaube, die Sicherheit ermöglicht dir halt auch, dass du dann deinen Weg erlangen kannst, oder?

 

Willy:

[18:24] Also ein stabiles Fundament und darauf dann eigenen Weg gehen.

 

Nadina:

[18:29] Ja, und bei sehr stur natürlich den eigenen Weg durchziehen.

 

Willy:

[18:33] Wie warst du in der Schule?

 

Nadina:

[18:35] Schlecht, ganz schlecht. Wirklich? Nein, so kann man das jetzt nicht sagen. Meine Mama hat gesagt, sehr ehrgeizig, aber ich habe mir alles hart erlernen müssen. Also, ich glaube, geschenkt ist mir im Leben nichts geworden, schulisch auf keinen Fall.

 

Willy:

[18:50] Keine Noten geschenkt.

 

Nadina:

[18:51] Keine Noten geschenkt waren. Leider Gottes oder Gott sei Dank im Nachhinein. Welcher Lieblingsfach? Turnen. Mit Abstand turnen. Turnen. Turnen und zeichnen.

 

Willy:

[19:00] Turnen und zeichnen.

 

Nadina:

[19:01] Turnen und zeichnen, ja. Turnen und zeichnen, genau.

 

Willy:

[19:03] Wo erkennt man da in diesen zwei Fächern die Unternehmerin von später dann?

 

Nadina:

[19:07] Der Ehrgeiz, glaube ich. Der Ehrgeiz. Der Ehrgeiz. Sport, glaube ich, ist das Wichtigste, weil es geht immer besser, besser, besser. Es gibt nicht, es geht nicht mehr. Weißt du, was ich meine? Und du lernst zum Verlieren. Aus heutiger Perspektive.

 

Willy:

[19:17] Ach.

 

Nadina:

[19:18] Ja, und man lernt zum Verlieren.

 

Willy:

[19:21] Sagst du jetzt, weil es wirklich so ist, oder weil es einfach der Satz so gut ist?

 

Nadina:

[19:24] Nein, sondern der Satz ist wirklich gut. Aber ich habe bis 16, ich glaube in der Woche, zwei, drei oft Tennis gespielt. Also das war so ein kurzer Traum Richtung Sportkarriere. Das hat, glaube ich, so jeder irgendwo einmal dazwischen. Ja, genau. Also ich schon. Ja. Und ich glaube, du kannst nicht jedes Match gewinnen. Das ist ganz normal, dass du irgendwann einmal verlierst.

 

Willy:

[19:48] Okay, warte mal.

 

Nadina:

[19:50] Das habe ich, glaube ich, auch noch nie erzählt, dass ich Deutsch gespielt habe. Die Metapher ist nicht geübt, aber die Tatsache ist, glaube ich, das. Du kannst nicht nur gewinnen. Und ich glaube, da hilft Sport.

 

Willy:

[20:01] Und wo hast du in der Schule viel verloren?

 

Nadina:

[20:03] Ganz viel Deutsch, Mathe, Englisch, da habe ich überall verloren.

 

Willy:

[20:06] Also überall außer in Turnen und in Zeichen?

 

Nadina:

[20:08] Da habe ich viel gelernt, beziehungsweise sehr viel gelernt, sehr, sehr viel gelernt, ja.

 

Willy:

[20:12] Okay, aber du bist durchgekommen?

 

Nadina:

[20:14] Ich bin durchgekommen, ich bin immer wieder irgendwie durchgekommen, genau.

 

Willy:

[20:17] Volksschule, Hauptschule dann oder klassisch?

 

Nadina:

[20:18] Genau, Volksschule, Hauptschule am Land, genau, und dann Richtung Gymnasium.

 

Willy:

[20:22] Und da hast du schon gewusst, in welche Richtung das geht oder hast du einen Lehrer gehabt?

 

Nadina:

[20:25] Nein, da habe ich nicht gewusst, wo es hingeht, aber wie gesagt, wie sagst du so lieb, man muss ja nach vorne scheitern. Ich bin dann in der siebten Klasse, habe die Klasse wiederholen dürfen. Wiederholen dürfen? Wiederholen.

 

Willy:

[20:37] Schön formuliert, oder?

 

Nadina:

[20:38] Holen dürfen, so kann man es jetzt nicht sagen. Ich muss mich selber korrigieren. Ich habe dann entschieden, dass ich, ich habe damals einen Partner kennengelernt, der hat mit, da war ich 16, der hat in Graz Medizin studiert. Okay. Genau. Und dann habe ich entschieden, dass ich mit nach Graz gehen möchte. Und dort habe ich dann berufsbegleitend studiert. Also nicht studiert, sondern die Matura fertig gemacht.

 

Willy:

[21:02] Man kann berufsbegleitend die Matura fertig machen.

 

Nadina:

[21:04] Genau, berufsbegleitend, das war möglich. Das war halt nur an den Abenden und parallel habe ich dann zum Arbeiten angefangen. Das heißt, ab 16, also vom 16. Lebensjahr habe ich studiert und immer daneben gearbeitet. Du bist nach Graz gegangen? Da bin ich nach Graz gegangen. Mit 16? Genau. Danke Mama, danke Papa, dass ihr mich übrigens gelassen habt. Heute weiß ich, dass das nicht selbstverständlich ist.

 

Willy:

[21:25] Wie lang war die Diskussion?

 

Nadina:

[21:26] Sehr lang, sehr, sehr lang. Gott sei Dank waren meine Eltern gerade in der Scheidung und mit sich selbst beschäftigt.

 

Willy:

[21:33] Welche Bedingungen hast du gekriegt?

 

Nadina:

[21:35] Welche Bedingungen? Glücklich zu sein von meiner Mama. Das ist auch heute noch die Bedingung, dass an alles steht, was ich mache.

 

Willy:

[21:43] Wie lange warst du dann in Graz?

 

Nadina:

[21:44] In Graz war ich...

 

Willy:

[21:46] Es war die große Liebe damals, oder?

 

Nadina:

[21:49] Die erste Liebe ist immer die große Liebe, oder? Die erste Liebe ist immer die große Liebe. Aber ich bin ihm sehr dankbar, weil ich wieder das Glück gehabt habe, was sicher ist, ein gutes Fundament, um mich entwickeln zu können. Aber dort habe ich in einem Callcenter, ich weiß es noch, angefangen. Das war der erste Job, war ich in einem Callcenter. Und ich weiß noch, wie ich gelernt habe, Vertrieb zu machen. Im Sinn von, du nimmst deinen Hörer, rufst irgendjemanden an und es wird dein Sprachstil, deine Sprachgeschwindigkeit, deine Tonalität überwacht und du kriegst dann auf das, was du glaubst, was du kannst, ein Feedback, das dich zerstört. Plus, dass der Kunde eigentlich nicht will, dass du anrufst und er will auch nichts abkaufen. Und so hat es aber dann angefangen und so bin ich, glaube ich, auch in diese Begeisterung der Kommunikation, aber auch des Vertriebs, des Vermarktens gekommen. Das ist mir damals gar nicht so bewusst gewesen, wie hart diese Schule war, weil ich das irgendwie gern gemacht habe. Komischerweise hat mir das unglaublich viel Spaß gemacht. Und habe mich aber vorbereitet auf das, was ich glaube, dass heute in meiner Tätigkeit als Gründerin extrem wichtig ist, nämlich Leute anzurufen, miteinander zu reden. Wenn es irgendwas gibt, schreibe ich nicht eine 10 Kilometer lange E-Mail, sondern es wird der Hörer in die Hand genommen, es wird auf das Stück geredet, weil es gibt nichts Unangenehmeres als die Tatsache, dass wenn du jemanden anrufst am Telefon und ihm eine Tageszeitung verkaufen willst, also die Antworten, die du da kriegst, habe ich in meiner ganzen Karriere später nicht mehr gekriegt. Also so unerwünscht kannst du gar nicht sein. Selbst beim Kunden, wo es Probleme gibt. Aber da habe ich das gelernt und für das bin ich super dankbar. Und das habe ich, wie gesagt, das hat mir dann eigentlich auch die Matura finanziert.

 

Willy:

[23:18] Das Callcenter.

 

Nadina:

[23:19] Das hat mir, ja. Ich selber komme aus einem Elternhaus, wo beide, wo mein Papa gearbeitet hat. Das heißt, ich habe keinen akademischen Hintergrund. Ich war auch die Erste, die Matura gemacht hat. Ja, genau. Ich weiß nicht, meine Mama hat mir damals die Möglichkeit geboten, dass ich Radmechanikerin werde.

 

Willy:

[23:35] Radmechanikerin?

 

Nadina:

[23:36] Ja, also Rad, wir haben uns halt ein Radgeschäft angeschaut, wo Räder repariert werden. Leider Gottes war die Leidenschaft zu gering. Ich habe heute so ein uraltes Waffenrad, das hat einen Batschen und das hat schon seit mindestens einem Jahr.

 

Willy:

[23:50] Also gut, dass du es nicht gemacht hast.

 

Nadina:

[23:53] Gute Entscheidung von mir.

 

Willy:

[23:54] Dein Talent hättest du quasi auf Rädern verschwendet.

 

Nadina:

[23:57] Das hätte ich wirklich verschwendet, das Gute ist es. Gott sei Dank, gut. Ich glaube, ich rede. Genau, aber das heißt, das war nicht die Erwartungshaltung, niemals, dass ich studiere, dass ich Matura mache, dass ich studiere, dass ich selbst... Es war nie die Erwartungshaltung. Also es war... Maximal die Erwartungshaltung heiraten, Kinder kriegen, vielleicht das in die Richtung, wie eine konservative Erwartungshaltung, die aber heute auch nicht mehr da ist.

 

Willy:

[24:26] Wann in dieser ganzen Zeit ist bei dir der erste konkrete Wunsch in irgendeine Richtung gereift, also jetzt mal beruflich, wo du gewusst hast, okay, das kommt mir interessieren, das möchte ich dann studieren oder arbeiten. Hat es irgendeinen Moment gegeben?

 

Nadina:

[24:45] Nein, hat es überhaupt nicht gegeben. Ich muss auch sagen, ich habe so jede Erfahrung gemacht, die es irgendwie gibt. Ich habe dann nach der Matura geglaubt, kurze Zeit, ich muss Medizin studieren.

 

Willy:

[24:54] Aus welchem Grund heraus?

 

Nadina:

[24:58] Weil ich natürlich durch die Beziehung viel mitgekriegt habe, wie spannend, genau, wie spannend eigentlich die Medizin ist. Habe aber gemerkt, okay, das mit dem Blut ist nicht ganz meins. Habe das kleine Latin dann wieder abgebrochen, das ich nachholen wollte.

 

Willy:

[25:09] Kann es kein Blut sein.

 

Nadina:

[25:09] Genau, war überhaupt nicht meins. Dann habe ich ganz kurz mir Jus angeschaut. Das war ungefähr eine Vorlesung und die habe ich abgebrochen. Und dann habe ich ein Semester die BEDAG gemacht. Für Volksschulkinder.

 

Willy:

[25:20] Die pädagogische Akademie.

 

Nadina:

[25:21] Genau, das habe ich ein ganzes Monat gemacht, bis ich erkannt habe.

 

Willy:

[25:24] Länger als eine Vorlesung.

 

Nadina:

[25:25] Länger als eine Vorlesung. Das war dann schon irgendwie ein bisschen was Ernsteres. Auf jeden Fall habe ich das dann aufgekauft, weil ich dachte, ich liebe es zu unterrichten. Mir macht das didaktisch extrem viel Spaß. Aber ich möchte gerne mit Älteren. Mit Älteren, also ich hätte gerne ältere Studierende, ältere Schüler. Und das ist mir eigentlich dann gegangen, wo ich wusste, okay, unterrichten, ja. Und genau, aber nicht die ganz kleinen Kinder, sondern ein bisschen die älteren Kinder, Erwachsenen.

 

Nadina:

[25:55] Und parallel habe ich angefangen, da, und das habe ich immer gerne gemacht, in den Ferien als Touristenführerin zu arbeiten. Als Touristenführerin? Im Salzbergwerk, genau.

 

Willy:

[26:05] In Hallein?

 

Nadina:

[26:06] In Hallein, genau. Genau. Und dort habe ich dann, wie gesagt, die Begeisterung, auch noch zusätzlich für das, vor Menschen zu reden. Ich glaube, das ist mir heute zugutekommen, weil das waren mitunter 60 Personen, die du besparst, in drei Sprachen, wo ich damals Italienisch nicht perfekt gesprochen habe, aber man macht es trotzdem auch in drei Sprachen.

 

Willy:

[26:24] Man sagt alles dreimal hintereinander. Wie kriegt man das psychisch?

 

Nadina:

[26:29] Ja, es ist schwierig. Man kann es nur zwei Monate am Stück machen und dann geht man wieder zurück. Aber es hat zusätzlich, wie gesagt, mein Matura zu dem Zeitpunkt mitgebracht. Geld, also von dem her, es war ein super Job und es war wieder eine super Lehre, weil du bist großteils vom Trinkgeld abhängig, so muss man das auch sagen, und wenn du in dem, was du bist, nicht gut bist, hast du einfach viel weniger.

 

Willy:

[26:52] Das heißt, man muss performen?

 

Nadina:

[26:52] Man muss performen, in drei Sprachen, genau, und man muss relativ schnell lernen, wie man mit Menschen umgeht und ich glaube, das habe ich dort als Touristenführerin wirklich gelernt. Das war eine harte Schule, weil es auch noch das Thema natürlich der unterschiedlichen Kulturen ist und wenn du natürlich ob du eine Gruppe mit Arabern hast, eine Gruppe mit Chinesen, eine Gruppe Deutscher. Du musst super schnell ganz eine andere Art der Kommunikation wählen.

 

Willy:

[27:21] Was waren deine Sprachen?

 

Nadina:

[27:22] Deutsch, Englisch, Italienisch.

 

Willy:

[27:24] Deutsch, du heißt jetzt Araber.

 

Nadina:

[27:26] Englisch, das ist alles. Nein, nein, das war alles Englisch. Nein, nein, ich verstehe das alles. Das heißt Englisch gegangen.

 

Willy:

[27:30] Wenn ich jetzt deine Schulkollegen von damals frage, also Hauptschule, dann müssten deine Referate doch legendär gewesen sein, oder? Oder vor Menschen sprechen, etwas präsentieren etc.?

 

Nadina:

[27:42] Damals war ich eher introvertiert. Also das hat sich, wie gesagt, wirklich erst mit Graz oder Ende, Sportgymnasium, also ich habe mir vertiefen Sport gemacht, da hat sich das eigentlich erst entwickelt. Davor war ich, wie gesagt, eher Außenseiter, eher ruhig, eher in mich.

 

Willy:

[27:59] Ja, aber hat es auch so ein Referat oder irgendein Ereignis gegeben, wo du gesagt hast, uh, ich liebe es.

 

Nadina:

[28:03] Nein, überhaupt nicht. Das ist wirklich Wirklich von einem Tag auf den anderen hat sich das geändert. Also nein, vorher, also für alle, die irgendwie introvertierte Kinder haben, wo sie glauben, das kann sich von einem Tag auf den anderen ändern.

 

Willy:

[28:16] Begne die Kamera her. Mach ihnen Hoffnung. Ja, ich mach Hoffnung. Okay, das heißt, das Einzige, was ich jetzt aus Konstanz ein bisschen raushöre bei dir, ist kommunizieren, von Menschen reden, präsentieren, auch ein bisschen auf der Bühne stehen, bis zu einem gewissen Grad. Und wann ist dann noch was, das ist ja noch kein Berufswunsch oder so in dem Sinne, oder? Wann ist dann bei dir gereift, was du tun möchtest? Weil du hast ja dann irgendein Studium gewählt, nicht? Nach der BEDAG dann, weil das war ja ein Monat, das ist ein Monat, wo ich dann irgendwann zu Ende...

 

Nadina:

[28:49] War auch einmal Gott sei Dank zu Ende, genau.

 

Willy:

[28:51] War dann schon irgendwie was Konkreteres da, oder?

 

Nadina:

[28:53] Wie gesagt, wenn du nicht weißt, was du wirst, wirst, wird, oder? Betriebswirt in dem Fall. Ich habe mich dann natürlich klassisch für die Betriebswirtschaft entschieden.

 

Willy:

[29:00] Auf Nummer sicher.

 

Nadina:

[29:01] Auf Nummer sicher, genau, weil ich eben nicht gewusst habe. Es ist irgendwie, ich habe auf der einen Seite beneide Menschen, die eine Kompetenz haben, die sich relativ schnell merken und wo sie sagen, das ist, aber ich habe einfach gemerkt, ich interessiere mich für so viele Dinge, dass ich mich nicht festlegen kann. Also, okay. Das war für mich schwierig, weil ich habe genauso die Möglichkeit, also sehr viele berufliche Stationen, also ich bin nicht jemand, der einen Lebenslauf hat, wo noch ein Job drinsteht, sondern ich habe ein Praktikum bei Bosch gemacht, dort war ich im Einkauf, Dann bin ich in eine Modeagentur im Vertrieb oder im Verkauf gegangen. Anschließend habe ich die erste Marketingleitung gekriegt. Dann bin ich an den Unis gegangen und habe an den Unis unterrichtet. Also ich habe so viele unterschiedliche Sachen gemacht, dass ich eigentlich nicht sagen kann, ich habe die eine Kompetenz oder das eine Interesse. Ich interessiere mich für extrem viele Dinge und das hat es halt auch schwierig gemacht. Und in der Betriebswirtschaft habe ich dann eigentlich alles gefunden, dieses Generalistische. Ich habe heute das Glück, man kann mich in das Wasser werfen und ich schwimme. Weil ich, wie gesagt, nicht die eine Ausprägung habe, die extrem ist, sondern einfach mich gut über Wasser in der Masse halten kann. Durch einfach das, dass mich alles interessiert, ich mich überall einarbeiten kann und einfach auch glaube, dass ich überall eine solide Basis dann schaffe.

 

Willy:

[30:14] Aber das heißt, aus Sicht einer Expertin, die für Personal zuständig ist im Unternehmen, die hätte sich dann gedacht, ich bin mir nicht sicher, wie ich den nehme. immer scheint sehr interessant zu sein, aber kann sich und will sich nicht binden, oder?

 

Nadina:

[30:30] Interessiert sich viel. Kann sich nicht binden, gute Frage. Ich habe mich einfach an das gebunden, was mich interessiert hat. Aber ich bin halt auch der Typ, der dann sagt, okay, Veränderung gehört dazu. Also ich bleibe nicht wo, weil ich bleibe. Sondern ich bin dann schon so, dass ich sage, Und deswegen auch die vielen Stationen, sei es jetzt dann, wie gesagt, unterrichten an FHs, an Unis oder für Non-Profit-Organisationen, dort die Kommunikationsleitung machen. Ich habe dann schon gemerkt, wo das Steckenpferd, also wo ich hin möchte, weil ich habe ja im Marketing und Vertrieb unterrichtet. Also es hat sich dann schon herauskristallisiert, was die Themen sind oder Verhandlungsführung, Verhandlungstraining. Das waren Dinge, die haben mir immer unglaublich viel Spaß gemacht.

 

Willy:

[31:09] Also irgendwas mit Leid.

 

Nadina:

[31:10] Irgendwas mit Leid und irgendwas mit Reden und irgendwas mit jemand anderem, eigentlich eine Sozialkompetenz zu vermitteln und weiß jetzt entweder, wie ich verhandle, wie ich Gespräche fühle, wie ich meine Stärken erkenne in der Verhandlung, was man heute auch, wie gesagt, alles das, was ich eigentlich unterrichtet habe, alles, was ich erlebt habe, glaube ich, ermögliche ich mir heute, dass ich als Einzelgründerin da bin, wo ich bin. Weil ich, wie gesagt, die Stationen gehabt habe und weil ich halt auch erkannt habe, ob am gewissen Punkt man geht. Man geht weiter.

 

Willy:

[31:41] Wie lange hast du studiert?

 

Nadina:

[31:43] Ich habe Bachelor gemacht in Salzburg und habe dort in einer Großtischlerei die Kommunikationsleitung gehabt. Zurück aus Graz? Genau, zurück nach Graz, nach Salzburg. In Graz war ich vier Jahre. Ah doch? Ja, da war ich vier Jahre. War eine wunderschöne Zeit, weil es war schön warm und ich bin dann nach Salzburg zurückgekommen und es war nur schnüre Regen. Ja, Salzburg. Und ich war nur grantig einmal ein paar Wochen, weil dann auch im Bergwerk kalt und nass und war ich sehr herausfordernd. Genau, aber ich habe dort Gott sei Dank einen Job gehabt, der mir ermöglicht hat, dann, einen Master in Vorarlberg zu machen.

 

Willy:

[32:17] Vorarlberg?

 

Nadina:

[32:18] Du bist in eine andere Richtung gegangen. Genau, da bin ich dann am Wochenende gependelt, weil das waren alles, also es war in Salzburg schon die FHA Berufsbegleitend, das war Freitag, Samstag.

 

Willy:

[32:25] FH wie?

 

Nadina:

[32:26] FH Salzburg.

 

Willy:

[32:27] FH Salzburg, ja.

 

Nadina:

[32:28] Genau, also liebe Grüße an die FH Salzburg, wo ich gerne immer wieder selber als Gastreferentin bin.

 

Willy:

[32:34] Hat sie sich gerade eingeladen.

 

Nadina:

[32:36] Schon wieder, wir sehen uns wieder. Und genau, und anschließend war es dann, war es Dornbirn mit der Motivation, in der Schweiz das Doktorat zu machen. Und jeder, der das österreichische Bildungssystem kennt, weiß, dass die Schweizer nicht ernst nehmen, wenn du ein FH machst. Und jetzt habe ich parallel meine Urlaube, in Anführungszeichen, weil ich auch nur fünf Wochen gehabt habe, immer auf Summer Universities verbracht. Das heißt, ich war dann eine Zeit lang in Shanghai, war in Peking. Also das ist immer vertraglich festgehalten worden, dass ich fünf Wochen am Stück frei brauche, auch, weil das war die Summer University, wo du im Minimum 10 ECTS hast sammeln müssen, damit du überhaupt die Chance hast, dass du in der Schweiz, in St. Gallen, die Möglichkeit kriegst zu disziplinieren.

 

Willy:

[33:19] Und das hast du immer im Sommer gemacht?

 

Nadina:

[33:19] Das war immer genau, das erste Jahr war China und Shanghai, dann war Thailand und das letzte war Namibia.

 

Willy:

[33:27] Aha, interessante Wahl.

 

Nadina:

[33:31] Asien, weil ich die Dynamik liebe. Das war so das erste, wo ich mir gedacht habe, es muss schnell sein. Das ist immer das aller, aller wichtigste für mich. Und weil ich im Salzbergwerk, eine totale Freude mit den Menschen gehabt habe. Mich hat das total interessiert. Ich habe mich, wenn es gegangen ist, noch lange mit denen unterhalten, weil das ist ja das Schöne, wenn du mit wem in einem Berg bist und das 70 Minuten, kommst du da ins Gespräch und mich hat die Kultur fasziniert, mich hat das Denken fasziniert und ich habe einfach, wie gesagt, diese Geschwindigkeit, die sie gehabt haben, total als angenehm empfunden. Und deswegen Shanghai und Peking. Genau, das Erste.

 

Willy:

[34:02] Okay. Und alles mit dem Ziel, dort auch Kommunikationsthemen zu machen? Oder war es eigentlich eher wurscht, was du machst, hauptsächlich dort, hauptsächlich Summer School? Oder hat das Ganze thematisch auch irgendwie eine Klammer gehabt?

 

Nadina:

[34:13] Nein, das muss thematisch immer einen Bezug gehabt haben. Das geht gar nicht anders, sonst kannst du es nicht absetzen.

 

Willy:

[34:19] Okay, da kommt die Betriebswirtschaft wieder.

 

Nadina:

[34:21] Nein, das war immer so im International Business Context.

 

Willy:

[34:25] Damit du noch in die Schweiz gehen kannst im Endeffekt.

 

Nadina:

[34:28] Genau, das war klar, dass ich nachher nach dem Master nur Dissertation machen würde. Das war für mich so ein Meilenstein. Nein, also das war auch für mich das Einzige jetzt mit der Pflanzerei, wo ich wirklich sage, auf das habe ich verzichtet. Also ich verzichte nicht auf Fleisch, sondern ich habe auf meine Dissertation am Ende des Tages, die ich im Februar aufgehört habe, verzichtet, weil sie sich nicht mehr ausgegangen ist.

 

Willy:

[34:46] Im Februar welchen Jahres?

 

Nadina:

[34:47] Im Februar, letztes Jahr.

 

Willy:

[34:49] Also, so nah ist es schon.

 

Nadina:

[34:51] Ja, an der WU war ich am Schluss und habe dort Wirtschaftsinformatik in dem Bereich genau, habe ich dissertiert und es waren noch ein paar Kurse, aber es wäre einfach nicht mehr gegangen.

 

Willy:

[35:01] Zu welchem Thema wolltest du dissertieren?

