BauertothePeople (B2P)

Wilhelm Geiger

B2P Interview | Ist die Marille in Gefahr? - Obstbauer Christof Unfried

Wenn die Marillen zu früh blühen

07.03.2024 32 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

Ende Februar haben 2024 schon die Marillen geblüht. "Ui, das ist nicht gut", sagt dazu ein Marmelade-Hersteller noch am gleichen Tag. Grund genug, um mal nachzufragen, was das aus Sicht eines Experten eigentlich genau bedeutet. Christof Unfried ist als Bio-Obstbauer jemand, der es wissen sollte und dashalb hat Willy bei ihm nachgefragt. Wir lernen etwas über Strahlungsfrost und Strömungsfrost und wie man sich dagegen aktiv und passiv schützen kann. Fazit: Die Lage ist nicht unkritisch. Schutzmaßnahmen kosten viel Geld und wenn es so weitergeht, sieht Christof langfristig eher schwarz für die orange Frucht.

INFOS ZUR FOLGE
Bio-Obstbau und Brennerei Unfried: www.unfried.bio
zitierter AMA-Bericht:  www.ama.at/bericht
BML - Infos zum Selbstversorgungsgrad: www.info.bml.gv.at/info

VERNETZEN 
 
MUSIK 
Leit hoits zamm – Haindling 
Power to the People – Junior Kelly 
 
… und ein bisserl selbst gesungen 😊 
 
Durchs Reden kommen die Leut´ zamm! 

Transkript

Wir sind wieder auf Sendung. Power to the People Interview heute mit dem Christoph Unfried vom Bio-Obstbau und Trennerei. Unfried, oder? Genau. Was man noch richtig merkt. Und wer ihn noch nicht kennt, der Christoph war schon zu Gast bei uns in der Folgenummer, weißt du noch? Nein, weiß ich auch nicht. Erster Test. Ja. In der Folge Nummer 40. Und wer mehr über Obstbau erfahren will, dem sei diese Folge sehr ans Herz gelegt. Und natürlich lernt man dort den Christoph auch ein bisschen besser kennen. Warum heute dieses Interview? Ich habe letztens, der Christoph ist ja dankenswerterweise auch ein Partner von Power to the People. Danke an dieser Stelle einmal für das Vertrauen. Und ja, was man halt so tut, man ruft halt hin und wieder mal bei den Leuten an, fragt, wie es einem geht. Und ja, es ist ja mir ganz gut gegangen. Nur in seinem Nebensatz hast du gesagt, die mir rümpeln schon. schon. Und ich habe dann so ein bisschen ahnungslos, wie ich halt bin, gefragt, ist das arg? Und dann habe ich gesagt, es ist schon ein bisschen früh. Und am gleichen Tag, am Abend, habe ich dann mit einem österreichischen Marmeladehersteller noch telefoniert und habe ihm auch so in einem Nebensatz gesagt, wir übrigens sind einfach haututoplierend immer rührend. Seine Reaktion, ui, schlecht. Und in dem Moment habe ich mir dann gedacht, ja, blöd. Und da sollte man vielleicht einmal herausfinden, warum ist das so und jemanden fragen, der sich auskennt und Christoph, das war es dann in dem Fall unter anderem du. Und ja, daher meine erste Frage, wie früh ist denn das das Jahr? Und wann haben wir angefangen? Ja, also es ist sehr früh. Auch die ältesten Leute bei uns können sich nicht erinnern, dass sie im Februar schon mal den Marümblirt hätten. Ja, es ist, ich habe jetzt die letzten Jahre so durchgeschaut, selbst vor den frühesten Jahren sind wir mindestens 10 bis 14 Tage vorher. Im Endeffekt ist alles was vor Ende März ist bei der Marillenblüte schon brandgefährlich. Warum eigentlich? Was ja viele Leute immer glauben, dass in der Blüte die wenigsten Minus aushalten, also Minusgrade, aber während der Blüte halten sie sogar noch relativ viel aus. Also da reden wir so von minus drei, vier, fünf Grad, je nach Lage und je nachdem, wie lang die Frost da ist. Aber wenn die Blütenblätter einmal weg sind, dann ist schon diese kleine Frucht da und die ist dann ganz, ganz empfindlich. und da reicht eigentlich schon minus 1 Grad und die ist hinüber. Also die Zellen