... oder die Geschichte von Handwerk und Veränderung
Wir sind bei den Bauers zuhause. Ein Glück, dass wir sie dort treffen, war es doch über Jahrzehnte nur der Ort, an den sie zum Schlafen kamen. Viel hätten sie gearbeitet, sehr viel, erinnern sich Eva und Josef mit einer Mischung aus Stolz, Erleichterung und Wehmut. Arbeit und Handwerk stehen im Mittelpunkt unseres Gespräches, mit den pensionierten Inhabern einer jener Fleischerei, die es nicht mehr gibt. Den auch Josef und Eva suchten jahrelang nach einem Nachfolger. Ein Versuch, der letztlich scheiterte, wie die beiden durchaus selbstkritisch eingestehen. Die Anreize für den Beruf seinen einfach nicht die attraktivsten und die beiden ein lebendes Beispiel dafür. Josef stand eigentlich immer um 4 Uhr in der Früh auf, der Arbeitstag ging eigentlich immer von 6 Uhr früh bis mindestens 19 Uhr abends. Es wurde jeden Tag gearbeitet, nur im Sommer hatte man fünf Wochen am Stück geschlossen. Die beiden waren jedoch Fleischer mit absoluter Hingabe und ja, Liebe zu ihrem Beruf. Eva liebt seit jeher den Kontakt und das Gespräch mit den Kunden und so brachte man es über die Jahre auf 80 % Stammkundschaft. Josef war immer alles zu klein und musste sich weiterentwickeln. Er ist der Bastler und hat die letzten Jahre auch einen Fleisch-Automaten vor dem Geschäft installiert. Wir sind zu den Zweien gekommen, weil die Bauers der Haus- und Hoffleischer von Frau Blasl und ihren Großeltern war. Jedes Jahr holte man sich dort den inzwischen buchgewordenen Osterschinken, die kleine Bianca wurde quasi mit den Schinkenstangerl der Bauers aufgezogen. Überhaupt hat sich viel verändert. Das Geschäft, die Kunden und deren Wünsche. Die „reifere“ Kundschaft hat noch eine Sulz geschätzt, bei den Jungen ist die Euphorie enden wollend. Auch habe das Wissen um Fleisch und seine Eigenschaften abgenommen, neben dem Filet gibt es auch noch 200 andere Teile, mit teils völlig unterschiedlichen Eigenschaften. Man hat sich aber mitverändert und man konnte kalkulieren. Das berühmte Schinkenstangerl war ein Paradebeispiel für die Restlverwertung, die Sulz ebenso, später dann auch die Mittagsmenüs. Aus allem konnte man etwas machen und gerade darin fußte auch der wirtschaftliche Erfolg der Bauers. Darin lag aber auch viel Arbeit und darin wiederum auch ein Mitgrund, warum am Ende doch der ersehnte Nachfolger fehlte. Eine volle Lebensgeschichte eines Fleischerehepaares. Vom Verlieben bei den Knödeln mit Saft am Feuerwehrfest über den gemeinsamen Berufsweg samt der völligen Veränderung ihrer Branche bis hin zum Happy End mit Wermutstropfen und der verdienten Freizeit in der Pension. Zwei Leben, eine Folge. Reinhören!