 

Nadina:

[35:04] Kognitive Dissonanz und wie man über den sozialen Medien, ganz einfach formuliert, wie man soziale Medien nutzt, um Greenwashing zu begehen. Ganz einfach gesprochen, genau. Deswegen für mich auch als Gründerin immer so im Hinterkopf, was man alles nicht tut und auf was man aufpassen muss und ganz wichtig, dass man von Anfang aus super transparent ist, weil Transparenz ist so das Gift, das Kryptonit sagen wir, für Greenwashing. Und darum versuche ich das auch, dass ich möglichst selbst präsent bin, selber für das stehe, was ich sage, weil durch das macht Screenwashing sehr, sehr schwierig.

 

Willy:

[35:40] Eine Frage, die ich mir letztens auch schon einmal gestellt habe, wo sind denn für dich, wenn du jetzt den Transparenzbegriff nimmst, Wo sind für dich die Grenzen von Transparenz? Was ist dann schon wieder zu transparent? Was muss ich nicht kommunizieren?

 

Nadina:

[35:54] Ich sitze jetzt gerade bei dir und beantworte Fragen über meine Kindheit. Das ist einmal für mich sehr transparent. Das werde ich jetzt auch nicht hundertmal wiederholen.

 

Willy:

[36:04] Reicht dich auch mal.

 

Nadina:

[36:06] Das ist für mich Transparenz. Ich möchte jetzt nicht in einem Lifestyle-Magazin meine Wohnung herzahlen. Das ist für mich zu viel Transparenz.

 

Willy:

[36:17] Dein privater Kontostand?

 

Nadina:

[36:18] Mein privater Kontostand, ja. Also nachdem ich die Kellergeschichte erzählt habe, die 11 Quadratmeter, wo wir dann im dritten Stock waren.

 

Willy:

[36:24] Kann man sich den Rest denken,

 

Nadina:

[36:25] Wo das ganze Geld ist, nämlich in der Pflanzerei. Und dort bleibt es auch, damit es wächst und gedeiht. Soweit es mir möglich ist. Ich schaue immer, wofür ich mich gut dabei fühle. Dinge, die ich erzählen will, erzähle ich. Und ich glaube, es darf auch nicht nur in der eigenen Komfortzone sein. Weil deine Fragestellungen sind alle berechtigt und ich weiß, ich gehe aus dem Gespräch aus und denke mir dann, okay, diese Werte, die ich habe, woher kommen sie denn wirklich? Warum ist mir genau die Landwirtschaft, warum ist genau bei meinen Produkten jetzt dieser Bezug so wichtig? Und du hast recht, es sind Werte, die für mich einfach Vertrauen, Sicherheit ausstreuen, wenn für mich jetzt das Ende unseres Gesprächs auch so kommt. Und ich verstehe jetzt auch, warum ich da so drauf beharre und warum mir das so wichtig ist. Ja, und warum ich teilweise zu Vorträgen oder irgendwo hingehe, wo ich einfach sage, es ist mir eigentlich egal, wie viele Stunden ich da tief war und ob ich einen Cent verdiene, einfach weil mir die Sache so wichtig ist. Und das erklärt es eigentlich, warum. Weil natürlich ganz klar, dass das widerspiegelt, was man als Kind eigentlich schon so ein wichtiger Teil von meinem Leben ist.

 

Willy:

[37:27] Das erklärt dann immer nicht ganz, wo du für dich so, also du hast jetzt ein Beispiel genannt, aber gibt es so Grenzen von Transparenz, weil momentan habe ich so den Eindruck, Transparenz ist das neue Zauberwort, mit dem man jetzt wieder alles löst, genauso wie es Nachhaltigkeit oder sonst was wäre. Meistens werden diese Worte dann entzaubert, nicht durch das Wort selbst, sondern durch das, was wir damit tun. Gibt es irgendwelche Grenzen für Transparenz, wo du sagst, okay, da darf man sich nicht übertreiben, weil dann wird es irgendwann einmal dogmatisch oder sonst was?

 

Nadina:

[37:53] Also ich weiß nicht, dogmatisch und Transparenz hängt für mich jetzt ganz wenig zusammen. Also ich habe es jetzt für mich noch nicht erlebt, dass diese Grenze irgendwie, also die Fragen, die ich kriege, beantworte ich gern. Ich versuche es, das ist auch wieder ein ausgelutschtes Wort, aber transparent und echt zu machen.

 

Willy:

[38:14] Authentisch meinst du?

 

Nadina:

[38:15] Authentisch, genau. Authentizität, genau. Genau, das ist das Wort. Aber ich versuche es, ich versuche eigentlich, einfach so zu sein, wie ich bin. Und ich kann dir jetzt nicht sagen, woher Transparenz anwenden. Ich bin in keinem Großkonzern und ich mache dort nicht Marketing und Corporate Social Responsibility, sondern ich habe ein kleines Startup, das vor drei Jahren im Keller angefangen hat. Im dritten Stock war. Also Mitarbeiter hat und ich jeden kenne und ich selber beim Messen stehe, ich selber jede Produktentwicklung mitmache. Ich versuche, ich versuche auch durch die sozialen Medien die Leute mitzunehmen und auf Augenhöhe Fragen zu beantworten. Ich tue mir schwer zu sagen, wo sind die Grenzen einer Transparenz, wenn du selber die Person bist, die die Dinge halt auch mitmacht und mitgestaltet und,

 

Nadina:

[38:59] Ja, ist für mich die Antwort.

 

Willy:

[39:02] Lass uns da einfach mal so stehen. Wann bist du, wann ist bei dir das, schauen wir mal Richtung Startup-Gründung. Du hast dann viele Stationen gehabt, du warst, wo warst du überall? Du warst bei Landschaft Leben warst du mal in der Kommunikation, Hannes war ja bei Ponserge im Podcast.

 

Nadina:

[39:19] Donau-Säuer davor.

 

Willy:

[39:20] Auch Lebensmittel.

 

Nadina:

[39:21] Ah, Lebensmittel, Lebensmittel.

 

Willy:

[39:23] Wo ist das losgegangen? Also diese, sag ich mal, Kommunikation wissen wir, das haben wir jetzt schon, das Thema. immer. Wann sind die Lebensmittel dazugekommen zu dem offensichtlich Mix aus Kommunikation und Lebensmitteln?

 

Nadina:

[39:36] Also die letzte Station, die ich gehabt habe, bevor ich zu Donau so gegangen bin und dort die Kommunikation geleitet habe, war an der Donau-Uni Krems. Und dort habe ich einen Lehrgang geleitet, Leadership und Management. Und irgendwann war ich auf meine Studenten total eifersüchtig.

 

Willy:

[39:52] Einen Lehrgang geleitet?

 

Nadina:

[39:53] Einen Lehrgang geleitet, genau. Total eifersüchtig, nämlich deswegen, weil sie was gemacht haben. Und mir ist Ich habe diese Kopfarbeit, ich liebe sie, es ist ein großer Teil.

 

Willy:

[40:03] Gemacht im Sinne von was produziert.

 

Nadina:

[40:05] Was wieder gemacht, genau im Sinne von, die haben anpackt, nicht wie es ich gemacht habe, als Schreibtisch-Cowboyerin, Cowboy, wie ich immer, Cowgirl.

 

Willy:

[40:15] Cowboyerin, ja, super. Feuerin. Gottes Willen.

 

Nadina:

[40:19] Die sind dann in den Beruf gegangen und haben das halt gelebt, was ich im Papier gehabt habe. Und das ist mir irgendwann abgegangen. Und dann habe ich gemerkt, ich möchte vielleicht wieder was mit Substanz machen. Und es war für mich ganz klar, dass das nicht ein Unternehmen im klassischen Sinn sein kann, sondern es muss was sein, wo ich wirklich einen Sinn dahinter sehe.

 

Willy:

[40:35] Was ist ein Unternehmen im klassischen Sinn?

 

Nadina:

[40:38] Ich möchte jetzt da kein Unternehmen bashen, aber im Lebensmittelbereich gibt es sehr viele Unternehmen, die einfach für mich das Ziel haben, nicht gesellschaftlich Wert zu stiften.

 

Willy:

[40:45] Du wolltest wieder Außenseiterin sein?

 

Nadina:

[40:47] Ich wollte wieder Außenseiterin beruflich sein. Ich wollte das Gefühl haben, dass ich, und das ist so ein Riesenthema, einen Job mit Sinn machen, wo ich gesellschaftlich einen Wert stiften kann. Das war für mich immer schon wichtig.

 

Willy:

[40:56] Das habe ich noch nie gehört, dass das wirklich ist.

 

Nadina:

[40:59] Nein, aber ich muss ehrlich sagen, für mich ist es auch, ich habe eben das Gefühl, also ich weiß nicht, müssen wir jetzt fragen, was meine Studenten dazu sagen, würden heute noch, aber ich habe immer Dienstleistungen an der Bildung gemacht und nicht an den Studenten, weil ich glaube, dass Bildung eines der wichtigsten Instrumente ist, damit wir als Gesellschaft weiterkommen. Bekommen und dass es super wichtig ist, dass man, weil ich immer so hart gearbeitet habe, mir ist es mein gesamtes Studium, dass für jeden ein Leistungsbegriff ist, Leistung zu bringen in einem Studium, über sich hinaus zu wachsen und das war für mich schon immer super wichtig und das war das. Was ich meinen Studenten auch vermitteln wollte, dass sie stolz sein können am Ende des Tages, was sie geschafft haben, weil jeder von ihnen was geschafft hat und ich habe da ein bisschen beitragen dürfen und das wollte ich nachher selber an einem Job, wo ich, und das war vielleicht so eine kleine Leidenschaft, die sich irgendwie privat ergeben hat, mit Lebensmitteln zusammenhängt. Jeder ist von uns.

 

Willy:

[41:52] Aber warum Lebensmittel? Das haben wir quasi abgeleitet, dass aus dem konstruktiven Neid auf deine Studenten so quasi der Drang zum Handeln entstanden ist. Ja, ja, ich will es nicht als Neid sagen, sondern so positiv irgendwie, so ich will auch was machen. Genau, ich will auch was machen. Du warst ein bisschen neidisch, hast gesagt, konstruktiver Neid auf deine Studentinnen und Studenten. Du warst so, jetzt handeln. Jetzt sind wir kommunizieren, jetzt sind wir handeln. Jetzt hast du es eh schon ein bisschen angedeutet, aber wann ist das Lebensmittel dazu gekommen?

 

Nadina:

[42:14] Ich glaube, das ist passiert.

 

Willy:

[42:16] Das andere ist auch passiert.

 

Nadina:

[42:18] Nein, das andere lässt sich leichter erklären, aber es waren zu dem Zeitpunkt zwei Jobs ausgeschrieben und das war mitunter diese Kommunikationsleitung bei Donau so, ja. Und ich habe es gelesen und habe gewusst, das ist. Und ich habe mich einfach darauf einlassen.

 

Willy:

[42:31] Hast du wegen der Soja oder wegen der Kommunikationsleitung?

 

Nadina:

[42:33] Eigentlich am Anfang wegen der Kommunikationsleitung. Definitiv wegen der Kommunikation. Aber Kommunikation um, und das war der Unterschied, Key-Performance-Indikatoren aus Pflanzerei- Perspektive, sind bei mir CO2-Reduktion, Wasserverbrauch, Sozialstandards und so weiter. Das waren Themen, ich wollte nicht nur klassische betriebswirtschaftliche Kennzahlen erfüllen. Um das ist es mir gegangen. Das war mir schon bewusst, dass ich das nicht möchte. Und das für einen guten Zweck. Es hätte auch rein theoretisch Greenpeace werden können. Es hätte auch Ärzte ohne Grenzen werden können. Es hätte genauso in dem Kontext gepasst. Aber es war damals Donau so, ja. Mir war, weil du sagst, Lebensmittelbereich, Donaussoja ist nicht im Lebensmittelbereich. Da muss man mal ganz klar sagen, Donaussoja ist im Futtermittelbereich. Nämlich, da fängt es jetzt dann schon an, nämlich, auch ich war der Meinung, Soja im Ernährungsbereich, aber wenn man sich, genauer damit beschäftigt, ist Donaussoja eigentlich ein Standard für Futtermittel, weil ja Soja großteils in die Verfütterung der Tiere geht.

 

Willy:

[43:35] Aber inzwischen ist es in Lebensmitteln, also für Menschen, ist es ja auch drin, ist ja Marke jetzt inzwischen schon.

 

Nadina:

[43:41] Mittlerweile ist das Güteswiegel, das war schon immer auf Eier drauf, vollkommen richtig, genau. Da hat es ja die Umstellung gegeben im Eierbereich.

 

Willy:

[43:48] Du bist Einladung an Donau-Soyer,

 

Nadina:

[43:51] Matthias Grön. Hallo Matthias. Großartiger Vorgesetzter. Visionär und heute für mich eine große Inspiration.

 

Willy:

[43:59] Suchst du einen Job?

 

Nadina:

[44:00] Nein, eigentlich nicht.

 

Willy:

[44:03] Wir werden es abklopfen im Podcast, wenn er dann da ist. Ich habe das Glück gehabt,

 

Nadina:

[44:06] Dass ich wirklich wirklich Visionäre als Vorgesetzte in meinem Leben immer gehabt habe, die mich sehr gefordert haben. Gefordert und gefördert haben.

 

Willy:

[44:13] Ja, das ist eine Frage, die habe ich da stehen. Und zwar durch wen oder durch was hast du bisher am meisten in deinem Leben gelernt? Klären wir mal das wen, weil was gibt sich auch, was wichtig war in deinem Leben, aber wen war da für Matthias ein wichtiger Faktor?

 

Nadina:

[44:30] Schwierig zu sagen. Es waren viele einzelne Personen, die schlussendlich dieses Puzzle glaube ich, geformt haben. Zu sagen, ich bin, ich glaube, man braucht Menschen im Leben, die, und das habe ich damals nicht verstanden, Visionen haben. Und der Matthias Grön hat eine Vision gehabt. Auch Hannes Reuer, Landschaft Leben, auch an der Donau-Uni meine Vorgesetzten. Ich habe immer Menschen gehabt, die Visionen gehabt haben.

 

Willy:

[44:55] Bis du dann eine eigene gehabt hast, oder?

 

Nadina:

[44:57] Ich habe an denen gelitten. Ich habe darunter in Anführungszeichen sehr oft gelitten, weil du, wenn du das operativ am Boden bringen musst, immer merkst, eine Vision funktioniert nicht zu 100%, sondern du musst ganz kleine Schrittchen gehen. Und du brauchst ganz viele kleine Schrittchen, damit du, und du kommst nicht zur Vision, sondern du kommst einfach weiter. Und du kommst mit jeder Handlung weiter. Deswegen ist es für mich, weil du dogmatisch sagst, es gibt kein schwarz-weiß, gut-schlecht, sondern es gibt wahnsinnig viel Graustufen, weil es nicht gleich immer mir alles geht. Und das habe ich lernen dürfen an diesen Personen. Du kannst dir Ziele setzen, aber du brauchst kleine Meilensteine. Und das war für mich super schwierig, weil ich als Kind wollte immer schon alles. Und ich selber kenne ganz schwere Grenzen. Noch immer? Noch immer. Noch immer setze ich meine Grenzen. Sodass ich sage, man hat es nicht und man tut einfach einmal. Also ich finde da, manche Grenzen beschränken die. Weil manche Visionen gehen halt auch noch größer gefasst, in Anführungszeichen. Und das habe ich da gelernt. An jedem von denen. Ich glaube, hätte ich die nicht kennengelernt und hätte ich die nicht auch kennengelernt, dass man kleine Schrittchen geben muss und dass man trotzdem die Vision haben kann, hätte ich mir wahrscheinlich nicht getraut. Als Betriebswirtin, die von Lebensmitteln keine Ahnung hat, Lebensmitteltechnologie keine Ahnung, Logistik, Lebensmitteleinzelhandel keine Ahnung hat, da muss ich überall hinter dir dazuschreiben, keine Ahnung gehabt, weil ich nie auf die Idee komme.

 

Nadina:

[46:20] Ein Startup zu gründen, wo ich Produkte entwickle und die an den Markt bringe und über das nachdenke, zu internationalisieren, was geht, wie viele Vertriebskanäle, die Logistik an drei Standorten. Also ich wäre nie auf die Idee gekommen. Nie, nie, nie, nie, nie. Hätte ich die Person nicht kennengelernt und hätte nicht gesehen, erstens, dass jeder mit Wasser kocht und dass man kleine Schrittchen gehen muss.

 

Willy:

[46:47] Okay.

 

Nadina:

[46:47] Und das macht es für mich greifbarer.

 

Willy:

[46:50] Okay. Personen und welche, was in deinem Leben hat irgendwie am meisten dazu beitragen, dass du heute so bist, wie du bist oder dass du heute so stabil im Leben bist? Oder stabil? Du bist alles unruhig.

 

Nadina:

[47:07] Was hat am meisten dazu getragen? Ich sage dir einmal, Das war dann sicher ein gesundheitliches Thema, das ich als junge Erwachsene gehabt habe, das mich wirklich an meine Grenzen gebracht hat. Und das war eigentlich das, was für mich klar war, die Grenzen werden, wenn ich das überlebe, sich ändern.

 

Willy:

[47:30] Überleben.

 

Nadina:

[47:31] Überleben, ja, überleben in dem Fall. Und ich habe es überlebt und habe aber dann ein ganz anderes Grenzbild von mir gehabt oder habe es heute. von mir.

 

Willy:

[47:44] Also du hast wirklich nicht gewusst, ob du irgendwann nochmal weiterlebst?

 

Nadina:

[47:49] Ja, also ich habe mit 14 Leute Chemie gehabt und das war für mich was, und das werde ich nie vergessen und das wird mir auch jetzt erst immer wieder so richtig bewusst. Irgendwann in dem Alter hast du ja trotzdem das Thema, du wirst als Mädel eine gewisse optische Erscheinung haben, oder du hast deine Haare, du schaust halt in gewisser Weise so aus, wie es das wünscht und ich weiß noch, ich gehe da in dieser Du hast so ausgeschaut. Für mich hat es gepasst. Auf jeden Fall war es so, ich gehe wieder einmal mit meiner Infusion spazieren und sehe an der Wand lauter Personen, die keine Haare haben und die aufgebläht sind und, denen es halt offensichtlich nicht gut geht. Und ich weiß noch, in dem Moment habe ich meine Infusionsstände genommen und habe die Abteilung verlassen und das war ein gelber Lift vor dieser Abteilung. Ein gelber Lift. Ich weiß es eben nur wie heute. Und dieser Lift war mit Spiegeln verkleidet. Und ich stehe dann da vor diesem Lift und drücke den Knopf und dann kommt meine Mama und fragt mich, was ich tue. Und ich schaue sie an und sage, du Mama, ich gehe jetzt. Diese Chemotherapie und was da kommt, das geht nicht. Und dann sagt meine Mama zu mir, wenn du jetzt gehst, stirbst.

 

Nadina:

[49:06] In dem Moment habe ich meinen Ständer genommen, bin zurückgegangen und habe es durchgezogen. Aber fragt mich heute jemand nach Grenzen, würde ich behaupten, das ist eine Grenze, die einfach alles ausgedehnt hat. Das ist ein Satz gewesen, der aus heutiger Perspektive mein gesamtes Leben sicher geformt hat. Es ist nicht so schlimm im Leben wie die Tatsache, egal was daneben geht, wie der Moment und die Entscheidung und zu sagen, jetzt entscheide ich mich für den extrem harten Weg, den ich gehen muss, wenn ich weiterkommen will. Und ich glaube, das ist so eine kleine Kraftquelle, die ich selber heute habe.

 

Willy:

[49:42] Okay, was passiert da wieder? Oder was ist da passiert? Woraus schöpft man Kraft, wenn man im ersten Moment nicht weiß, ob es weitergeht? Und du hast die Bilder dann akzeptiert an der Wand, oder?

 

Nadina:

[49:58] Ich habe die Bilder oft gesehen und habe es akzeptiert. Ich habe akzeptiert, dass ich meine Haare verloren habe. Ich habe akzeptiert, dass ich aufgebläht bin. Ich habe akzeptiert.

 

Willy:

[50:04] Also du bist selbst zu einem Bild geworden, von dem du da weggelaufen bist.

 

Nadina:

[50:08] Ich bin selber, habe selber nicht mehr gehen können. Ich habe alles, diese Phasen alle durchgemacht.

 

Willy:

[50:13] Ungewiss, ob es weitergeht.

 

Nadina:

[50:14] Ungewiss, ob es weitergeht, natürlich. Aber wie gesagt, ich habe Eltern und eine Familie, die ich gehabt habe, deswegen auch die Werte, die mir wahrscheinlich so extrem wichtig sind. Sicherheit in dem Fall, genau. Und, Man kämpft fürs Leben, man kämpft für das, dass man das behalten kann, was man hat. Und ja, dass man am Ende des Tages den nächsten Tag halt noch erlebt. Ganz brachial gesprochen, weil das ist ja schon länger her jetzt. Damals war das ja nicht so, dass du Chancen von 50 Prozent gehabt hast.

 

Willy:

[50:48] Hast du das so gehört, so 50-50?

 

Nadina:

[50:51] Ja, das war damals, also Leukämie ist heute noch schwierig. Aber damals war es halt wirklich noch so, dass du eineinhalb Jahre nicht in die Schule gehst. Und dass du eineinhalb Jahre aus dem Leben ausgerissen wirst, das ist schon etwas, wo du, einen riesigen Einfluss auf dein Soziales, also du siehst deine, ich meine, meine Schwester eineinhalb Jahre nicht gesehen, weil sie so jung war und sie natürlich Krankheiten gehabt hätte, das heißt, ich war abgeschnissen von meiner Schwester, ich habe auch keine Freunde, ich war da daheim eineinhalb Jahre. Also mein ganzes Umfeld war meine Familie und lauter Erwachsene, mit denen ich halt, die sich mit mir umgeben haben.

 

Willy:

[51:23] Das heißt, von der Diagnose bis zum bis zum Go, oder wie sagt man dann, bis zum, wie würdest du schreiben, bis zur Nachricht, dass man es geschafft hat? Waren es eineinhalb Jahre?

 

Nadina:

[51:37] Ja, es waren eineinhalb Jahre. Bis ich wieder in die Schule gegangen bin, waren es wirklich eineinhalb Jahre fast, ja.

 

Willy:

[51:44] Okay. Was warst du dann für ein Mensch und was hat es in dir verändert, also mit 15,5, 16 dann, oder?

 

Nadina:

[51:51] Da bin ich dann langsam zu diesem Menschen geworden, der nicht mehr introvertiert war, dann bin ich wieder ein Mensch. Das war sicher mitunter ein Grucks, wo du wahnsinnig viel Lebenswühlen hast.

 

Willy:

[52:02] Mut auch? Hast du mutiger gelebt?

 

Nadina:

[52:05] Ich glaube, ich habe einfach grenzenlos gelebt. Du saugst das auf. Du saugst das auf jeden Moment. Du saugst Menschen. Ich kann es jetzt nicht sagen, ich merke es erst. Du gehst aus dem, ich funktioniere, hin zu es macht mir alles glücklich. Zu dem gehst du eigentlich. Das ist so dieses, und das hast du mal die erste Zeit. Du verlierst das aber auch wieder.

 

Willy:

[52:28] Wirklich?

 

Nadina:

[52:28] Du verlierst das, du hörst wieder dem Ganzen, du glaubst wieder, es ist sehr viel automatisch und es ist wieder sehr viel selbstverständlich. Also ich habe mir dann, also ich liebe es zu arbeiten. Mir macht Arbeiten super viel Spaß. Und ich bin dann voll, für mich wie gesagt, berufsbegleitend studiert in Vorarlberg. Das heißt, ich bin viel im Zug gesessen.

 

Willy:

[52:45] Du kannst gerne mal trinken.

 

Nadina:

[52:48] Parallel immer Führungspositionen gehabt. habt, also es war einfach viel, aber ich habe es geliebt, ich habe es wirklich geliebt, also ich bin dann einfach voll aufgegangen in dem, was ich gemacht habe und das habe ich eigentlich durchgezogen, also diese Lebensenergie hat sich sehr stark in Richtung das Berufliche hin entwickelt, also darum war es mir auch wichtig, dass ich das, was ich tue, gerne tue, weil es so viel Zeit gehabt hat.

 

Willy:

[53:08] Aber ist heute noch etwas da von diesem zweiten, das ist ja das, was man immer sagt, man hat eine zweite Chance im Leben gekriegt und auf einmal hört man ja ganz oft von Menschen, nach dieser Nahtoderfahrung oder nach dieser Diagnose, jetzt habe ich es überlebt und jetzt lebe ich mein Leben ganz anders und bewusster. Ist von dem nur was da, oder bist du immer noch?