zerplatzen dann, das Wasser, was da in der kleinen Frucht drin ist, friert und dann ist die Frucht kaputt. Also das ist das Problem, das heißt, diese Blüten geben dann diese Mini-Marille quasi frei und dadurch, dass die gefriert, zerreißt es ihr quasi, ihr Membran oder ihr Haut und das führt dann dazu, dass sie abstirbt, oder? Genau. Im Hausgarten sieht man das relativ schnell, da wird dann alles braun. Dann fällt das an, der Baum hat dann keine Früchte, produziert dann nur Blalen und Holz. Das ist natürlich auch für den Baum nicht gut, weil der braucht ja auch die Früchte, dass er ein bisschen im Gleichgewicht bleibt. Genau. Wenn die Blattung kommt, kann man Marmelade machen. Genau, schmeckt relativ schlecht dann. Blattmarmelade. Genau. Das Problem ist jetzt eigentlich, dass, soweit ich das verstehe, dadurch, dass es so früh warm wird und blüht, ist das Risiko, dass einfach in der Zeit danach noch ein Frost kommt, relativ hoch. Genau. Also das ist das Grundübel. Wir hätten kein Problem damit, wenn jetzt immer Rümpeln und es dann einfach nicht mehr kalt wird, Dann tun wir halt schon bei den Frühsorten Mitte Mai dann Marienbrocken. Das stört uns an sich nicht, auf das können wir uns relativ leicht einrichten. Aber die Erfahrung der letzten Jahre zeigt uns halt, dass es irgendwann im April oder heuer sogar März, April oder sogar im Mai noch frieren kann. Und dann ist halt die Ernte dahin. Wie lange musst du eigentlich frieren? Also reicht es, wenn da eine halbe Stunde minus ein Grad sind oder muss das schon über einen gewissen Zeitraum, dass das wirklich aufgefriert alles ist? Ja, das kommt immer darauf an, in welchem Stadium die Frucht gerade ist. Es kommt auch darauf an, wie ist die Frucht, die Blüte versorgt. Hat die gerade einen Stress, weil es vielleicht trocken ist von Haus aus oder weil es mit Nährstoffen nicht gut versorgt ist, dann braucht es noch weniger. Dann hängt es auch davon, wenn ich einen Baum habe, der schneeweiß blüht, weil er sehr viel Ansatz hat, kann es mir ruhig auch einmal die Hälfte gefrieren, ist noch immer genug oben. Also da kommt es auf mehrere Faktoren an. So eine genaue Merkregel gibt es da eigentlich nicht. Wir haben in den letzten Jahren, man hört ja das jedes Jahr schon mit einer gewissen Regelmäßigkeit, war man schon auf den ersten Hübschbotschaften, wenn es um die Marillenernte geht, die kommen dann meistens um die Zeit, das wäre ganz früh. Wie war es die letzten Jahre? Nö, sehr durchwachsen. Wobei, ich muss auch sagen, bei uns im Betrieb hat die Marille jetzt nicht den größten Stellenwert. Hauptsächlich kümmern wir uns um Äpfel, Birnen und Kirschen. Und die Marille rennt nur so nebenbei mit. Also ich weiß schon, bei Leuten, die reine Marillenbauern sind, wo die Kulturpflege und so auch ein bisschen besser ist als bei mir, die haben auch in den letzten Jahren bessere Ernten gehabt oder überhaupt eine Ernte gehabt. Und die haben die auch in besten Lagen stehen, dann teilt sich das auch ein bisschen besser auf. Aber ansonsten kann man sagen, 2012 war ein verheerendes Frustjahr. Da haben wir Mitte Mai einen Frust gehabt. Das war ganz schlecht und dann ist es eigentlich weitergegangen mit 2016, 2017, 2020, 2021, 2022, 2023, was uns jedes Jahr eigentlich mehr oder weniger erwischt hat. Also es gehört schon zur Regel eigentlich Ja, also Wie lang ist diese Phase? Die Phase, wo die Marille dann nach der Blüte so empfindlich ist bis sie dann quasi wieder einen Frost aushalten darf oder hält die dann eigentlich eh gar nicht keinen Frost mehr aus? Eigentlich hält sie dann keinen mehr aus Also ich kenne es nur bei den Äpfeln dann wenn man ganz späte Sorten hat und im Herbst friert es schon wieder früher, dann ist auch so ein leichter Minusgrade macht der ausgewachsenen Frucht nichts, aber so bei Minus 5 oder so, geht das dann auch schon auf die Haltbarkeit. Aber bei der Marille ist es eigentlich so, aus der Erfahrung der letzten Jahre, waren die dann noch so klein, wie der Minusgrade gekommen ist und dann waren sie sowieso hin. Also es war vielleicht spannend, wenn sie bis jetzt blüht haben. Meine früheste Marillenernte war, Bis jetzt 31. Mai. Also theoretisch konnte man schaffen, dass wir heuer Mitte Mai Marünenbrocken konnten und Mitte Mai war auch der späteste Frost, was wir gehabt haben, wie gesagt, im 12. Jahr. Dann konnte man das aufs Exempel ausprobieren. Möchte man, würde ich mir aber auch gerne ersparen. Ja, das ist kein Rekord, den man unbedingt aufstellen würde. Nein, muss jetzt nicht sein. Schauen wir kurz auf deine anderen. Obstsorten rüber. Oder Kulturen, glaube ich, sagt man. Kulturen, genau. Wie ist es dort? Hast du da auch Frostprobleme? Blühen die früher oder wie ist das da bei Äpfeln oder Birnen? Ja, es ist im Endeffekt die selbe Problematik, wobei bei den Äpfeln, Birnen und Kirschen, die treiben nicht so früh aus. Die sind auch nicht so empfindlich, wenn es einmal im Februar ein bisschen eine Warmphase gibt. Da treiben die jetzt noch nicht gleich aus. Also der Spitzenreiter im Langschläfer, also für alle Langschläfer unter den Zuhörern, das wäre die Weinrebe, die lässt sich immer Zeit, die sagt, ich bleibe im warmen Bett und dann, wenn es mir wirklich schon warm, wenn der Sommer schon so ein bisschen auslacht, dann komme ich. Wie gesagt, die Marilla ist eher der Frühaufsteher und kriegt dann hier und da halt wieder von der Natur eine Belehrung, dass es nicht so geht. Ja, und auch. Apropos Belehrung der Natur, ich wollte ja inzwischen eine fragen. Wenn du diese Frage Klimawandel, ja, weiß nicht, ja, nein, kann man schon fast nicht mehr fragen, aber wie sehr merkst du den Klimawandel, wie sehr bist du in deiner Arbeit oder ich in eurer Arbeit von dem Thema betroffen? Ja, es betrifft uns allein schon arbeitswirtschaftlich, weil früher hat man sich alle möglichen Arbeiten für den Winter aufgekommen und ist da auch irgendwie fertig geworden und jetzt wird der Winter immer kürzer, die Arbeit wird nicht weniger, infolgedessen haben wir jetzt einen Stress. Das ist einmal der Faktor 1, aber sonst merkt man natürlich, dass mein Opa hat, was mir der noch gesagt hat, wenn der welche Apfelsorten geerntet hat, da sind wir mittlerweile sicher schon einen Monat früher dran, was sich so die letzten 30 Jahre geändert hat Und eben natürlich mit der längeren Vegetationszeit haben auch die ganzen Schädlinge, die Pilzkrankheiten mehr Zeit, sie... Sich draußen wohlzufühlen und insbesondere ist da auch der ganze Pflanzenschutz über eine längere Zeit ein Thema. Also es ist schon eine strukturelle Verschiebung, nicht so ein Ausreißerjahre oder sowas, sondern das ganze System hat sich einfach wirklich in dem Fall nach vorn verschoben. Genau, also wir sehen das schon, dass das ein langjähriger Trend ist, kann man sagen. Wenn wir jetzt auf die Marille schauen oder vielleicht gilt es auch für andere Kulturen, sondern was kann man denn machen, um mit dieser Situation jetzt umzugehen? Also was gibt es da für Möglichkeiten? Das Wichtigste wäre einmal der passive Frostschutz. Also wenn ich noch weiter vorne anfange, wir haben zwei Arten von Frösten. Das eine ist der Strahlungsfrost. Das ist so, genau, Fröste. Und der eine ist der Strahlungsfrost. Das ist so, wie man es ganz klassisch kennt. In der Senke sammelt sich die kalte Luft, oben haben wir wärmere