 

Nadina:

[53:27] Ja, es ist zu jedem Zeitpunkt was da, wo ich das Gefühl habe, ich verzweifle. Jedes Mal, wenn ich das Gefühl habe, ich bin an einem Punkt, ich weiß jetzt nicht weiter, denke ich mir, lächerlich. Es ist so lächerlich gerade, dass du da sitzt und vielleicht in dem Moment gerade gefühlt einen Nervenzusammenbruch hast und in Tränen ausgebrochen über Dinge nachdenkst, die eigentlich ja nur da sind, weil du das überstanden hast und weil es eigentlich das Schönste ist gerade, das alles zu haben. Und das fällt dir oftmals nicht auf, wenn alles läuft. Das fällt dir an den Spitzen nicht auf. Das fällt dir dann, und deswegen brauchst du, glaube ich, auch diese Up und Downs, weil es da unten wieder auffällt, was du oben hast. Und für das bin ich im Nachhinein wahnsinnig dankbar. Was witzig ist, weil den Satz habe ich mir nie gedacht, dass ich jemals formuliert, dass ich dankbar bin, dass ich das halt auch erlebe. Erlebe im Sinne von durchmachen halt auch wieder mit dem Ergebnis, dass alles gut gegangen ist. Aber zu wissen, was wirklich die Substanz ist. Und es gibt im Leben nichts Schlimmeres wie den Satz, wenn du Diät gehst, stirbst.

 

Willy:

[54:29] Da geht nichts drüber.

 

Nadina:

[54:32] Der war prägend im Nachhinein, ja. Der war prägend, definitiv prägend.

 

Willy:

[54:36] Wem bist du jetzt dankbar, weil du sagst, ich bin extrem dankbar? Wem gegenüber? Oder was? Oder wie?

 

Nadina:

[54:41] Also meine Eltern auf jeden Fall. Also ich bin wahnsinnig dankbar, dass ich Eltern habe, die, ein Erleben auch für mich aufgeben haben damals, weil das heißt es, glaube ich, wenn ein Kind so eine Diagnose hat.

 

Willy:

[54:53] Da ist man rund um die Uhr dann einfach.

 

Nadina:

[54:55] Da ist man rund um die Uhr, natürlich, ja, rund um die Uhr beschäftigt, weil man halt auch nicht weiß, wie es ausgeht. Und ich bin dankbar für sehr viele Menschen, die mich in der Zeit gestützt haben, das heißt die Lehrer, die dann zu mir heimgekommen sind, wenn es mir wieder einmal gut gegangen ist.

 

Willy:

[55:11] Ah, die sind zu dir gekommen? Ein bisschen unterrichten oder ein bisschen sagen, was ist Neues?

 

Nadina:

[55:15] Nein, sondern ich bin ganz normal in die Schule gegangen, nur war meine Schule halt den Tag nur drei Stunden lang und wenn es mir zum Beispiel nicht gut gegangen ist und ich eingeschlafen bin, waren es halt drei Stunden da, weil dann habe ich halt irgendwie geschlafen oder vielleicht ist es mir auch nicht gut gegangen, mir war übel. Dann habe ich halt einmal über Schularbeiten geschrieben, hat die Schularbeit halt einmal nicht eine Stunde gedauert, sondern zwei Stunden, weil wie gesagt Zwischen.

 

Willy:

[55:36] Dem Eingeschlafen oder

 

Nadina:

[55:37] Eigentlich über dem Geben oder sonst was haben und dann wieder zurück. Also ich habe einfach ein ganz normales Leben gehabt mit den Dingen, aber halt immer wie sind gerade die Blutwerte? Normales Leben mit Hindernissen. normales Leben mit Hindernissen, aber halt sehr auf die Eltern bezogen. Also das hat halt dann nur mehr auch die Eltern gegeben.

 

Nadina:

[55:52] Und ich weiß noch, wie gesagt, während der Chemo sind Tiere sehr nachteilig und ich habe eine Katze gehabt, die Sissi. Und die Sissi hätte gehen müssen.

 

Willy:

[56:00] Oh Gott.

 

Nadina:

[56:01] Das war tragisch, weil die Sissi ist dann sehr schwer geimpft worden mit weiß Gott wie viel damit es bleiben darf. Die ist nicht gegangen.

 

Willy:

[56:08] Was hat die Sissi dazu gesagt?

 

Nadina:

[56:10] Die Sissi hat leider Gottes, wir wohnen an einer Hauptstraße, Jahre später zusammengefahren worden, aber das war nicht das Ende für sie, sie hat bleiben dürfen, das war so ein kleines Druckmittel, das man halt dann trotzdem hat am Ende des Tages, dass man die Katze behalten will.

 

Willy:

[56:26] Okay, jetzt haben wir viel von dir gehört und ich glaube jetzt kennen wir dich eigentlich schon relativ gut, wann kam die Idee, sich selbstständig zu machen, die Pflanzerei, war die Idee als erstes, ich mache mich jetzt selbstständig und dann hast du die Pflanzerei dazu ausgedacht oder war auf erst die Pflanzerei oder was war als erstes und wann war das?

 

Nadina:

[56:45] Nein, das Erste war, nachdem ich jahrelang, wie gesagt, für gemeinnützige Vereine gearbeitet habe, war die Situation so, dass ich bei Donau-Soya mir Landwirtschaft immer in einem europäischen Kontext angeschaut habe. Ich muss jetzt so aussehen, ich war viel in Moldawien, ich war in Serbien, ich war in der Ukraine.

 

Willy:

[57:01] Mit Donau-Soya. Mit Donau-Soya. Für Donau-Soya.

 

Nadina:

[57:03] Für Donau-Soya, genau, und über EU-Projekte. Und habe mir angeschaut, wie funktioniert Landwirtschaft dort, wie funktioniert Anbau, wie funktioniert aber auch das Training der Landwirte, damit ein Produkt, das ist eine gentechnikfreie Soja, rauskommt, das du dann an die Tiere verfüttern kannst. Und man muss mal wissen, dass zwei Drittel von dem gesamten Soja, das wir in der EU brauchen, aus der Ukraine kommt. Das war damals die Zeit. Und die Ukraine war eben ein Schnitt- und Angelpunkt. Und da war ich das erste Mal ja dann vor Ort und habe mir das angeschaut. Habe aber auch gemerkt, dass das Thema Soja, da reden wir von Regionalität, einer Regionalität, die man breiter fasst, Gentechnik und nachhaltig in unterschiedlichen Ausprägungen. Für mich am Ende des Tages zu weit weg geworden. Das heißt, ich habe diese Nähe vermisst. Ich habe dieses vor meiner Tür vermisst. Und habe dann an Hannes Reuer von Landschaft Leben kennengelernt und habe das Angebot gekriegt, dort die Kommunikation zu machen. Habe das sehr, sehr gerne angenommen und habe mich dann mit Regionalität der Lebensmittel- und der Lebensmittelproduktion in Österreich beschäftigen dürfen. Was mir unglaublich viel Spaß gemacht hat.

 

Willy:

[58:14] Da ist der Fokus stärker auf Österreich gehen.

 

Nadina:

[58:15] Genau, da war der Fokus wirklich auf Österreich, auf österreichische Landwirte, auf österreichische Produzenten, also das war so das, wo ich mir gedacht habe, du sitzt in Schladming, bist mitten in der Natur und siehst auch wirklich, was dort vor Ort ist.

 

Willy:

[58:29] In jeder Richtung ist es ungefähr gleich weit nach Österreich. Genau.

 

Nadina:

[58:34] Dort ist aber dann für mich so dieses, wir reden ständig von Fleisch, aber nicht von dem Fleisch, das ich esse. Wir reden von Fleisch, von der Kuh, vom Schwein, von was Gott weiß, aber wir reden nicht von Fleisch, von der Erbse, von Soja, von anderen regionalen Rohstoffen. Und da habe ich dann für mich erkannt, wenn dieser Weg Regionalität, nämlich wirklich diese, weil du fragst aus Transparenz, diese Nähe funktionieren soll, wenn es wirklich für den Lebensraum Österreich ein Mehrwert sein soll, nämlich dieser pflanzenbasierte Markt, der sich gerade auftut, da muss Fleisch geben aus Pflanzen, die diesen Bezug haben. Es muss klar sein, dass wenn ich mein Fleisch esse, aus meiner Erbsen, aus meiner Sojapflanze, Wo ist die gewesen? Wer hat sie verarbeitet? Wie ist sie zum Zubereiten? Diese Informationen brauche ich. Und das habe ich dort erkannt, dass das ein Teil ist, den du nur durchs Selbermachen hinkriegst. Und da gehen wir jetzt wieder zurück. Wie definiere ich Vertrauen über diesen Metzger, den ich als Kind gekannt habe? Das war das für mich, so diese Schnittstelle. Wie schaffe ich Nähe zu einem Lebensmittel?

 

Willy:

[59:50] Woher hast du gewusst, dass du dem Metzger vertrauen kannst?

 

Nadina:

[59:55] Ich habe lange gebraucht, um einen Metzger zu finden.

 

Willy:

[59:58] Der dementsprechend… Der, der ein Kind hat, meine ich.

 

Nadina:

[1:00:01] Das war ganz klar, da sind wir hinten reingegangen damals, da bist du als Kind reingegangen, dann hast du schon das Glocken gehört, dann hat es schon gerasselt, dann ist das Wurstradl schon entgegengekriegt worden, dann bist du zurückgegangen in die Produktion mit ihm, hat er das halbe Schweinzeug, das er gerade gekriegt hat, hast gewusst, dass das vom Bauern in Anführungszeichen ums Eck ist. Das war für mich als Kind… diese Informationen habe ich für mich gehabt. Für mich war das nicht, ich gehe in den Supermarkt und greife da zu einer Aktion, alle Reize schalten sich aus in meinem Hirn und das nehme ich dann. Sondern das war für mich ganz klar, das ist der Gallus und da gibt es das. Gallus. Das war der Stefanitsch. Papa hat immer gesagt, Stefanitschwürstl sind Stefanitschwürstl zu Weihnachten. Das war ganz klar, wo diese Stefanitschwürstl herkommen. Das war für mich ein Wert, den ich gekannt habe. Und ich habe gewusst, wenn ich diese Regionalität, die ich erlebt habe, bei tierischen Produkten, wenn ich die haben will, dann muss ich den Weg gehen. Den Weg, den ich kenne. Und darum auch jemanden, den ich vertraue. Und das war so dieser große Schritt, wo ich dann erkannt habe, eigentlich sollte die Pflanzerei eine Metzgerei werden.

 

Willy:

[1:01:04] Aber die Pflanzerei hast du damals noch nicht gehabt. Wir sind ja immer noch bei Landschaft Leben, du bist immer noch in Schlabming. Warst du schon vegan?

 

Nadina:

[1:01:12] Zu dem Zeitpunkt, wo ich bei Landschaft Leben angefangen habe, bin ich vegan gewesen.

 

Willy:

[1:01:15] Warum? Wann? Wie?

 

Nadina:

[1:01:17] Das weiß ich nur ganz kurz. Bei Landschaft Leben hat sich das Thema Regionalität dann einfach ganz stark gezeugt. Dieses Aufzeugen der, wie produziere ich Lebensmittel, woher kommen sie. Und dass es in meinem Kontext fehlt. Alles zu dem Zeitpunkt. Pflanzlich lebender Mensch hat das gefällt. Obwohl ich, und da geht es jetzt darum, Leberkäse liebe, Schnitzel liebe und mein Schweinsbraten und alles andere. Und darum war das ein Problem zu dem Zeitpunkt. Weil ich, wie gesagt, vegan geworden bin und eigentlich gemerkt habe, wo die großen Grenzen sind. Und das war am Teller. Und es ist mir unglaublich schwer gefallen, diese Grenzen zu akzeptieren.

 

Willy:

[1:01:56] Was waren das für Grenzen am Teller?

 

Nadina:

[1:01:58] Grenzen am Teller, das war, ich habe damals, wie gesagt, beruflich im Lebensmittelbereich gearbeitet. Ich habe da parallel eine Nachhaltigkeitsausbildung gemacht zum Corporate Social Responsibility Experten, das mir unglaublich viel Spaß gemacht hat. Deswegen auch dieses Nachhaltigkeitsthema dann. Und parallel habe ich einen Mann kennengelernt, der sich pflanzlich ernährt hat. Und das aber schon fünf Jahre. Und das war unglaublich spannend für mich, weil ich habe ihn kennengelernt und wir waren in Schönbrunn spazieren und ich weiß noch wie heute, wir stehen so da und ich war total begeistert von ihm, auch von Schönbrunn, auch heute noch, aber von dieser Situation und es war heiß und ich frage ihn dann, was sein Lieblingseis ist und er sagt dann das grüne, das grüne Cornetto und ich denke mir, ich kenne das grüne Cornetto nicht. Das grüne Cornetto. Das grüne Cornetto ist das vegane Cornetto. Er war fünf Jahre schon. Und ich denke mir dann, oh mein Gott, der ist total sympathisch, ist total nett, aber er ist vegan. Das stimmt. Und habe mir aber dennoch gedacht, ich möchte ihn kennenlernen, aber ich werde einmal versuchen, dass er aufhört mit diesem Veganen.

 

Willy:

[1:03:09] Also du wolltest ihn außerbringen?

 

Nadina:

[1:03:10] Ich wollte ihn außerbringen. Ich habe mir gedacht, ich lese so jede Studie, jedes Buch, schaue mir so jedes Video auf YouTube an, damit ich verstehe, wo genau sein Problem liegt. Wo wir dran können.

 

Willy:

[1:03:25] Dass du ihn rausträgst.

 

Nadina:

[1:03:30] Genau, dass ich ihn rauskriege. Und ich muss auch sagen, er hat mich gelassen. Also ich kenne jetzt dieses dogmatische, diesen dogmatischen Veganismus kenne ich in dem Fall nicht, weil er hat irgendwann einmal einen Satz gesagt, wir sind ja heute noch befreundet, mit, ich habe eh gewusst, dass du selber drauf kommst. Und es war lustig, weil so, dass ich einfach halte, er hat gewusst, dass es irgendwann der Punkt sein wird und natürlich hat er da im Nachhinein dann recht gehabt, aber es hat nicht am Teller angefangen, diese Veränderung, sondern bei mir im Kleiderschrank, Wo ich dann gestanden bin und mir gedacht habe, da ist ein Haufen Leder, wo ich keine Ahnung habe, wo das herkommt, wo ich keine Ahnung habe, wie das verarbeitet worden ist und eigentlich ist er noch durch das Chrom-6 wahnsinnig gesundheitsgefährdend für die Kinder, die das irgendwo in Bangla, genau. Genau. Also das ist wirklich ein Problem. Dann habe ich gesehen, da sind Horn, da sind ein Haufen Knöpfe. Da ist, Seiden, Seidenraupe, die stirbt. Also ganz viele Dinge, wo ich mir dachte, okay, gar kein Problem, Kleidung kann man ändern. Das war so der erste Schritt für mich im Kleidungsbereich. Nur mehr zertifiziert vegane Sachen oder halt Secondhand. Das war super easy zum Umstellen.

 

Willy:

[1:04:39] Ja, ja, aber du wolltest das ja am Anfang nicht. Du kippst eine.

 

Nadina:

[1:04:43] Nein, du kippst eine. Das ist nicht der Knackpunkt. Du kippst Irgendwann hast du so viel gesehen, dass du anfängst, dir das anzuschauen. Das ist nicht, wo ich sage, jetzt hat es angefangen, sondern ich bin auf einmal vom Schrank. Ich habe einmal die Dokumentation über Leder gesehen und bin dann vom Kleiderstrang gestanden.

 

Willy:

[1:05:00] Entschuldigung, dass ich da reinfahre. Du hast da die Situation geschrieben über kognitive Dissonanz. Ja, hast du gesagt. Später dann. Ja, schon eben, später dann. Aber im Endeffekt ist es das, was da dann entstanden ist. Du hast dich damit beschäftigt, hast dann die Seidenraupen gesehen, hast das Chrom 6 gesehen und bei dir ist immer mehr dein Wöppel, das ist immer mehr in der Dissonanz verfallen? Genau.

 

Nadina:

[1:05:20] Ich habe immer mehr das gesehen, was du vorher nicht siehst. Aber angefangen hat, und das ist so, diese Umstellung hat eigentlich mit einem bewussteren Konsum angefangen. Das ist so ein Riesenwort, aber es ist die Tatsache mit einem Hinschauen. Mit einem, ich schaue mir jetzt das Kleidungsstück einmal nicht an, was am Etikett draufsteht, wo steht, wie ich es weiß oder sonstige Sachen, sondern ich hinterfrage das einmal und da hat es für mich auf das Tier oder auf die Menschen, auf diese Kriterien hin, die ich nicht zuhörig mitgekriegt habe. Und das war es dann eigentlich, wo es bei mir angefangen hat, damals sehe ich mich noch von diesem Kleiderschrank und wie aussortiert ich meine Sachen hergeschenkt habe. Und im nächsten Schritt, da kommst du dann Richtung Tierversuche, wenn du ins Bad gehst, hast du deine netten Tierversuche, wo du denkst, okay, für meinen Duft, der von Hugo Boss kommt, der in China verkauft wird, brauche ich Tierversuche. Warum? Gibt ja ganz viele andere Sachen auch. Und so fängst du dann deine Hautcreme oder deine Wimperntusche, das sind lauter Dinge, wo ich mir gedacht habe, das muss anders auch gehen. Das kann nicht sein, dass dass ich verantwortlich bin für das Leid am Tier, damit ich eine Wimperndusche tragen kann. Das war dann so der zweite Schritt. Aber ich sehe mich dann auch vor dem Kühlschrank stehen und mir denke, oh mein Gott, das wird nichts. Das wird nichts, weil mir schmeckt es nicht.

 

Willy:

[1:06:43] Station 3. Kletterkasten, Badezimmer und dann der Kühlschrank.

 

Nadina:

[1:06:48] Und dann der schreckliche Kühlschrank. Und das war wirklich ein Problem. Ich weiß noch, da bin ich da gestanden und habe mir gedacht, Sojamilch, naja, vielleicht, irgendwann fängst du an, dass du die richtige Nimmst, deswegen schmeckst du dann. Dann war das Nächste, das ich auch nicht vergessen habe, Käse. Natürlich war Käse für mich auch so ein Thema. Käse ist direkt in der Hirnregion, wo Lust ist. In der Hirnrinde. Ja, da muss man einfach sagen, das war wirklich so etwas, wo ich dachte, okay, ich weiß, super schwierig. Aber ich habe das Glück gehabt, dass mein Partner, wie gesagt, lange schon vegan war. Das heißt, ich habe einerseits die Verfügbarkeit meiner Nährstoffe gehabt. Das heißt, ich habe genau gewusst, was ich nehmen muss, ein Multipräparat, aber zusätzlich, damit ich mal alles abdecken könnte für diese Ernährungsweise. Und auf der anderen Seite hat er kochen können.

 

Nadina:

[1:07:33] Das heißt, er kocht. Und irgendwann war nichts mehr im Kühlschrank drinnen und ich war vegan.

 

Willy:

[1:07:39] Okay, so ist es gegangen.

 

Nadina:

[1:07:41] Eigentlich ist ja der ganze Entzauber, das ist das Ganze jetzt. Aber eigentlich war es mit Hilfe einfach, dass du sagst, je länger du dich damit beschäftigst und je mehr du halt auf die Suche gehst nach Dingen, desto mehr findest du das halt auch. Nur was ich nicht gefunden habe, war das gute Essen. Und dort, wo ich aber halt sehr gemüselastig, sehr, sehr gemüselastig. Es war irgendwie selten, dass wir mal pflanzliche Fischstäbchen gegessen haben oder solche Sachen.

 

Willy:

[1:08:04] Also was jetzt quasi aus Ersatzprodukten durchgeht.

 

Nadina:

[1:08:06] Weil ich gern Fleisch gegessen habe. Also für mich war das schon einmal, dass ich, wie gesagt, mein Schweinsboden, mein Leberkäse-Semmel, für mich waren das Dinge, die waren ganz normal, mein Schnitzel, also da habe ich auch nicht diskutiert, um zwei in der Nacht mein Käsekreiner beim Furtke oder mein Leberkäse-Semmel beim Studium einmal kurz fünf Minuten Zeit waren. Das war wichtig für mich, ganz, ganz, ganz, ganz wichtig. Und das hat es dann alles nicht mehr gegeben. Und in der Zeit bin ich vegan geworden, habe aber auch gesehen, und da kommt dann im Landschaftsleben Regionalität, Tiere dazu, wo ich mir gedacht habe, das wird nichts mit den gleichen Werten, die ich will. Weil im Supermarkt ist das nicht. Hochverpackt, ein Haufen E-Nummern, Konservierungsmittel, ein Zeug, das ich ja nie essen würde als Fleischesserin. Rührt dich ja nicht an, als mich das interessiert. Das entspricht ja überhaupt nicht dem, was ich kenne. Und dann habe ich mir gedacht, mache ich es selber. Und es war lustig, weil das mit ... Das war dann Ende Landschaft Leben.

 

Willy:

[1:08:58] Wann war das?

 

Nadina:

[1:08:59] Das ist eine gute Frage. Ich glaube, gekündigt war das dann November November, November 20, glaube ich. November 20. Weil 2021 habe ich das Einzelunternehmen am 1. Oktober gegründet. 1.

 

Willy:

[1:09:14] Oktober?

 

Nadina:

[1:09:15] 2021. 2021 habe ich es gegründet. Die GmbH hat es 2021 gegründet. 2021, genau. Oktober 2021 habe ich das Einzelunternehmen gegründet, weil am 20. Oktober war ich bei 2 Minuten 2 Millionen, genau, und ich habe ein Dreivierteljahr von der Kündigung von Landschaft Leben gebraucht, bis ich diesen, ich sage einmal, das war kein Businessplan, den ich geschrieben habe, sondern ich habe für ein, beim Bundesministerium gibt es einmal im Jahr, kann ich jedem nur raten, das ich selbstständig machen will, vom Klima- und Energiefonds werden die zehn nachhaltigsten Startups gesucht.

 

Willy:

[1:09:49] Green Start.

 

Nadina:

[1:09:50] Genau, Green Start. und dort reichst du kein Business, du reichst kein Businessplan ein, aber du reichst ein Konzept ein und in dem Konzept geht es nur um Impact. Und ich weiß noch, ich habe für meine veganen Produkte 17 Seiten aufgeschrieben, was ich will. So müssen es sein. Da ist dann drin gestanden, keine haltbar machen, da ist drin gestanden, nur Bio. 100% regional. Da ist drin gestanden, ich kenne jeden Produzenten. Und das war eine lange, lange, lange, lange, ganz lange Liste. Und die habe ich eingereicht. Da ist auch drin gestanden, wie das produziert wird. Also das war so wirklich meine Wunschliste. So Wünsche an einen Weihnachtsmann und an Osterhausen gemeinsam war das ungefähr. Und ich bin dann ausgesucht worden und habe 10.000 Euro gekriegt. Und mit diesen 10.000 Euro war dann die Frage, fahre ich auf Urlaub? Nachdem ich aber, wie gesagt, keine Urlaubsfeuerin bin. Ich habe das dann genommen und habe ein Foodbike gekauft, habe diese erste Messe, von der ich erzählt habe, bei der Vegan Mania, wo die Schlange so lang ist, habe alles gekauft. Ich weiß noch, das war die Farbe vom Foodbike, ist vegan. Das Dach vom Foodbike ist aus Fischernetzen. Die Kleidung ist GOTS zertifiziert, Fairtrade. Die Katteln sind 50% damals, was die ersten Karten waren, aus Großpapier. Also das war so meine Vorstellung.

 

Willy:

[1:11:12] Die Listen hat abgearbeitet.

 

Nadina:

[1:11:13] Die Listen habe ich so weit gegangen, ist einfach abgearbeitet auf das Event hier und da ist also alles an, genau, der Leberkäse, genau mit den Inhaltsstoffen, wie ich es entkennt habe, Regional, Rote Ruhm, Zwiefelkaffee, Erdäpfel, auf Erbsenbasis, also alles, was ich mir gewünscht habe, war zu dem Zeitpunkt, Da, genau.

 

Willy:

[1:11:34] Hast du für das Gründen ein Vorbild gehabt schon? Hat es da schon wen gegeben, an dem du orientiert hast?

 

Nadina:

[1:11:38] Nein, das ist ein Riesen, ich finde, das ist heute noch ein großes Thema, nämlich Vorbilder. Also, wie gesagt, ich habe formal, würde ich sagen, ich bin Betriebswirtin, ja, aber Kompetenz, wenn ich jetzt sage, so ein Kompetenzprofil, wenn ich aufmache, Führer, Gründerin, die im Lebensmittelbereich Produkte entwickelt, verkauft, dann würde ich mal sagen, Fail.

 

Willy:

[1:11:57] Suche Podcaster, der, bla, Fail. Definitiv. Also ja, okay, das gehört irgendwie so dazu ein bisschen, oder?

 

Nadina:

[1:12:04] Weil, total, das gehört sicher dazu, aber das war, ich hätte jetzt formal, wenn ich formal hätte nicht gesagt, dass ich der Perfect Match bin. Aber ich wollte es. Und ich wollte es unbedingt, und es ist überhaupt nicht in Frage gestanden, ob ich formal der Perfect Match bin, weil ich bin aufgestanden, habe an dem gearbeitet, habe so lange da, bis ich dort hingekommen bin, wo ich wollen habe. Und du kannst dir vorstellen, wie schwierig es ist, als vegan lebender Mensch vor vier Jahren einen Metzger zu finden, der für dich produzieren will.

 

Willy:

[1:12:31] Schwierig gewesen.