Schichten. Das heißt, Senken, niedrige Lagen und so weiter, sollte man einfach nicht mehr kultivieren für Obst. Kalte Luft sinkt nach unten, warm in den Oben, das heißt, sie sammeln sich unten in einem Becken. Genau, in einem Kaltluftsee. Da gibt es immer die üblichen Ortschaften, die man in der Früh im Radio immer hört, bei den Tiefstemperaturen. Wenn man sich die auf der Landkarte anschaut, sind die alle irgendwo in einer Senke oder in einem Becken und da kann halt die kalte Luft nicht abströmen und dementsprechend sollte man halt solche Lagen aufgeben oder meiden und einfach nicht aussetzen. Da ist auch sicher die letzten 20 Jahre ein bisschen falsch gedacht worden, weil man glaubt hat, die Nachfrage ist ja da noch die Früchte. Man schaut, dass man möglichst viel Ernte generiert. Aber in so Jahren wie die letzten fünf macht das halt in den niedrigen Lagen keinen Spaß. Ja, also da, das ist einmal das Wichtigste, dass man die Lagen ein bisschen bereinigt. Und auch die Kulturen da noch haben. Das ist nur beim Strahlungsfrost, oder? Beim Strahlungsfrost. Und das Zweite wäre der Strömungsfrost. Das war jetzt so klassisch, es kommt eine Kaltfront mit Schneefall und so weiter und mit Wind und da haben wir auch in höheren Lagen dann Frost. Das kommt meistens auch mit Wind, also da ist dann Oman, in der Regel ist dann Oman in höheren Lagen kälter als unten. Das wäre so klassisch, wenn eine Kalbfront durchmarschiert. Wenn sowas kommt, kann man sich eigentlich gar nicht schützen, weil sobald ein Wind geht, gehen die verschiedenen aktiven Frostschutzmaßnahmen dann nicht mehr und zu denen komme ich jetzt täglich als nächstes. Also aktive Frostschutzmaßnahmen, das kann ich mir halt zunutze machen, wenn ich in einer Senke bin oder eine niedrige Lage jetzt habe Und wie ich da schützen will, kann ich einerseits das Gelände erwärmen mit Paraffinkerzen, Frostöfen. Es gibt also stationäre Ventilatoren, die Gas verbrennen und eine warme Luft einblasen. Also hart die Luft draußen? Genau, draußen die Luft auf. Also eigentlich, wenn man sich das kurz energietechnisch vor Augen führt, ein kompletter Irrsinn. und dementsprechend hoch sind auch die Kosten bei diesem Verfahren. Und das Problem ist, ich weiß ja am Anfang der Saison nicht, wie viele Nächte was vielleicht gefrieren könnte. Und sobald ich eine Nacht angefangen habe damit, muss ich eigentlich jede Nacht abdecken können, weil sonst wäre ich ja, wenn es mir jetzt in der sechsten Frost noch gefriert. Waren die fünf Nächte davor, wenn ich da was an Geld investiert habe, wäre das ja sonst unnötig gewesen. Also da muss man sich halt anschauen. Also das ist ein Risiko, dass du sagst, wenn jetzt 10 Frostnächte noch kommen, muss ich jetzt 10 durchharzen, sonst habe ich 9 versenkt. Genau. Also zum Beispiel bei den Paraffinkerzen zum Beispiel, die werden relativ weit eingesetzt oder sind weit verbreitet, weil es relativ einfach zum Beschaffen ist und lagern. Da reden wir pro Hektar und Nacht von ca. 1000 Euro Kosten. Und wie viele Kerzen sind das? Ja, je nachdem, wie tief die Temperatur sinkt, sind es so zwischen 200 und 400 Kerzen. Am Hektar? Am Hektar, ja genau. Pro Tag, das heißt ich muss jeden Hektar eine Auge jeden Tag? Genau, genau, also die halt betroffen sind. Also normalerweise kommst du mit einer so einer Kerze zwei Nächte durch, das heißt du zinst das an, löscht das dann an und in einer anderen Nacht kann ich es nur mal entzünden und dann kann ich es ausbrennen lassen. Die wärmt und bewegt die Luft ein bisschen. Also um das geht es da. Hauptsächlich. Wir verwenden die bei den Kirschen, weil die haben wir eigentlich schon in einer guten Lage stehen, aber es kann halt einmal sein, wenn es wirklich blöd hergeht, dass wir da auch was machen sollten. Und ja, die Kirschen haben einen relativ hohen Hektar Erlös und darum ist es dort wirtschaftlich, dass wir sich für das was richten. Das ist aber auch nur eine kleine Fläche bei mir. Und ja, bei den Äpfeln und Birnen haben wir es einmal probiert, aber es ist einfach nicht wirtschaftlich. Ja, okay. Wie viel Grad reden wir da? Also wenn es draußen minus 15 Grad hat, dann kannst du mit dem... Nein, dann brauchst du nicht anrucken. Also da reden wir von, je nachdem wie viele Kerzen du aufstellst, so minus 3, minus 4 in dem Bereich. Beziehungsweise wenn es halt minus 7 kriegt oder so, dann habe ich es halt auch um 3, 4 Grad erwärmt und vielleicht halten die Blüten ja gerade noch minus 3 Grad aus, aber bei minus 7 waren sie hingewiesen. Also es ist relativ schwer zum Messen oder Belegen, ob das jetzt was geholfen hat oder nicht. Und beim Föhnen und beim Harzen ungefähr das Gleiche? Ja, also das ist relativ gleich. Wenn ich jetzt so ganz klassische Senken habe, wo sich halt immer die kalte Luft sammelt und nicht abfließen kann, Da kommt man mit Windrädern arbeiten oder so Ventilatoren, die werden dann ausgefahren, sind in einer größeren Höhe und die durchwirbeln die Luft. Das funktioniert auch, wenn nicht zusätzlicher Wind geht und das System sowieso über den Haufen wirft. Das sind halt auch relativ teuer, die Geräte. Und wenn man irgendwo neben Ortschaften ist, ist das halt laut auch. Also die meisten Anrainer werden ein Verständnis haben, aber wenn du irgendwo kein gutes Einvernehmen hast, kann das halt auch ein Thema sein. Und die Lösung, die in den letzten Jahren am meisten populär geworden ist, ist eigentlich die Frostberegnung. Da arbeitet man noch im physikalischen Prinzip nämlich, dass bei der Erstarrung, von Wasser, also wenn das gefriert wird, wärmefrei und das schützt beim Erstarrn eben die Blüten, die Früchte vor Frostschäden. Das ist abstrakt für Leute wie für mich ich habe Soziologie studiert letztens hat mir der Schellhahn geschimpft der Soziologie Student enden wird. Ihr wärmt es mit Eis. Genau. Was manche Leute glauben, dieser Eispanzer schützt, das ist falsch. Es ist einfach nur durch das Gefrieren wird Wärme frei im Zentelbereich. Also ganz, ganz minimal. Wenig, ja. Und durch diese Erstarrungswärme. Wird die Frucht geschützt. Da auch gleich ein Merksatz oder ein Tutorial für alle Hobbygärtner, denn die Bäume mit Wasser ein bisschen zu besprühen, das bringt nichts. Da haben wir dann das Gegenteilige, da kommt dann nicht die Erstarrungswärme, sondern die Verdunstungskälte. Kennt jeder, wenn er schwitzt, ist er dann kalt, wenn der Wind drauf geht. Genau, da haben wir die Verdunstungskälte. Und das heißt, man muss da wirklich viel Wasser aufbringen, die ganze Zeit lang. Man muss früher nur anfangen, damit dann die Leitungen nicht eingefrieren. Und dementsprechend viel Wasser braucht man bei dem Verfahren. Das heißt, gleicher Prozess mit wenig Wasser, Verdunstungskälte schlecht. Gleicher Prozess mit viel Wasser, wie hast du das gesagt, Erstarrungswärme. Erstarrungswärme, genau, ja. Gut. Ja, genau. Und diese Mär, ich habe das nämlich auch geglaubt, dass quasi so eine dünne Eisschicht, die sich dann über die Frucht oder die Blüte legt und du fühlst, das stimmt so nicht. Genau. Und der Methode sind natürlich auch Grenzen gesetzt. Die eine Grenze ist, wie ich schon gesagt habe, der Wind, wenn jetzt so eine Kaltluft, eine Kaltfront durchzieht und der Wind da mitspült, dann vertreibt man da das Wasser beim Beregnen. Dann bringe ich kein schönes Eisband zusammen, habe ich dann auch