 

Nadina:

[1:12:32] Du kannst es nicht vorstellen.

 

Willy:

[1:12:33] Weil es ist dermaßen schwierig. Unendlich schwierig. Ich kann es mir gar nicht vorstellen. Wir brauchen gar nicht drüber reden.

 

Nadina:

[1:12:35] Es ist so schwierig gewesen, dass ich eine Kolumne im Fleisch und Co. Geschrieben habe, eine monatliche. Das ist die Fleischerzeitung, wo ich geschrieben habe, warum ich einen Metzger möchte in der Zusammenarbeit. Dort habe ich dann über das geschrieben, wie Produkte hergestellt werden sollen. Meine Grillerlebnisse mit der Familie, wie es mir geht, wenn ich nichts zum Essen kriege. Aber auch, dass ich erste Muster von einem Käsegriner einer gehabt habe, das im siebten Bezirk mir geliefert worden ist und auf dem Postkasten gestanden ist und das ist gestohlen worden, weil es so echt ausgeschaut hat. Auch darüber habe ich geschrieben. Und ich habe dann wirklich einen Metzger gefunden.

 

Willy:

[1:13:15] Hat er dich gefunden oder du ihn?

 

Nadina:

[1:13:17] Nein, der hat sich dann gemeldet. Der Josef Scheiterer, genau. Josef Scheiterer. Ein großartiger Mensch, eine großartige Familie.

 

Willy:

[1:13:28] War er noch aktiver Metzger?

 

Nadina:

[1:13:30] Ist er noch aktiver Metzger. Ja, 21 Mitarbeiter in Niederösterreich. Du kommst dann immer mehr ein in diese Welt, muss man auch dazu sagen. Ich habe dann wahnsinnig viele Menschen kennengelernt, die mich unterstützt haben. Also du kannst das nicht, wenn du nicht. Ich glaube, dieses Ich-wü und du lässt andere Menschen dich unterstützen, dieses Demo ans Ernst, die ist bereit, diese extra Meilen zu laufen und dann werden gute Leute auf dich aufmerksam. Also ich hätte es jetzt nicht geschafft, wenn ich nicht ein Team an Lebensmitteltechnologen, die man nie leisten hätte können, gehabt hätte, die mich unterstützen in der Entwicklung vom Gustl, wenn mein Metzger nicht wahnsinnig viel mehr und über Stunden und Stunden, gearbeitet hätte, damit wir es gemeinsam hinbringen.

 

Willy:

[1:14:14] Also Startup-Mentality.

 

Nadina:

[1:14:15] Genau, wenn ich nicht jemanden gehabt hätte, der mir dann in der Pressearbeit hilft, wenn ich nicht jemanden durch das Green Star Programm eine Betreuung gekriegt hätte, die mir gezahlt worden ist, wenn das alles nicht da gewesen wäre, wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Und die sind alle nur da gewesen, weil sie halt in mir etwas gesehen haben. Weil die Kompetenz kann es in dem Fall nicht gewesen sei. Weil die da haben es wirklich nur formal durch, in der Kommunikation vielleicht. Und wie gesagt, glaubwürdig durch das, dass ich ja selber pflanzlich lebe. Und wenn du weißt, am Ende des Tages, du kriegst es nicht hin und du kriegst das Essen nicht, das du willst, dann hast du ganz einen anderen Nied dahinter.

 

Willy:

[1:14:52] Würdest du heute nochmal gründen, wenn du alles wüsstest, was du heute schon weißt? Klassische Frage, nicht? Nein.

 

Nadina:

[1:14:58] Da stelle ich mir oft die Frage, aber ich kann mir nichts Schöneres vorstellen. Ich darf heute nicht bei dir sitzen.

 

Willy:

[1:15:03] Würdest du das noch einmal machen?

 

Nadina:

[1:15:04] Nein, würde ich noch einmal machen. Ich würde aber manche Fehler, also das nächste Startup, das ich gründe, da mache ich manche Fehler nicht das dritte Mal oder das vierte Mal. Da mache ich es gleich anders.

 

Willy:

[1:15:13] Okay, also du hast dann einen Fehler gelernt und mit diesem Learning würdest du noch einmal gründen. Also das schon.

 

Nadina:

[1:15:18] Aber zum Thema Rollenmodelle, als Frau in meinem Alter, wo ich war, diese Rollenmodelle existieren nicht. Die sind nicht da, zu sagen, es gibt ein Rollenmodell, an das ich mich als Mann, hast du ganz viele Rollenmodelle. Männer wissen hunderte, auf was sie schauen. Als Frau hast du irgendwie so das Gefühl, wo sind sie?

 

Willy:

[1:15:40] Muss man sich als Frau notwendigerweise an einer Frau übersehen?

 

Nadina:

[1:15:43] Gewisse Rahmenbedingungen und Erwartungen hast du natürlich. Und ich habe schon oft, es war für mich irgendwie eine spannende Situation, ich bin einmal zu einem Vortrag eingeladen worden, das ist eineinhalb Jahre her, am Weltfrauentag. Und ich habe bis zu dem Zeitpunkt, weil ich halt Verhandlungsführung unterrichtet habe und weil ich mich, ich glaube, viel mit dem Thema auseinandergesetzt habe, nicht das Gefühl gehabt, als Frau jemals in die Situation gekommen zu sein, dass ich anders behandelt werde, weil ich eine Frau bin. Ist mir dann aber, nachdem ich das, wie sagt meine Mama immer, alles was zu diesen verschluckten Bissen oder ich weiß nicht, wenn du manche Sachen sagst, das passiert dir nicht, dann passiert es dir. Und ich komme dann in eine Verhandlungssituation und ich werde anders behandelt, weil ich eine Frau bin. Und ich werde in eine Ecke gedrängt, das ich nicht haben will und ich habe es nicht einmal irgendwie mitgekriegt. Also das heißt.

 

Willy:

[1:16:32] Wann hast du es dann mitgekriegt?

 

Nadina:

[1:16:33] Wie aus ich gegangen bin und mir gedacht habe, über was ist es jetzt eigentlich gegangen und wie geht es mir gerade? Habe ich meine Themen durchgebracht? Sind meine Themen angesprochen worden? Ist mit mir geredet worden? Großes Learning für mich, nie allein in eine Verhandlung gehen, wenn es komplett unausgeglichen ist. Großes Learning, die Themen immer wieder zurückholen. Großes Learning, zu wissen, wo man hin muss. Also kleine Meilensteine, damit man sich orientiert. Das waren alles, was ich formal gewusst habe, ist in der Runde für mich, einfach aus dem, wie ich behandelt worden bin. Und das ist halt einmal, die Branche, in der ich bin, ist sehr maskulin. Und ich bin meistens die einzige Frau, die da ist, muss man auch dazu sagen. Und so viele Vorteile es hat, du musst da halt schauen. Und das war halt ein kleines Learning, das ich gehabt habe. Ich habe das dann erlebt und es ist gut, wenn du wen hättest, den du da fragen kannst.

 

Willy:

[1:17:25] Aber woran hast du gemerkt, dass es an einem Frau sein liegt? Also, dass es an einem Geschlecht liegt?

 

Nadina:

[1:17:31] Wie oft haben es denn die wegen deiner Handtaschen gefragt und wegen deinem Friseur?

 

Willy:

[1:17:34] Im Meeting.

 

Nadina:

[1:17:35] Im Meeting.

 

Willy:

[1:17:36] Aha. Ja.

 

Nadina:

[1:17:38] Oder ist nicht mit dir geredet worden, sondern untereinander über dein Business, und was man macht mit deinem Business. Also das war für mich schon etwas, wo ich hart mit mir habe kämpfen müssen, weil ich auch nicht gewusst habe, wie ich mich verhalte. Einfach, weil es mir noch nicht passiert ist. Und zu dem Zeitpunkt, und wie gesagt, ich war lange mit Selling Center, Buying Center beschäftigt in einem BWL-Kontext, wo du sagst, okay, wie verkaufe ich an Teams? Aber wie bin ich ein Kunde in einem Team? Wie kriege ich diese Rollen? Ich habe das in der Theorie gewusst, wie es funktioniert, aber ich habe es dann nicht gewusst, wie ich selber drin gesessen bin und mir es passiert ist. Und über das habe ich dann versucht, wie mir das passiert ist, habe ich versucht, andere Personen zu finden, die genauso wie ich in einem produzierenden Gewerbe sind, die auch im Lebensmittelbereich sind, die ähnlich Rahmen bedienen haben. Ich bin dann eigentlich draufgekommen, bin sie mich allein.

 

Willy:

[1:18:24] Keine Role Models.

 

Nadina:

[1:18:25] Keine Role Models.

 

Willy:

[1:18:27] Bist du jetzt ein Role Model?

 

Nadina:

[1:18:29] Ich glaube, das müssen andere beantworten. Ich versuche, das, was ich tue, bestmöglichst zu machen. Und auch, A, und jetzt kommt wieder das Wort, transparent. Und A, in dem Sinne, das ist das nächste schlimmere Wort, authentisch. Weil das das Einzige ist, was am Ende des Tages, glaube ich, wirkt. Das ist das Einzige, wie du durchkommst heute in dieser Marketing-über-verseuchten-Social-Media-Bubble. Du kannst nur echt sein.

 

Willy:

[1:18:52] Jetzt muss ich aufzeigen. Glaubst du nicht, dass heute Authentizität auch schon sehr gut vorgetäuscht wird? Also wenn man erkannt hat, wie wichtig sie ist? Ja.

 

Nadina:

[1:19:05] Ich weiß nicht, das kann schon sein.

 

Willy:

[1:19:06] Woran erkennt man wahre Authentizität?

 

Nadina:

[1:19:08] Ich glaube, das ist dieses Durchhalten. Wenn du jemanden längere Zeit beobachtest, hast du das irgendwann.

 

Willy:

[1:19:14] Über die Zeit.

 

Nadina:

[1:19:15] Über die Zeit, ja.

 

Willy:

[1:19:15] Das ist natürlich wieder schwierig, nicht?

 

Nadina:

[1:19:17] Ja, sicher.

 

Willy:

[1:19:18] Du musst nämlich Zeit, braucht nämlich Zeit. Klar.

 

Nadina:

[1:19:21] Aber ich habe eines auch gelernt und ich habe mir das nie gedacht. Ich habe immer so gesagt, am Anfang, ich kann mich auf mein Bauchgefühl nicht verlassen. Ich habe mich nie auf das verlassen, die ersten Jahre, was ich gespürt, was ich wahrnehme. Es war immer so, ich habe Listen gehabt. Ich habe ganz viele Listen, Listen über Dinge, Listen über Situationen, so wie es klassisch als BWLer Situationen, die du anschaust. Was nicht drauf gestanden ist, was habe ich für ein Gefühl jetzt gerade? Wie geht es mir jetzt gerade? Und heute, und das kann ich jetzt nicht rationalisieren, wenn ich ein komisches Gefühl habe oder wenn ich merke, da passt was nicht, dann los ist. Da brauche ich zu dem Zeitpunkt noch gar keine Erklärung für mich. Du kannst dich irgendwann durch das, dass du viel schon gesehen hast, viel Leute kennengelernt hast, du hast ein Gespür. Und ich weiß nicht, meine Mama hat mich vor Jahren ausgelacht, die hat immer zu mir gesagt, du hast ein Gespür und hin und her.

 

Willy:

[1:20:12] Erfahrungsintuition.

 

Nadina:

[1:20:13] Vielleicht, was auch immer es ist, aber es ist jetzt anmaßend, das zu sagen, aber ich habe viel Ehrgeiz gezahlt, viele Listen geschrieben, mich wenig auf das verlassen, was ich gespürt habe. Deswegen habe ich dann immer gedacht, okay, wenn die Methode nur bedingt funktioniert. Und ja, ich gehe nicht rein und sage nur mein Gespür und es ist gut oder schlecht und ich treffe Entscheidungen. Bei Gott nicht. Aber diese Listen müssen gestützt sein. Oder zuerst kommt einmal das Gespür, bevor ich mich zu Listen sitze. Und das ist eigentlich was, was ich gelernt habe.

 

Willy:

[1:20:38] Am Anfang brauchst du die Listen, oder bist du irgendwann einmal in der Lage, dass dein Gespür stimmt, oder?

 

Nadina:

[1:20:44] Ja, am Anfang brauchst du viele Listen.

 

Willy:

[1:20:46] Ab wann hast du gewusst, dass du dich auf deine Intuition verlassen kannst?

 

Willy:

[1:20:51] Hast du deiner Intuition dann vertraut, sozusagen?

 

Nadina:

[1:20:54] Es gibt heute noch ganz viele Listen. Ich glaube, das ist wieder so ein bisschen, du, wenn du selber eine gewisse, da sind wir wieder, wenn du selber authentisch bist mit dem, was du tust, wie du bist, dann kommen solche Leute her. Dann lernst du auch Leute kennen, denen das auch wichtig ist. Ich habe heute einen super Metzger in Staudinger, das ist für mich ein Metzger.

 

Willy:

[1:21:23] Nimm mal einen Josef.

 

Nadina:

[1:21:25] Ich bin ja dann mit meinen Produkten in Richtung Lebensmitteleinzelhandel gegangen und da habe ich natürlich andere Kapazitäten gebraucht am Anfang. Und da war für mich der Staudinger und da bin ich reingegangen und das war für mich, Ich habe es vorher schon gekannt, aber ich habe Gerald halt dann erst persönlich kennengelernt und das war eine Ebene von Anfang an, wo ich mir gedacht habe, das passt. Das war, wenn ich Gerald am Sonntag anrufe, weil ich irgendwo bei irgendeinem Produkt irgendwie nur mehr denke, okay, wie tun wir, hebt er ab, ruft mich zurück. Wir telefonieren, ich weiß nicht, ob erst, wie ich durchschaue, fünf, sechs, oft mal in der Woche, weil wir Dinge besprechen.

 

Willy:

[1:22:05] Genau, das wollte ich nämlich gerade fragen. Was glaubst du, wenn wir hierzu den Gerald fragen würden, wie, du bist reingegangen und hast gesagt, das ist es nicht. Und was glaubst du, hat sich denn er gedacht?

 

Nadina:

[1:22:18] Die ist nicht so schlimm, wie ich mir erwartet habe. Wirklich? Weiß ich nicht, müssen wir fragen. Ich denke, gute Frage, was er sich gedacht hat. Ich glaube, ich weiß es nicht, gute Frage. Die informieren sich auch vorweg. Zu dem Zeitpunkt hat man, wie gesagt, hat schon mit Jahrler Börse berüchtigt auf jeden Fall. Aber ich glaube, er hat sich schon gedacht, das wird jetzt nicht die belehrende Dogmatikerin, die mir da jetzt ein schlechtes Gewissen macht, sondern die ist jemand, die mit mir gemeinsam einen Weg geht. Ich glaube, das war ganz klar, weil das war auch für mich immer die Voraussetzung, jemanden zu haben, der halt auch, wo die Geschäftsführung mit an Bord ist. Einfach zu sagen, das muss vom Chef und der Chefin weggetragen werden. Jetzt habe ich bewusst Chef gesagt, weil die Doris Staudinger eine der wenigen Frauen ist in der gesamten Branche und ich bin wahnsinnig dankbar, erfahrene Frauen da in der Position zu haben. Also das ist ein Team, was die sind und die sind beide mit an Bord gewesen und das war für mich das, ich habe dann auf einmal, meine Produzenten und ich, wir sind ein Team, da gibt es jetzt nicht, ich habe ja selbst ein kleines Team nur, das heißt, du hast das dann mit an Bord und du hörst die dann natürlich auch, weil du siehst die, du hörst die und die haben die Vision mitgetragen und tragen es heute noch mit.

 

Willy:

[1:23:28] Ruft er die öfter an oder du er?

 

Nadina:

[1:23:31] Ich glaube, es sind ziemlich Iroh-Fifte so.

 

Willy:

[1:23:35] Ich glaube, es sind ziemlich Iroh-Fifte.

 

Nadina:

[1:23:37] Ja, ich glaube, das bin wahrscheinlich ich in dem Fall.

 

Willy:

[1:23:40] Das heißt, die Pflanzerei ist jetzt da. Was war dein erstes Produkt?

 

Nadina:

[1:23:46] Der Gustl.

 

Willy:

[1:23:47] Das war dann schon damals mit dem Josef. Da hast du quasi erst einmal den Metzger gefunden.

 

Nadina:

[1:23:54] Genau, zuerst Prototypen versucht mit unterschiedlichen und der Josef war dann der, wo man das erste Mal wirklich gesagt hat, man hat ein Produkt.

 

Willy:

[1:23:59] Und er war offen dafür, oder?

 

Nadina:

[1:24:01] Und er war offen dafür, die ganze Familie. Weil der Josef war im Familienverbund und das Erste, was er mir gesagt hat, wir haben in der Familie entschieden, dass wir dieses Projekt machen. Und das war für mich etwas, wo ich mir gedacht habe, schön, das ist das, was ich suche.

 

Willy:

[1:24:15] Warum wollten Sie das machen?

 

Nadina:

[1:24:17] Der Josef hat in einem Interview mal gesagt, entweder du gehst mit der Zeit oder du gehst.

 

Willy:

[1:24:21] Mit der Zeit, ne?

 

Nadina:

[1:24:23] Und ich glaube, das war der Grund. Und auf der anderen Seite, Ich glaube, das eine Thema ist, du kannst immer auf der Position herumreiten. Immer, immer, immer, immer. Auf was? Auf der Position, Tiere töten oder nicht, schlechtes Gewissen machen oder nicht. Aber du kannst an einer Sache, wo ich sage, wir wissen heute, dass wir 80% der gesamten Ackerfläche für Tiere brauchen. Wir wissen auch, dass Fleisch einen CO2-Fußabdruck bis 25% hat. Wir wissen das alles nicht. Wir wissen, wir sollten mehr pflanzen.

 

Willy:

[1:24:54] 25% von was?

 

Nadina:

[1:24:55] 25% CO2-Emissionen oder 25% von allen Emissionen werden durch die Tierproduktion entsteckt.

 

Willy:

[1:25:03] Durch die Tierproduktion.

 

Nadina:

[1:25:04] Gibt es jetzt, das ist eine Studie, die von der BOKU kommt, von BIS, also ich bin natürlich jetzt von 25, auf dem Bezirk ich mich jetzt. Und wir wissen, wenn es 20 sind, wenn es 15 sind, es ist trotzdem ein machbarer Betrag, den du reduzieren kannst, wenn du deinen Fleischkonsum reduzierst, das möchte ich damit sagen, unabhängig davon, ob jetzt die Zahl 15 oder 25 ist. Aber das Thema ist, an dieser Position, nämlich wir wissen, es hat eine Auswirkung für unsere Umwelt, für die Tiere, aber auch für uns Menschen, wenn wir da nicht dran schrauben. Und das ist die Sache, an der wir arbeiten. Und da braucht es Regionales, da braucht es unser Handwerk, weil die Produzenten wissen, wie es geht, klar strukturiert. Wir brauchen Landwirte, die in Österreich Gemüse anbauen, weil wir wollen ja erhalten, was wir haben. Das ist dann in Salzburg, wo ich jetzt vor Ort über die Wiesen gehe und über die Acker und sonst irgendwas. Ich will ja erhalten, was ich habe.

 

Nadina:

[1:25:51] Und das Miteinander, muss an den Zukunftsmarkt angeschlossen werden. Und das war so die Idee. Und da treffen wir uns. Der Josef hat genauso wie ich Bauern kennt. Wir haben handwerklich produziert. Ich bin hingekommen zu jedem Zeitpunkt, habe mitgearbeitet, habe mit ihm Sachen gemacht. Das war die Art und Weise, wie ich glaube oder wie ich das gesehen habe, damals in der Metzgerei und wie ich es wahrgenommen habe. Und ich habe geglaubt, das ist die Nähe und das ist dieses Vertrauen und das ist auch das, wo du sagst, okay, transparent wird vielleicht missbraucht. Das ist die Transparenz. Wenn ich als Nadina jeden Tag bei ihm stehen darf und mitmachen kann. Weil ich sehe, wie er arbeitet. Und ja, er hat selber geschlachtet. Am Montag ist geschlachtet worden. Da war jetzt nicht mein Tag. Mein Tag war an anderen Tagen. Aber der hat selber geschlachtet, hat die Schweine selber geholt, hat unter der Voraussetzung, dass jemand Fleisch isst und jemand anderer das Fleisch essfertig machen muss oder dir bittet, war dann das Raum in Bedienung, wo ich mir gedacht habe, das passt für mich.

 

Willy:

[1:26:57] Das heißt aber, die Familie Scheiterer, die war einfach sich bewusst, dass ich vegan bin. Nein, dass du vegan bist, war hoffentlich klar, aber es war ihnen bewusst, oder sie waren kritisch dem Thema gegenüber und haben gesagt, okay, das ist eine Alternative, die würde man gerne mitmachen und da verändert sich etwas. Und das geht auch zusammen in unserer Welt, in unserem Kopf, in unserer Philosophie.

 

Nadina:

[1:27:18] Nicht der Position, sondern der Sache. Ein gutes regionales, Fleischprodukt aus Pflanzen herzustellen. Das geht durch. Und da geht es nicht darum zu sagen, der Markt ändert sich sowieso. Der Markt ändert sich. Die Tatsache ist aber, diese Produkte, die kommen, woher kommen sie? Und kann ich die gleichen Kriterien an diese Produkte stellen, wie ich es jetzt ans Fleisch stelle? Und mit einem Josef kann ich es. Weil beim Josef sind sie selber in der Vitrine gewesen. Da hat es dann seinen Pflanz, seinen tierischen Leberkäs gegeben und nebenbei war der Gustl.

 

Willy:

[1:27:48] In der gleichen Vitrine?

 

Nadina:

[1:27:50] In der gleichen Vitrine. Weil da ja Fleischreduzierer, Also die veganen Produkte, die produziert werden, werden ja zu 80, sagen wir so 95 Prozent vom Fleischreduzieren und Fleischessen gekauft.

 

Willy:

[1:28:02] Also Flexitarien, oder?

 

Nadina:

[1:28:04] Genau, die Flexitarien. Das heißt, für den ist das kein Problem, wenn das in der gleichen Vitrine ist. Und unter der Voraussetzung, dass du das jetzt in Backpapier tust, andere Messer hast, andere Bretter hast, ist auch für sehr, sehr viele Vegetarier und Veganer in Ordnung. Das muss einfach sauber gemacht werden.

 

Willy:

[1:28:20] Das heißt, deine Zielgruppe sind eigentlich die Flexitarier?

 

Nadina:

[1:28:23] Meine Zielgruppe mit dem, was ich mache, sind Leute, die einen Fleischkonsum reduzieren wollen. Vegetarier und vegan lebende Menschen. Wobei man sagen muss, dass Vegetarier und Veganer ein Drittel der Personen wirklich kein Fleisch mögen. Also nicht jeder will jetzt sein Schnitzel aus Erbsen, nicht jeder will seinen Leberkäse, so wie ich will, sondern die entscheiden sich halt bewusst für kein Tier und keinen tierischen Geschmack. Aber an sich geht es bei Fleischvarianten aus Pflanzen darum, die Konsistenz einen weiteren Geschmack, hinzubringen, der dem sehr nahe kommt. Wobei ich immer ein bisschen vorsichtig bin, weil der Gustl kann nie zu 100% nach dem Leberkäs schmecken vom Galos, weil der Galos seine Gewürzmischung gehabt hat, sein Fleischanteil. Jeder Metzger hat in Österreich einen anderen Leberkäs. Es gibt nicht den Leberkäs.

 

Willy:

[1:29:11] Ja, klar, sicher.

 

Nadina:

[1:29:12] Es gibt ja nicht das Bier. Total, aber der Gustl, jeder hat seine Lieblinge. Um das geht es. Und immer zu sagen, der schmeckt nicht wie mein Leberkäs. Na klar, weil es so viel gibt. Das ist eine weitere Variante, die besteht. Also ich wollte nie und ich hoffe, ich habe es heute nicht gesagt, aber für mich mir geht es nicht um Alternativen. Also ich finde das Wording ganz schrecklich zu sagen, Fleischalternative, weil für mich ist Alternative, ich verliere gerade etwas. Ich würde niemals privat als Nadina sagen, ich gehe weg, dann will ich keine Alternative zu etwas, was ich mir aussuche. Sondern dann will ich das, was ich will. Und um das geht es. Und deswegen glaube ich, vom Wording her geht es nicht um Alternativen, sondern es geht darum, die Varianten aufzumachen. Für mich war der Gustl an der heißen Theke dann, wo es schlussendlich als erster pflanzlicher Leberkäs gewesen ist, eine weitere Variante zum klassischen Leberkäs, Käseleberkäs, scharfen Leberkäs und dann war der Gustl. Oftmals war er Pferdeleberkäs oder sonst irgendwas. Ist ja auch Geschmackssache. Nicht jeder isst einen Pferdeleberkäs, genauso isst nicht jeder jetzt einen Leberkäs aus Rode Ruhm, Zwiefelkavio, Erdäpfel und Erbsen. Aber es besteht die Möglichkeit und um das geht es, Möglichkeiten aufzumachen und die Berührungspunkte zu schaffen. Und das ist eigentlich diese, Und das ist auch in dieser 17-seitigen Vision gestanden, Möglichkeiten aufzuzeigen. Und diese ganzen, zum Beispiel der Gustl ist komplett allergenfrei, da ist absichtlich kein Soja drin.

 

Willy:

[1:30:31] Der Gustl-Leberkäs noch.

 

Nadina:

[1:30:32] Genau, der Gustl-Leberkäs, da ist absichtlich kein Soja drin, einfach weil, und ich selber halte sehr viel von Soja, gerade weil wir in Österreich auch das Fahrzeugelland in der EU sind, mit 75.000 Hektar, wo wir es anbauen. Ist es schade, dass man es so gepäscht hat, aber die Tatsache ist trotzdem, in der Gesellschaft hat es nicht den hohen Stellenwert. Deswegen bin ich ja Richtung Erbse gegangen und habe geschaut, dass ich möglichst keine Geschmerksverstärker, dass nichts drinnen ist, was jetzt eine lange Haltbarkeit hat. Also, dass es ein gutes Produkt ist. Und das ist mir gegangen, weil ich esse ja selber. Und was ich selber esse, da gebe ich ja nichts ein. Es ist ja kein Weizen drin, einfach wegen der Glutenunverträglichkeit oder weil Menschen einfach auch weniger Gluten essen wollen. Also, das waren alles Dinge und so hat sich das dann ergeben. Aber um, wie gesagt, Möglichkeiten aufzumachen, gemeinsam mit der Metzger.

 

Willy:

[1:31:17] Der Josef und seine Familie heute noch, wie soll ich das jetzt sagen, fleischlose Produkte, haben sie den Pfad jetzt weiterverfolgt, weil die arbeiten sie jetzt gerade nicht mehr zu, du bist jetzt quasi beim größeren Metzger, Handwerker, gibst du das nochmals?

 

Nadina:

[1:31:33] Sie haben immer schon pflanzliche Varianten gehabt, immer schon im Sinn zum Beispiel Aufstriche. Also da hat es immer schon Bradlfetten ergeben, in Anführungszeichen. Das Bewusstsein war vor mir, da sicher zu einem gewissen Teil, weil sonst hätte es das nicht gegeben und wird es auch nachher geben. Ob es jetzt ein veganer, pflanzlicher Leberkäse ist, kann ich jetzt nicht beantworten. Denke ich einmal nicht. Aber es gibt definitiv noch Möglichkeiten. Da musst du es kaufen.

 

Willy:

[1:31:56] Was waren die größten, in der Gustl-Scheiße, da kriegt man schon den Zettel fest, was war, der Gustl war der Erste. Der Gustl war der Erste. Und was waren die großen Herausforderungen in der Entwicklung vom Gustl? Wo hat er sich denn gewehrt?

 

Nadina:

[1:32:14] Ich glaube, das war so, ich meine, man muss jetzt sagen, der Leberkist der ersten Stunde, so muss man in Gustl sagen, er war der erste seiner Art, der vom Metzger gemacht worden ist in Österreich, der in einer heißen Theke präsentiert worden ist und der nicht aus Wasserpulver besteht, wie die Nachfolger. Also das muss man auch ganz ehrlich sagen, das war für mich ein hochwertiges Handwerksprodukt, das ist heute noch und zeigt auch, wie du in Österreich Produzieren kannst mit einem Handwerksbetrieb. Das ist das Ergebnis gewesen. Aber die Tatsache ist natürlich, wie gesagt, ich bin keine Lebensmitteltechnologin, ich habe mich da überall einlesen müssen. Ich habe am Anfang glauben müssen, was mir andere sagen. Aus heutiger Perspektive würde ich mich noch viel mehr einlesen, bevor ich einfach rausgehe mit Dingen. Und, Gute Frage. Das waren so viele Herausforderungen bis hin zu, wie verbockt ist, wie schaffe ich die Logistik, wie lagert das, wie du jetzt, also, wie schreibe ich zu, das ist von vorn bis hinten ein Red Flag gewesen. Also das war nichts von dem, also wie gesagt, für mich war das alles neu. Ich habe anders, du hast einen Produzenten da und dann fängst du an, die Rezeptur, die du im Kopf hast, umzusetzen, dann musst du erst die Landwirte finden, die dir liefern. Und das große Thema war bei mir halt auch, ich habe angefangen in einem Event-Business und dann ist Corona gekommen. kommen, uns jetzt kein Event mehr geben. Was heißt Event?

 

Willy:

[1:33:34] Bist du im Vertrieb?

 

Nadina:

[1:33:35] Ich bin mit dem Foodbike, genau, das erste war Foodbike und bei Events. Corona und es war vorbei. Dann ist das Thema gekommen, Verfügbarkeitsproblematik zwecks der Ukraine. Das war das nächste Problem. Ich habe vorher, zum Beispiel Rapsöl beim Senner nur in Österreich eingekauft und sagen wir so drei Liter, zehn Liter und auf einmal hat es geheißen, du musst eine Tonne nehmen. Und jetzt erkläre ich mal deinem Produzenten, dass er da einen Knist, also dass er eine Tonne Rapsöl lagern sollte, das er ja sonst in der Form nicht braucht und dass er es auch vorfinanzieren muss. Auf einmal hast du eine Vorfinanzierung, die ein Vielfaches ist, wo du aber nicht weißt, kriegst du das überhaupt los. Und dann am Schluss ist noch gekommen, natürlich die Inflation, wo im veganen Bereich man geschaut hat, in Anführungszeichen günstiger zu werden, also überhaupt nicht mehr vergleichbar zu dem, was eigentlich real wirklich ein Produkt kostet. Und dann ist noch das dazu gekommen. Also ich sage einmal, Das waren so die großen, kein Business mehr im Event-Bereich, Ressourcen, die du einkaufen musst, zu Preisen und zu Mengen, die riesig sind für mich. Und dann war natürlich der dritte Teil mit einer Inflation. Also das war so meine Geschichte. Ich kenne keinen Alltag. Ich kenne es nicht.

 

Willy:

[1:34:46] Okay. Wenn man jetzt auf dem Leverkast selber drauf schaut, du hast ja vorher gesagt Konsistenz, Geschmack etc. Was war der schwierigste Teil?

 

Nadina:

[1:34:57] Den Gemüseanteil so hoch wie möglich zu kriegen.

 

Willy:

[1:34:59] Und im Vergleich zu was?

 

Nadina:

[1:35:02] Im Vergleich zu Wasser. Wenn jetzt Kunden genau drauf schauen, ist vegane Produkte, also es war ganz lustig, ich habe auch mal ein Gespräch mit einem Metzger gehabt, der hat mir ein Glas in die Hand gehalten, da war dreiviertel Wasser drin und dann hat er mir gesagt, mit dem verdiene ich. Mit dem Metzger habe ich nicht gearbeitet dann. Und ich habe mir gedacht, okay, ich rede von Nährwerten, Nährstoffen und ich rede davon, dass das für mich ein gutes Produkt ist. Und ein gutes Produkt hat für mich einen regional möglichst hohen Fußabdruck. Das hat geheißen, ich brauche Gemüse, das ganz jährlich in Österreich möglichst nah zum Josef angebaut wird. Und da kommst du relativ schnell auf den Zwiefi, du kommst auf den Erdäpfel, du kommst auf die Rote Ruhm, was jetzt nicht ganz jährlich ist, aber man zumindest aufhalten kann und du kommst auf den Kaffioi. Kaffioi muss nicht unbedingt sein, weil Kaffioi hast du einfach gut für die Konsistenz und für den Geschmack. Das waren die vier großen Bestandteile, die möglichst hoch zum Verwenden waren für mich. Also der große Bestandteil sollte aus Gemüse bestehen. Wir haben mit 50% probiert, dann war der Knall rot. Er hat komisch geschmeckt. Dann sind wir schrittweise noch rübergegangen. Diese ganze Mischung 50%. Weil du hast ja dann noch einen Proteinanteil, der hat auch noch mal 20% mit der Erbse. Der kommt auch noch dazu. Also wir haben da füreinander experimentiert. Heute sind wir bei 25%, bei 15% Erbse und das ist ein machbarer Anteil. Du hast 40% Erbse und Gemüse.

 

Nadina:

[1:36:26] Und da tasten wir uns herum. Also da war die Aufgabe zu sagen, wie kann ich das ausgestalten und wie schaffe ich es, dass das möglichst einen guten Bezug und einen guten Fußabdruck hat. Die ersten Varianten, das war eine ganz naive Sache von mir, da wollte ich das auf Basis von Nährstoffen machen. Da waren so Sachen wie noch Leinsamen drinnen und ich glaube Spinat, auf jeden Fall Dinge, der war unglaublich grauslig. Also das war echt so ein Produkt, was lieb war, aber halt überhaupt nicht machbar. Und wie gesagt, das war alles realistisch, weil das hat alles geschmeckt. Wobei ich heute auch noch oft höre, der Gustl ist Sirs, ja, das liegt an einem Zwiefi. Weil es ganz viele Zwiefi-Sorten gibt, ganz unterschiedliche Zeiten, wo wir es einkaufen. Und es kann dann sein, dass der Zwiefi manchmal ein bisschen intensiver ist, zum Beispiel.

 

Willy:

[1:37:11] Also die Produktschwankungen kriegst du im Rohstoff nicht raus, oder?

 

Nadina:

[1:37:14] Naja, was heißt, du sagst jetzt Schwankungen, das ist die Natur. Wir haben irgendwo, wir bezeichnen Produkte als Wunderlinge, weil wir die Schwankungen nicht kennen. Als Beispiel, der Gustl war auf einmal knallrot. Und ich habe nicht gewusst, warum der knallrot war. hat der Josef eine andere Hammer, Hammer andere rote Ruben verwendet. Auf einmal hat er mehr Farbe gekriegt und ich habe auf einmal Kunden... War ein roter Gustl. Und ich habe auf einmal Kundenbeschwerden gekriegt und ich denke mir, warum Kundenbeschwerden? Wenn du die rote Ruben wechselst, die Sorten, ist die Farbintensität etwas anders. Und ich selber habe mir dann gedacht, Nadine, wie weit weg bist du von der Natur, dass du das nicht als erste Annahme hast. Nämlich, dieses, und das war mitunter so ein Thema, mir das halt auch da war, dieses zurück zum Ursprung, zurück zu dem wieder das Lebensmittel kennen zu lernen. Weißt du, ich meine, die rote Ruhm habe ich da 20 Prozent, eine nur 16 Prozent. Das macht einen Unterschied und es macht einen riesen Unterschied, was ich für Sorten verwende. Ich habe dann nicht gewusst, wie die Vielfalt der roten Ruhm ist, heute weiß ich es. Aber damals habe ich gesagt, okay, man kann ein Bewusstsein schaffen für genau das, dass nicht im Supermarkt, wenn auf einmal ein Karotten nicht perfekt ist, da ein Wunderling draufsteht. Ich meine, was für eine Gesellschaft sind wir, wenn wir Dinge, die nicht ausschauen wie die Norm, als Wunderlinge bezeichnen.

 

Willy:

[1:38:28] Aber der Leberkäse, der Gustl, der hat jetzt auch eine Norm. Also du hast das ja trotzdem geschafft, dass der konstante Produkt in einer an sich sehr vielfältigen Umwelt, und das heißt, du hast da quasi die Norm wieder einziehen müssen oder wollen, weil du könntest dir sagen, okay, jede Charge ist ein bisschen anders. Oder scheint das da ein Markt an der Verkaufbarkeit des Produktes?

 

Nadina:

[1:38:51] Nein, also wie gesagt, ich glaube, es gibt, wir haben Wir haben jetzt Bauern, die liefern, die eine Zeit lang liefern, die aus einem eigenen, du hast irgendwann so viele Bauern. Damals habe ich zehn Bauern gehabt vielleicht und wenn einer nichts gehabt hat, sind wir zum nächsten gegangen und wir haben gewechselt. Da waren ganz krasse Schwankungen. Da waren totale Schwankungen. Jetzt wird es wieder Schwankungen geben, wenn ich mit unverschwendet zusammenarbeite und wir Überkapazitäten aus der Landwirtschaft kaufen. Dann wird es wieder eine Art an möglicherweise neue Farbe geben oder die verliert ja das Produkt auch, muss man sagen. Also die Rote Ruhm ist ja nach einer Zeit nicht mehr so intensiv. Dann kann man es halt erst nach 48 Stunden wirklich anbieten. Das lernst du ja irgendwann mit der Zeit. Aber gewusst habe ich es natürlich auch nicht. Aber ich sage, da wird es wieder. Also Schwankungen, ja, aber durch eigentlich den Aufbau der Landwirte und der Rohstoffe, die du dann einfach brauchst. Und wenn du das einmal hast, dann...

 

Willy:

[1:39:40] Du hast jetzt 40 Prozent gesagt, sind rote Rüben, sind die vier Gemüsesorten plus die Erbse. Was sind die restlichen 60 Prozent?

 

Nadina:

[1:39:50] Du hast Rapsöl drinnen, du hast Wasser drinnen und Scherbeneis drinnen, also Eis, das brauchst du für den Kutter damit, das heißt Eiswürfel und Wasser hast du drinnen und natürlich unsere Gewürzmischung, ist eh klar. Was da drin ist, verrate ich natürlich nicht, weil das macht die Kuh zu klein aus.

 

Willy:

[1:40:12] Das ist geheim, ja klar. Also was ist dann alles drinnen jetzt in so einem Leberkäse?

 

Nadina:

[1:40:19] Also der große Bestandteil ist Gemüse und Protein, dann hast du Öl drin und dann hast du in dem Fall eine Art für Geschmack drinnen, da hast du unterschiedliche Gewürze, die du verwendest und wir haben am Ende des Tages jetzt noch drin, was du brauchst, Methylcellulose, das brauchst du um Temperaturen, Carrageen haben wir drin. Methylcellulose ist eigentlich Holz. Holz. Wenn man so ganz hart ist, ist es Methyl, ja. Methylcellulose, sagt S-Wort schon. Das macht das Produkt, du hast manche Produkte im tierischen, also im pflanzlichen Bereich, die isst du warm oder die isst du kalt. Der feine Gustl hat keine Methylcellulose drinnen, das ist der Leberkäsaufschnitt, weil er nicht im warmen Zustand stabil sein muss. Die Methylcellulose ermöglicht dir das aber, dass im warmen Zustand ein Produkt stabil ist. Wir arbeiten dran. Also es ist nicht so, dass ich jetzt zum Beispiel, nochmal kurz zurück, ursprünglich war die erste Rezeptur 17 E-Nummern, der Gustl. 17.

 

Willy:

[1:41:15] Wobei E-Nummer ja nicht pauschal was Schlechtes ist.

 

Nadina:

[1:41:19] Vollkommen richtig, aber in der Wahrnehmung ist das was, wo du rüber willst. In der Wahrnehmung geht es darum, dass du Produkte weiterentwickelst und für das, dass du, wenn ich heute mein Produkt erkläre, heißt das nicht, wenn weniger E-Nummern drinnen sind, dass es besser ist, aber es sollte hat, ein einfaches Produkt, in Anführungszeichen, das man versteht.

 

Willy:

[1:41:37] Mit wenig E.

 

Nadina:

[1:41:38] Für mich, für wenig, wenig, wenig Schalliermittel, in Anführungszeichen, weil von dem reden wir ja eigentlich am Ende des Tages. Und da geht es nur darum, der muss erhitzt werden und muss stabil bleiben, deswegen ist es drinnen. Dann aus Karagen drinnen, das ist eigentlich eine Alge, das muss man auch ganz offenlich sagen, findest du auch oft in Produkten, da geht es auch wieder um diese Stabilität. Gesamt dann, das sind alles Dinge, die du heute noch brauchst. Aber wir arbeiten, ich sage immer wir, aber ich weiß noch, wie ich die ersten Feedbacks an die Produktentwickler gegeben habe. Wir müssen da runter. Nein, das geht nicht. Und jetzt sind wir auf vier und es ist gegangen. Und es wird auch jetzt in den nächsten Schritten wieder was geben, was leichter wird und was leichter macht. Also zum Beispiel Karagen haben wir bei zwei Produkten noch in Verwendung. Alle anderen sind schon komplett karagenfrei. Einfach auch, weil es der Markt verlangt. Also da geht es auch darum, was möchte der Markt und du schaust, dass du das natürlich bieten kannst. Genau, dann ist nur drinnen natürlich alles, was geschmacklich klassischer Leberkäse-Gewürz. Also da kann ich jetzt nicht drauf eingeben, aber das sind Gewürze.

 

Willy:

[1:42:44] Die Geheimzutaten dann quasi.

 

Nadina:

[1:42:45] Das ist dann wirklich die DNA vom Gustl, das sind Gewürze, genau.

 

Willy:

[1:42:48] Und die muss man dann einzeln gar nicht hinten drauf aufs Etikett schreiben, sonst würde man das Geheimnis preisgeben. Oder geht es dann um die Verhältnisse?

 

Nadina:

[1:42:54] Da geht es, naja, das ist, wenn du eine gewisse Menge unterschreitest, brauchst du es nicht aufschlüsseln, aber du würdest es de facto nicht aufschlüsseln, weil wenn du es aufschlüsselst, dann weißt du genau, du kannst es eins zu eins...

 

Willy:

[1:43:05] Kannst du es gleich sagen.

 

Nadina:

[1:43:06] Kannst du es gleich sagen, wo es drinnen ist, genau. Genau, das ist dann wirklich...

 

Willy:

[1:43:10] Deine Listen hat damals gehabt, beim Greenstart-Programm, 17 Seiten, du hast gesagt, 100% regional, 100% Bio, 100% tatatatatata. Dann bist du mit deiner Liste irgendwann einmal auf die Realität getroffen. Was kann man gar nicht retten? Also was geht einfach nicht? Also was waren die

 

Willy:

[1:43:29] schmerzhaftesten Verluste deiner Liste? Und vielleicht auch die größten Gewinne, die du dann trotz Widerständen vielleicht darüber retten hast können. Aber ich schätze mal, die Listen hat jetzt keine 17 Seiten mehr,

 

Nadina:

[1:43:38] Oder? Nein, die Listen haben definitiv keine 17 Seiten mehr, aber der größte Gewinn ist einfach die Zusammenarbeit mit Metzgern. Das ist was, was für mich der kritische Punkt war. Es geht bei dem, was ich tue, um Brücken, die ich baue. Ich versuche zu zeigen, dass man miteinander weiterkommt. Das ist, glaube ich, für mich so dieses Warum mache ich es? Weil ich daran glaube, dass man ein Handwerk in Österreich, die Landschaft auch erhalten müssen, Das ist keine Option. Einmal der Markt sich ändert und er pflanzlicher wird. Und es ist eine traurige Situation. Ich glaube, das letzte Mal wieder sind es zwölf Bauernhöfe, die am Tag zu machen oder sind es 14. Ich weiß es nicht. Die Zahl ist auf jeden Fall immens. Und ich glaube, da braucht es einfach eine Möglichkeit. Es braucht eine weitere Möglichkeit, wie wir die Landwirtschaft auch gemeinsam mit dem Standort, den wir haben, transformieren können. Und ich glaube, da braucht es einfach das, dass wir mit diesem pflanzlichen, mit dem bestehenden Handwerk, mit den Produzenten, die da sind, zusammenarbeiten. Und das bringt uns nichts, wenn wir irgendwann einmal nur mehr Produkte glaube ich, aus dem Ausland importieren, gar keine Informationen mehr haben und das war das, was ich gelernt habe, auch in meiner Zeit bei Landschaft, wenn es nah ist, kannst du etwas ändern, weil da fahre ich hin. Wenn ich ein Problem habe, rede ich mit meinem Produzenten, rede ich mit meinem Bauern, rede ich einfach mit denen, weil ich kann reden. Ja sicher, du sagst jetzt, ich kann meinen Computer einschalten und ich kann...

 

Willy:

[1:45:07] Du telefonierst ja gerne, hast gesagt.

 

Nadina:

[1:45:08] Ich telefoniere gerne, aber wenn es ein Thema gibt, fahre ich hin und wir lösen das gemeinsam.

 

Willy:

[1:45:10] Aber was ist nah? Wann ist etwas nicht mehr nah war genug.

 

Nadina:

[1:45:13] Das ist eine grundsätzliche Frage. Für mich ist es wichtig, dass es möglichst nah zu meinem Produzenten ist in dem Fall, als dass ich einfach keine großen Wege habe.

 

Willy:

[1:45:21] Was bedeutet Regionalität für dich?

 

Nadina:

[1:45:24] Regionalität ist für mich das Gefühl zu wissen, wer der Bauer dahinter ist. Das ist für mich regional, das Gesicht.

 

Willy:

[1:45:30] Ich kann ja wissen, wer der afrikanische Bauer dahinter ist.

 

Nadina:

[1:45:32] Kann ich natürlich, vollkommen richtig.

 

Willy:

[1:45:33] Aber ist er dann nicht regional?

 

Nadina:

[1:45:35] Ist natürlich regional für den, aber ich will ja diese Meilen, ich will die Meilen zu meinem Produzenten möglichst gering halten. Die Meilen? Die gefahrenen Meilen zu meinem Produzenten.

 

Willy:

[1:45:46] Statistiken sind alle im Meilen.

 

Nadina:

[1:45:47] Ich muss jetzt nicht, ich muss jetzt um einen Staudinger, wenn es nach mir gegangen wäre, wäre mir am liebsten 5 Kilometer jeder Bauer.

 

Willy:

[1:45:54] Also du wirst das geografisch wirklich, du wirst das machen über gefahrenen Straßenkilometer.

 

Nadina:

[1:45:57] Für mich sind es die gefahrenen Straßenkilometer, die ich versuche zu reduzieren.

 

Willy:

[1:46:00] Und wo ist da die Grenze ideal für dich?

 

Nadina:

[1:46:03] Laut diesem 17 Seiten Konzept waren es unter 20 Kilometer.

 

Willy:

[1:46:07] Diese 17 Seiten, damals haben wir nicht nur doch dabei.

 

Nadina:

[1:46:11] Wir waren wirklich hart gefasst.

 

Willy:

[1:46:13] Was war denn das Schmerzhafteste, was du verloren hast von diesen 17 Seiten?

 

Nadina:

[1:46:18] Boah, was habe ich verloren?

 

Willy:

[1:46:21] 100% Bio?

 

Nadina:

[1:46:22] Bio ist aufgrund, genau, das sind Bio, wir brauchen, ich kriege oft diese.

 

Willy:

[1:46:29] Lass dir die Antwort von mir nicht in den Mund legen.

 

Nadina:

[1:46:31] Nein, nein, nein, ich hole nur aus. Oft diesen, oft diesen Vorwurf auch, warum sind diese Zutaten drinnen, die ich drinnen habe. Dann ist die Antwort, die Erbse, die wir verwenden, die jeder essen kann, das ist eine gelbe Schelerbse, Und die Erbse hat einen Nachgeschmack. Die hat einen Nachgeschmack. Das ist ein großes Thema.

 

Willy:

[1:46:54] Die gelbe Schälerbse.

 

Nadina:

[1:46:55] Hat einen Nachgeschmack. Und ich habe zwei Inhaltsstoffe drinnen, die eh normal sind, die sind nicht mit Bio vertragen. Also ich kann die aussortieren.

 

Willy:

[1:47:04] Aber die sind so wichtig?

 

Nadina:

[1:47:05] Die sind so wichtig, weil sonst hast du diesen Off-Flavor. Das ist wirklich ein Thema, das schmeckt, selbst für mich, das schmeckt nicht.

 

Willy:

[1:47:14] Selbst für dich als wen?

 

Nadina:

[1:47:15] Selbst für mich als pflanzlich lebenden Menschen, der vielleicht gar nicht mehr weiß, wie ein Leberkäs schmeckt, hat das auch nachgeschmackt, diese Erbse. Und diese Zutaten, die wir verwenden, schließen oder schließen Bio aus. Also erstens mal das. Und das heißt, wenn ich jetzt sage, ich steige von Erbse um auf Weizen, was in Bio-Qualität verfügbar ist, auch auf Soja, was auf Bio-Qualität verfügbar ist, beide ohne die E-Nummern, habe ich auf einmal Allergien drinnen, kaufe ein günstiger Ei, aber ist nicht mehr für jeden essbar.

 

Willy:

[1:47:46] Ah, die Erbse ist allergenfrei.

 

Nadina:

[1:47:47] Genau, und um das geht es. Mir geht es darum, ich will ein Produkt, das jeder essen kann. Ich kenne das immer, wenn ich irgendwo hinkomme, ja, aber das kann ich nicht essen, weil da ist das drin und das drin. Nein, der Gustl ist für alle. Der Gustl, oberster Satz, ist für alle. Jeder kann den essen. Es ist egal, wer da ist, er kann es essen. Oder jetzt kein Weizenverdruck.

 

Willy:

[1:48:10] Inklusiv quasi.