wieder das Problem, Verdunstungskälte, noch mehr Schaden, als wenn ich nichts gemacht hätte und die zweite Grenze ist, wenn es mir untertags nicht warm genug wird und das Eis wieder abfällt von den Bäumen und von den Blüten, können einerseits die großkronigen Bäume. Abbrechen oder zusammenbrechen. Großkronige heißt einfach wirklich weiter? Ja, genau, so größere Kronenformen und wenn man jetzt die klassischen schmalen Hecken, wie es wir haben, hat und das Eis fällt nicht an, dann kann es auch dazu führen, dass einfach diese Organe der Frucht, also des Baums, also die Blüten, die Früchte, die Blätter, dass das einfach da stickt, weil da kein Sauerstoff dazukommt oder kein Sonnenlicht und ja, das heißt, ja, das ist eine eigene Wissenschaft. Und jedes Jahr werden wir natürlich gescheiter, weil es jedes Jahr wieder irgendwelche anderen Verhältnisse gibt. Also am Bekannten von mir ist einmal eine Anlage umgeflogen, weil das Eisen nicht, angefallen ist und dann war viel, viel, viel mehr Schaden als die Frostberegnung jemals richten hätte können. Wir reden jetzt immer noch von, das war jetzt aktiver Frostschutz, oder? Genau, ja. Ja, also ich tue aktiv was, dass ich den Post aktiv bekämpfe. Genau, genau. Ja, genau. Ich habe, Aktiv abgeschlossen und jetzt passiv? Passiv haben wir vorher schon ein bisschen angeschnitten, eben mit der Bereinigung der Lagen, dass ich halt nicht mehr in Senken setze oder so. Ich kann es dann auch ein bisschen steuern oder ganz leicht beeinflussen, dass meine Bäume nicht zu früh austreiben. Ich mache es jetzt so, wir machen die Bodenbearbeitung unterm Baum. Zögert man so lange wie möglich aus. Wenn ich jetzt den Boden bearbeite, dann erwärmt sich der schneller, weil die Sonne wieder schöner dazukommt und so und das würde natürlich auch wieder dazu führen, dass die noch schneller austreiben, aber irgendwann muss ich dann auch was machen, weil das Gras wächst ja und wenn das Gras dann zu viel Konkurrenz wird zu meinen Bäumen, dann muss ich das natürlich auch wieder umbrechen oder entfernen. Also ja, da ist man immer so ein bisschen im Zwiespalt, was gerade gescheit ist oder nicht. Und ja, ansonsten kann ich vielleicht noch eben die Obstarten und Kulturen ein bisschen bereinigen, wie ich schon gesagt habe. Marille wird zum Beispiel bei mir im Betrieb einfach aufgrund dessen, dass ich die letzten 10 Jahre keine gescheiten Ernten heimfahren habe, dann wird dem über kurz oder lang verschwinden. Auch wenn wir jetzt im Gebiet der Wachau Marille sind, aber in Schönheit gestorben, hilft auch nichts. Also für irgendwas... Genau, ja. Irgendwie müssen wir unsere Familie ernähren und ja... Das ganze Werkel am Laufen halten. Jetzt sagst du, die Wachauer Marille, also die Marille schlechthin irgendwie. Ja, genau. Zumindest in Österreich sagt einer, der es macht, gut, du sagst, du machst es nebenbei. Du gibst dem Ganzen einen Ablauf. Ja, absolut. Ist das auch die Stimmung vom Rest der Marillenbauern, die etwas anteilsmäßig mehr haben? Es gibt schon noch, also es setzen schon noch viel drauf. Für die Wacharmerille wird ja ein sehr guter Preis gezahlt oder verlangt. Dementsprechend hat man da schon ein bisschen Luft, dass man gewisse Frostschutzmaßnahmen umsetzen kann. Aber wenn das über Jahre geht, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass man da positive Deckungsbeiträge erzielt und dann löst sich das Problem von selber. Okay. Ich habe in der Vorbereitung ein bisschen recherchiert. Ich habe einen interessanten Satz gefunden, nämlich bei so einem, oder einmal ist das eine Info gewesen und da hat ein Experte, hofft er, dass ein Experte war, geschrieben, selbst wenn die Risiken