 

Nadina:

[1:48:11] Genau, er ist inklusiv und das ist mir gegangen. Du hast das schön gesagt, aber das Inklusive ist das, was ich vermisst habe. Ich bin am Esstisch gesessen und habe nichts mehr gehabt. Ich war ausgeschlossen, in Anführungszeichen. Und durch das ist es möglich, dass jeder das essen kann. Und das war der Gedanke. Und darum finde ich es immer so, wenn du sagst, alles hat seine Auswirkung. Ich kann jetzt schon hergehen und sagen, wir machen Bio, dann findest du einmal bitte einen Metzger, der hat einen Bio-Veganen Leberkäs in der Nische produziert, weil es ist dann eine Nische in der Nische. Und dann hast du aber das Thema der Allergene. Und da wollte ich einfach, für mich war der Kompromiss dann so, dass ich gesagt habe, guter Produzent mit Handschlagqualität, und das ist für mich eines der wichtigsten Sachen. Und wir schauen, dass wir den Gemüseanteil hochhalten. Wir schauen, dass wir den Gemüseanteil, das sage ich auch nach Verfügbarkeit, weil das habe ich lernen müssen, aus Österreich beziehen. Wir schauen, dass wir die Erbse verwenden, die wir aus Frankreich beziehen. Irgendwas, der näherste Weg. Die Erbse, du hast in Österreich 5000 Hektar Erbse, aber das ist die grüne Erbse. Die grüne Erbse verwendest du aber nicht. Also die geht direkt in der Qualität, was sie da ist, zum Konsumenten und der isst es dann. Die gelbe Schälerbse hat eine höhere Verfügbarkeit und du nimmst ja nur das Protein. Du verwendest von der Erbse nur das Protein.

 

Willy:

[1:49:28] Also du kriegst nicht die Erbse geliefert, sondern quasi das Protein.

 

Nadina:

[1:49:30] Nein, du kriegst das Protein.

 

Willy:

[1:49:31] Pulver oder ist das was?

 

Nadina:

[1:49:32] Das ist ein bisschen eine gröbere Struktur. Es ist ein bisschen gröb. Deswegen brauchst du auch das Wasser, damit es sich natürlich...

 

Willy:

[1:49:38] Das ist das extrahierte Protein quasi,

 

Nadina:

[1:49:41] Oder? Genau, so kannst du es sagen. Und du brauchst das Wasser und du brauchst den Kutter, damit es emulgiert.

 

Willy:

[1:49:45] Nochmal, warum geht die grüne Erbse nicht?

 

Nadina:

[1:49:48] Ein Verfügbarkeitsthema einerseits. In Österreich total. Also in Österreich hast du 5000 Hektar grüne Erbse. Das ist nicht viel. Soja hast du 75. Hektar. Genau, 1000. Bitte, jetzt haben wir ein paar Nuller übersenkt.

 

Willy:

[1:50:00] Ja, nein, nein.

 

Nadina:

[1:50:01] Genau, also du hast extrem wenig. Das ist das Thema. Einerseits Verfügbarkeit und sich...

 

Willy:

[1:50:08] Entschuldige, dass ich da frage, wie viele Tausend Hektar Erbse wirst du brauchen nur für deine Produktion?

 

Nadina:

[1:50:12] Das spielt insofern keine Rolle, weil der Anbau der Erbse wird in Österreich nicht gestützt. Es ist komplett egal, was ich dir dazu als Antwort gebe, ich habe da viele Gespräche mit einer Landwirtschaftskammer schon gehabt.

 

Willy:

[1:50:23] Was hast du denn gestützt? Gestützt?

 

Nadina:

[1:50:25] Es ist nicht interessant für Landwirte, das anzubauen, weil einerseits geht es um das Anbauen, aber es geht auch um das Verarbeiten. Du hast in Österreich keine Möglichkeit, diese Erbse zu verarbeiten aktuell. Das heißt, du müsstest sowieso nach Frankreich oder du müsstest sowieso nach Deutschland hinschicken, damit sie es dort verarbeiten. Und dann kommt es wieder zurück. Und da stellt sich für mich, und da sind wir wieder bei der Distanz, was macht es für einen Sinn, wenn ich es anbaue und nicht verarbeiten kann. Und ich komme, wie gesagt, aus einer Donau-Soya-Vergangenheit, wo ich ein Soja anbaue, ist dann auch da verarbeitet, das dem Tierfütterer Kreislauf. Aber du arbeitest in Kreisläufen bei Donau-Soya mit dem Soja, das du in Österreich anbaust. Und der Kreislauf existiert bei der Erbse in Österreich nicht.

 

Willy:

[1:51:06] Noch nicht oder gar nicht?

 

Nadina:

[1:51:08] Anscheinend nicht interessant genug. Der Markt, der sich gerade auftut, wo wir Wachstumszahlen haben von weltweit, glaube ich, haben sie jetzt aktuell 30 Milliarden, ist der Markt an pflanzlichen Produkten. Ich habe gelesen, 2030, nicht, dass ich einen Blödsinn sage, ich nehme es einmal vielfach, aber du hast jährlich ein Wachstum von 13%. Das heißt, mit dem weltweiten Wachstum rechnest du, würde eigentlich jeder der Song «Super Soch». Aber anscheinend nicht für die österreichische Landwirtschaft oder nicht förderbar. Es hat eine Eiweißstrategie gegeben, damals noch unter der Köstinger.

 

Willy:

[1:51:43] Als Landwirtschaftsministerin?

 

Nadina:

[1:51:44] Ja, damals Landwirtschaftsministerin. Und das Ergebnis war ernüchternd. Also es ist diese Proteinwende, die man braucht, um auch diesen Markt zu bedienen. Und ich sage bewusst, das ist ein Zukunftsmarkt, der wächst. Und was für mich so unverständlich ist, wir haben so viele Touristen, die nach Österreich kommen, die Die sitzen sich dann auf unsere Almen, essen einen Kaiserschmarrn, einen Schnitzel. Warum kann das nicht auch aus Gemüse sein? Warum kann man nicht stolz auf ein pflanzliches Produkt sein? Also für mich wäre es doch das Allerschönste, wenn ich dann in Salzburg auf der Hütte sitze und dann kriege ich da mal pflanzliche Schnitzel und sage, okay, die Schnitzel kommt aus Salzburg, ist angebaut worden. Weißt du, ich meine, da geht es um das, man müsste diesen Begriff erweitern und stolz darauf sein, dass man in Österreich auch hochwertig pflanzliche Produkte anbietet. die aus der österreichischen Esskultur kommen. Es hat für mich einen Grund, warum ich einen Kaiserschmarrn als einziges Süß, als erstes Süßspeise anbiete, aber warum ich einen Schnitzel habe, der Franzl. Warum einen Käsegräiner, weil ich gerne fortgehe und dann gehe ich einen Käsegräiner essen irgendwann um zwei in der Nacht, der Rainer, der Greiner, Rainer Wahnsinn, genau.

 

Willy:

[1:52:52] Okay, Rainer Wahnsinn.

 

Nadina:

[1:52:55] Aber genau um das geht es und dieser Zukunftsmarkt gehört immer schlossen, aber da gehört natürlich die politischen Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden. Und da sind wir beim Punkt, weil du sagst, was sind die Dinge, die nicht gegangen sind? Das ist nicht gegangen. Weil es hat sich in der Zeit nichts getan. Wir haben heute noch Steuersätze, die bei pflanzlicher Milch 20% ausmachen und bei tierischer 10%. Und wir wissen aber, der Markt wächst und wächst und wächst. Und er wächst auch unabhängig von Österreich, ob die Politik in Österreich es will oder nicht.

 

Willy:

[1:53:23] Und große Deutungshoheiten darüber, was man über Milch nennen darf.

 

Nadina:

[1:53:26] Genau, es tut mir leid. Ich hoffe, ich werde jetzt nicht verglockt gerade in der Runde. Ich weiß nicht, Okay, auf jeden Fall. Die Tatsache, ich sage es im Gebrauch, genau. Also Beschwerden bitte an Willi. Und genau, ich glaube, das ist für mich das, worum es eigentlich geht, oder?

 

Willy:

[1:53:45] Ja, aber gehen wir nochmal zurück. Die Erbsen habe ich super spannend gefunden. Das heißt, du musst zwar E-Nummer nehmen, die es gern loswerden würde, weil die gelbe Spalterbsen so einen Nachgeschmack hat. Die grüne Erbsen hätte das auch, oder nicht?

 

Nadina:

[1:53:58] Die grüne Erbsen steht gar nicht zur Option. Die steht aufgrund wahrscheinlich eines Proteingehalts nicht zur Option.

 

Willy:

[1:54:03] Also die wäre generell nicht so gut?

 

Nadina:

[1:54:04] Du müsstest die gelbe Schälerbse anbauen. Die wäre zum Anbauen.

 

Willy:

[1:54:07] Die brauchst du nicht. Ah, okay. Und die hat sowieso deinen Geschmack und das hast du wieder das E-Nummer und dabei einmal dieses Problem.

 

Nadina:

[1:54:12] Es ist insofern egal. Also man muss jetzt da genau, du kannst nur hergehen und sagen, in Bio-Qualität und man darf bitte eines nicht vergessen, auch wenn ich jetzt sage, ich möchte Bio. Wie viele Bio-Leberkäse gibt es denn im tierischen Bereich, der das produzieren kann? Da hast du dann auf einmal das Thema, du suchst nicht. Ich kenne nicht einmal einen, der Bio-Leberkäse produziert. Also im tierischen Bereich, es gibt sicher einen. Aber du musst einmal den finden, der muss bereit sein, also der pflanzlichen Bio-Leberkäse. Ich bin nicht diejenige, die Nein sagt, aber das ist halt die Nische in der Nische.

 

Willy:

[1:54:43] Und du bist nur die Nische.

 

Nadina:

[1:54:44] Und ich versuche nur die Nische zu sein. Gerne auch die Nische in der Nische. Also ich habe Anfragen, nur aktuell kann ich es mit der Qualität, und ich will nicht, was ich nicht will, ist aktuell ein Soja-Leberkäse, und was ich nicht will, ist ein Glutenprodukt. Einfach, weil ich selber die Sachen, also das will ich aktuell nicht. Ich habe genug Produkte, die Soja drinnen haben, die kommen auch, eine zertifizierte Soja. Also ich weiß ja, wo die Sachen herkommen. Aber der Leberkäse muss wirklich so sein, dass ich sagen kann, jeder kann ihn essen.

 

Willy:

[1:55:12] Schauen wir ganz kurz auf den Leberkäse und einfach nur, damit man mal versteht, wie so ein veganer Leberkäse produziert wird. Das heißt, du kriegst jetzt die Erbsen, wissen wir schon, das sind Flakes oder wie du es sagst, von Protein. Das wird in welcher Form kommt Kartoffeln, Zwiebeln etc.? Frisch.

 

Nadina:

[1:55:28] Das wird frisch angeliefert.

 

Willy:

[1:55:30] Und wie wird dann ein Leberkäse verarbeitet? Die wichtigsten Schritte von vorne bis hinten.

 

Nadina:

[1:55:35] Also der klassische Schritt, genauso wie beim tierischen Bereich, du brauchst einen Kutter.

 

Willy:

[1:55:38] Was ist das?

 

Nadina:

[1:55:39] Der Kutter ist wie ein Riesenmixer. Der vermengt das einmal, dass das, wie gesagt, emulgiert. Es geht darum, dass er sich verbindet.

 

Willy:

[1:55:46] Aber in welcher Reihenfolge?

 

Nadina:

[1:55:47] Da hast du am Anfang, gehst du einmal her und tust die Erbse rein. Dann gibst du das Scherbeneis dazu, dann gibst du das Wasser dazu, dann gibst du das Rapsöl dazu, dann gibst du die Gewürzmischung dazu. So kannst du dir das vorstellen. Das ergibt dann eine Masse, die eigentlich ziemlich rosa ist. Das liegt an der roten Ruhe. Wenn das dann eine gewisse Zeit gekuttert oder vermengt ist, verbunden hat, das ist wie so ein Fass. Ich meine, man müsste sich jetzt die ORF-Dokumentation anschauen, Glaubensfrage Fleisch, nicht, dass ich jetzt ORF-Werbung mache, aber da sieht man genau den Prozess und man sieht auch die Konsistenz. Das ist eigentlich Wo du.

 

Willy:

[1:56:24] Zufällig dabei warst.

 

Nadina:

[1:56:25] Wo ich zufällig dabei war. Da sieht man zufällig mich auch und da sieht man meinen Kustl, aber das ist eigentlich so ein bisschen eine Masse, ein bisschen eine Tor, eine festere Masse. Und die wiederum kommt dann in einen Füller. Das heißt, dort wird das eingefüllt und du füllst das direkt in diese Leberkäseformen. Also auch da wird klassisch gearbeitet, wie es mit einem Leberkäse gemacht wird. Und dann kommt es natürlich in einen Ofen und wird gebacken. Das ist genau, also es geht ja auch darum, von der Produktion her, es muss, und das war ja die Anforderung an das Produkt, es darf kein Industrieprodukt sein.

 

Willy:

[1:57:01] Was ist ein Industrieprodukt? Ab wann ist ein Produkt Industrie?

 

Nadina:

[1:57:04] Ab wann ist ein Produkt für mich, ist dann ein Industrieprodukt, wenn es erstens eine gewisse Größe hat. Bei mir sind, beispielsweise ich komme zum Staudinger, wir fangen, was sehr früh ist, um halb fünf zu produzieren an und um acht wird es gemeinsam Giausnet. Mittlerweile kriege ich dann mal ein Brot an und dann habe ich meinen Aufstrich. Es ist total familiär und nett und das ist dieses traditionelle Handwerk. Das ist das, das hast du vier Metzger, die da sind, du hast sehr familiär, sehr heimlich, sehr, du kannst, das ist das, was du da als Handwerk vorstellst. Was kommt bei dir, wenn du eine Industrie hörst?

 

Willy:

[1:57:42] Das heißt, du kannst die Frage nicht einfach wieder drücken.

 

Nadina:

[1:57:44] Nein, ich frage dich jetzt, was kommt bei dir?

 

Willy:

[1:57:47] Ich habe die Frage schon sehr, sehr oft gestellt. Menge kommt ganz oft. Also Größe, Größe. Meistens ist es eine diffuse Vorstellung von irgendwas ist schlecht dran. Meistens ist es nur die Verpackungsmenge und die Produktionsmenge. Aber es geht ja nicht darum, was es tatsächlich ist, was quasi den Unterschied macht, sondern eher, was assoziiert wird.

 

Nadina:

[1:58:10] Genau, um das geht es. Ich habe am Anfang gesagt, um was geht es beim Hustl? Um Nähe, es geht um Vertrauen und es geht um ein Gesicht. Und das Gesicht ist genau das, was ich dir jetzt gerade erzählt habe. Das Gesicht ist für mich, wo ich wirklich selber drinstecke, dass ich um 8 Uhr frühstücke mit jemandem gemeinsam. Das Gesicht ist, dass ich am Sonntag um 5 Uhr anrufen kann und eine Auskunft kriege. Das Gesicht ist, dass der Gerold bei jeder Fernsehdoku herzeugt, wie es funktioniert. Ich mit ihm gemeinsam die Landwirte aussuche, das Gemüse liefern, es wirklich das Gemüse ist, das wäre eine dann, kein Pulver, sondern da gibt es wirklich einen Landwirt, der das wirklich anliefert, der das wirklich anbaut in Österreich.

 

Willy:

[1:58:49] Ist woanders ein Pulver? Weil es ist ja so, was du nebenbei gesagt hast, Pulver zusammenregen.

 

Nadina:

[1:58:52] Sicher, Pulver ist billig, Pulver ist super, Pulver hat einen...

 

Willy:

[1:58:54] Also die Karotten, das Ding hat alles im Pulver vorn.

 

Nadina:

[1:58:56] Kannst alles im Pulver vorn haben, fertig, zusammengemischt, ja.

 

Willy:

[1:58:58] Oder irgendwo zusammengekauft, also ganz im Wald.

 

Nadina:

[1:59:00] Oder genau, oder wenn du auf Masse gehst, das ist die Definition von Masse. Der Gustl ist nicht, und das muss ich einfach ganz, weil, nur mal kurz zu mir, die Pflanzerei ist, in der Startup-Welt heißt das gebootstrapped.

 

Willy:

[1:59:13] Ja, was für ein Ding ist das?

 

Nadina:

[1:59:15] Startups, die gebootstrapped sind, sind eigenfinanziert. Das heißt, ich funktioniere aus dem Cashflow. Ich selber habe keinen Investor, der in der Pflanzerei ist.

 

Willy:

[1:59:25] Das heißt, du verlierst aus dem Cashflow, du finanzierst dich

 

Nadina:

[1:59:29] Mit deinem eigenverdienten Geld. Und es geht nicht um Skalierung im ersten Schritt. Es geht nicht darum, genau wie du sagst, Es geht nicht um groß und schnell und das in möglichst kurzer Zeit und dann verkaufen. Exit. Genau, Exit. Sondern es geht um für mich Bestand. Es geht um Vertrauen. Es geht um ein Produkt, das zu uns gehört. Das ist der Gustl. Der Gustl braucht einen Gerold. Der Gustl braucht einen Josef. Der Gustl braucht einen Doris. Der Gustl braucht diesen Kutter. Der Gustl braucht die Landwirte, die das Gemüse liefern. Das macht es aus. Es braucht keine Industrie, wo keiner weiß, was drinnen ist. es braucht keine Industrie, wo keiner weiß, wie es verarbeitet wird, es braucht das nicht. Nicht für mich und nicht für ein gutes Produkt, wo ich auf einer Berghütte sitze und das dann ist und weiß, hey, das gehört dazu.

 

Willy:

[2:00:14] Aber, entschuldige, ich habe jetzt eine provokante Frage. Das heißt, du willst einfach mit deinem Produkt nicht irgendwie nachhaltig dann Geld verdienen und wachsen, oder? Weil du schließt es nämlich gerade irgendwie in dem, was du sagst, aus. Weil, wenn du erfolgreich bist und mehr Leute wollen den Gustl essen oder sonst was von dir, Irgendwann wirst du halt mehr produzieren. Sagst du dann irgendwann einmal, jetzt ist es reicht?

 

Nadina:

[2:00:34] Du kannst dann anfangen zu dezentralisieren mit unterschiedlichen Landwirten, unterschiedlichen Metzgern. Die Pflanzerei an sich ist nicht, also der Grundgedanke der Pflanzerei ist nicht, selbst zu produzieren. Der Grundgedanke der Pflanzerei ist ein System, ist auch in die 17 Seiten gestanden, das ist beibehalten worden, ein System zu verändern, wie Lebensmittel im pflanzlichen Bereich hergestellt werden. Das Ziel der Pflanzerei ist, möglichst viele Metzger, möglichst viele Landwirte dazu zu gewinnen, das zu produzieren, natürlich auch selbst zu verkaufen, aber auch Handel, Richtung Gastronomie anzubieten. Die brauchen die Information, woher kriegst du die Rohstoffe, die brauchen die Hilfe, wie produzierst du es, die brauchen diese Informationen, die ihr jetzt seit drei Jahren sammelt und fangen dann selber an. Das heißt, am Ende der Pflanzerei gibt es eine Systemveränderung dahingehend, dass möglichst viele Metzger, möglichst viele Landwirte Rohstoffe für pflanzliche Produkte produzieren, die in einem Handwerk produziert werden können und verarbeitet werden können. Um das geht es in meinen Augen. Das ist das Ziel.

 

Willy:

[2:01:39] Aber die klassischen, ich sage ja mal, es gibt immer wieder auch sicher auch berechtigte Kritik an großen Strukturen oder wie du sagst, Industrie oder Massenmarkt etc. Aber ein gewisser Vorteil, was größere Strukturen haben, sind einfach diese berühmten Economies of Scale, Mengenvorteile etc., die ja per se nichts Negatives sind. Das heißt, auf die würdest du bewusst verzichten, beziehungsweise, wenn du einen konstanten Gustl anbieten würdest in Vorarlberg und in Wien und dort hast du einen Fleischer und die arbeiten da dezentral, wir müssten da eine Qualitätskontrolle machen und ein konstantes Produkt haben mit ganz unterschiedlichen regionalen Produkten und Rohstoffen.

 

Nadina:

[2:02:17] Du hast einerseits den Einkauf, also ich habe alles zentral bei mir in der Hand, was den Einkauf betrifft. Also das muss ich einmal gleich vorweg sagen, ich weiß genau, welche Landwirte in welchen Sorten was wir verwenden. Und ja, du hast recht, es wird sicher eine gewisse Abweichung geben, aber keinen Qualitätsunterschied für jemanden, der es isst am Ende des Tages. Weil ich kaufe ja trotzdem die gleiche Qualität an Gemüsesorten beim Bauern ein. Die Erbse ist eins zu eins die gleiche.

 

Nadina:

[2:02:48] Natürlich hast du recht, ein Wasser hat eine gewisse Härte, die wird sich ändern. Du hast auch recht, ein Kutter ist ein anderer, der wird ein bisschen was ändern. Aber auch da kommst du durch Blindverkostungen, die ja ständig stattfinden, schnell drauf, wie du das wieder gleichziehst. Und ich persönlich sehe darin jetzt nicht so einen großen Nachteil, weil Systemveränderung, da gehört halt dazu, dass du möglichst dezentral viele unterschiedliche Partner hast. Und das lernst du auch. Also ich sehe das jetzt nicht, ich bin mittlerweile ein dritter Metzger und man hat es immer wieder gelernt. Also es ist nicht so, dass du, du kommst immer wieder dorthin hin, dass du eine gewisse Qualität hast. Es dauert einfach. Aber jeder Prozess dauert. Und wenn du willst, dass diese Systemumstellung stattfindet und dass ein ganzes System, meine Idee war nicht eine eigene Fabrik und ich produziere nur für mich, sondern dass möglichst viele Leute anfangen, ein System zu verändern. Um das geht es ja. Das müssen alle tragen. Und das muss, es muss die bestehende Struktur tragen, wenn die bestehende Struktur meine meine Augen, wachsen will und anschlussfähig sein will in dem. Und wir reden ja jetzt nicht nur vom pflanzlichen Fleisch, wir reden ja mittlerweile schon von zellbasiertem Fleisch, also in vitro Fleisch. Es ist ja nicht nur so, dass man jetzt, wenn wir, stellen wir den Kreis nochmal ganz kurz zurück, was denke ich, eine pflanzliche Variante ist eine weitere Variante, die genau gleich herstellen kann in Österreich, wie die Produkte herstellen kann, die es jetzt schon gibt. Nur statt einem Tier aus Pflanzen.

 

Nadina:

[2:04:17] Zellbasiert, was ist denn da? Wo bleibt die Wertschöpfung? Wo bleibt das, was unser System erhält? Und wenn ich mir Statistiken anschaue, dann geben wir auch 2040 davon aus, dass nochmal 40% des Fleisches vom Tier kommt, es kommt schon 25% von der Pflanze und dann gibt es den Riesenanteil von 35%, der zellbasiert sein wird. Und wer weiß, was noch alles kommt. Und ich mache mir keine Angst dem Ganzen gegenüber.

 

Willy:

[2:04:42] Aber bist du sicher?

 

Nadina:

[2:04:43] Nein, aber ich möchte halt in den Jahren auch noch in Salzburg, in Schladming, wo auch immer sitzen und möchte die Landschaft erhalten. Und ich glaube, das trägt dazu bei, dass wir... Das erhalten können und wir auch unabhängig sein können. Und ich glaube, Österreich ist einfach ein großes Glück, wo ich nichts dazu beitragen habe, dass ich in Österreich aufgewachsen bin, dass ich in Salzburg, aufwachsen habe dürfen, dass ich heute entschieden habe, nach Wien zu gehen. Und ich glaube, das sollte man erhalten. Und das ist eine Möglichkeit. Und ja, du hast recht, wenn das jetzt heißt, dass eine Skalierung länger dauert, wenn das heißt, dass es nicht über die Industrie geht, wo es einfacher wäre, hast du vollkommen recht. Es ist nicht auf dieses ist, diese 17 Seiten haben nicht am Ende des Tages stehen, im Zweier gibt es einen Exit und that's it, sondern das hat stehen, dieses Unternehmen sollte organisch gesund wachsen und soll sich entwickeln, wann diese Werte, und das sage ich auch dazu, für andere wichtig sind.

 

Willy:

[2:05:41] Du legst also einen großen, großen Wert auf Manufaktur, sagst du selber, auf regionale Lieferanten, regionale Handwerker etc. Ich habe mir mal die natürlich auch mal die Preise angeschaut, die was was vergleichbare vegane Produkte, vergleichbar unter Anführungszeichen natürlich, du wirst mir jetzt natürlich so widersprechen. Du bist jetzt irgendwo, ich glaube, ich war bei dir am Webshop, du bist irgendwo bei 35 Euro als Kilo für einen Gustl. Klassischer Leberkäse, mit Fleisch, oder Leberkäse mit Fleisch, nennen wir es so, bist du, ich habe geschaut, clever Backofenleberkäse, 7,47 Euro. Das Kilo, das sind alles Kilopreise. Der Hofstädter fährt zum Tier, also mit Tierwohl äh Leberkäse 13,72 Euro. Fleischerei Metzger in Wien 17,50 Euro. Also da sind wir beim Fleisch und beim Veganen ist ja momentan auch ein ziemlicher Mitbewerber und Wettbewerber.