von Spätfrösten bestehen, Frösten haben wir es wieder bestehen bleiben, so befördern die Klimaerwärmung auch hierzulande den Anbau, befördert den Anbau von Marillen. Die Kulturen sind wärmeliebend und bis zu einem gewissen Grad auch durchaus trockentolerant. Die Akzeptanz der VerbraucherInnen ist groß, aber auch in der Veredelung sind heimische Marillen gesucht und gefragt. Und dann sagt er, Beständigkeit und Kulturtreue kann sich für Erzeuger, also durchaus Lohnen, vorausgesetzt die Bäume tragen. Das finde ich ja interessant. Du lachst, bitte um deine Stellung. Nein, er hat eh recht. Es ist Beständigkeit in der Kultur und Tradition und so. Er schlüsselt alles richtig auf. Die Frucht ist gefragt, sie bringt hohe Erlöse, aber dann mit dem letzten Satz. Sagt er, vorausgesetzt die Bäume tragen. Bei dem Problem sind wir jetzt, sie tragen eben nicht. Folgedessen wird es halt schwierig, das irgendwie wirtschaftlich darzustellen. Kann man über Zucht oder sowas was machen, dass man sagt, ich züchte jetzt Marillen, die einfach nur erst im April, Mai blühen und dann halt bis in den Herbst rein tragen? Oder gibt es da Möglichkeiten? Das wäre ein guter Ansatz. Aber das wird auch schon weit verfolgt. Also die Baumschulisten und die Sortenzüchter sind da natürlich dahinter. Und die testen ja auch quasi die Frostbeständigkeit. Es gibt scheinbar gewisse Merillensorten, die halten ein paar Grad minus ohne weiteres aus. Haben dann vielleicht wieder andere Eigenschaften, die nicht so gut sind. Also da ist die Sortenzüchtung extrem dahinter. Dass die einfach schauen, dass man den Austriebszeitpunkt wieder weiter nach hinten bringt, weil mittlerweile, wie es auch der Arma-Experte gesagt hat, dass irgendwas nicht reif wird, diese Probleme haben wir eigentlich nicht mehr. Also bei uns geht es jetzt nur mehr darum, dass wie. Frostbeständig oder spätfrostbeständig diese ganzen Kulturen und Bäume sind, weil Oliven oder Zitrusfrüchte, die mich mich halt auch interessieren, wäre auch lustig zum Anbauen und einen eigenen Limoncello machen, aber wenn es dann halt immer ein paar... Genau, aber wenn es immer ein paar Grad Minus hat, dann wird man die auch nicht, langfristig über den Winter bringen. Marilloncello gibt es schon bei dir, oder? Marill-Likör machen wir, wenn uns die Natur ein paar Marillen überlässt, machen wir einen. Also siehst du da Potenzial, oder ist die Wachauer Marille eine spezielle Sorte, um das vielleicht auch nochmal da da jetzt reinzubringen. Kann man die Wachauer Marille überhaupt transformieren Richtung ein bisschen später im Jahr oder ist die einfach so, wie sie ist? Die Wachauer Marille ist insofern schwierig zu transformieren, weil das eine geschützte Ursprungsbezeichnung ist, GU. Und in dem GU-Standard sind halt die erlaubten Sorten für diese Marille, für die Wachauer Marille definiert. Und die sind jetzt definitiv nicht diese durch übermäßige Fruchtbarkeit und übermäßige Frosttoleranz auszeichnen. Also die sind einfach geschmacklich wohl sehr gut und der Marünenbrand und die Marünenmarmelade und die Marünen an sich aus der Wachhausenwelt bekannt, aber halt ja, das ist, Aber auch in Zeiten, wo wir noch einen langen, strengen Winter gehabt haben, da ist die zu ihrem Weltruf gelangt. Okay, das heißt, um das jetzt noch kurz reinzubringen, die EU-Verordnung ist ja das, glaube ich, die GU oder die Geschütz-Beschützungsbezeichnung. Und insofern, glaubst du, ist die so flexibel, dass sie sagt, okay, bevor sie ausstirbt, nehmen wir ein paar Sorten rein? Oder ist das so, dass sie vom Dinger sagt, das ist so gewesen, und wenn es es nicht mehr gibt, gibt es es nicht mehr. Ja, ich bin da auch