 

Willy:

[2:06:37] Da sind wir bei Vegavita, ist eine Marke, 13,53 Euro das Kilo. Der Spar-Leberkäse 12,48 Euro. Und was habe ich gefunden? Sojana beim Adama im Webshop, Adama war gerade vor kurzem im Podcast bei uns, 25 Euro. Das war schon... wie geht man da mit dem Mitbewerb um? Weil offensichtlich schaffen es, oder es gibt sehr günstige Alternativen schon im Konkurrenz, also beim Veganen. Was, sage ich mal, rechtfertigt bei dir den hohen Preis? Was kaufe ich da bei dir mit? Und wie geht man mit diesem Mitbewerb um? Weil der ist schon knackig da, oder?

 

Nadina:

[2:07:13] Also ich glaube einmal, also mal vorweg, Mitbewerb ist gut. Mitbewerb heißt, viel springen auf, weil sie nicht, weil sie erkannt haben, dass es nicht ein Trend ist, sondern dass es etwas ist, was bleibt. Und dass sie sich wirklich positionieren wollen im pflanzlichen Bereich. Also je mehr, desto besser. Ursprünglich war sogar kurz einmal die Idee, dass die Pflanzerei die Kommunikation für andere Marken übernimmt, die auch pflanzliche Produkte machen. Also nur, damit wir da einfach ganz klar reden. Und da sind wir jetzt eigentlich bei ganz einem anderen Punkt. Als Gründerin, warum habe ich gegründet? Weil ich Fleisch Varianten will aus Pflanzen, die mir schmecken und die ich selber esse. Das war der Der Grund war nicht, und das ist der Unterschied als Betriebswirtin, ich gründe jetzt, weil ich gerne skaliere und weil ich einen Exit will und jetzt möglichst günstig produziere und gut verkaufe. Also das ist einmal dieser Gap. Das ist einmal die grundsätzliche Gründer, warum mache ich es und was ist es. Ich habe Landwirte, die noch nicht diskutiert haben mit mir wegen dem Preis. Noch nie. Es hat noch keine Diskussion gegeben mit einem Produzenten von mir.

 

Nadina:

[2:08:19] Ob er eine Preiserhöhung durchkriegt oder nicht. Es hat noch nie eine Diskussion gegeben, ob wir das bessere Gemüse, das jetzt mehr kostet, verwenden oder nicht. Diese Diskussionen hat es noch nie gegeben. Es hat noch nie die Diskussion gegeben, dass spontane Preiserhöhungen, Produktionen, die später stattfinden, die am Rande stattfinden, die viel teurer sind, weil du redest jetzt, du hast vollkommen recht, es gibt Fonds und Bills, das ist ein Sinn der VWL, glaube ich, dass zu jedem Preis was angeboten werden sollte. Aber das alles, was ich sage, ist die Grundlage für das, dass es die Idee gibt. Also werde ich nicht hergehen und werde in der Richtung für mich, und das heißt sparen. Und so wie es ausgestellt worden ist, sind das Metzger, die anfangen zu produzieren. Das sind Metzger, wo geringe Mengen produziert werden, die sehr viele andere Sachen machen und Und die auch verdienen sollen. Es soll der Landwirt verdienen, es soll der Metzger verdienen.

 

Nadina:

[2:09:09] Und am Ende des Tages, wie andere kalkulieren, das kann ich nicht sagen. Und du beispielsweise Vegavita nimmst, die haben was Gott will für, nicht nur Vegavita, egal was du für Marken nimmst, meine starken Mitbewerber, die können einfach unter einem gewissen Einkaufspreis verkaufen, weil sie eh wissen, sie haben zehn andere Produkte, was sie verdienen. Das muss man auch sagen. Ich kann mit der Pflanzerei nicht hergehen und sagen, ich biete ein Produkt an, wo ich bewusst nicht überleben kann. Das geht nicht. Ich muss mit meinen Produkten, die ich anbiete, und jeder, der mich kennt, weiß, dass das, was ich tue, für mich das größte Herzensprojekt ist und dass man definitiv mit anderen Sachen hätte, ein anderes Einkommen und sicher ein anderes Auskommen, in Anführungszeichen. Also da ist sehr viel Leidenschaft dabei bei dem, was ich da tue.

 

Willy:

[2:09:56] Wie du noch auf Leiden, oder?

 

Nadina:

[2:09:57] Auf Leiden, sehr oft. Sehr oft Leiden. Ich bewundere jeden, der es günstiger kann. Ich kann es nicht. Und ich ziehe es auch insofern überhaupt nicht ein, wie ich es machen sollte. Wenn ich jetzt zum Diskutieren anfange, habe ich keinen Produzenten mehr. Wenn ich zum Diskutieren anfange, bin ich irgendwann einmal bei einem Bolfer. Wenn ich zum Diskutieren anfange, wird der Wasseranteilhäufer. Wenn ich zum Diskutieren anfange, haben wir wahnsinnig viele E-Nummern drinnen. Ich kann schon auf den Preis hin, aber ich will ja was Gutes. Am Ende des Tages, ich esse ja selber.

 

Willy:

[2:10:28] Dann kannst du es auch um die Hälfte vom Geld anmachen,

 

Nadina:

[2:10:29] Wenn du diese Sache verzichten willst. Nein, geht auch nicht. Nein, weil die Mengen zu gering sind. Du hast mir lauter Unternehmen gesagt, die entweder selber produzieren, ich bin nicht selber Produzentin, sondern ich bin in dem Fall Aber diejenige, die die Rezeptur hat, ich bin diejenige, die natürlich...

 

Willy:

[2:10:43] Die produzieren selber. Die produzieren das mit unter Vegaviternet.

 

Nadina:

[2:10:47] Aber du hast jetzt auch genannt, die selber produzieren. Und sobald ich selber produziere, habe ich natürlich kein Mittel, habe ich nicht mehr mit drinnen.

 

Willy:

[2:10:55] Transaktion.

 

Nadina:

[2:10:56] Genau, das muss man jetzt auch dazu sagen. Das ist natürlich, wie verkaufen die, wie schaut die Vertriebsstruktur dahinter aus. Natürlich gibt es mich als diejenige, die dann die Marken hat und die natürlich auch noch etwas am Produkt verdienen muss. Weil, wie gesagt, es sind ja auch Kosten, die bei mir entstehen, sei es Mitarbeiter, sei es diese 11 Quadratmeter im dritten Stock, die natürlich, oder das Lager, das es heute noch immer gibt.

 

Willy:

[2:11:19] Die deckt werden müssen, das gibt es noch immer. Das läuft, hast du aufgelöst.

 

Nadina:

[2:11:23] Das läuft, die 11 Quadratmeter habe ich aufgelöst. Aber das ist es. Man kann wahrscheinlich zu jedem Preis mit einem anderen Produzenten, der, wie du sagst, über die Industrie geht, mit mehr Wasser, keinem frischen Gemüse, kann man alles machen. Geht alles. Aber dann darf ich halt auch nicht beim Bauern direkt einkaufen. Da muss ich schon mal über einen Großhandel gehen. Für mich sind diese Dinge halt, also für mich, da sage ich immer nur, das ist so, wie ich es oder wie ich es kennengelernt habe beim Fleisch. Ich erfinde nichts Neues, sondern ich gehe nachher und sage, ich will das ist in Anlehnung zu dem, was ich kenne. Und ich will es so aufbauen, dass eine Marke dahinter steckt. Weil der Christian Thürnberger, sag dir mal so schön. Wer ist das? Der Christian Thürnberger ist...

 

Willy:

[2:12:05] Der war bei uns im Podcast schon einmal.

 

Nadina:

[2:12:07] Genau, ein Ethiker und...

 

Willy:

[2:12:10] Heute sagst du es, du habe mich gefreut. Autor...

 

Nadina:

[2:12:14] Auf jeden Fall sagt er, die Stahldüren sind vor Jahren geschlossen worden und die Fleischindustrie, das führe ich jetzt fort, das sagt wahrscheinlich nicht er, hat oftmals nicht gelernt zu kommunizieren. Und was macht die Pflanzerei aus? Die Pflanzerei war ursprünglich ein 17-seitiges Konzept und die Pflanzerei ist eine Idee, die auf Werten basiert und diese Werte haben einen Preis. Jeder meiner Werte, die ich beim Gustl versuche zu verkörpern und es gelingt nicht alles, weil die 17 Seiten sind nicht umgesetzt worden, weil wir sind nicht bio.

 

Nadina:

[2:12:44] Das kostet was und solange ich so produziere, solange wir diese Werte beibehalten wollen und von denen weiche ich nicht ab wird es diesen Preis geben, weil das ein realer Preis ist, ich kann ihn nicht stützen, weil dann braucht er dir einen Investor, der mir ermöglicht dass ich einfach unterpreise und ich will halt auch entscheiden können, irgendwann habe ich dann einen Ungustl Du bist Bootstrap bleiben Meine Angst ist, irgendwann hast du einen Investor der sagt, es braucht einen Ungustl und dann habe ich einen tierischen Leberkäse als weitere Variante. Und ich möchte sorgen, dass es pflanzlich in einem mittlerweile 22-großen Produkt-Sortiment funktionieren kann. Und ich habe einen realen Preis, weil ich weiß, wo ich einkaufe, soll es die Pflanzerei jemals nicht mehr geben. Es werden alle Preise der Schwierigkeit veröffentlicht, zu denen ich einkauft habe. Dann kann man sich das alles anschauen, was wirklich dahintersteckt. Wenn ich sehe, wo Verkaufspreise teilweise liegen, dann kaufe ich nicht ein. Wir haben, und das muss ich auch nochmal sagen, wir produzieren auf Bestellung hin. Wenn bei uns wer bestellt, am Sonntag bis Sonntagabend, dann wird am Montag um vier in der Früh, halb fünf, angefangen zu produzieren und am Dienstag wird es frisch ausgeliefert. Und wenn es drei, zehn, zwanzig Stück sind, wird das auch gemacht. Das ist eine Individualanfertigung. Das ist kein Massenprodukt, das da drinnen liegt mit einer Haltbarkeit von sechs Wochen, weil nichts drinnen ist, was schlecht werden kann. Das sind Produkte, die halt, klassisch individuell auch produziert werden.

 

Willy:

[2:14:11] Ja, aber glaubst du, dass du mit deinem Produkt langfristig wirklich, ist jetzt eine provokante Frage, langfristig wirklich eine Chance hast? Weil ich denke jetzt bei diesen Beispielen, der City ist ein Consumer Cap, kommt jetzt wahrscheinlich in den letzten fünf Podcasts jetzt mal einmal vor, dass sie es irgendwo erwähnen. Ein Beispiel von Tierwohl letztens bei dem Gespräch auch mit der AMA Marketing, mit der Christina Muttenthaler, 80% der Menschen sagen, sie wollen mehr Tierwohl und würden sich das wünschen. An der Kasse siehst du dann, dass 2-3% diese Produkte dann tatsächlich auch kaufen. Jetzt unterstütze ich, jetzt bin ich mal dieser Citizen, ich unterstütze natürlich alles, was du da gesagt hast, die kleinen Lieferanten, die kurzen Lieferwege, ganz toll, ganz toll. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich es dann kaufe, liegt dann vermutlich auch bei 2-3%. Hast du da irgendwie Hoffnung, dass das mehr wird?

 

Nadina:

[2:15:03] Gott, Hoffnung, das hört sich jetzt ganz schrecklich an. Aber Hoffnung, das ist ein Business-Case, dass es mehr wird. Der Markt wächst an Menschen, die weniger Fleisch essen.

 

Nadina:

[2:15:15] Es geht auch um das. Am Ende des Tages, ich gebe dir vollkommen recht, aber die Frage ist, was braucht die Pflanzerei? Die Pflanzerei braucht keine 20 Mitarbeiter. Wenn die Pflanzerei klein bleibt, so wie sie jetzt ist, mit den Strukturen, von mir aus am Wachstum, so wie es jetzt ist, dann reichen zwei bis drei Prozent. Dann ist das der Markt, der reicht. Es geht ja auch darum, dass du in der Qualität produzieren kannst und dass das, was ich jetzt habe, und da reden wir davon, dass ich einerseits am Oktoberfest in München sein kann, mit der Qualität, die ich anbiete, hat ja kein anderer geschafft von dieser Liste. Andererseits bei Festivals, jetzt ein Beispiel, wir waren jetzt im Pressebereich vom NovaRock, wir sind aber, Bis jetzt, und manche Vertriebskanäle funktionieren sicher nicht. Also Vertriebskanäle, die rein über den Preis gehen, werden nicht mittelfristig funktionieren. Da gebe ich dir vollkommen recht. Aber es gibt eine Direktvermarktung. Also ich arbeite jetzt gerade, irgendwann wird es vielleicht darum gehen, was macht die Pflanzerei Zukunft an einem Franchise-Konzept Richtung Gastronomie. Es gibt ganz viele Wege, wie du dein Produkt an den Endkunden bringst. Und es wird nicht über einen Preis in einem Regal gehen, wo ich 17 vergleichbare Produkte habe und meins liegt daneben. Das denke ich nicht. Das ist vollkommen richtig. Das ist eine Veränderung, die ist jetzt da. Aber die Tatsache ist, durch das, dass man klein ist, dass man agil ist, durch das, dass man die Situation sieht, kann man sofort reagieren.

 

Willy:

[2:16:42] Ja, aber du weißt ja, gut, dass du das sagst, du bist ja, ich glaube, beim Piller bist du gelistet, bei Rewe, führt der Weg dann zwangsläufig quasi wieder hinaus, Aus dem großen Konkurrenzverhältnis mit den genannten Marken und Leberkäsen, aus dem Massenmarkt, aus dem vermeintlichen Hin-in-Wieder-direkt-Vertrieb, Hin-in-Richtung-Eher-Gastronomie etc., Diese anderen Kanäle?

 

Nadina:

[2:17:11] Also aktuell sind wir beispielsweise mit unserem Schnitzel bei… Die Mieze.

 

Willy:

[2:17:17] Ist die Schnitze, der muss man bringen.

 

Nadina:

[2:17:20] Genau, bei Kikerleiner. Das heißt, ich würde das jetzt auch als nicht klein bezeichnen, also es ist sehr wohl möglich, wenn du die Kommunikation nutzt.

 

Willy:

[2:17:28] Einen der größten gemeinschaftsgastronomischen Betriebe in Österreich.

 

Nadina:

[2:17:30] Wollte ich gerade sagen, das hast du jetzt Gott sei Dank gesagt. Das heißt, es gibt einen Lebensmitteleinzelhandel, ja, das ist ein Vertriebskanal, der natürlich auch ganz bestimmte Möglichkeiten bietet, wo aber gewisse Rahmenbedingungen da sind. Es gibt aber auch Gastronomie in Österreich, es gibt eine Direktvermarktung, es gibt ganz viele neue Konzepte, die ich unglaublich spannend finde. Und ich glaube, es liegt nicht, für mich ist die Diskussion, wenn es um einen Preis geht, die falsche Diskussion, weil die Diskussion können andere besser spülen. Über den Preis sie zu differenzieren, funktioniert heute nicht mehr, weil der Preis im Handel zurückgeht. Der Preis vom veganen Produkt, Preisparität, wir nähern unsere veganen Produkte Preise an, die es in der Realität nicht gibt.

 

Willy:

[2:18:11] Was heißt das? Das musst du erklären.

 

Nadina:

[2:18:13] Wir fangen jetzt an, dass wir vegane Produkte im Regal um den gleichen Preis anbieten wie die Fleischvariante, die tierische Fleischvariante, wobei die gestützt wird mit hohen Beträgen. Das heißt, wir vergleichen etwas, was wieder nicht real ist. Und da tue ich mir natürlich schwer, vollkommen richtig, wenn ich sage, eine Preisparität mit einem Produkt, was du irgendwie so lieb gesagt hast, wie ich auch, also lieb gesagt hast, jetzt kostet der tierische Leberkäse 1990 und für mich ist das so unvorstellbar, weil 1990, da ist ein Tier gefüttert worden, da ist ein Tier aufgezogen worden, das Tier ist geschlachtet worden, das Tier ist verarbeitet worden, das Tier, und dann hat das einen Wert und das sind Menschen gezahlt worden und eine Produktion und alles und das macht 1990 und dann gibt es ein Gustl, wo ich selber weiß, wo ich einkaufe und was da dahinter steckt und ich komme auf einen Betrag von, wir reden beim Biller von 30 Euro, und es ist nichts anderes möglich. Und da stelle ich mir eher die Frage... Was ist passiert? Fleisch ist zu billig. Und wir diskutieren gerade über Preisparität mit was, was offensichtlich für mich zu billig ist. Und die Warenkosten, wo sind die? Wo sind die Infos? Gerade in der Gastronomie, wo es jetzt von Kennzeichnungspflicht in der Gastronomie zwei Drittel der ganzen Produkte sind ja außer Haus Verzehr. Und da habe ich keine Ahnung, woher die Sachen kommen, was drin ist, wie es verarbeitet worden ist. Nichts. Und mit dem vergleiche ich mich. Wie soll jetzt sowas funktionieren für Österreich? Wie soll es funktionieren?

 

Willy:

[2:19:40] Du hast gesagt, gestützt, was meinst du damit?

 

Nadina:

[2:19:42] Ja, unter anderem aufgrund der Förderungsstruktur, die du in Österreich hast, aber natürlich auch der Steuersätze, beispielsweise die Milch, genau. Das ist ja die grundsätzliche Frage, mit was vergleiche ich es? Und ein Gustl in dem Fall, vergleiche ich jetzt mit einem Gemüse, das ich in einer guten Qualität einkaufe, das ich noch zum Produzenten einkaufe, das ich in kleinen Mengen einkaufe, weil so ein Sackerl Erdäpfel, ein Kilo Erdäpfel, 10 Kilo Erdäpfel, was auch immer, kostet einfach was anderes, als wenn ich tonnenweise einkaufe und vielleicht sogar in Pulverform. Das ist eine ganz andere Rechnung. Es ist eine ganz andere Rechnung, ob der Produzent es selber vor Ort anbaut, was natürlich kein Metzger tut. Du hast, je mehr Leute in deiner Produktionsketten oder Wertschöpfungsketten sind, desto teurer wird es. Am Anfang habe ich noch Gastronomie gehabt, die Erdäpfel noch schön, die es kochen. Also kannst du dir vorstellen, da waren wir ursprünglich bei 39,90. Da war noch jemand drinnen.

 

Willy:

[2:20:35] Bei der vollständigen 17-seitigen Liste.

 

Nadina:

[2:20:37] Genau. Und jetzt ist es schon so, dass wir Gemüse einkaufen von jemandem, der es erschönt und der es kocht. Also das ist schon wahnsinnig revolutionär für einen Landwirt in Österreich.

 

Willy:

[2:20:47] Das waren schon die ersten Automatisierungen.

 

Nadina:

[2:20:50] Und das ist dann am Ende des Tages die erste Preisreduktion, die ich auch, das möchte ich echt dazu sagen, in einer Inflation habe ich den Preis reduziert von 39,90 auf beim Biller 30.

 

Nadina:

[2:21:04] 39 auf 29,90. Und das ist nur gegangen, weil eine Automatisierung in Anführungszeichen stattgefunden hat, weil, wie gesagt, die Gastronomie, außergenommen worden ist und weil natürlich in einer anderen Menge dennoch produziert wurde, weil der Kutter ist auf 200 Kilo aktuell ausgelegt und die Frage ist natürlich, was brauche ich, weil unter 50 Kilo kannst du gar nicht produzieren, aber das kostet ja das Gleiche. Und der Reinigungsaufwand ist ja bei 50 Kilo der gleiche wie bei 200. Und das ist die grundsätzliche Frage. Und da muss man jemanden dann wieder mitnehmen und darum bei jeder Fernsehausstrahlung, bei jeder Möglichkeit stehe ich beim Gerold am Kutter und zeige die Menschen, wie die Produkte produziert werden, damit man halt sieht, was den Unterschied macht. Ich hätte gerne, dass mein Mitbewerb, meine Co-Marktbearbeiter hergehen und zeigen, wie sie es machen. Und dann kann man vergleichen und vielleicht, wenn man sieht, dass da dann kein Rote Ruhm oder kein Gemüse da liegt, dass da kein Mensch mehr ist, nicht wie beim Gerold 26 Leute, Dann ist einfach was anders da. Und bei der Pflanzerei, ja, wir sind ein junges Startup. Wir haben, wir sind, Startup, ich bin nicht mehr vorsichtig, weil ich bin kein klassisches Startup. Ich sehe mich als klassische mittlerweile Unternehmerin. Und am Anfang war es eine Zweitklasse-Gesellschaft bei uns im Startup. Gebootstrapped, es haben nur die Schwachen, die Guten haben sich Geld von außen geholt. Und mittlerweile, durch das, dass einfach das Geld nicht mehr so leicht zur Verfügung steht, auf einmal ist die Wertigkeit eine andere geworden. Und dieses Bootstrappen ist eigentlich ziemlich cool.

 

Willy:

[2:22:29] Ja, das Wort an sich ist schon ähnlich cool wie Gross Hacking, das ist ja eines meiner Lieblingswörter. Aber ich weiß wenigstens, was Bootstrapped ist. Welcher dieser Schritt, du hast vorher gesagt, also geschälte Kartoffeln macht jetzt niemand mehr mit der Hand und Schälte mit der Hand, was zwar sehr authentisch ist, aber ökonomischer Wahnsinn.

 

Nadina:

[2:22:47] Naja, das führt zu 39,90.

 

Willy:

[2:22:50] Ja, ich weiß schon, ist schon klar.

 

Nadina:

[2:22:51] Das verdient einfach jemand.

 

Willy:

[2:22:52] Wo ist die Grenze bei dir, wo du sagst, das tue ich nicht, auch wenn es automatisch ist, auch wenn es sparen kann. Da ist bei mir die Grenze. Wo erkennt man diese Grenze?

 

Nadina:

[2:23:03] Die Grenze ist für mich, wenn ich beim Gerold auf einmal in der Fließbande wechselt. Da fängt es für mich an.

 

Willy:

[2:23:08] Und Leute aus der Handbandeleine stödern statt.

 

Nadina:

[2:23:10] Ja, das fängt für mich an.

 

Willy:

[2:23:11] Das war ja bei den Kartoffeln auch so. Nein, nein, nein.

 

Nadina:

[2:23:16] Du hast einen Landwirten gefunden, der mehr Kartoffeln produziert, wo ich vorher nicht einkaufen hätte keiner, weil es palettenweise war, und auf einmal war es möglich, dort einzukaufen, und der kann dich deinen Verarbeitungsschritt, da hast du genauso, das ist ein bekannter, österreichischer Erdäpfelbauer, der es kann, und der aber auch die Maschine hat, die ist einem klassisch anzuschönen und zu kochen, also das ist einfach die Tatsache, das ist der Unterschied, und vorher dabei, 39,90, Einzel, also wirklich kleine Landwirte, Gastro, die angeliefert worden ist, Kochgeschöte, und dann erst zum Produzenten, Ich meine, das ist ein Wahnsinn, aber es war der Weg der Erste und der Weg war nicht, billig das Zeug einkaufen im Großhandel, sondern das Gesichtsfinden dahinter, weil es geht, wie du sagst, um das Vertrauen, es geht um die Nähe und austauschbar wirst du dann, wenn du irgendwelche Namen sagst, diese Listen, die du gesagt hast und du hast nichts dahinter, weil dann kann meiner Meinung nach Österreicher nicht mithalten. Wenn wir mithalten wollen, dann müssen wir es schaffen, dass wir da mehr Gesicht, mehr Transparenz und wirklich eine Marke hinter pflanzliche Produkte kriegen. Was wir vielleicht nur gemeinsam schaffen, da ist die Pflanzerei vielleicht ein winzig kleines Steinchen dahinter, aber die große Idee ist eher, dass man eine Chance hat und genau wie du in die Schweiz fährst und kaufst einen guten Schokolade, warum kannst du nicht nach Österreich fahren und deinen besten pflanzlichen Leberkäs kaufen? Für mich ist das das Ziel am Ende des Tages.

 

Willy:

[2:24:38] Ist es nicht oft so, dass wenn ich es jetzt nebeneinander blind verkosten würde, ich könnte jetzt wahrscheinlich auch nicht sagen, welcher deiner ist oder der andere oder hin und her. Das heißt, die Gründe, warum man etwas kaufen sollte, die sind ökonomisch, die sind gesellschaftspolitisch, die sind soziale Gründe etc. Also alles, was ich dann quasi bei diesem schnellen Akt des Einkaufens, das was ja selten so ein richtig bewusster, ausgelebter Prozess ist, sondern das machst du halt, das tue ich dann nicht. Dann habe ich da zwei Produkte und probiere mir das eine und das andere und sage, okay, das schmeckt ganz ähnlich. Das Problem ist ja, dass man die Sachen, die so wichtig sind, bis du es beschreibst, dass man die nicht schmeckt. Also, dass die so am Produkt, beim Essen so unmittelbar nicht schmeckbar sind, obwohl sie wichtig sind. Wie geht man denn damit um? Marketing dann? Oder muss man es besser kommunizieren? Weil im Endeffekt, alles, was da wertvoll ist, ist nicht unbedingt jetzt quasi auf der Zunge gleich.

 

Nadina:

[2:25:34] Am Ende des Tages ist, kommunizieren. Ich glaube, es ist wichtig, und da sind wir wieder bei der lila Kur, wo Kinder in Wien glauben, eine Kur ist lila, weil sie es nicht mehr gesehen haben in der Realität. Das ist jetzt bitte, ich will da jetzt keine Wiener Kinder bashen oder sonst irgendwas, aber das habe ich gerade letztes Mal gelesen und habe gedacht, das kann nur ein Scherz sein, war aber kein Scherz, sondern es war wahrscheinlich bei der Realität, Leute mitzunehmen. Man kann nicht auf jemanden, man kann nicht hingehen und sagen, du hast jetzt eine falsche Kaufentscheidung getroffen, wenn du dir nicht vorstellen kannst, was dahinter steckt. Ich glaube, es geht darum, Leute mitzunehmen, denen den Kutter zu zeigen, denen das Gemüse zu zeigen, denen ein Gerold, der gefreut ist, wenn er hört, dass er ins Fernsehen muss, den Produzenten her zu zeigen. Und das Gespür muss entwickelt werden. Und da sind wir nicht. Da fängt es aber an. Da fängt es an, dass ich die rote Ruhm, den Zwiefel, dass ich die schmecke. Ich schmecke es, wenn ich siege. Um das geht es. Und das siegt man halt zu wenig. Das ist das Bild, das wir noch kriegen müssen. Und das schärfen wir nicht mit austauschbarer Massenware, sondern das schärfen wir mit einem Produkt, Wo wir diese Informationen kriegen und wo wir das Bild aufbauen können. Ich glaube, da schärfen wir es und um das geht es.

 

Willy:

[2:26:43] Da sind wir wieder beim Citizen. Der Citizen hat es erkannt. Der ist ganz auf deiner Seite, dass das wichtig ist. Nur der Consumer tut dir nur ein bisschen schade, dass er da mitzieht.

 

Nadina:

[2:26:53] Aber ich glaube, du musst anfangen irgendwo. Wir sind bei dieser pflanzlichen Thematik am Anfang.

 

Willy:

[2:26:59] Vorwärts scheitern.

 

Nadina:

[2:27:00] Ja, vorwärts scheitern. In dem Fall auch Vertriebskanäle ändern. Was in Jahren sein wird, marktbasiert, kann ich abschätzen, wenn ich mir anschaue. Die Pflanzerei steht für Werte, hinter denen ich stehe, die in diesem 17-seitigen Konzept stehen. Die bleiben.

 

Willy:

[2:27:23] Auf der Website sind es noch vier.

 

Nadina:

[2:27:25] Auf der Website.

 

Willy:

[2:27:27] Ich habe es gerade vor mir.

 

Nadina:

[2:27:28] Die bleiben und mehr sind Gott sei Dank. Es sind vier Worte, die sehr viel umfassen. und hinter dem stehe ich und für das stehe ich und für das stehe ich in der Früh auf, für das bleibe ich länger auf, damit diese Sachen funktionieren.

 

Willy:

[2:27:43] Du bleibst länger auf und stehst früher auf.

 

Nadina:

[2:27:44] Genau. Und für das, das ist der Grund, warum ich das mache. Solange das da ist, wäre ich definitiv daran glauben, dass das umsetzbar ist, dass man da auch die Wertigkeit, dass auch die Zahlungsbereitschaft für das da ist, weil das ist ein großes Thema, ich verstehe das natürlich, Aber am Ende des Tages muss man sagen, unter diesen Rahmenbedingungen gibt es Produkte, die sind für die Masse. Und so wie ich jetzt produziere und so wie ich jetzt arbeite, ist es kein Massenprodukt. Es ist kein Massenprodukt. Es ist jetzt ein Premium-Produkt, so wie es, wie du sagst, manufakturartig produziert wird. Es ist was, wo du sagst, du hast deine 100 Stickeln von mir aus in der Woche und das ist eine Manufaktur. Dafür hat es da 20 Erdäpfel gegeben, 100 rote Ruhm und die sind eingekommen für das, was du am Ende des Tages am Teller kriegst. Ja, vielleicht funktioniert eine Industrie für eine Masse. Die Pflanzerei selber ist jetzt eine Manufaktur und hat auch den Charakter, so wie die Produkte sind. Deswegen, ich habe kein Problem damit, wenn ein Gustl mal ein bisschen rosiger ist, dann muss man einfach einmal erklären, was eine rote Ruhm bewirkt, wenn du Sorten wechselst oder wenn du, vielleicht ist ja die Aufgabe der Marken zu kommunizieren.

 

Nadina:

[2:28:56] Zu sagen, was drinnen ist, wie es verarbeitet wird, die Informationen liefern. Und ich glaube, das ist eine Riesenaufgabe, die wir als UnternehmerInnen zum Erfüllen haben. Bewusstseinsbüden für genau die Themen. Die Fragen, die du stößt, was machst du mit dieser Methylcellulose? Warum ist die drinnen? Warum braucht es diese Zusatzstoffe? Braucht es die überhaupt? Wie verarbeitest du? Diese Antworten müssen wir liefern. Und wenn wir die liefern und dadurch eine Marke aufbauen in Österreich und für etwas stengeln, glaube ich, sind wir, und das ist so die Vision von mir, die Schweizer Schokolade bei pflanzlichem Fleisch. Aber da sind wir am Anfang, weil aktuell stehen wir für das nicht. Aber da steht keiner dafür.

 

Willy:

[2:29:34] Exit denkbar.

 

Nadina:

[2:29:36] Nein.

 

Willy:

[2:29:37] Nicht? Legst du dich jetzt fest? Blick in die Kamera.

 

Nadina:

[2:29:43] Exit ganz schwer denkbar. Nein, Exit, also solange ich aufstehe mit der Begeisterung und sehe, was man machen kann, undenkbar.

 

Willy:

[2:29:50] Also wenn ein großer internationaler Konzern denke und sage, ich mag es so viel und gebe da mehrere Millionen dafür.

 

Nadina:

[2:29:57] Das ist kein Gedanke, den ich habe. Also zu sagen, ich denke an das, wie ich die Pflanzerei loskriege, war bis jetzt noch keine Sekunden in meinem Kopf. Es ist eher die Frage, wie kann ich, genau, die Millionen von irgendeinem Großkonzern, die sind jetzt drinnen, eher die Frage, wie kann ich es zukunftsfähig aufstellen und was braucht es noch zusätzlich an Ausgestaltungen, damit es, damit es besser kommunizierbar und erlebbar wird. Das sind die Fragestellungen mit Klimastö.

 

Willy:

[2:30:24] Also Exit möglich, aber sehr, sehr unwahrscheinlich.

 

Nadina:

[2:30:26] Exit nicht möglich und eigentlich auch nicht vorstellbar, selbst mit deiner Vision gerade.

 

Willy:

[2:30:29] Nicht einmal mit der Vision, super. Aber wo ist die Pflanzerei in zehn Jahren?

 

Nadina:

[2:30:34] In Österreich noch wie vor, weil ich in Österreich bin. Also von dem her, die Pflanzerei wird sich sicher Richtung Gastronomie weiterentwickeln. Wir werden uns als Premium-Marke ähnlich wie die Schweizer Schokolade positionieren. Es wird noch immer in Wien sein, weil ich liebe das Leben in Wien und kann mir überhaupt nicht vorstellen.

 

Willy:

[2:30:56] Was ist so schön am Leben in Wien?

 

Nadina:

[2:30:57] Zu viel. Die Hits momentan beim Spitzen.

 

Willy:

[2:31:00] Aber du hast zwei Ventilatoren, sage ich nur. Ich habe keinen, weil ich habe nur zwei und beide sind auf dich gewichtet. Und trotzdem ist es so heiß.

 

Nadina:

[2:31:08] Was ist die Stelle, wenn ich mir jetzt denke, ich darf jetzt am Abend am Rothausplatz gehen und My Fair Lady, was sie heute spielen, glaube ich, wenn man das anschauen kann, nebenbei holen wir ein Aperol und isst dazu vegane, was irgendwas Asiatisches, glaube ich, ist sie heute. Und dann sitze ich so da und siehe das und siehe, was ich vor mir habe.

 

Willy:

[2:31:32] My Fair Lady.

 

Nadina:

[2:31:34] Dann denke ich mir einfach, ist das die Sache wert? Morgen werde ich dann, oder am Wochenende geht es Richtung Alte Donau. Was ist das wert? Es ist eine riesige Lebensqualität und ich habe das Glück, dass ich im siebten Bezirk wohne, wo auf pflanzlicher Basis, glaube ich, alles sehr fortschrittlich ist. Das heißt, ich bin irgendwie gewohnt.

 

Willy:

[2:31:50] Dass die... Du wohnst mitten in der Bubble.

 

Nadina:

[2:31:52] Ich wohne mitten in der Bubble, wo ich glaube, dass das Selbstverständnis schon ganz ein bisschen anders ist und deswegen kann man gleich ein paar Schritte überspringen. Okay.

 

Willy:

[2:32:01] Glaubst du, dass die Zukunft stärker vegan wird oder bewusster flexitarisch?

 

Nadina:

[2:32:07] Ich glaube, es wird Wird überwiegend pflanzlich, also wird mehr flexitarisch, aber ich glaube, dass der Vegananteil steigt. Wenn du dir jetzt anschaust, die letzten Jahre, wie gesagt, wie ich angefangen habe, war es bei 1%, jetzt sind wir bei 5%. Im europäischen Vergleich sind wir Spitzenreiter. Wir haben, glaube ich, 37% Flexitarier, auch da steigt es. Wir haben auch immer mehr Peskitarier, das heißt, die pflanzlich basiert sich ernähren, aber auch Fisch essen oder noch Fisch essen. Das heißt, es wird immer mehr, es wird von allem mehr geben und es wird, das siehst du beim Rückgang vom Fleisch, wo wir jetzt bei 58 Kilo sind, es wird einfach der Fleischkonsum mittelfristig zurückgehen. Es wird von allem mehr und es wird aber definitiv weniger Fleisch.

 

Willy:

[2:32:51] Wie steht es zu Laborfleisch? Ein bisschen haben wir es schon.

 

Nadina:

[2:32:54] Ich kann mir das heute noch nicht vorstellen. Ich glaube aber, Sprache schafft Wirklichkeit und unter dem Wording, wo es noch ist, ist es jetzt nicht so reizvoll. Ich glaube, in Singapur gibt es schon die ersten Chicken McNuggets. Wenn man die vielleicht probiert, ist es ein bisschen was anderes. Solange die Sprache so ist, genau wie wenn wir bei dem Thema vegan sind, solange ich irgendwie dieses dogmatische vor mir habe, wo mir jemand ein schlechtes Gewissen macht, wo ich zwischen gut und schlechtständig entscheiden muss, wird es Probleme geben. Ich sage immer, also das ist ein guter Satz, den ich letztes Mal beim Vortrag gesagt habe. Das ist ein guter Satz von mir. Nein, den habe ich von meinem anderen, aber den habe ich super gefunden, weil das stimmt, wenn du nicht verkaufen willst, nenn deine Produkte vegan. Und der Satz trifft es.

 

Willy:

[2:33:36] Ich glaube, ich weiß jetzt gar, wo er herkommt.

 

Nadina:

[2:33:37] Genau, und da geht es darum, dass du Bewusstsein schaffst, dass das alles einmal pflanzlich ist, dass man da einmal hergeht und sagt, es ist nicht Verzicht, überhaupt nicht, es ist Genuss, ein neues Genussbewusstsein schafft, einfach auch weg von entweder oder, sondern zu einem Und kommt. Ich glaube, es gibt ganz viele Dinge, die sich jetzt, und du siehst das auch bei den jungen Generationen jetzt, da ist schon ein riesengroßer Anteil vegetarisch. Also jetzt sind wir beim Durchschnitt bei, ich glaube, 5% Vegetarier, da sind wir schon bei 7%. Also die Generationen, die jetzt kommen, sind schon anders eingestellt. Die haben schon ein ganz anderes Mindset und die haben einen ganz anderen Umgang mit der Ernährung.

 

Willy:

[2:34:17] Wollen Sie das jetzt machen? Laborfleisch. Nehmen wir das Laborfleisch als gutes Beispiel. Was würdest du, wie würde ein Name ausschauen, der das Ganze nicht so Labor und schräg daher brennt?

 

Nadina:

[2:34:31] Also wenn ich den Namen hätte, würde ich auf der Exit-Strategie noch mal zurückkommen. Die würde ich dann an einem Großkonzern verkaufen und nicht da drin verraten.

 

Willy:

[2:34:40] Nein, es gibt ja hin und wieder den Namen Cultivated Meat oder sowas. Sehr viel besser. Ja, ist auch nicht wirklich besser.

 

Nadina:

[2:34:48] Unbedingt, da möchte ich definitiv.

 

Willy:

[2:34:51] Wenn du es jetzt nochmal machen würdest, was wäre die eine Sache, die du jetzt anders machen würdest?

 

Nadina:

[2:34:59] Was würde ich anders machen? Das ist eine gute Frage.

 

Willy:

[2:35:01] Die eine Sache. Eine große Sache. Eine große Sache.

 

Nadina:

[2:35:04] Eine große Sache, die ich anders machen würde.

 

Willy:

[2:35:05] Gibt es irgendwas, das auch nicht, wo du sagst, okay, das mache ich garantiert anders jetzt.

 

Nadina:

[2:35:12] Nein.

 

Willy:

[2:35:13] Du stellst sofort Mitarbeiter ein, zum ersten Tag.

 

Nadina:

[2:35:15] Nein, ich glaube, dass am Anfang muss das alles einmal selber gemacht haben. Nein, also ich glaube, diese eine Sache gibt es nicht. Es gibt viele Dinge, wo ich sage, okay, da würde ich vielleicht ein bisschen dran schrauben, aber es wäre jetzt kein Dealbreaker. Es wäre für mich eher ein Dealbreaker zu sagen, ich hätte jetzt keinen Metzger gefunden nach einer Zeit, das wäre ein Problem gewesen. Oder ich hätte nicht die Kompetenz gehabt, in einem Fleisch und Kuh zu schreiben, das wäre ein Problem gewesen, diese Dinge vielleicht.

 

Willy:

[2:35:37] Was hat sich am meisten an dir verändert in dieser Zeit?

 

Nadina:

[2:35:40] Da müsstest du jetzt meine Freunde und meine Eltern fragen. Ich glaube, ich bin ruhiger geworden. Nein. Was hat sich verändert? Ich bin, glaube ich, wirklich mehr der Typ geworden, der sich wirklich auf sich selbst verlost. Am Anfang war diese große große Unsicherheit jedes Mal und du brauchst auch ganz viele Menschen, damit du Entscheidungen auch triffst und die absicherst. Einfach, weil du das nicht weißt.

 

Willy:

[2:36:03] Mittlerweile Viele Telefonnummern. Zu jeder Tages- und Nachtzeit.

 

Nadina:

[2:36:08] Früher habe ich neun Stunden telefoniert, jetzt nur sieben. Aber am Ende des Tages, glaube ich, ist das, dass du dich immer mehr auf dich selber verlost. Immer mehr das Gefühl hast, du hast die Kompetenz, du hast das Know-how, du kannst diese Entscheidungen treffen und du kannst auch mit den Konsequenzen umgehen. Ab und zu stelle ich mir die Frage, was ist das Schlimmste, das passiert? Wenn ich das am Anfang die Frage gestellt habe, dann war ich schreiend davongelaufen.

 

Willy:

[2:36:34] Die Frage hast du schon geklärt, quasi ganz jung.

 

Nadina:

[2:36:37] Ja.

 

Willy:

[2:36:38] Von dem her ist die Frage, drückt die nicht mehr so, oder?

 

Nadina:

[2:36:41] Ja, wir kommen richtig.

 

Willy:

[2:36:43] Abschluss. In einer utopischen Welt, in der du dir alles wünschen könntest, was würdest du in unserem Lebensmittelsystem ändern, wenn du könntest?

 

Nadina:

[2:36:52] Ich produziere pflanzliche Fleischprodukte, dass wir nur pflanzliches Fleisch haben und dass das das Erste war, was da gewesen ist. Die Frage ist, was ist das Erste? Wir hätten ein ganz anderes Verständnis dem Thema. Gegenüber hätte es nie Fleisch aus Tieren gegeben, sondern immer schon Fleisch aus Pflanzen. Dann wäre die Herangehensweise, ganz andere, die wir jetzt haben. Also das wäre so ein großer Wunsch.

 

Willy:

[2:37:19] Utopisch oder nicht utopisch?

 

Nadina:

[2:37:21] Ich denke, das ist utopisch. Definitiv utopisch. Utopisch genug für dich.

 

Willy:

[2:37:27] Für dich muss es im Rat nicht sein. Ich habe die Frage noch nicht gekriegt. Schön, ich habe es schon öfters gestellt. Was steht auf deiner Bucketlist ganz, ganz oben, die ersten drei Dinge?

 

Nadina:

[2:37:39] Meine Bucketlist?

 

Willy:

[2:37:41] Hast du eine?

 

Nadina:

[2:37:42] Nein.

 

Willy:

[2:37:43] Mentale, wenn du drüber nachdenkst?

 

Nadina:

[2:37:44] Nein, es gibt keine Bucketlist.

 

Willy:

[2:37:47] Aber was steht oben?

 

Nadina:

[2:37:48] Was sagen denn die anderen?

 

Willy:

[2:37:50] Die sagen nichts. Du darfst ja im Podcast sein.

 

Nadina:

[2:37:54] Ich weiß ja die nicht.

 

Willy:

[2:37:56] Die eine Sache, die du so richtig gerne machen würdest, es kann alles sein, es muss nichts mit Essen zu tun haben.

 

Nadina:

[2:38:02] Ich habe jetzt gerade überlegt, so richtig gerne. Ich bin jetzt seit drei Jahren nicht mehr auf Urlaub gefahren. Ist das okay, wenn man sich sowas wünscht? Da muss ich sagen, eigentlich Wirklich so mal, was ich jetzt wirklich gern hätte, oder was ich mir jetzt auch sicher gönnen werde, einmal ein paar Tage wirklich, Time-Out, also für mich auch wirklich Time-Out ohne, Telefon in dem Fall, also das heißt sieben Stunden mal drei, mindestens einmal 21 Stunden weniger telefonieren, obwohl ich sehr gern telefoniere, aber ich glaube, das ist so was, was ich mir wünsche und ich weiß, dann geht es am vierten Tag schon wieder ab, wahrscheinlich schon vorher, und nur mehr Leichtigkeit, glaube ich. Leichtigkeit, ja, noch mehr Leichtigkeit den Dingen gegenüber, also ich merke schon noch immer auch nach drei Jahren, Genau, dass es viele Dinge gibt, die mich trotzdem noch aus der Ruhe bringen.

 

Nadina:

[2:38:56] Und es war ein Rat, den hat mir der Heinrich Brockhopp einmal gegeben. Wer ist das? Der Heinrich Brockhopp ist wer zwei Minuten, zwei Millionen schon erkennt, dass er im West war. Bei mir war er nicht damals bei zwei Minuten, zwei Millionen, aber ich habe ihn dann kennengelernt in weiterer Folge durch die Listung von Rewe und der hat mich wahnsinnig unterstützt und der hat mir einen Ratschlag gegeben, den ich damals nicht verstanden habe, habe heute schon, never forget to party. Und das ist ein Ratschlag, den ich erst jetzt verstehe und auch beherzigen kann, weil ich seit drei Jahren von tun, tun, tun, tun, tun, tun, Erfolg, Erfolg, Erfolgserlebnis, in Anführungszeichen auch viele Misserfolge, aber von diesem Fühlen auf 150, 200 Prozent sein, ab und zu vergessen, aber auch mal kurz innezuhalten. Und jetzt ist meine Mama wahrscheinlich sehr stolz, wenn ich sage, auch dankbar zu sein für sehr, sehr viele Dinge und auch auch das zu genießen und nicht immer im nächsten Moment zu leben, sondern in denen. Und das ist was, wo ich jetzt merke, dass das was ist, an dem ich seit Wochen arbeite und seitdem haben wir uns ja auch zweimal schon gesehen. Also es heißt auch, dass man ein soziales Umfeld einfach wieder mehr einbringt. Ich glaube, das ist was, was ich erst jetzt verstehe und was ich total wichtig finde.

 

Willy:

[2:40:10] Wo ist der Unterschied zwischen Leichtigkeit und Wurschtigkeit?

 

Nadina:

[2:40:14] Na, wurscht ist mir gar nichts. Wurschtigkeit, Leichtigkeit ist, Dinge vielleicht noch hinzunehmen, Dinge, die du nicht beeinflussen kannst. Ich habe manchmal noch den Eindruck, beispielsweise, wirklich ein ganz primitives Beispiel, es ist ein Event und es wird schlecht wieder. Und ich ärgere mich fürchterlich darüber, weil ich mir natürlich denke, jetzt ist das Ganze aufgebaut, die Sachen sind fertig, es ist ein Mitarbeiter da. Und ich denke mir, aber ich kann es nicht beeinflussen. Das wäre so etwas, wo ich sage, das braucht eine Leichtigkeit, weil da brauche ich jetzt nicht drüber nachdenken, weil ich kann es nicht ändern mit dem, ob ich mich jetzt ärgere oder nicht, weil es wird nicht weniger regnen.

 

Willy:

[2:40:46] Und zahlen musst du es trotzdem.

 

Nadina:

[2:40:47] Genau, das ist, das meine ich mit der Leichtigkeit, da ärgere ich mich nur, denke ich mir, tausend Sachen.

 

Willy:

[2:40:52] Gelassenheit ein bisschen.

 

Nadina:

[2:40:52] Genau, das ist diese Leichtigkeit und Gelassenheit, Dinge gegenüber, die ich nicht ändern kann. Und man hat dann ab und zu trotzdem den Eindruck, weil im normalen Leben, wenn es sich nicht ändert, ändert es ja bei mir keiner. Also es hängt ja immer am Ende des Tages, was auf jeden Fall das Schönste ist an meinem Job, aber auf der einen Seite auch sehr was Schwieriges. Es hängt halt immer an mir.

 

Willy:

[2:41:11] Das bist du ja noch sehr, sehr jung. Und dennoch wirst du diese Welt eines Tages mal endgültig verlassen. Wofür soll man sich an dich erinnern?

 

Nadina:

[2:41:26] Das ist jetzt, dass ich ein netter Mensch war. Dass ich jemand war, der uns was gegeben hat, den man abrufen kann, der da ist, als Freund, aber auch als Familie, als jemand, der in einer Familie ist, jemand, der sich der Verantwortung übernimmt, der Themen sucht und angreift, jemand, der nicht nur geredet hat, sondern was da hat und nicht jemand, der immer nur geschaut hat, den leichtesten Weg zu gehen, sondern halt einfach einmal die Extrameile läuft, für das, dass auch andere was davon haben. Ich hoffe das.

 

Willy:

[2:42:02] Und an die Telefonnummer.

 

Nadina:

[2:42:06] Und an den Gustl.

 

Willy:

[2:42:07] Und an den Gustl.

 

Willy:

[2:42:11] Hast du zum Schluss für uns noch irgendwie ein Zitat, einen Spruch, einen Witz oder irgendwas, was dir wichtig ist, mit dem wir jetzt quasi den Podcast beschließen?

 

Nadina:

[2:42:20] Ich glaube, ich bin nicht witzig genug. Das ist jetzt eine gute Frage. Mit dem habe ich jetzt überhaupt nicht gerechnet.

 

Willy:

[2:42:25] Du musst nicht witzig sein. Es kann auch etwas Bedeutungsschwangeres sein. Es kann etwas Gescheites sein.

 

Nadina:

[2:42:30] Nein, da hätte ich mir jetzt den Never-Forget-To-Party-Satz aufbehalten, weil das wäre es nämlich gewesen in dem Fall. Ja, das hast du.

 

Willy:

[2:42:35] Im Podcast vorher bis zum Ende gehört.

 

Nadina:

[2:42:38] Das hätte ich mir jetzt aufbehalten. In dem Fall möchte ich mich aber dann wiederholen. Nein, da möchte ich mich wiederholen, weil ich glaube, dass das Allerwichtigste ist, Momente genießen und im Moment zum Leben und nicht immer nur aufs Nächste und was kommt als Nächster, sondern wirklich im Hier und Jetzt zum Sein. und ja.

 

Willy:

[2:42:59] Dann sage ich danke für diesen Podcast mit dir im Hier und Jetzt. Ich habe diesen Moment jetzt auch genossen, ich hoffe du auch und ich vor allem hoffe ich, dass es unsere Hörerinnen und Hörer und vergesst nicht YouTube-Seherinnen und Seher auch mitgenossen haben. Ich sage vielen, vielen Dank für die Zeit.

 

Nadina:

[2:43:16] Danke.

 

Willy:

[2:43:17] An einem der heißesten Tage des Jahres, aber das Eis ist geschmolzen, aber das Getränk ist noch kalt. Jetzt freut mich nichts Gescheites ein, ich sage einfach Danke, schön, dass ihr dabei wart.

 

Music:

[2:43:30] Music