ein wenig involviert oder weiß da auch nicht genau, wie da diese Entscheidungsfindungsprozesse sind, aber ich glaube schon, dass man der Marille da schon eine Chance ergeben soll, bevor es jetzt ganz ausstirbt. Gibt der Marille eine Chance? Ja, genau. Ja, genau. Also, für die ganze Region, für die Wertschöpfung und so weiter, war es natürlich löblich, wenn man das irgendwie transformieren könnte, weil es ist ja auch die ganze Verarbeitungsindustrie, eben die Brennereien und so, das ist ja alles eingerichtet bei uns in der Gegend und es macht ja jetzt auch keinen Sinn, das jedes Jahr mit Marillen aus dem Ausland irgendwie zu, voll zu stopfen, damit irgendwelche Produkte da sind, sondern dass das auch die Wertschöpfung da im heimischen Bereich bleibt. Ja, weil du sagst, Marillen aus dem Ausland, vielleicht noch abschließend, schaut, ob man herausfindet, was der Selbstversorgungsgrad immer ist. Ich liebe das Wort Selbstversorgungsgrad, was immer das dann im Detail, müssen wir ja mal machen, heißt. 39% habe ich herausgefunden, das war glaube ich 2021, 2022. Also so richtig selbstversorgungsmäßig sind wir eh nicht. Nein. Nein. Das heißt, 6% der Marillen, die wir verbrauchen, die sind sowieso quasi aus Italien, glaube ich, das Hauptanbauregion, oder? Ja, die Südländer, wo einfach, wir haben heute erst diskutiert zum Mittag, weil wir gesagt haben, die Marille heißt ja Brunus armeniaca, das stammt ja irgendwo aus dem Kaukasus, hat dort eben durch das Klima lange kontinentale Winter, streibt dort eher spät aus. Aber sie funktioniert im Mittelmeerbereich, wo halt kein Spätfrost ist, genauso. Wobei geschmacklich an unsere Früchte, an die Wachauer Marillen kommen auch nur die irgendwie an, die in Frankreich in Alpentälern oder so sind, wo du einfach Tag und Nacht Temperaturschwankungen hast während der Reifezeit, dass das eine gewisse Säurestruktur hat und dann auch gut schmeckt. Also derzeit kommt sicher das meiste von den Marillen, was importiert wird, irgendwo aus dem Süden. Genau, weiß ich da die Zahlen auch nicht. Okay, jetzt abschließend, habe ich irgendwas nicht gefragt, was aber in diesem Kontext des heutigen Gesprächs auch wichtig gewesen war? Nein, soweit. Ich glaube, wir haben alles besprochen rund um den Frost. Das Wichtigste, glaube ich, was man sagen kann, gerade wenn die meisten Leute, die zum Beispiel Marillen kaufen. Machen das, damit sie sich irgendwie auch Marmelade machen oder irgendwas anderes einkochen oder so Sachen. Und ich denke mir, das ist ja doch zeitunabhängig. Das heißt, wenn es wirklich heißt, es gibt genug Marillen und so, man kann ja da ruhig für zwei Jahre oder was Vieh reproduzieren. Wenn man daheim auch die Möglichkeit hat, das zu lagern, also da bitte einfach schauen, was berichten gerade die Fachmedien, wie schauen die Erntemengen und so weiter aus, da kann man sich schon ein bisschen richten. Wir haben ja auch in einem Jahr, wo es viel gibt, da haben wir gern und mehr Schnapsbrenner und der hält sich ja bekanntlich sehr gut. Der Überschuss geht in die Flasche quasi. Genau. Ja, sehr schön. Also mit einem Appell beenden wir das heutige Bauer-to-the-Bibel-Interview. Christoph, du bleibst mir bitte noch dran. Jawohl. Ich sage auf jeden Fall mal schon mal Danke für diese vielen Informationen. Ich hoffe, es war für euch, liebe Hörerinnen, Hörer und Zuseherinnen und Zuseher, also die 250 Millionen da draußen, die wir da wöchentlich, glaube ich, haben, sehr, sehr spannend. Für mich war es das auf jeden Fall. Christoph, vielen, vielen Dank und möge die Saison gelingen. Danke. Danke. Tschüss. Servus. Tschüss. Music.

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